Von Mauvoisin nach Verbier


Publiziert von Dodovogel , 9. Mai 2016 um 18:43.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum: 4 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2460 m
Abstieg: 1832 m
Strecke:26.2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV nach Mauvoisin
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Luftseilbahn nach Le Châble. Dann mit ÖV.
Unterkunftmöglichkeiten:Hôtel de Mauvoisin, Cabane de Louvie, Cabane du Mont-Fort

Für das Wochenende waren wieder Hitzetage angesagt. Ich dachte mir: ab in die Höhe. Aber keiner meiner Freunde wollte mitkommen - es sei zu heiss zum wandern. Egal, dann halt im Alleingang; und weil das Wetter so schön ist, gleich für 2 Tage.

Anfahrt und Vorbereitung

Von Zürich dauert es eine ganze Weile bis man nach Mauvoisin kommt. Die Bauarbeiten an der Bahnstrecke und die Ersatzbusse helfen da nicht. Es ist kurz vor Mittag. Im Hôtel de Mauvoisin gönne ich mir eine kleine Stärkung und studiere noch einmal der geplanten Weg. Die erste Tagesetappe folgt weitgehend dem Alpenpässe-Weg (Etappe 22) in umgekehrter Richtung.

Mauvoisin - Cabane de Louvie (T3, ca. 4 h 30 min)

Zuerst führt der Wanderweg immer wieder die Strasse querend durch einen Wald ins Tal, wo man auf einer kleinen Brücke den Fluss Dranse de Bagnes überquert. Auf der anderen Seite entfernt man sich schnell von der Strasse und geht anfangs durch einen wunderschönen Wald langsam auf der nördlichen Talseite hoch. Bald verlässt man die Bäume und es geht steiler hinauf. Man passiert einige Schmelzwasser führende Gebirgsbäche. Bald passiert man die Écurie de Vasevay (2155 m). Hier lohnt sich eine kurze Rast. Von der Kante beim Kreuz hat man eine grandiose Aussicht auf das Tal und den Lac de Mauvoisin.

Jetzt ist der Weg etwas flacher bis zur Écurie du Crêt (2298 m). Danach geht es wieder steil hinauf zum Col du Sarshlau (2622 m) und erstmals in richtig felsiges Gelände.

Ich deponiere meinen Rucksack und mache einen Abstecher auf den Tête du Sarshlau (2656 m). Auf diesen muss man aber etwas kraxeln und es ist nicht ungefährlich. Zurück am Pass geht es steil abwärts zu einem Geröllhang. Unten fliesst ein weiterer Gebirgsbach und es hat einen kleinen See. Hier wird der Weg kurzzeitig wieder eben und es wäre ein wunderschönes Plätzchen um etwas zu verweilen. Aber ich muss weiter.

Als nächstes passiert man einen Wasserfall und nach einem kurzen Aufstieg erreicht man eine Steinhütte bei Le Dâ (2365 m). Hier tummeln sich unbeaufsichtigte Schafe in einem Hochtal. Der Weg biegt bald ab, überquert den Fluss und steigt steil zum Col du Bec d'Aigle (2567 m) auf. Von hier hat man eine erstklassige Sicht. Unter anderem auf den Grand Combin, den Lac de Louvie und den Lac de Mauvoisin.

Vom Col du Bec d'Aigle steigt man in kurzer Zeit zum Lac de Louvie ab. Südlich des des Sees, liegt die Cabane de Louvie auf einem kleinen Hügel am Seeufer. Ich folge dem Weg direkt am Ostufer des Sees. Erst sieht es so aus als würde man an der Hütte vorbeigehen aber der Weg führt zu einem Flussübergang etwas Südlich des Sees. Von dort ist man gleich bei der Hütte angekommen. Ich bin doch schon recht geschafft und Gönne mir hier etwas Süsses und wasche mir den Schweiss aus dem Gesicht.

Cabane de Louvie - Lac du Petit Mont-Fort (T3, ca. 2 h 20 min)

Weil aber die Schatten bereits länger werden breche ich nach (zu) kurzer Rast wieder auf. Zuerst verläuft der Pfad am Westufer des Lac de Louvie. Die Abzweigung unterwegs führt über die Têtes de Louvie zum Col Termin. Ich gehe aber weiter am Seeufer entlang Richtung Col de Louvie. Man könnte aber auch den anderen Weg nehmen. Mein Weg führt zu verlassenen Gebäuden am Nordufer des Sees und durch eine Moorlandschaft. Wirklich sehr schön. Gleich dahinter kommt die Abzweigung zum Col Termin.

Jetzt steigt man wieder entlang eines Gebirgsbaches auf zur Plan da Gole (2418 m), einer kleinen Ebene. Wieder so ein schönes Plätzchen. Auch hier hat es eine Steinhütte. Die Sicht zum Lac de Louvie ist wunderbar. Bei der nächsten Verzweigung gehe ich in Richtung Mont-Fort.

Bei Punkt 2628 teilt sich der Weg wieder. Ich zweige rechts ab, in Richtung Col de Louvie. Der Weg zieht sich jetzt etwas hin, es wird wieder felsiger und und man kommt immer wieder an Schneefeldern vorbei. Langsam verschwindet auch die Sonne.  Als ich den Pierrier d'Agè passiere, stehe ich plötzlich vor einem prächtigen Steinbock. Er ist nur etwas 5 Meter von mir entfernt. So nahe war ich noch nie dran. Wir starren uns eine Weile an, bevor er ruhig davon trottet. Eine eindrückliche Begegnung.

Jetzt habe ich aber definitiv genug für Heute. Beim Lac du Petit Mont-Fort finde ich einen malerischen Platz. Hier hat man eine atemberaubende Sicht auf den Grand Combin und der See ist halb gefroren; das blaue Eis sieht einfach toll aus. Während ich esse, kommt noch eine Familie mit zwei Kindern hier hoch. Ich geniesse noch den klaren Sternenhimmel. Die Nacht war trotz der Höhe wunderbar warm.

Lac du Petit Mont-Fort - Cabane du Mont-Fort (T4, ca. 2 h 30 min)

Um 8:00 gehe weiter. Das Gelände ist hier alpin. Der markierte Weg verläuft zuerst auf einer Moräne in Richtung Becca d'Age. Unterwegs treffe ich auf die Familie von Gestern. Sie sind gerade dabei aufzustehen. Um zum Col de la Chaux zu kommen, muss man eine schneebedeckte Hochebene zwischen Becca d'Age und Mont-Fort überqueren. Ich kann unter der Schneedecke das Schmelzwasser fliessen hören. Die Gefahr irgendwo einzubrechen macht mich vorsichtig und ich komme deshalb nur langsam voran. Nach etwa einer Stunde erreiche ich den Col de la Chaux (2940 m).

Zum ersten Mal sieht man das Skigebiet von Verbier und den Mont Gelé, mein Tagesziel. Hinter dem Col de la Chaux steigt man etwas ab und durchquert wieder eine schneebedeckte Ebene. Obwohl hier alles noch im Schatten liegt, ist der Schnee weich und man muss weiter vorsichtig sein. Man passiert neben dem Glacier de la Chaux einem kleinen, mit Schmelzwasser gefüllten See.

Hier endet die unberührte Natur. Der Abstieg zur Hütte verläuft entlang einer planierten Piste und man kann unterwegs den Müll begutachten, welcher von den Skifahrern hier hinterlassen wurde. Die umgepflügte Landschaft ist ziemlich enttäuschend und der Abstieg etwas langweilig. Ich bin froh bald bei der SAC Hütte Cabane du Mont-Fort anzukommen. Ich gönne mir eine Stärkung und unterhalte mich eine Weile mit einer Gruppe Amerikanern und einem Tasmanier, welcher unterwegs zum Mont-Blanc ist.

Cabane du Mont-Fort - Mont Gelé (T3+ , ca. 2 h)

Jetzt merke ich, dass ich bereits zwei Stunden hier sitze. Ich verabschiede mich und gehe weiter. Zurück auf dem Wanderweg verlässt man diesen gleich vor der Hütte wieder. Es geht hinauf auf eine kleine Kuppe auf einem offensichtlich oft benutzten Weg; er ist aber nicht markiert. Auf der Kuppe findet man man Wegspuren und ungepflegte gelbe Markierungen (Punkte) auf Felsen. Auf der Swisstopo Karte sind auch Wegspuren ersichtlich, welche wohl diesen Markierungen entsprechen. Hier gab es wohl einmal einen unterhaltenen Wanderweg. Ich folge den Markierungen durch eine schöne, mit Felsblöcken durchsetzte, Wiese und gelange bald zum Hang, welcher zum Col du Mont Gelé hinauf führt. Hier verliere ich aber die Markierungen. Der Hang ist voll mit losem Geröll und der Aufstieg ist mühsam. Auf meinem Kartenausdruck kann ich nicht ausmachen, wo der Weg durchführt. Wenn man online schaut und zoomt, kann man sehen, dass der Weg wohl am linken Rand den Hang hinauf führt. Ich versuchte es aber rechts, was keine gute Idee war und querte dann den Hang serpentinenartig hoch. So dauerte es aber fast eine Stunde. Oben auf dem Col du Mont Gelé (2805 m) entdecke ich wieder Wegspuren und Markierungen.

Jetzt kann man den Markierungen auf den Mont Gelé folgen, wobei diese nicht ganz so leicht auszumachen sind. Aber es lohnt sich diese nicht zu verlieren, weil sie gut durch das Gelände navigieren, welches sonst etwas schwer zu lesen ist. Grundsätzlich folgt man aber dem Ostgrat auf den Gipfel des Mont Geleé (3023 m).

Hier kann man eine wunderbare Rundumsicht auf viele bekannte Berge geniessen. Der Gipfel selber ist aber leider nicht so schön. Es liegt Abfall herum und die Infrastruktur der Seilbahn ist am verfallen (ich glaube nicht, dass die noch in Betrieb ist). Ich mache nur eine kurze Rast. Auch das Wetter trübt sich etwas. Wind und Wolken ziehen auf. Zeit aufzubrechen.

Mont Gelé - Les Ruinettes (T3+ I , ca. 1 h 45 min)

Ich verlasse den Gipfel in Richtung des Nordgrats. Anfangs gibt es keine Markierungen. Anstatt direkt nach Norden abzusteigen, was etwas schwierigere Kraxelei erfordern würde, finde ich einen einfacheren Durchgang wenn man vom Gipfel direkt nach Osten geht. Nach etwa 3 m Abstieg, kann man relativ leicht den Nord-Ost Hang zum Nordgrat queren. Hier erkennt man einen Weg. Manchmal erfordert der Abstieg etwas leichte Kraxelei (I) - wenn es schwierig aussieht, findet man auf der Ostseite meist einen besseren Durchgang. Nach etwa 15 Minuten erreicht man einen ersten Bergsattel. Jetzt hat es weiss-rot-weisse Markierungen, welche zum Col de la Chassoure führen (dieser Weg ist nicht auf der Karte eingezeichnet, wenn man die nächste Markierung nicht findet, helfen oft Steinmänner weiter. T3+).

Am Col de Chassoure ist eine Seilbahnstation und man trifft wieder auf das Skigebiet. Der restliche Abstieg nach Les Ruinettes erfolgt meist auf Skipisten (T2) und ist entsprechend öde und landschaftlich unschön. Diesen Abschnitt könnte man sich schenken, wenn die Seilbahnen hier in Betrieb wären.

Von Les Ruinettes gelangt man per Seilbahn nach Verbier und Le Châble, von wo aus man wieder Anschluss an den ÖV hat. 

Abschlussüberlegung

Insgesamt eine sehr schöne Tour. Besonders der erste Tag ist etwas vom Besten, was ich in der Schweiz gemacht habe. Sobald man das Skigebiet von Verbier erreicht, ist es aber weniger schön. Der Aufstieg zum Mont Gelé ist zwar ziemlich schön und der Abstieg bis Col de la Chassoure auch. Jedoch denke ich, dass es eventuell schöner wäre die Tour vom Lac du Petit Mont-Fort in Richtung Col de Louvie fortzusetzen. Dann kann man entweder nach Nendaz oder zur Barrage de la Grande Dixence weitergehen. Aber beides bedeutet wohl noch eine weitere Übernachtung bis man wieder die Zivilisation erreicht. Aber es wäre sicherlich schöner als sich das Skigebiet anzutun.
 

Tourengänger: Dodovogel


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Geodaten
 26541.gpx Tag 1: GPS Track weitgehend von Hand gezeichnet. Möglicherweise ungenau. Verwendung auf eigene Gefahr.
 26542.gpx Tag 2: GPS Track weitgehend von Hand gezeichnet. Möglicherweise ungenau. Verwendung auf eigene Gefahr.

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Kommentare (1)


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SCM hat gesagt:
Gesendet am 10. Mai 2016 um 08:47
Super Bericht, kommt auf meine Todo Liste!


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