Vom dicken Sustennebel auf den Galenstock via Südostsporn
Gwächtenhorn failed - again! - Südostsporn und Galenstock are with us under the beautiful deeb blue Swiss sky..
Nachdem wir vor drei Jahren auf dem Sustenhorn waren und uns mit drei netten Thurgauer unterhielten, machte sich für uns ein Vorhang auf. Sie berichteten uns nämlich vor und nach der Tour von ihrem Graterlebnis bzw. von ihren Erwartungen an den Westgrat des Gwächtenhorns, was uns doch faszinierte! Hinter dem Vorhang vorerst verdeckt blieb das Gwächtenhorn und sein schöner Wetsgrat dann aber. Bereits seit einiger Zeit wollten wir aber das Schatzkistchen öffnen und den Grat unter die Füsse nehmen. Letztes Jahr klappte es nicht, weil wir mehrmals vom schlechten Wetter abgehalten wurden. Nun sollte es dieses Jahr klappen und noch viel mehr, denn auch ein schöner Urner wartete auf uns und sein schöner nach Südosten abfallender Sporn der auf den Galensüdgrat führt - der Galenstock. Wie wir es lieben, nutzen wir dazu gerne den ÖV, weil wir kein Auto haben (wollen) und so das Erlebnis für uns intensiver und sinnvoller erscheint. Hoch über die Gräte, die Berge, die Pässe und an einem anderen Ort wieder runter, das ist ein Bergerlebnis, dass uns sehr entspricht.
[12.07.2015] Mit dem Postauto gelangten wir am Sonntag gegen Mittag an der Haltestelle Steingletscher an. Die Umgebungstemperatur war auch hier in der Höhe überdurchschnittlich hoch. Ohne abkühlenden Wind nahmen wir schwer bepackt den Weg zum Parkplatz Umpol unter die Füsse. Der Sonntag war in vollem Gange; Geniesser, Spaziergänger, ältere Menschen, die die kühle Bergluft suchten, Bergsteiger im Abstieg, wenige mit uns im Aufstieg - alle verfolgten sie ihre individuellen Ziele. Der Aufstieg gelang uns ohne grossen Effort auch weil wir viel Zeit hatten und irgendwo im Aufstieg ein kleines grünes Plätzchen nutzten um uns einen ausgedehnten Mittagsschlaf zu gönnen. Bei der Tierberglihütte angekommen, genossen wir das erfrischende Panorama auf den Steingletscher, Susten- und Gwächtenhorn bei einem Kaffee. Das Wetter verschlechterte sich im Laufe des Nachmittags stetig. Die Prognose wurde auch eher schlechter, doch wir blieben zuversichtlich, da kein Niederschlag für die frühen Morgenstunden angesagt war...
[13.07.2015] Waren.. Um 05:00 Uhr beim Aufstehen fühlte sich irgendein Idiot (sorry), der wohl nicht schlafen konnte, gestört, weil wir nicht ausschliefen und unsere sieben Sachen - wohl vermerkt in aller Sorgfalt - zusammen räumten. Die Ton verursachenden Angelegenheiten hatten wir so oder so bereits ausserhalb des Zimmers platziert... Naja. Beim Aufstehen hörten wir den Wind und Regen an die Hütte prasseln. Nur ein kurzes Schlechtwetterintermezzo oder ernst Westgrat-verhinderndes Wetter?
Für uns stellte sich heraus, dass es Zweiteres war. Es regnete, dichter Nebel verdeckte uns gar die Sicht auf den Gletscher und es zog böig um die Hütte. Immer noch in hoffnungsvoller Erwartung auf Wetterbesserung streckten wir in der Hütte nochmals die Beine, doch das Wetter besserte bis halb sechs nicht. Plan B war angesagt, was soviel bedeutete den Westgrat auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Über den immer noch gut eingeschneiten Gletscher stiegen wir auf der Normalroute gegen das Sustenhorn auf. Sollte sich das Wetter bessern, würden wir mal auf das Gwächtenhorn steigen, einfach halt über den Gletscher. Der Nebel war mal dicht, mal lichtete sich die Sicht wieder, der Niederschlag, vorwiegend aus dem dichten Nebel, war überaus feucht und kühlte uns ab.

Bereits um 09:00Uhr waren wir bei der Chelenalphütte und wurden herzlich, wenn auch etwas erstaunt empfangen. Weil wir so oder so unheimlich müde waren, gingen wir etwas später etwas schlafen und genossen danach Kaffee und Bündner Wurst bzw. Käse und Brot. Das Wetter besserte sich gegen Mitte Nachmittag in den Niederungen des Chelenalptals und wir liefen zum unteren Klettergarten um etwas Bergschuhklettern zu trainieren. Über plattigen Granit in doch eher schwierigen Routen für Bergschuhen konnten wir aber viel Selbstvertrauen tanken. Ohne es zu wissen, sassen wir gegenüber von

[14.07.2015] Heute hatten wir etwas vor: Rund 15Km und 1289Hm Aufstieg und 1140Hm Abstieg. Die Wetterbesserung spornte uns an. Beim Abstieg von der Chelenalphütte hatte es noch etwas Nebel oberhalb rund 2600m. Talauswärts lichtete sich der Nebel und machte der Sonne Platz. Wir trennten uns mit guten Wünschen von den zwei

Der Abstieg führte uns über einige Schneefelder knieschonend bis zu den Seelein bei Punkt 2435. Dort zieht sich der Weg mit den nun doch etwas müden Beinen unterhalb des Sunnigbergs durch und über viel Geröll von Süden her auf den Felssporn worauf sich die Albert-Heim-Hütte befindet. Wir genossen den lauen Sommerabend auf der Terrasse der Albert-Heim-Hütte und erhaschten des öfteren eine Blick auf den Galenstock mit seiner wuchtigen Gipfelwächte - was für ein Berg!
Heute wurde uns erst bewusst, dass wir unter gegeben Umständen die Route etwas besser hätten planen können. Wären wir nicht in die Chelenalphütte, sondern in die Dammahütte, hätten wir uns für Tag drei genau so viel Weg gespart, dass wir nicht zur Albert-Heim-, sondern zur Sidelenhütte hätten laufen können. Von der Chelenalp zur Sidelen wäre bei aller Güte in Anbetracht, dass wir am Tag darauf den Galenstock überschreiten wollten, doch etwas übertrieben gewesen.
Jetzt bei der Planung des morgigen Tages, wurde uns bewusst, dass der Übergang zur Sidelenhütte bereits einen gewissen, nicht zu unterschätzenden Effort mit sich bringen würde. Man sagte uns, bei schnellem Gehen würden wir um die 2h aufwenden müssen, in der Dunkelheit vielleicht etwas länger bis zur Sidelenhütte. Der schnellste Weg dahin führt über den sogenannten Nepal Highway. Der Führer Urner Alpen 2 veranschlagt 5-6 Stunden vom Furkapass auf den Galenstock, was doch etwas näher liegt als die Albert-Heim Hütte. Was sollten wir daher rechnen? 7 Stunden? Wir entschieden uns für ein frühes Ablaufen auch weil wir das allenfalls heikle Gipfelfirnfeld nicht zu spät begehen wollten.
[15.07.2015] 04.05 verliessen wir nach dem (Sehr-)Frühstück mit den Stirnlampen am Kopf die doch etwas veraltete Albert-Heim Hütte und stiegen zuerst runter zum Tiefenbach, der in tieftonigem Rauschen den lauen, ansonsten stillen Morgen durchbrach. Nach der Brücke führte uns der Weg steil auf der westlichen Seitenmoräne des Tiefengletschers hoch auf das Chräiennest. Oben angekommen, die Dämmerung liess noch auf sich warten, stiegen wir über unwegsame Granitblockfelder in die Flanke des östlichen Ausläufers des Klein Bielenhorns. Dieser Übergang ist etwas zeitaufwändiger, weil man sich doch ab und zu mal halten und an einzelnen Blöcken etwas hochziehen muss (T4). Der Weg dreht gegen Süden und steigt gegen den Schluss dann doch noch etwas an. Bei der Sidelenhütte angelangt, gönnten wir uns - sehr gut im Zeitplan (1h50Min) - einen break. Es dämmert und der von der Ferne etwas angsteinflössend aussehende SE-Sporn begann in den ersten Sonnenstrahlen orange zu leuchten.
Nach einer kleinen Verpflegung stiegen wir zum Sidelengletscher runter. Nach dem Anschnallen der Steigeisen und Anseilen führten wir uns zuerst über Schneefelder hoch auf den ersten Aufschwung des Sidelengletscher, der zur Zeit noch nicht aper ist. Der Firn zeigte sich als guten, harten Trittfirn teilweise etwas mit eisigen Passagen durchsetzt, die aber keine Probleme verursachten. Auf dem Sidelengletscher drehten wir nach dem Hannibal (Pkt 2882) Richtung Norden, wo der Gletscher ansteilt. Zwischen 2960 und 2980 überquerten wir ein kurzes Felsband. Danach steilt der Firn von rund 30° auf bis zu 45° beim Übergang auf den Sattel vor dem Sporn bei 3000-3020m ü.M. an. Wir erreichten den Sattel und erste Sonnenstrahlen trafen uns frontal, die wir aber gerne entgegennahmen. Nun drehten wir ins letzte steile Firnfeld vor dem Einstieg in den Fels das wir auf Vieren emporstiegen. Die Passage ist nur kurz und kaum ausgesetzt. Der Übergang zum Felsen bescherte uns keine Mühe und wir machten etwa 20m oberhalb des Einstiegs in den Felsen eine kurze Pause.
Dank den sehr gut dokumentieren Berichten von أجنبي,





Nach dem roten Turm gelangt man über einige 10m wieder über einfacheres Gelände, bis sich der Sporn wieder aufstellt. Etwa 10m weiter oben ist ein weiterer Bohrhaken sichtbar. Der Granit ist flach, aber immer in guter Höhe oder am Rand der Platten befinden sich wunderbare Kanten zum halten oder den Körper in eine sichere Spannungslage zu begeben. Die Kletterei in den oberen 4 Seillängen, die wir alle zügig absichern, machte richtig Spass. Die Route führt direkt auf die Kante des Sporns wobei man oft ordentlich Luft unter die Füsse kriegt. Wirklich schade, waren die oberen vier Seillängen vorbei als wir auf dem Galengrat angelangten! Das war Spass und Genuss pur! It was a dance under the deeb blue Swiss sky and

Auf dem Sporn genehmigten wir uns eine Pause und genossen die Aussicht. Danach richteten wir wieder das kurze Seil her und stiegen mehr oder weniger direkt in die etwas abschüssige Gipfelflanke ein. Es bestand eine wunderbare Spur, die trotz hoher Schritte den Aufstieg sehr erleichterte. So erreichten wir ca. 40 Minuten mit nur noch wenig Saft in den Beinen den Gipfel des Galenstocks und freuten uns riesig über den Erfolg! Es war ein pures Vergnügen, diese wunderbare Aussicht zu geniessen! Unsere Tour heute und der gesamte Zustieg war ein Erfolg, ein erlebnisreicher Zugang über einige Kilometer und Höhenmeter in der wunderbaren Urner Natur ohne Motorisierung, eine ganzheitliche Tour im totalen Genuss.. !

Wir verweilten bei warmen Temperaturen und leichtem Westwind etwa 25 Minuten auf dem Gipfel des Galenstocks bis wir uns daran erinnerten, dass wir um 14:02 Uhr ein Postauto nach Realp hätten. Das nächste in die Gegenrichtung nach Gletsch (Grimsel-Meiringen) würde dann erst um 16:30 Uhr fahren...
So entschieden wir uns für einen schnellen Abstieg auf den Rhonegletscher. Wollten wir das Postauto erreichen, mussten wir rund 6.5 Km und 1400 Hm Abstieg in nur etwas mehr als 2h hinter uns bringen - wir hielten es für realistisch auch wenn wir das Gelände nicht 100% einschätzen konnten.
Schnell waren wir danach beim Galensattel Pkt 3113 und stiegen in der Falllinie über mühsames und steiles Garnitblockgelände ab. Bei diesem Blockband entledigten wir uns der Steigeisen. Danach gelangten wir wieder auf Schneefelder die wir schneller Schritte überwinden könnten. Im unteren Bereich ist Vorsicht zu walten, da unter dem Schnee Abflussrinnen mit unbekannter Grösse lauern. Ein Schneedurchbruch beim darüber laufen kann ins Auge gehen. Sehr durstig konnten wir bei den vielen Wasserläufen unser Bedürfnis löschen und hielten aber in Anbetracht des engen Zeitplans nur dafür. Wir erreichten die steile Seitenmoräne des Rhonegletscher und folgten einer Wegspur mit Steinmann. Doch auf einmal war der Weg abgebrochen, wohl vom Winterschnee in einen Hangrutsch verwandelt. Nun, zurück und Zeit verlieren oder die steile, instabile Moräne runtersteigen. Wir waren immer noch angeseilt und entschieden uns für Zweiteres. Nach unglaublich viel Schutt, Steinschlagauslösung und Staub gelangten wir "endlich" auf den Rhonegletscher. Jetzt hatten wir noch 45 Minuten bis das Postauto fuhr. Wir stellten uns bereits die Situation vor, dass wir angeseilt anzurennen kommen würden und gerade so ins Postauto einsteigen müssten.. :-)
Auf dem aperen Gletscher konnten wir aber Zeit gut machen und gelangten trotz der mehrmaligen Umgehung von grösseren Spalten exakt 13:45 Uhr zum Ausgang durch den Touristenshop. Nach der Seilaufnahme liefen wir mit Klettergurten und Helm auf dem Kopf durch eine Horde persistent einkaufender und uns den Weg versperrende chinesischer Touristen.
Das Postauto erreichten wir und setzten uns zufrieden aber ausgelaugt auf die vorderen Sitze...
Fazit:
Die Durchführung solcher Touren erfüllt uns mit Glück zumal sie aus unserer Sicht viele Facetten des Unterwegs sein abdecken. Das Erlebnis war wunderbar, haben wir doch mit Verzicht (Gwächtenhorn, Westgrat), schlechtem Wetter etwas kämpfen müssen, dann aber wunderbare Wege, schönes Wetter, sagenhafte Weitsichten und eine wunderbare Tour auf den Galenstock und wieder runter mit perfektem Ausgang erleben dürfen. Der SE-Sporn ist absolut empfehlenswert und eine wunderbare nicht allzu schwierige
kombinierte Hochtour, schon nur wegen dem schönen Graniten.
Zeit Galenstock:
Albert-Heim Hütte 04:05 - Sidelenhütte 05:45, Pause 20'
Sidelenhütte 06:05 - Einstieg Sporn 08:00, Pause 15'
Südostsporn Ausstieg 10:00, Pause 25'
Galenstock 11:10, Pause 25'
Furka Belveder, 13:45
*(in Pausenzeiten sind jeweils Seil-, "Um- und Anziehmanöver" eingerechnet)..
Material:
4-5 Expresse (pro Seilschaft)
2 Bandschlingen pro Person für Stände/Sicherung
50m Seil (beim Abseilen über den Galengrat mindestens notwendig)
ein Sicherungsgerät wie bspw. Tuber
ein Pickel pro Person
Steigeisen für den Zustieg zum Sporn und den Galengrat
Reepschnur zum Abseilen
Prinzipiell Spaltenrettungsmaterial bei gegebenen Bedingungen (z.T. redundant zum an und für sich mitgebrachten Material)
Was wir noch dabei hatten aber nicht brauchten: Eisschraube (u.U. sinnvoll am Galengrat bei Ausaperung)
Schwierigkeitsbeurteilung
tendenziell eher ZS- da Klettern max III+ und Routenfindung leicht anspruchsvoller
Communities: ÖV Touren
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