Hochtour ab Belvédère zum Galenstock und Sidelenstock


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 17. September 2023 um 23:06.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 

Nachdem im Sommer 2003 unter dem Tiefenstock, an dem ich trotz eines herunterhängenden Kletterseils scheiterte, meine Brille in die Randspalte gefallen war (Ersatzbrille sollte man als stark Kurzsichtiger schon mitnehmen!), brach ich meinen Aufenthalt im Bereich des Furkapasses ab u. radelte ohne Brille nach Basel, von wo ich in Zügen des Nahverkehrs nachhause fuhr.

20 Jahre waren also vergangen, bis ich jetzt die Gelegenheit fand, die Tour zum Galenstock nachzuholen!

An diesem Morgen marschierte ich zum Rhonegletscher. Der Durchgang am Hotel war wie auch bei meiner Skihochtour Anfang Juni zum Tiefenstock geschlossen. Man muss eben unten herum gehen. 

Die zu bewältigende Strecke auf dem Rhonegletscher ist sehr lang. Leider hatte ich mit einem Steigeisen Probleme: es lockerte sich mehrmals, löste sich, was Zeit kostete. Weit oben überlegte ich mir, ob ich nicht nach rechts ins Felsgelände gehen u. dort aufsteigen sollte. Allerdings verwarf ich diese Idee gleich wieder, da ich dachte, dass es sich dabei um etwas schwierig und daher unbequem zu begehendes Gelände handelt. Beim Abstieg sollten mich allerdings eine Wegspur und Steinmänner dort hinunterführen!

Also verließ ich den Gletscher in dem Bereich, wo Anfang Juni bei meiner Skihochtour zum Tiefenstock die anderen Skitourengeher nach rechts Richtung Galenstock abgebogen waren. Dort entdeckte ich Steinmänner, denen ich folgte. Weiter oben ging es sehr steil über einen rechterhand gelegenen Hang mit Gletscherschliffen und Felsblöcken. Darüber wird das Gelände flacher, um dann wieder zum Galensattel hin aufzusteilen. Nachdem ich diesen erreicht hatte, stieg ich nahe am Grat, der auf der Ostseite steil und tief abbricht, Richtung Galenstock auf. Ich kam an ein Firnfeld, das im östlichen Bereich über dem Felsabsturz hängt. Unterhalb einer Spalte, durch die man hindurch in die Felswand fallen könnte, querte ich entlang einer Fußspur. Das ging ohne Steigeisen. Am steilen Aufschwung des Gipfels konnte ich am rechten Rand der Eisauflage, wo weicher Firn bzw. etwas Neuschnee lag, ebenfalls ohne Steigeisen im Firn aufsteigen. 

Nach der ausgedehnten Gipfelrast trat ich den Abstieg an, wobei ich aber diesmal zur Sicherheit Steigeisen anlegte. Dann erfolgte der Abstieg zum Galensattel, aber diesmal im gut begehbaren Hang mit Fußspuren in Schneeresten, also nicht am Grat entlang. Nach Querung des o.g. Firnfeldes, dass nach unten in einen Eishang übergeht, stieg ich wieder nah am Grat ab. Vom Galensattel querte ich unterhalb des Grates zu einer Felskante, die ich überschritt. Dahinter stieg ich langsam die Flanke unterhalb des Nordgrates des Sidelenhorns querend auf. Zuletzt konnte ich über steiles Felsgelände (I-II) seinen Gipfel erklimmen. Von hier erschien mir der Gipfel des Grossen Furkahorns zu schroff, um ihn erklimmen zu können. Da es später als gedacht geworden war - der Anstieg zum Galenstock hatte unheimlich viel Zeit erfordert - wollte ich aber auch keinen Versuch machen. So trat ich den Abstieg an: zuerst folgte ich Steinmännern eine zeitlang am Westgrat, bevor ich ihn wegen Schroffheit in die Westflanke verlassen musste. Dort gelangte ich an ein wenig steiles Eisfeld - Rest des Gletschers - mit Steinen u. Schneeresten, sodass ich es ohne Steigeisen begehen konnte. Weiter unten steuerte ich eine Hütte an, in die man durch ein Fenster schauen konnte. Im Inneren lagen alle möglichen Gegenstände chaotisch auf dem Boden herum. Von dort stieg ich weiter Richtung Rhonegletscher ab. Etwas oberhalb von ihm entdeckte ich eine breite Wegspur, die ich beim Aufstieg nicht gesehen hatte, denn ich hatte den Gletscher etwas weiter oberhalb verlassen. Zu dieser stieg ich über einen Steilhang ab, um ihr talwärts zu folgen. Bald wurde sie schmal, teilweise undeutlich, aber Steinmänner wiesen mir den Weg. Bald gelangte ich in das Felsgelände oberhalb des Gletschers, das ich am Morgen gesehen, aber gemieden hatte! Neben der Gletscherzunge konnte ich weiter im brüchigen Gelände absteigen. Auch im weiteren Verlauf betrat ich nicht den Gletscher, sondern ging neben ihm über Gletscherschliffe. Das ging ganz gut. Nur an einer glatten Felsstelle musste ich vielleicht 4m weit hinunterrutschen. Zuerst hatte ich Angst, da ich in meiner Fantasie schnell werden würde. Das stellte sich als falsch heraus, denn das Abrutschen fand recht langsam statt! Zuletzt stieg ich über einen kurzen Geröllhang zum dort ebenen Gletscher ab und marschierte auf ihm zurück Richtung Belvedere.



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Kommentare (1)


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ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2023 um 19:40
Da warst du ja täglich vom 6.-10. Sept. äußerst erfolgreich unterwegs und du bist ja auch nicht mehr der Jüngste mit 60.
Meine Frage zum Galenstock. Ist es denn möglich im Spätsommer ganz ohne Eisberührung ( außer am Rhonegletscher ) zum Gipfel zu kommen.
Gruß Günter


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