Galenstock (3586m) via SO-Sporn


Publiziert von أجنبي , 24. August 2013 um 22:47.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:21 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Sidelenhütte – P. 2675 – Sidelengletscher – SO-Sporn – P. 3365 – Galenstock – Galengrat – Galensattel – Galengletscher – Rhonegletscher – Eisgrotte – Belvédère
Zufahrt zum Ausgangspunkt:-
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV ab Belvédère, Auto ab Furkablick
Unterkunftmöglichkeiten:Sidelenhütte bzw. Berggasthaus Oberaar
Kartennummer:LK 1:25:000: 1231 Urseren

Mit dem *Schildkrötengrat am Vortag war die Hauptprobe gelungen, nun waren alle Sinne auf den Galenstock gerichtet. Unsere grösste Herausforderung würde der Zeitplan sein und innerhalb dessen das Finden des richtigen Einstiegs. Da wir das Auto im Furkablick hatten und am Nachmittag noch ins Grimselgebiet fahren und unterwegs Nahrung für die beiden Folgetage besorgen wollten, empfahl es sich nämlich, das Postauto um 14.07 beim Belvédère zu erwischen.

 

Nach einer gemütlichen Nacht in der Sidelenhütte mit einem Zimmer ganz alleine für uns war um 4 Uhr Tagwache. Eine österreichisch-deutsche Seilschaft, die sich den SO-Grat vorknöpfte, war am Frühstückstisch unsere einzige Gesellschaft. Da wir von Steinschlaggefahr beim SO-Sporn-Einstieg gehört hatten und sowieso gerne alleine unterwegs sind, waren wir froh, nun eine günstige Gelegenheit für die Tour gefunden zu haben.

 

Um 5 Uhr stiegen wir von der Sidelenhütte zum kleinen See bei P. 2675 ab, wo wir im Licht der Stirnlampen und des Vollmonds einem Trampelpfad in Richtung Sidelengletscher folgten. Wir hatten uns die erste halbe Stunde am Vortag aus etwas Entfernung noch angeschaut, um in der Dunkelheit besser voranzukommen. Der kümmerliche Rest des Sidelengletschers ist zurzeit bis ca. 2800m aper, jedoch mit derart viel Geröll versehen, dass wir im unteren, flacheren Teil gut ohne Steigeisen auskamen. Am Fusse des Hannibal zogen wir sie dann aber doch an.

 

Nun folgte ein etwas eintöniger, knapp einstündiger Aufstieg über besten Firn zum SO-Sporn. Am Vortag war eine Führerseilschaft aufgestiegen, deren Spur wir nun dankbar nutzten. Auf ca. 3150m zweigt man in östlicher Richtung ab und landet am Fuss des Sporns (siehe Foto). Nachdem wir uns der Steigeisen entledigt hatten, stiegen wir über rutschiges, steiles Geröll in die Höhe. Wenig hinter uns erreichte eine 3er-Seilschaft nun ebenfalls den Sporn, weshalb wir uns grösste Mühe gaben, sie nicht abzuschiessen. Schon hier wurde uns klar, dass wir einen guten Zeitpunkt für die Tour gewählt hatten (nach den Ferien, nicht am Wochenende), denn an dieser Stelle besteht wohl wenig Grund zur Freude, wenn sich ein Dutzend Seilschaften im Aufstieg befindet.

 

Die ersten Kraxelmeter waren zwar rutschig, doch einfach, so dass wir unangeseilt los zogen. Bald schon erreichten wir aber eine grosse Felswand. Spuren im Schutt wiesen nach links in ein brüchiges Couloir, derweil wir rechts oben in einem Sattel einen Steinmann entdeckten (siehe Foto). Am Fuss der Felswand seilten wir uns an, denn nun würde es los gehen. Nur: wo genau? Eigentlich hätten wir ja Bohrhaken erblicken sollen, doch suchten unsere Augen vergeblich. Weit oben im brüchigen Couloir war einzig eine Schlinge zu sehen.

 

Ein Mitglied der folgenden Seilschaft schaute derweil rechts oben in der Scharte beim Steinmann nach, empfand den weiteren Routenverlauf aber als unpassend. Uns war die Sache nicht allzu geheuer, denn wir hatten keine Lust auf Abenteuer. Wenn's heisst man sähe am Einstieg Bohrhaken, dann suchen wir bis wir sie gefunden haben, anstatt einfach wild drauf los zu klettern, lautete unsere Devise. Während sich nun die 3er-Seilschaft das Couloir hoch zwängte, schaute ich selber mal beim Steinmann oben nach und siehe da: weiter oben erblickte ich die Einstiegswand mit den Bohrhaken. Madame folgte und nach einer kurzen Kraxelei über Felsblöcke erreichten wir den richtigen Einstieg. Mittlerweile hatten wir wohl mindestens eine halbe Stunde verlöffelt, umso froher waren wir nun, goldrichtig zu liegen.

 

Drüben im Couloir donnerte es nun plötzlich, die andere Seilschaft hatte ziemlich aufgeräumt. Die Felsbrocken hatten aber den letzten Nachsteiger glücklicherweise nicht erwischt bzw. vielleicht hatte er sie selber ausgelöst. Wären wir noch am unteren Ende des Couloirs gestanden oder im untersten, schuttigen Teil des Aufstiegs gewesen, wären wir wohl kaum unverletzt davon gekommen...

 

Wie auch immer – für uns ging nun, um 7.40 Uhr, die Kletterei endlich los. Die erste Wand wird von rechts unten nach links oben geklettert (3a), danach landet man bereits wieder in einfachem Kraxelgelände. Dort trafen wir auch wieder auf die andere Seilschaft. Mehr oder weniger gemeinsam ging's weiter hoch bis zum markanten, rötlichen Turm. Hier galt erneut: von rechts unten nach links oben wird geklettert (3a). Die Passage ist bestens mit Bohrhaken versehen und ebenfalls nicht so lange. Wir hatten ein 40m-Seil (wegen Schildkrötengrat am Vortag) dabei, was locker reichte. 30m tun's sicher auch. Nur: die Abseilpiste vom Galengrat ist damit natürlich Tabu, dort bräuchte es mindestens ein 50m-Seil.

 

Nach der kurzen Kletterei erreichten wir eine Rinne (zunächst keine Haken, doch einfach), die quasi auf den roten Fels hoch führte. Danach folgt man mehr oder weniger dem Grat. In den letzten paar Seillängen (II-III) stieg ich manchmal sogar etwas vor, denn ich fühlte mich super. Auch dies ein persönlicher Fortschritt in diesem Jahr. Bei einer etwas ausgesetzteren Passage kurz vor dem Ausstieg liess ich dann aber wieder Madame den Vortritt.

 

Während wir rechts am SO-Grat die andere Seilschaft aus der Sidelenhütte erblickten, rückte der Galengrat nun schnell näher und so erreichten wir kurz vor 9.30 Uhr das Steinmännchen am Ausstieg aus dem Sporn. Für die eigentliche Kletterei am Sporn hatten wir also weniger als 2h benötigt, während seit dem Einstieg aufgrund der Sucherei satte drei Stunden vergangen waren. Gut, dass wir beim nächsten Mal wissen wo's lang geht...

 

Am Ausstieg waren wir erst Mal stolz auf uns, die Sache so gut hingekriegt zu haben. Allerdings hatten wir schon noch ein paar Sorgenfältchen auf der Stirn, da wir bereits um das Blankeis am Gipfelgrat wussten. Die Blankeis-Passage war bereits von P. 3365 aus (und wie wir später bemerkten: selbst von Gletsch aus!) sichtbar. Nachdem wir also das Seil verstaut und die Steigeisen angezogen hatten, eilten wir zum Gipfel hoch. Noch vor zwei Monaten war ich hier *mit Skis unterwegs und der Gipfelgrat präsentierte sich so.

 

Als ich vor zwei Jahren *zum ersten Mal auf dem Galenstock war, stürzte an derselben Stelle ein italienischer Bergsteiger zu Tode. Dementsprechend vorsichtig, konzentriert und langsam stiegen wir in die Höhe, was gut gelang. Für trittsichere Bergsteiger ist die Passage zurzeit gut zu meistern, ohne das geschraubt werden muss. Um 10.20 Uhr erreichten wir den Gipfel. Für den Aufstieg ab der Sidelenhütte hatten wir also 5h 20min gebraucht, ohne die Einstieg-Sucherei wären's wohl etwa 4h 45min gewesen.

 

Für den Abstieg berechneten wir 3h 30min, was hiess: Wenn wir den 14.07-Bus erwischen wollten, blieb bloss etwa eine Viertelstunde auf dem Gipfel. Schade zwar, doch später würden wir darob froh sein. Zusammen mit der anderen Seilschaft stiegen wir deshalb bald vom Grat ab, in der Blankeis-Passage noch etwas vorsichtiger als im Aufstieg. Kurz vor dem Ausstieg des SO-Grats trafen wir dann auf die österreichisch-deutsche Seilschaft aus der Sidelenhütte.

 

Nun, für den Abstieg hatten wir also die leichteste Variante gewählt, jene über Galensattel, Galengletscher und Rhonegletscher, welche ich bereits gut kenne. Etwas mehr Schnee wäre durchaus willkommen gewesen, denn insbesondere der steile Abstieg kurz vor dem Galensattel sowie der Abstieg vom Sattel zum Galengletscher gestalteten sich recht mühsam. Auf dem Galengletscher hingegen konnten wir gut abrutschen.

 

Nach einem Rendezvous mit einer Steinbockkolonie oberhalb des Rhonegletschers ging's dann nochmals auf Wegspuren durch übles, steiles Geröllgelände hinunter zum Gletscher. Dieser war komplett blank. Ein Blick auf die Uhr zeigte schon früh: der Bus um 14.07 war erreichbar. Allerdings begannen uns nun die Spalten zu nerven: es war ein einziges Labyrinth, Zickzackereien liessen sich nicht vermeiden. Doch immerhin: Mit etwas müden Beinen trafen wir um 13.45 bei der Eisgrotte ein, was uns sogar noch Zeit für eine kurze Pause liess, bevor's mit dem Postauto zurück zum Furkablick ging.


Tourengänger: أجنبي


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