Galenstock Überschreitung Nordgrat/Normalweg - Traumhafte Kletterei einen Ausichtsbalkon


Publiziert von 3614m , 21. Juli 2015 um 13:35.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:12 Juli 2015
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:Tiefenbach - Albert Heim Hütte - Nordgrat - Normalweg (Südseite) - Bellevue
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via PKW / Postbus zum Berghotel Tiefenbach (2110m)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Via PKW / Postbus zum Hotel Belvedere am Furkapass (2272m)
Unterkunftmöglichkeiten:Albert Heim Hütte (2542m) , ggf. auch Hotel Tiefenbach
Kartennummer:1231 Urseren

August 2014. Die Tour war gut geplant, doch für einen unserer Mitstreiter letztendlich am Grat zu schwierig. Mit dem Versprechen, wiederzukommen brechen wir die Tour am Anfang des Felsgrats ab.
 

Tiefenbach, Juli 2015. Wir sind zurück. Wieder zu dritt, aber diesmal mit erfahrener Unterstützung. Das Auto steht bereits am Belvedere, unser sportlich aktiver heutiger Begleiter und Tourenleiter hat das Fahrzeug schnell auf die andere Seite des Passes gebracht und ist per pedes zurückgekommen. Binnen einer Stunde steigen wir vom Hotel Tiefenbach (Einkehr empfohlen) zur Albert-Heim Hütte (SAC) auf und beziehen unsere Lager. Die Hütte - obwohl sehr gut gefüllt - ist sehr gemütlich, das Personal gibt sich sehr viel Mühe und verköstigt die Gäste vorzüglich.
 
Nach einer guten, aber kurzen Nacht und gutem Frühstück starten wir um 4.40 an der Hütte. Der Himmel ist wolkenlos, es hat ca. 5°C (zu viel für die Höhe), es geht kein Wind. Nach einer guten halben Stunde über die gröllige Endmoräne erreichen wir den Fuß des Tiefengletschers und legen die Steigeisen an.

Über den Tiefengletscher zum Nordgrat
Nach dem Aufstieg auf der rechten Seite der Gletscherzunge kreuzen wir diese und steigen entlang der Felswand nach oben. Der Tiefengletscher ist fast spaltenfrei, die wenigen Spaltenzonen umgehen wir großzügig. Der Pfad steuert den Südostsporn Südostgrat des Galenstock an, erst unmittelbar vor erreichen des Grats trennt sich der Weg zum Nordgrat und geht nach rechts weg, bleibt zwischen Randkluft und Spaltenzone. Nach einigen Minuten erreichen wir ein großzügigen Windkolk, in dem sich der Einstieg zum Nordgrat befindet (7:45 Uhr). Über eine kleine Schneebrücke überwinden wir die Randkluft und erreichen man das Band unter der Leiter, legen die Steigeisen ab und steigen die Leiter empor. Der weitere Weg hält sich an die von unten gut sichtbare dunkle Schwächezone. Kurze ausgesetzte Laufstücke wechseln sich mit kurzen Kletterpassagen ab, insgesamt ist das Gestein sehr schlecht; alles ist sehr, sehr locker, aber die schwierigeren Stellen sind allesamt gut abzusichern; es wurden großzügig Sicherungsstifte installiert.


Nordgrat: Auf dem Weg zur Gipfelwechte
Nach dem Aufstieg erreichten wir den Grat selbst. Vorbei an festerem Gestein traversiert der Weg jetzt auf der Westseite des Grats, bis wir ein kurzes, nach Westen steil abfallendes Eis/Firnfeld erreichen. Ein ausweichen nach Osten ist hier nicht möglich, die überhängende Wechte ist bereits großzügig angerissen (Achtung!). Zurück auf Steigeisen traversieren wir das Eisfeld vorsichtig -  das Eis ist leicht morsch, was die Eisen gut greifen lässt.
Bald erreichen wir den eigentlichen Gipfelgrat. Nach den ersten kurzen Schneeabschnitten packen wir wieder die Steigeisen weg und steigen empor. In den unteren Bereichen ist der Fels sehr schlecht, durch die Steilheit reißt man größere Platten nach unten - hier zahlt sich aus, heute als Erster gestartet zu sein. Ab der Mitte wird der Fels besser, der Ausstieg ist schließlich Genusskletterei vom feinsten. Die Gratblöcke sind fest und griffig, der Aus- und Tiefblick ist phänomenal. 
Um 10:50 Uhr erreichen wir den Schneegipfel, und genießen den Ausblick ins Wallis und in die Berner. Bis zum Mt.Blanc reicht der Blick, und auch das Matterhorn winkt herüber.


 
Abstieg: Normalweg
Vom Gipfel aus nach Süden dem Grat folgend; weit weg von der Gipfelwächte. Immer wieder nach Westen durch Firnfelder absteigend bleiben wir auf den für uns am sinnvollsten Route in den Sattel hinab Richtung Rhonegletscher.
Der Weg ist nicht markiert, auch Steinmännlein weisen hier nicht den richtigen Weg. Je nach Schneebeschaffenheit ist der Weg durch die Firnfelder sicherlich schneller und angenehmer. Als Zielpunkt dient stets markante Moräne im Tal. Besonders schön: immer wieder passieren wir Steine voller Bergkristallen, Rauch- und Rosenquarzen.
 
Mit erreichen des Gletschers um 14:30 wechseln wir an einer wenig unterspülten Stelle auf das Eis, und suchen uns einen Weg durch das Spaltenlabyrinth des Rhonegletschers. Schließlich erreichen nach ca. 11 Stunden den Touristenzoo am Rhonegletscher. Der Ausgang verläuft gerade zu durch den Souvenirshop des Rhonegletschers; mit unseren Bergschuhen, Rucksäcken mit daran befestigten Steigeisen und Eispickeln werden wir wie Marsmenschen beäugt. Das Auto wartet bereits am Belvedere. Natürlich folgt noch die Schlusseinkehr im Hotel Tiefenbach.
 

Fazit:
Eine grandiose Tour mit
  • kurzem, aber schönen Hüttenaufstieg durch Sommerwiesen, und einer urigen Hütte
  • durchaus steilem Aufstieg über den Gletscher zum Grat, aber kaum Spalten
  • Gratkletterei über lockere (unten) und feste (oben) Granitplatten ohne große Schwierigkeit, an den schwierigen Stellen gut abgesichert inkl. Passage eines kleines Eisfeldes
  • einem ewig langem, zähen Abstieg; kaum markiert
  • imposantem Spaltenlabyrinth auf dem Rhonegletscher

Tourengänger: 3614m


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Kommentare (2)


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dominik hat gesagt: Schöne Tour!
Gesendet am 21. Juli 2015 um 14:59
> Der Pfad steuert den Südostsporn des Galenstock an, erst unmittelbar vor erreichen des Sporns trennt sich der Weg zum Nordgrat und geht nach rechts weg,

Ich nehme an, Du meinst den Südost-GRAT :-)

3614m hat gesagt: RE:Schöne Tour!
Gesendet am 21. Juli 2015 um 16:20
Richtig - ist berichtigt. Danke für den Hinweis :)


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