eine expedition ins unbekannte herz der alpen
|
||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
fact sheet:
hochtour auf den ribu cima viola 3374m (prominenz 1081m) in den alpi di livigno in der lombardia.
vom 20.-21.07.2015; gemeinsam mit pia.
anfahrt per PKW; start am parkplatz altumeira; tag 1: aufstieg zum rifugio federico in dosdè; tag 2: aufstieg zum bivacco dosdè und von hier an weglos weiter über den normalweg auf die cima viola; abstieg auf der gleichen route.
einzelne firnfelder ab 2700m; gletscherpassage; ein paar regentropfen auf den letzten metern der tour; gipfelziel am 21.07. bei eingeschränkter sicht erreicht.
wanderinfos: bruckmann: 3000er in den alpen - südliche ostalpen mit dolomiten (vergriffen) bzw. hochtouren topoführer bündner alpen
wanderkarte: LKS blatt 269: passo del bernina
wetterbericht: http://www.ilmeteo.it/meteo/Bormio
fotoalbum mit allen bildern der tour
tourenbericht:
das ursprüngliche hauptziel für den sommer 2015 war ja der piz bernina gewesen; dafür war ich nicht fit genug, also war der plan B, mich auf halber strecke zwischen zürich, wo sie jetzt wohnt, und bozen, wo ich meinen jahreshaupturlaub verbracht hab, im engadin mit der pia zu treffen, um nach möglichkeit das duo piz linard und piz kesch zu machen; doch diese fürchterliche hitze, die im sommer 2015 geherrscht hat, und durch die an sich schöne frühsommer-hochtourenziele schon im juli in ausgeaperte, steinschlagträchtige schutthaufen verwandelt wurden, hat uns nochmal umdisponieren lassen; nach ewig langem brüten in der hitze vorm computer in bozen also die entscheidung, einen der unbekanntesten grossen berge der alpen zu probieren: die cima viola, einen stolzen 3000er im zumindest vom deutschsprachigen raum aus ganz schön mühsam erreichbaren oberen veltlin.
ich fahr also mit dem bummelzug von bozen über meran nach mals, von dort mit dem bus auf den ofenpass, um dort ins auto von der pia zuzusteigen; über livigno (zollfreizone mit billigstem benzin!) geht es dann ins val viola bormina, bis zum gebührenpflichtigen hintersten parkplatz altumeira; von dort spazieren wir dann gemütlich hinüber zum rifugio federico in dosdè.
vor und nach dem bombastischen abendessen (neben anderen köstlichen und sättigenden veltliner spezialitäten das beste bresaola ever!) traktier ich den hüttenwirt mit fragen zur aufstiegsroute; schliesslich war ich schon einmal, im sommer 2010, hier, hab damals aber keinen weg durch die westwand gefunden ... auch wenn mich die info, dass heuer ausser einem freund vom hüttenwart seines wissens nach noch niemand am gipfel war, etwas einschüchtert, bin ich nach dem studium von zahlreichen fotos, die mir bereitwillig am laptop gezeigt werden, doch überzeugt, dass wir zumindest mit den technischen schwierigkeiten klar kommen sollten.
21.07., kurz vor 05:00 uhr früh: es ist zwar an sich schön und schon unerhört warm, aber die formen der paar wolken am himmel verheissen, dass es heut nicht lang stabil bleiben wird; wir marschieren also im eiltempo durch das lange val cantone di dosdè hinauf zum bivacco dosdè; auch dort wird nicht lang pausiert; über die teils riesigen blöcke der schuttmoräne kraxeln wir zuerst in die mitte des "anfiteatro" genannten kessels, um dann über einen mühseligen schuttkegel leicht nach links in richtung eines kleinen wasserfalls aufzusteigen.
dann der von der orientierung her entscheidende moment: ein stück links vom wasserfall wird die mit schnee und schutt gefüllte rinne sichtbar, durch die man problemlos die wand überwinden kann; von nun an mit helm auf den köpfen kraxeln wir also rasch durch die rinne, um danach in einem linksbogen über leichtes schrofengelände bis zum anfang des gletschers aufzusteigen; auf den ersten blick schaut der halb so wild aus, doch nach den ersten schritten mit steigeisen unter den sohlen wird uns klar, dass wir auf nem verdammt steilen ding unterwegs sind; im mittleren teil gibt es bei unserer besteigung sogar gar keine schneeauflage mehr; geschätzte 40° blankeis - lieber nicht daran denken, welche folgen hier ein falscher tritt hätt! gaaanz langsam überwinden wir also das ärgste stück, um zuerst wieder schnee und bald auch den fels des gipfelaufbaus unter den füssen zu haben.
die letzten meter zum gipfel sind dann - anders, als im hochtouren topoführer büdner alpen behauptet - kein IIer (nach UIAA) mehr, sondern ganz einfaches kraxelgelände; gegen 09:30 uhr kommen wir also am gipfel an - und haben noch glück, dass die cima viola anders als die meisten nachbargipfeln noch nicht in wolken gehüllt ist - schad um die aussicht, denn bei besseren verhältnissen müsst man von hier die unbekannten "rückseiten" von piz bernina und ortler studieren können ...
leider kriegen wir die box vom gipfelbuch nicht auf - auch schad, wär echt interessant gewesen zu erfahren, wann da zuletzt wer aus dem deutschsprachigen raum oben war; also fleissig gipfelbeweisfotos schiessen, dann bald rückzug vom gipfel (bevor die wolken uns erreichen); auch im abstieg sorgt das blanke steilstück vom gletscher für nervenkitzel; danach sind wir bald wieder im val cantone di dosdè, wo wir am gletscherbach endlich eine längere pause einlegen, bevor es zurück zur hütte und ins nach wie vor fürchterlich heisse tal geht.
fazit: durchaus ein würdiger saisonhöhepunkt; man kann sich auf diesem im herz der alpen, aber gleichzeitig in einer ihrer unbekanntesten und entlegensten ecken gelegenen gipfel fast wie ein pionier und entdecker fühlen; der berg hat von allem etwas: einen kondizionell fordernden langen zustieg, ein paar, aber wirklich keine schwierigen kraxelstellen, eine route, die man erst finden muss, einen schön frei stehenden gipfel, und eben auch (noch - weil wer weiss, wie viele hitzesommer der noch überlebt) einen kleinen, aber giftig steilen gletscher.
hochtour auf den ribu cima viola 3374m (prominenz 1081m) in den alpi di livigno in der lombardia.
vom 20.-21.07.2015; gemeinsam mit pia.
anfahrt per PKW; start am parkplatz altumeira; tag 1: aufstieg zum rifugio federico in dosdè; tag 2: aufstieg zum bivacco dosdè und von hier an weglos weiter über den normalweg auf die cima viola; abstieg auf der gleichen route.
einzelne firnfelder ab 2700m; gletscherpassage; ein paar regentropfen auf den letzten metern der tour; gipfelziel am 21.07. bei eingeschränkter sicht erreicht.
wanderinfos: bruckmann: 3000er in den alpen - südliche ostalpen mit dolomiten (vergriffen) bzw. hochtouren topoführer bündner alpen
wanderkarte: LKS blatt 269: passo del bernina
wetterbericht: http://www.ilmeteo.it/meteo/Bormio
fotoalbum mit allen bildern der tour
tourenbericht:
das ursprüngliche hauptziel für den sommer 2015 war ja der piz bernina gewesen; dafür war ich nicht fit genug, also war der plan B, mich auf halber strecke zwischen zürich, wo sie jetzt wohnt, und bozen, wo ich meinen jahreshaupturlaub verbracht hab, im engadin mit der pia zu treffen, um nach möglichkeit das duo piz linard und piz kesch zu machen; doch diese fürchterliche hitze, die im sommer 2015 geherrscht hat, und durch die an sich schöne frühsommer-hochtourenziele schon im juli in ausgeaperte, steinschlagträchtige schutthaufen verwandelt wurden, hat uns nochmal umdisponieren lassen; nach ewig langem brüten in der hitze vorm computer in bozen also die entscheidung, einen der unbekanntesten grossen berge der alpen zu probieren: die cima viola, einen stolzen 3000er im zumindest vom deutschsprachigen raum aus ganz schön mühsam erreichbaren oberen veltlin.
ich fahr also mit dem bummelzug von bozen über meran nach mals, von dort mit dem bus auf den ofenpass, um dort ins auto von der pia zuzusteigen; über livigno (zollfreizone mit billigstem benzin!) geht es dann ins val viola bormina, bis zum gebührenpflichtigen hintersten parkplatz altumeira; von dort spazieren wir dann gemütlich hinüber zum rifugio federico in dosdè.
vor und nach dem bombastischen abendessen (neben anderen köstlichen und sättigenden veltliner spezialitäten das beste bresaola ever!) traktier ich den hüttenwirt mit fragen zur aufstiegsroute; schliesslich war ich schon einmal, im sommer 2010, hier, hab damals aber keinen weg durch die westwand gefunden ... auch wenn mich die info, dass heuer ausser einem freund vom hüttenwart seines wissens nach noch niemand am gipfel war, etwas einschüchtert, bin ich nach dem studium von zahlreichen fotos, die mir bereitwillig am laptop gezeigt werden, doch überzeugt, dass wir zumindest mit den technischen schwierigkeiten klar kommen sollten.
21.07., kurz vor 05:00 uhr früh: es ist zwar an sich schön und schon unerhört warm, aber die formen der paar wolken am himmel verheissen, dass es heut nicht lang stabil bleiben wird; wir marschieren also im eiltempo durch das lange val cantone di dosdè hinauf zum bivacco dosdè; auch dort wird nicht lang pausiert; über die teils riesigen blöcke der schuttmoräne kraxeln wir zuerst in die mitte des "anfiteatro" genannten kessels, um dann über einen mühseligen schuttkegel leicht nach links in richtung eines kleinen wasserfalls aufzusteigen.
dann der von der orientierung her entscheidende moment: ein stück links vom wasserfall wird die mit schnee und schutt gefüllte rinne sichtbar, durch die man problemlos die wand überwinden kann; von nun an mit helm auf den köpfen kraxeln wir also rasch durch die rinne, um danach in einem linksbogen über leichtes schrofengelände bis zum anfang des gletschers aufzusteigen; auf den ersten blick schaut der halb so wild aus, doch nach den ersten schritten mit steigeisen unter den sohlen wird uns klar, dass wir auf nem verdammt steilen ding unterwegs sind; im mittleren teil gibt es bei unserer besteigung sogar gar keine schneeauflage mehr; geschätzte 40° blankeis - lieber nicht daran denken, welche folgen hier ein falscher tritt hätt! gaaanz langsam überwinden wir also das ärgste stück, um zuerst wieder schnee und bald auch den fels des gipfelaufbaus unter den füssen zu haben.
die letzten meter zum gipfel sind dann - anders, als im hochtouren topoführer büdner alpen behauptet - kein IIer (nach UIAA) mehr, sondern ganz einfaches kraxelgelände; gegen 09:30 uhr kommen wir also am gipfel an - und haben noch glück, dass die cima viola anders als die meisten nachbargipfeln noch nicht in wolken gehüllt ist - schad um die aussicht, denn bei besseren verhältnissen müsst man von hier die unbekannten "rückseiten" von piz bernina und ortler studieren können ...
leider kriegen wir die box vom gipfelbuch nicht auf - auch schad, wär echt interessant gewesen zu erfahren, wann da zuletzt wer aus dem deutschsprachigen raum oben war; also fleissig gipfelbeweisfotos schiessen, dann bald rückzug vom gipfel (bevor die wolken uns erreichen); auch im abstieg sorgt das blanke steilstück vom gletscher für nervenkitzel; danach sind wir bald wieder im val cantone di dosdè, wo wir am gletscherbach endlich eine längere pause einlegen, bevor es zurück zur hütte und ins nach wie vor fürchterlich heisse tal geht.
fazit: durchaus ein würdiger saisonhöhepunkt; man kann sich auf diesem im herz der alpen, aber gleichzeitig in einer ihrer unbekanntesten und entlegensten ecken gelegenen gipfel fast wie ein pionier und entdecker fühlen; der berg hat von allem etwas: einen kondizionell fordernden langen zustieg, ein paar, aber wirklich keine schwierigen kraxelstellen, eine route, die man erst finden muss, einen schön frei stehenden gipfel, und eben auch (noch - weil wer weiss, wie viele hitzesommer der noch überlebt) einen kleinen, aber giftig steilen gletscher.
Tourengänger:
nikizulu

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare