Monte Rosa Runde ... Teil 1


Publiziert von alexelzach , 19. August 2015 um 23:45.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 8 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 6 Tage
Aufstieg: 3150 m
Abstieg: 4250 m
Strecke:34 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Saas Grund, Randa - Camping Attermenzen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Stafal im Val de Gressoney
Unterkunftmöglichkeiten:Weissmieshütte - Trinkwasser, Camping Randa Attermenzen (Hole in one), Rifugio Guide Val d'Ayas, Rifugio Quintino Sella - auf den beiden italienischen Hütten kein Trinkwasser, aber halt unglaublich günstiges Flaschenwasser!
Kartennummer:1309 Simplon, 1329 Saas, 1348 Zermatt, 1368 Zermatt Süd

Wie der Titel schon vermuten lässt, haben wir die Runde leider nicht schließen können, oder zumindest nicht in der richtigen Weise ... denn leider war uns das Wetter nicht immer wohlgesonnen ... was sich auch gleich zu Beginn bei unserer Eingehtour zeigte ...

Samstag, 8. August - Weissmieshütte
Bevor wir uns am Montag mit den weiteren Mitstreitern vom DAV Freiburg treffen, wollten wir das Wochenende nutzen um uns zu Akklimatisieren und schon den ersten 4000er zu besteigen. Die Wahl viel auf das Lagginhorn von der Weissmieshütte aus.
Also mit dem Auto nach Saas-Grund, mit der Bahn bis zum Kreuzboden und bei strahlendem Sonnenschein die wenigen Höhenmeter hinauf zur Hütte. Anstatt uns aber bereits um 14 Uhr auf die faule Haut zu legen wollten wir uns zunächst noch etwas weiter Einlaufen und den Weg Richtung Westgrat erkunden.
Für den Normalweg auf das Lagginhorn über den Westgrat gibt es im Prinzip zwei Anfangsmöglichkeiten, zum einen über den Restgletscher bis auf etwa 3300m und dann über die Flanke auf den Grat oder eben den Westgrat von Begin an, wofür wir uns entschieden. Hierzu folgten wir dem Weg in Richtung P2926 und bei diesem dann den Steinmännchen nach rechts weg. Da aber immer mehr Wolken aufzogen, sind wir knapp unter 3000m wieder umgekehrt (600 hm ab Kreuzboden reichen auch zum Einlaufen) und zurück an der Hütte fing es dann auch an zu tröpfeln. Aber dabei bleib es dann leider auch ...

Sonntag, 9. August - Lagginhorn-Versuch
... denn anstatt am Samstag ordentlich abzuladen, regnete es als wir morgens um 4 Uhr aufstehen wollten ... zudem war auch irgendwie niemand von der Hüttencrew wach, so dass wir nicht mal Frühstücken konnten ... also wieder ins Bett und erst mal abwarten bis es hell wird ...
Nächster Anlauf 6 Uhr, das Wetter sieht gut aus, Frühstück gibt es auch, dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen ... doch zu früh gefreut, denn es zieht viel zu früh zu, der Gipfel ist bald in Wolken und auch sonst sieht alles nach Gewitter aus ... nach 2:30h Aufstieg entschließen wir uns auf 3600m zum Umkehren ... und kurz darauf sind wir mitten im Gewitter, wodurch der Abstieg mal so überhaupt gar keinen Spaß macht. Im stömenden Regen geht's den schnelleren Weg hinunter zum Restgletscher und Richtung Hütte, von der uns zu letzt noch ein reißender Bach trennt ... aber auch das schaffen wir noch und sind nach insgesamt 4:15h völlig durchnässt zurück an der Hütte ... erst mal trocknen und warten bis es etwas besser wird, bevor dann noch die paar Meter zum Kreuzboden anstehen ...

Aktuell ist das Lagginhorn übrigens praktisch ein Wanderberg, denn wie wir uns berichten ließen, sind die Firnfelder im Gipfelbereich aufgrund der extremen Wärme der letzten Wochen geschmolzen und man kommt ohne Schneekontakt zum Gipfel. Klettertechnisch ist der Grat meist auch nicht schwerer als I, mit einer geneigten Platte (II) als Schlüsselstelle genau an unserem Umkehrpunkt. Die Gesamtschwierigkeit kann man so also gut als T5 ansetzen, allerdings ist der Berg bei schlechteren Verhältnissen (mit mehr Schnee im Gipfelbereich und auf dem Grat) auch nicht zu unterschätzen ...

Nach der Talfahrt mit der Bahn folgt der Talwechsel hinüber ins Mattertal, wo wir für die kommenden 2 Nächte Zimmer im Hole in one auf dem Camping Attermenzen in Randa beziehen. Eine wirklich sehr zu empfehlende Unterkunft mit einer super netten Chefin, erstklassigem Essen und zudem sehr preisgünstig.

Montag, 10. August - Ruhetag
Das Wetter ist leider äußerst durchwachsen und so ist erst mal Faulenzen angesagt, bevor wir dann doch noch zu einem kleinen Spaziergang aufbrechen, inklusive Übungen am nahe gelegenen Trim-dich-Pfad ... :-)
Aber die weiteren Wetteraussichten sind erst mal gut und so kann es Dienstag richtig los gehen ...

Dienstag, 11. August - Breithorn & Pollux (800hm, ab 1200hm, 10,6km, 8:45h)
Pünktlich um 5:30 Uhr kommt das Taxi um uns nach Zermatt zu bringen (die Autos bleiben kostengünstig beim Camping geparkt und mit dem Taxi kommt man auch ohne Umsteigen auf den Zug direkt nach Zermatt). Weiter geht es durch den noch schlafenden Ort Richtung Talstation der Klein Matterhorn Bahn, wobei die Ruhe dann doch durch asiatische Tourigruppen auf Photojagd und immer mehr Ski(renn)fahrer mit dem gleichen Ziel wie wir gestört wird.
7:30 Uhr, wir sind endlich oben auf 3800m, bereit zum Loslaufen und mit großer Vorfreude auf die anstehenden Tage geht's bei tiptop Wetter übers Breithornplateau Richtung gleichnamigen Gipfel. Die gerade mal 350hm und 3km Wegstrecke gehen wir zwar gemütlich an, aber nach 1:45h stehen wir dann doch recht plötzlich in der Bergsteigermenge auf dem unscheinbaren Breithorngipfel, allerdings mit klasse Panorama. Da sich unsere Tourenleiter gegen eine Überschreitung zum Mittelgipfel (steiler Gratabstieg ohne ausgetretene Spur) entscheiden, heißt es einmal Umdrehen und mit reichlich Gegenverkehr wieder hinunter aufs Plateau.
Etwas unbefriedigt geht's jetzt über weite Gletscherfächen in gemächlichem fast schleichendem Tempo Richtung unserer ersten Unterkunft. Aber vielleicht könnte man ja noch was auf dem Weg mitnehmen, einen weiteren 4000er zum Beispiel ... und siehe da nach insgesamt 4:30h stehen wir um kurz nach 12 Uhr am Einstieg zum Südwestgrat des Pollux. Nach kurzer Diskussion entschließen wir uns zu viert die 300hm in Angriff zu nehmen, während die anderen direkt zur Hütte absteigen.

Gesagt, getan ... zunächst im Gehgelände, dann mit immer mehr Klettereinlagen im I. und II. Grad geht's dem Gipfel entgegen. Auch wenn es von unten sehr nah aussah, zieht es sich doch bis man zur eigentlichen Schlüsselstelle kommt, einer Klettereinlage die frei sicherlich im III. Grad anzusiedeln ist. Allerdings gibt es ein dickes Tau als Fixseil (dadurch würde ich mit IIA0 bewerten) und auch reichlich Bohrhaken, so dass die Stelle gut abzusichern ist. Erst quert man über eine Platte, dann steil nach oben durch eine Rinne und wieder eine Platte hinauf zur Madonnastatue, die allerdings noch nicht den Gipfel markiert. Diesen muss man sich erst noch mit einem Firnanstieg über 100hm erarbeiten, aber nach 1:30h stehen wir glücklich und ganz allein auf dem Gipfel ... diese Entscheidung hat sich wirklich gelohnt und ich kann jetzt zufrieden zur Hütte absteigen.
Für den Abstieg über den Grat brauchen wir dann nochmal die gleiche Zeit wie hinauf, was in diesem Gelände, aber durchaus normal ist. Dafür geht es über den Gletscher zum Rif. Guide d'Ayas deutlich schneller (400hm in 30min), wo wir immer noch 2h vor dem Abendessen eintreffen, also genug Zeit zum Ausruhen, Flüssigkeit nachfüllen und Kräfte sammlen für den nächsten Tag ... wozu übrigens die Pasta (aus Plastiktellern und mit Plastikbesteck) wunderbar beiträgt!

Das viele Plastik auf den italienischen Hütten ist allerdings eine fragwürdige Müllproduktion, zumal die Hütten genug Wasser für richtige Klospülungen haben ... Umwelttechnisch sollte man eher hier das Wasser einsparen und zum Geschirrwaschen verwenden, aber in Italien ist man wohl noch nicht so weit ... ach ja, hab ich schon erwähnt, dass ich Stehtoiletten hasse ... ;-)

Mittwoch, 12. August Castor Überschreitung (850hm, ab 650hm, 6,8km, 5:45h)
5 Uhr Frühstückszeit, spärlich italienisch und natürlich wieder viel Plastik, aber wir wollen ja schnell raus und auf den Berg ... um 5:45 Uhr trotten wir bei frischem Wind und ein paar Wolken den Gletscher hinauf zum Einstieg in die Castor-Flanke, welche wir am Tag zuvor ausgiebig begutachten konnten. Ohne große Schwierigkeiten gehen wir am verkürzten Seil in meist guter Spur Meter um Meter hinauf bevor wir kurz unterhalb des Gipfels den Bergschrund umgehend links auf den Nordgrat hinausqueren, wo uns die Sonne wärmend empfängt. Nun ist es nur noch ein Katzensprung, aber doch recht ausgesetzt, bis ich auf dem Gipfel des Castor umringend von zahlreichen Bergsteigern nach 3:30h Aufstiegszeit einen neuen Höhenrekord feiern kann!
Nach kurzem Fotostop geht's weiter zum genüsslichen Teil, der wunderschönen Gratüberschreitung Richtung Felikhorn immer mit Blick auf größere Ziele, wie den Liskamm, dessen Firngrat auf den Westgipfel unglaublich einladend aussieht ... bei unserer wohlverdienten Rast kurz oberhalb des Felikjochs kam uns kurz der Gedanke dies vielleicht noch heute anzugehen (Wir hatten erst 10 Uhr, also ohne Überschreitung eine durchaus realistisch Überlegung.), aber aufgrund der noch kommenden anstrengenden Tage (so dachten wir zumindest) verfolgten wir den Gedanken dann doch nicht weiter ... :-(
Nach ausgiebiger Rast also direkter Abstieg zum Rif. Quintino Sella, welches wir nach 1h Abstieg um 11:30 Uhr erreichten. Ein gemütlicher Nachmittag stand uns also bevor, der dann leider von der schlechten Nachricht getrübt wurde, dass das Wetter deutlich umschlagen sollte (Sturm, viel Neuschnee) ... auch wenn man am nächsten Tag wohl noch gut bis zur Gnifettihütte hätte gehen können, entschieden sich unsere Tourenleiter für den direkten Abstieg nach Italien. Nachzuvollziehen, da diese nächste Etappe eh nur eine Zwischenetappe vor den beiden Königsetappen gewesen wäre, und die Möglichkeit diese bei den aktuellen Vorhersagen gehen zu können sank gegen Null ... sehr, sehr schade ... aber so ist das nun mal in den Bergen ...

Donnerstag, 13. August Abstieg, Taxi und nach Hause
Bei nochmal schönem Wetter, aber es sollte ja erst gegen Mittag zuziehen, ging's auf dem Hüttenweg hinunter ins Tal. Wenn auch alles etwas wehmütig stimmte, so war der Abstieg über den schönen Gratweg (T3+), welcher mit Drahtseilen und Metalltritten unglaublich versichert ist, doch ganz interessant und kurzweilig. Nach 2:30h sind wir am Sesselift Bettaforca und schweben gemütlich hinunter ins Tal, wo uns gleich unser Schweizer Luxustaxi (zumindest der Preis lässt das vermuten) abholen wird um uns zu unseren Autos nach Randa zu bringen.

So schließen wir die Runde mit einer Wegstrecke von 250km über den Großen Sankt Bernhard etwas anders als gedacht ... aber so müssen wir halt wieder kommen und das werden wir, die Welt der 4000er im Monte Rosa Gebiet ist einfach zu schön ... :-)

Tourengänger: alexelzach


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Geodaten
 26621.gpx Lagginhorn-Versuch
 26622.gpx Breithorn und Pollux
 26623.gpx Castor Überschreitung
 26624.gpx Abstieg vom Rifugio Quintino Sella

Galerie


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