Sex du Coeur et Haut Sex


Publiziert von Zaza , 4. September 2015 um 19:33.

Region: Welt » Frankreich » Chablais
Tour Datum: 4 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   F 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Kartennummer:1284

Wer gerne viel Aufmerksamkeit für seine Hikr-Berichte hat, dem stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Am gebräuchlichsten ist es, begehrte Gipfelziele zu beschreiben, besonders begehrt sind zum Beispiel jegliche Viertausender der Schweizer Alpen. Oder Neutouren im Alpstein, oder tolle Fotos. Eine weitere Option ist es, an die Urinstinkte der Leser zu appelieren, was etwa hier in erstaunlicher Manier geklappt hat. Wenn man sich bloss auf kleinen und abstrusen Gipfelchen in der tiefen Romandie tummelt, lohnt es sich also, eine Prise Sex einzustreuen! 

Von der Endstation in Le Flon gehe ich zuerst zum Col de Verne, wobei es sich für den ersten Abschnitt lohnt, statt der Fahrstrasse den Fussweg bis Plan de l'Ortie zu nehmen. Für den Aufstieg zu P. 1992, dem Westgipfel des Sex du Coeur, bieten sich zwei Optionen an. Einfacher ist es, auf der Französischen Seite den Wanderweg Richtung Arvouin zu begehen, bis die Südflanke des Gipfels erreicht ist. Nun auf einem Weglein zum Grat hinauf und mit einer kurzen Kraxelei zu P. 1992 (T4). Anspruchsvoller folgt man dem Grenzgrat, der zunächst ziemlich verbuscht ist. Im oberen Teil wird er felsig, bleibt aber immer wieder von etwas heiklen grasigen Abschnitten unterbrochen. Man kommt zu einem steilen Couloir (mit einer Tafel als "Voie des Chasseurs" bezeichnet), das dank einem Drahtseil recht gut zu ersteigen ist. Kurz darauf ist der Fuss des Gipfelkopfs erreicht. Er ist ebenfalls mit einem Drahtseil ausgerüstet, das aber unten lose hängt (Haken ausgebrochen). (T5+). Von P. 1992 umgehe ich den ersten Abbruch südseits und folge dann meist dem scharfkantigen Felsgrat, manchmal mit etwas Ausweichen in der Südseite, bis zum Sex du Coeur. 

Der Abstieg zum Col de Savalène folgt einem Fussweg, danach vom Pass auf einem markierten Weg zum schönen Lac d'Arvouin hinunter. Kurz dem Seeufer entlang zu P. 1667 und dann über etwas unangenehmes Gelände der Südwand des Linleu entlang aufwärts. Sobald als möglich quere ich nach links zur Gipfelwiese und erreiche dann das Gipfelkreuz. Leider ist die Schweizer Seite inzwischen völlig eingenebelt, so dass von der vielgerühmten Aussicht wenig zu haben ist.

Ein Fussweg führt vom Gipfel abwärts und zum Col d'Outanne. Von hier könnte man auf einem Fussweg weiter zum Col de Conche gehen, ich ziehe jedoch den Grat vor. Dieser felsige Grat zur Aiguille de Braite ist kurz, aber nicht ganz simpel (Stellen T6). Danach einfacher zum Pass runter. Nun folge ich mehr oder weniger dem Grat bis zum Haut Sex. Den Abstieg packe ich über den Ostgrat an, was sich als schlechter Entscheid entpuppt. Die Angabe des SAC-Führers ("quelques sapins") ist die Untertreibung des Jahres - der Grat ist fast durchgehend bewachsen und wegen dem Gestrüpp sieht man die Abbrüche gar nicht richtig. Irgendwann wird mir die Sache zu blöd, so gehe ich nach Chétillon hinunter und dann über Tseudron nach Torgon. Der Ort ist im Sommer ziemlich verschlafen, also warte ich nicht auf den Bus und mache mich per Autostop auf nach Vionnaz. 

Tourengänger: Zaza


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Kommentare (12)


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Clariden hat gesagt: Steigerung der Einschaltquote
Gesendet am 4. September 2015 um 21:21
Also dass ist ja raffiniert!
Apropos 4000er. Wenn ich das richtig verfolgt habe, hast du vor ein paar Jahren 2 davon gemacht (by the way, dein Weissmiesbericht hatte mich damals animiert wenige Tage später zu wiederholen), auch sonst manch heiklere Route begangen. Seitdem eher moderatere Touren?! Zufall oder bewußte Entscheidung?
Gruss
Clariden

Zaza hat gesagt: RE:Steigerung der Einschaltquote
Gesendet am 5. September 2015 um 19:16
Nicht bewusst. Diese beiden Viertausender sind ja nicht besonders schwierig, da ist so mancher kleine Gipfel wesentlich giftiger. Generell bin ich nicht so scharf auf Touren, bei denen mit viel Betrieb zu rechnen ist.

LG, zaza

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2015 um 11:23
"Die Angaben des SAC-Führers" Jahrgang?

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. September 2015 um 19:18
Spielt an sich keine Rolle, denn bei solch selten begangenen Routen wird in der Regel jeweils von der Erstausgabe abgeschrieben...ich hatte den Führer aus den 90er Jahren dabei.

silberhorn hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2015 um 21:02
Aha, dachte sie würden bei jeder Folgeausgabe überarbeitet.
Könnten relativ alte Führer nicht fatale Folgen nach sich ziehen, wenn durch Permafrost oder sonstige Wetterbedingungen stake Geländeveränderungen statt fanden? Schwarzmalerei?

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2015 um 22:26
Darum gibt's immer die Disclaimer in den Führern ;-)

Im Ernst: Das kann schon sein, aber im tieferen Gelände ist das nicht so häufig. Im Hochgebirge werden die Führer vermutlich schon gründlicher überarbeitet, zumindest was die gebräuchlichen Routen betrifft. Keinesfalls darf man sich aber blind auf Bücher oder andere Quellen verlassen, sondern muss bei Bedarf auch selber ein Urteil fällen können. Hier ein Beispiel.

silberhorn hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. September 2015 um 14:56
Dachte schon an Besteigungen wie Du im Bericht beschreibst, siehe bei Bertrand unten stehend "der Grat... gar nicht richtig". Dass man schlussendlich, egal wo, selber Verantwortlich ist selbstverständlich.

Vielen Dank und LG
maria

silberhorn hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2015 um 17:14
Zu obiger Antwort noch das dazu gehörige Intro.
Beim Lesen des Geschickten war mir bald klar, dass ich vor der Fragestellung allerhöchstens bis zur Nasenspitze darüber nachgedacht hatte.

Bertrand hat gesagt:
Gesendet am 8. September 2015 um 13:39
>der Grat ist fast durchgehend bewachsen und wegen dem Gestrüpp sieht man die Abbrüche gar nicht richtig. Irgendwann wird mir die Sache zu blöd...

Humm, si toi tu dis ça, je préfère ne pas imaginer...

lampbarone hat gesagt: Leserquote
Gesendet am 8. Dezember 2015 um 01:47
Aufmerksamkeit...
...oder die Aussicht auf *Reichtum
;)


P.S. Neutouren im Alpstein ... gibt es da überhaupt noch Möglichkeiten?


Zaza hat gesagt: Neues im Alpstein
Gesendet am 8. Dezember 2015 um 08:01
Klar doch, der leider viel zu früh verstorbene hampi hat ja jede Menge davon gemacht und beschrieben!

lampbarone hat gesagt: RE:Neues im Alpstein
Gesendet am 16. Dezember 2015 um 00:59
Oh, das macht mich betroffen! Es gibt leider inzwischen schon mehrere bis dahin sehr aktive hikr die nicht mehr in die geliebten Berge gehen können, bei ihm stand nichts auf der Seite.
Hab schon ein paar Mal von seinem Projekt gelesen, hätte ihm gegönnt, das er es abschließen (und natürlich darüber hinaus genießen) kann!


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