Bälmeten - Schweben über dem Reusstal


Publiziert von Zolliker , 28. Juni 2015 um 14:59.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:26 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m

Ein Leben im engen Reusstal ist etwas für Hardcore-Bergler – aber sobald die steilen ersten 1500Hm vom Tal auf die Höhen überwunden sind, eröffnet sich dem Wanderer eine grossartige Bergwelt. Und weil auch die Urner gerne Kräfte sparen, haben sie eine Vielzahl kleinster Bähnchen gebaut, die den Auf- und Abstieg auf die hochgelegenen Alpen etwas erleichtern. Auf der heutigen Tour von Silenen über den Bälmeten nach Schattdorf profitieren wir davon.

An der Talstation der Chilchenbergen-Bahn in Silenen warten schon zwei andere Wanderer. „Fährt sie nicht?'“ fragen wir. „Erst wieder um Neun gemäss Fahrplan“. Ich schmunzle: „Das läuft anders hier –  einfach anrufen“. Die Bauernfamilie, die die Bahn betreibt, hat ein Handy im Hosensack, und so dauert es keine drei Minuten, bis wir einsteigen können. Die Fahrt ist nichts für schwache Nerven. Die offene Seifenkiste schwankt im Biswind, der Abgrund ist tief, die Rollen der Masten rattern um die Wette. Nur nicht hinunterschauen. Keine fünf Minuten später entsteigen wir dem Gefährt, sechshundert Meter weiter oben, gesund und munter.

Über frisch gemähte Wiesen ziehen wir los. Es muss auf die Zähne gebissen werden. Der schmale, aber perfekt gepflegte Pfad steigt ununterbrochen 900 Höhenmeter gnadenlos steil an. Derweilen lacht uns der Bristen zu, sein verführerischer Nordostgrat ist eines unserer nächsten Ziele. Bald wird es luftig, das Reusstal liegt inzwischen schon unendlich tief unten.

Dann dreht der Pfad um eine Felsnase, es wird flach – und auf einen Schlag öffnet sich vor uns die grosszügige Weite des Seewlitals, grossartig eingebettet am Fusse der mächtigen Nordwand der beiden Windgällen. Was für ein schöner Moment! Am Horizont grüsst frech das hübsche Schwarzstöckli – totaler könnte ein Szenenwechsel nicht sein. Wir gönnen uns eine längere Pause, um wieder zu Kräften zu kommen. Der Bälmeten ist in Sicht – aber noch weit entfernt.

Aber es folgt jetzt das Genusswandern. Nur noch wenig steigend durchwandern wir die grosszügige Geländekammer. Wir erreichen schliesslich den Pass mit dem Übergang zu den „Wissen Platten“, ein bizarre Landschaft, die einem versteinerten Gletscher gleicht. Wieder öffnen sich uns komplett neue Einblicke.
Unsere Route führt jetzt über Restschneefelder hinunter. Wir passsieren den „Stich“, ein passender Name für einen schmalen Einschnitt in einer breiten Felswand, der einzige Durchgang weit und breit. Das darin liegende Schneefeld ist bedrohlich hart. Der Zufall will, dass ein kurliger Landschaftsgärtner gerade einen schmalen Pfad durch das steilste Stück geschlagen hat. „Fürs Veeh“ meint der gesprächige Typ im breitesten „Ürnertiitsch“, und freut sich über unsere anerkennenden Worte. Ich bin dankbar, dass wir Steuerzahler uns die Schafhaltung auf über 2300m leisten.

Bald steigt unsere Route wieder an und wenig später erreichen wir den Bälmetengrat, der den nächsten „Wow-Effekt“ auslöst. Unter uns breitet sich der Urnersee aus, der Blick reicht nun vom Uri Rotstock über die Eggberge am Schächentaler Windgällen vorbei bis in die Ostschweiz. Sanft steigend streben wir über einen steinigen Grasrücken auf den Gipfel zu. Ich meine wahrlich zu schweben.Rundherum breitet sich grosszügig die Urner Alpenparade aus, fast 2 Kilometer über dem engen Reusstal mit seinen zahlreichen Verkehrsadern. Nach knapp vier Stunden erreichen wir den weit ins Tal hineinragenden Bälmeten, der uns eine fast fussballfeldgrosse Gipfelwiese für das Picknick bietet.

Nach einer überlangen Mittagspause, für den einen inklusive Mittagschlaf, für den anderen inklusive Conf Call, machen wir uns schliesslich an den langen Abstieg. Der ist weniger überraschend als der Aufstieg, sieht man doch die Bergstation der Haldibahn schon vom Gipfel aus.

Zunächst gilt es über eine steile Rampe abzusteigen, bis wir 1000m weiter unten die lieblichen Alpen der Schattdorfer Berge erreichen. Im gemütlichen Spaziergang über üppige Wiesen bauen wir die letzten paar Höhenmeter ab. So erreichen wir die kleine Gondelbahn, die uns – ein drittesmal schwebend – nach Schattdorf hinunterbringt.

Den vollständig bebilderten Tourbericht mit interaktivem Kartenausschnitt findest du auf meinem Wanderblog:
http://www.edwinwandert.com/2015/06/baelmeten-schweben-ueber-dem-reusstal/  

Tourengänger: Zolliker


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