Kameradschaftspflege am Sustenhorn


Publiziert von TomClancy , 9. August 2015 um 17:39.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum: 4 August 2015
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 770 m
Abstieg: 770 m

Lange waren diese Tourentage bereits in meinem Kalender eingetragen. Eine Hochtour mit meinen Bergfreunden aus dem deutsch-schweizerischen Grenzgebiet stand an. Manfred und Janosch holten mich am Morgen am Bahnhof in Luzern ab. Mit dem VW-Bus ging es dann auf touristisch interessanter Strecke über den Brünig ins Berner Oberland. Im Restaurant Steingletscher stärkten wir uns für den Aufstieg zur Tierberglihütte. Obwohl es Montag war, trafen wir beim Aufstieg viel bunt gemischtes Wandervolk an. Flipflops oder Bergschuhe, Alt oder Jung, von allem etwas. Auch der Klettersteig wurde rege frequentiert. Der Hüttenweg hat zwei Gesichter: im ersten Teil, bis zur Kreuzung mit dem Klettersteig, ist er wanderwegmässig ausgebaut (T3), im zweiten Teil hat er eher alpinen Charakter (T4) und verschiedene seil- oder kettengesicherte Stellen nötigen einem, die Hände einzusetzen. Die weiss-blau-weisse Markierung ist gerechtfertigt. Meine Wanderstöcke blieben jedenfalls auf dem Rucksack. Mit jedem Schritt weitet sich die Aussicht und der Parkplatz Umpol wird immer kleiner, während die Hütte, die hoch oben auf den Felsen thront, irgendwie nicht näher kommen will. Schliesslich schaffen wir es doch und nach einem letzten Gekraxel stehen wir nach 2 Stunden 20‘ vor der lang ersehnten Unterkunft. Im Moment wird kräftig umgebaut. Gerade eben ist das Richtbäumchen hochgeflogen worden. Es scheint alles planmässig zu laufen.
 
Schnell haben wir eingecheckt, die Schuhe werden an die Sonne gestellt und die T-Shirts gewechselt – Zeit für ein Panaché. Der Nachmittag vergeht mit sünnelen, Tourenvorbereitungen, Räubergeschichten erzählen und so ist es bald Zeit für ein feines Nachtessen in der gut besuchten Hütte. Die Hüttencrew von Chefin Tina bewirtet uns vorzüglich: Suppe, Salat, Risotto und Pouletplätzli werden mit einem feinen Dessert abgerundet. Nach dem Essen kündigt sich bereits der Sonnenuntergang an: ein besonderes Schauspiel hier oben auf 2798 MüM. Die Hüttengäste versammeln sich auf der natürlichen Terrasse und unzählige Fotos werden geschossen. Während meine Kollegen sich bereits zurückziehen, geniesse ich noch den romantischen Abend und träume etwas vor mich hin. Spät schlüpfe ich gut gelüftet in meinen Hüttenschlafsack für eine kurze, unruhige Nacht.
 
Nach gefühlten zwei Stunden Schlaf regen sich die ersten Tourengänger im Schlafsaal. Für 0500 Uhr ist das Frühstück angesagt, um 0600 Uhr wollen wir Richtung Sustenhorn abmarschieren. Ich kaue gedankenverloren an meinem Brotstücken, überrede mich zu drei Löffeln Müesli und spüle ein kleines Stück Emmentaler mit einer Schale Milchkafi herunter. Dann geht es raus. Wirklich kühl ist es nicht, obwohl die Nacht klar war. So können wir im leichten Fleece-Pulli los marschieren. Wir seilen uns unmittelbar bei der Hütte an und betreten gleich unter der Hütte den Gletscher, wo wir auch die Steigeisen anziehen. Janosch führt uns nun auf der vorhandenen Spur unterhalb des Gwächtenhorns Richtung Spaltenzone auf ca. 3000 MüM nördlich des Rothorns. Es gilt einige gut sichtbare Spalten zu überwinden, bevor es über das Plateau Richtung Vorder Sustenlimmihorn geht. Bald wenden wir uns nach Norden und nehmen den Schlussaufstieg in Angriff. Der Gletscherschrund ist weit geöffnet. Ganz in der Nähe des Grates gibt es aber eine gute Schneebrücke, die einen problemlosen Aufstieg ermöglicht. Schon bald sehen wir das erste Mal das Gipfelkreuz und mobilisieren die letzten Kräfte für den Endspurt. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen und der Wind hat aufgefrischt: die angekündigte Störung ist im Anzug. So verweilen wir nur kurz auf dem Gipfel. Das Panorama ist auch so eindrücklich, aber ich werde sicher wieder einmal bei noch schöneren Verhältnissen hierher kommen. Das wär ja auch mal eine Skitour?
Auf dem Abstieg gehe ich voran. Ich versuche den Spuren unserer Vorgänger zu folgen, was nicht immer ganz einfach ist und gehörige Konzentration erfordert. Aber ich finde den Weg durch das Spaltenlabyrinth. Es ist auch langsam Zeit, zur Hütte zurück zu kehren. Aufgrund der Temperaturen ist aus der Flanke des Gwächtenhorns regelmässig Steinschlag zu hören und das eine oder andere Mal können wir doch recht eindrückliche Brocken beobachten, die in der steilen Wand zerplatzen. Wir kommen aber unbeschadet noch vor 1200 Uhr bei der Hütte an. Zeit, die Energiespeicher aufzufüllen und das in der Hütte deponierte Übernachtungsmaterial zu behändigen.

Wir machen uns bereit für den Abstieg auf dem Hüttenweg. Janosch weigert sich standhaft, mir das Seil zu überlassen, was er später noch etwas bereuen wird. So geht es nun stotzig hinunter, Manchmal mehr kletternd als wandernd, erreichen wir erschöpft kurz vor 1500 den Parkplatz. Nach einem kurzen Bad im Gletscherbach ist unser Fahrer wieder pudelmunter. Mit den ersten Regentropfen startet er den Motor und zwei Minuten später sind wir im strömenden Regen unterwegs Richtung Meiringen, wo wir noch zwei aufgegabelte Alpinkollegen „deponieren“. Wenig später ist der Regen vorbei. Im Emmenbrücke laden mich meine zwei Kameraden aus. Es ist wieder wie den ganzen Sommer: heiss, heiss, heiss.
Fazit: eine schöne, gut organisierte Tour mit meinen Bergkameraden Janosch und Manfred. Der Hüttenweg ist anspruchsvoll, die Tour auf’s Sustenhorn einfach und erlebnisreich, das Hüttenteam herzlich und gastfreundlich. Also, zwei gelungene Tage mit guten Freunden! Merci Janosch, merci Manfred!

Tourengänger: TomClancy


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Kommentare (4)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 9. August 2015 um 18:52
Gratulation TC!

Das wartet auch auf mich ;-)

lg Felix

TomClancy hat gesagt: Das freut mich für Dich!
Gesendet am 9. August 2015 um 18:55
Lieber Felix! Merci, die Tour wird Dir sicher gefallen. Und falls Du übernachtest, wird Dir hofffentlich auch die Hütte passen.

Liebe Grüsse

TC

Gelöschter Kommentar

TomClancy hat gesagt: Merci, Ruedi!
Gesendet am 10. August 2015 um 10:38
Es ist immer wieder schön, draussen zu sein. Das gibt mir Ruhe und Kraft für viele aufreibende Arbeitstage!

LG

TC


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