2 Tages-Tour: Urigen (Schächental / Klausenpass-Strasse) - Braunwald via Glatten, Glattalp und Ortst


Publiziert von cygro , 7. Juni 2015 um 23:21.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum: 6 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   Ortstockgruppe   CH-GL   CH-SZ 
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto bis Urigen (UR)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Braunwaldbahn / S25 (Glarnersprinter)
Unterkunftmöglichkeiten:Glattalphütte SAC

Eine 2 Tages-Tour sollte her, Anfang Juni solange die Familie noch in den Ferien und somit die Zeit da ist. Solo machbar, aber durchaus auch noch mit etwas Schnee, damit die neuen Steigeisen eingelaufen werden können.
 
Tag 1: Urigen - Glattalp via Glatten und Mären
Das Postauto ab Flüelen fährt erst ab dem 20. Juni bis zur Klausen Passhöhe, somit standen zwei Varianten zur Auswahl: Per Autostop zur Passhöhe (auf gut Glück) oder ab der Endhaltestelle Urigen Ruosalper Chulm und Balmer Grätli statt Märcher Stöckli. Ich entschied mich für letzteres, trotz der zu kalkulierenden ca. 1.5 bis 2 Stunden zusätzliche Marschzeit, versprach doch die Route einen interessanten Übergang vom Balmer Grätli hoch auf den Glatten. Um vor den für den späten Nachmittag angesagten Gewittern auf der Glattalphütte anzukommen, hiess es somit den Zug um 6:12 zu erwischen, Abmarsch in Urigen um 8:25. 
Über satte Alpweiden ging's schnell zur Sache. Auf dem Bergwanderweg galt es gleich zu Beginn fast 500 Höhenmeter hoch zur Gruebenhütten zu gewinnen. Nachdem die erste Rampe bewältigt war, gings in leichtem Auf und Ab zur Heidmanegg (Tipp: Gemütliches Alpbeizli) und danach wieder stärker steigend hoch Richtung Unter Chulm. Unmittelbar nach P2106 galt es bereits das erste Schneefeld zu queren, obwohl leicht abschüssig absolut problemlos. Der letzte Anstieg zur Ruosalper Chulm war danach wieder aper. Bis hierher hatte ich mir bereits einen Rückstand von einer halben Stunde auf die Marschtabelle eingefangen, den Anstieg und vor allem der lange Höhenweg bis zur Heidmanegg hatte ich etwas unterschätzt. 
Vom Ruosalper Chulm gings weiter um zwei schöne Blöcke herum, die interessant aussehende Kaminkletterei hoch auf den ersten der Beiden schenkte ich mir aus Rücksicht auf die Marschtabelle. 
 
Kurz nach 11:00 Uhr, gleich hinter dem Balmer Grätli war's dann vorbei mit dem Vorgeplänkel. Über die schneebedeckte, recht steile Flanke (zwischen 30° und 40°) gings knapp unterhalb der schroffen Wände ohne markant an Höhe zu verlieren zum Couloir zwischen dem Chli Glatten und P2343. Mit Steigeisen war die Flanke machbar, der Schnee ist nach zwei Wochen Hitze und etwas Regen kompakt und fest. Ohne Schnee (bzw. Steigeisen) ist der Abstieg in den Chessel wohl empfehlenswerter. Durch das kurze, recht steile Couloir gings hoch auf das Vorplateau mit P2437 als höstem Punkt. Das gesamte Plateau ist noch gut mit festem Trittschnee bedeckt, einzig ein Felsblock mit einem Steinmandli drauf leigt frei und bietet einen perfekten Platz für eine kurze Rast. Mit aufgefüllten Getränkeflaschen (grosser Vorteil wenn noch Schnee liegt), führt der Weg nun durch den Einschnitt im Felsband hoch zum Glatten Hauptplateau. Hier verschwanden die Steigeisen wieder im Rucksack, in Gratnähe ist der Schnee bereits weg und auch sonst geht's hier nur noch sehr sanft aufwärts bis zum höchsten Punkt des Glatten (P2505). Nach einem kurzen Halt mit Eintrag im Gipfelbuch (der letzte Besucher war erst vor zwei Tagen hier), gings weiter zum grossen Steinturm auf dem Block bei P2478 zur Mittagsrast. 
 
Um 13:00 Uhr, immer noch ein halbe Stunde hinter Plan, ging's weiter über die weiten, noch immer gut begehbaren Schneefelder runter zum Firner Loch. Dank rassigen Rutschpartien über einige Steilstellen und den guten Trittschnee war der von da an markierte weiss-blau-weisse Weg in ca. 20 Minuten erreicht und der Rückstand zur Marschtabelle etwas reduziert. Die Wegmarkierungen im weiteren Verlauf richtung Mären sind teilweise sichtbar, oft aber noch unter dem Schnee begraben und es empfiehlt sich, hier möglichst einen Weg über die schneefreien Felsbänder zu suchen. Wwenn über den Schnee gequeert werden muss, möglichst eine Line mittig zwischen Felsen und Steinen hindurch wählen, da der Schnee nahe bei den Felsen deutlich weicher ist und die Chance einzusinken deutlich grösser ist. Kurz vor der Mären verlor ich die Wegmarkierungen aus den Augen und landete zuerst auf P2337 (statt P2323). Nach einigem Suchen fand ich zum Glück wieder eine Wegmarkierung, hier kann ein falscher "Einstieg" zur Inner Brüechällen aufgrund der hohen senkrechten Wänden fatal enden. Nach einem kurzen Besuch auf dem Märenspitz (P2304) und Eintrag ins Gipfelbuch ging's dann ans Eingemachte. 
 
Beim Wegweiser heist's wieder Steigeisen montieren und Pickel in die Hand. Über eine Wächte (weit ausholen um nicht abzurutschen) geht's von da steil runter auf ein etwas bretiteres Band, welches sich jedoch schnell zu einem schmalen Pfad über aperen Fels verengt, bevor es in das anfangs äusserst steile Couloir der Inner Brüechälen geht. Rückwärts, die Zacken der Steigeisen und den Pickel in den Schnee schlagend geht's vorsichtig runter. Abrutschen ist an dieser Stelle nicht zu empfehlen, da in der direkten Falllinie zewi grosse Felsblöcke warten. Sind diese erstmal passiert wird's angenehmer, da das Gelände oberhalb der unteren Steilstufe ausläuft ist hier sogar abrutschen erlaubt. Über die zweite Steilstufe, die aber im Vorwärtsgang gut zu bewältigen ist, geht's rechtshaltend und schnell an Höhenmeter vernichtend hinunter zu den Stränzenbänder. Die technischen Gräte dürfen nun wieder in den Rucksack, ohne diese wäre der Abstieg bis hierer jeodch in die Kategorie "Kamikaze-Aktion" einzuordnen.
Entlang des weiss-blau-weissen Weges und wuer über den noch schneebedeckten Schafboden geht's zum Abschluss rüber ins Seeloch und vorbei am Berggasthaus zur Glattalphütte SAC. Um 15:45 erreichte ich die kleine aber sehr gemütliche Hütte, die halbe Stunde Rückstand auf die Marschtabelle hat sich in 15 Minuten Vorsprung verwandelt - trotz Wegsuche auf der Mären. Seit Freitag ist die Glattalphütte bewartet, Franziska und ihr Team sind wieder mit viel Herzblut am Werk und die gute Stimmung springt sofort rüber. Die von den Wetterfröschen angekündigten Gewitter ziehen erst später während dem Abendessen auf, was sogar noch einen kurzen Schlaf auf den warmen Steinplatten der Gartenmauer erlaubt.
 
Tag 2: Glattalp - Braunwald via Furggele und Ortstock
Nach einer ruhigen Nacht, da neben mit nur noch eine Familie und ein älteres Paar hier übernachteten hatte ich ein Zimmer alleine für mich, ging's um 7:20 los. Der Wetterbericht hat schon früh Niederschlag angekündigt, daher wurde der Wecker zeitig gestellt. Der Blick aus dem Fenster lässt das Herz jedoch jubilieren: Statt Wolken stahlblauer Himmel. Ein weiterer Hammertag kündigt sich an. 
Über die Glattalp gehts zügig Richtung Seeboden, immer an der südflanke der Chilchberge haltend oberhalb des Schnees der in der Senke noch reichlich liegt. Der Glattalpsee ist grösstenteils noch eisbedeckt, grosse freie Stellen deuten aber daurauf hin, dass dies nicht mehr lange so bleiben dürfte. Etwas oberhalb von Hinter den Steinen (P1948) beginnen die steiler werdenden Schneefelder, die sich fast bis an die Krete der Furggelen hoch ziehen. Ab hier sind die Steigeisen wieder von grossem Nutzen, zuerst geht's entlang der Flanke zu einem Felsriegel, der entlang dem weiss-rot-weissen Wanderweg gut durchstiegen werden kann und von da weiter im Zick-Zack durch das weite, gegen oben steiler werdende Couloir hoch bis zur Krete. Bereits kurz vor 9:30 stehe ich auf dem Übergang ins Glarnerland.
Nach einer kurzen Rast nehme ich die verbleibenden 300 Höhenmeter zum Gipfel des Ortstock in Angriff. Auf dem weiss-rot-weissen Wanderweg ist dieser nach weniger als einer halben Stunde erreicht. Eine kleine, gut mannshohe Kletterstelle (mit zwei Stahlseilen zum hochziehen, auf die ich aber gerne verzichtet habe), bietet eine willkommene Abwechslung zum allgegenwärtigen Schiefer-Schutt. Mein Gipfelbuch-Eintrag ist erst der Dritte in diesem Jahr (die anderen sind vom Vortag um vom vergangenen Donnerstag), die Büchse mit dem Buch ist jedoch so tief unten am Sockel des Gipfelkreuzes angebracht, dass sie vermutlich von den Skitourengehern nicht ausgegraben werden konnte und erst dank der Schneeschmelze wieder freigelegt wurde. Die Aussicht vom Ortstock ist phänomenal: Von den Churfirsten und dem Säntis im Norden über die Krete zwischen Glarnerland und Surselva im Osten, im Süden zu den hohen Glarnern und weiter bis zu den Gipfeln im Grenzgebiet zwischen Graubünden und dem Tessin. Im Westen schliesslich über den Ortstock-Grat und Glatten zum Schärhorn, Windgällen und weiter zu den höchsten Gipfeln der Urner Alpen.
 
Nach einer kurzen Rast und einigen Fotos geht's wieder runter zur Furggelen. Vom Ortstock Grat konnte ich bereits eine gute Stelle zum Einstieg durch die mächtige Wächte in die steile Flanke identifizieren. Direkt hinter dem grossen Felsblock auf der Krete ist der Übergang in den Steilhang nicht ganz senkrecht oder überhängend. Mit Steigeisen und Pickel bewafftnet geht's vorerst rückwärts die ersten Meter durch den festen Schnee. Nach ca. 30 Höhenmetern wird's etwas flacher, rasant rutschend und schnell an Höhe vernichtend geht's nun über das weite Schneefeld, vorbei an alten Lawinenkegeln runter zum Lauchboden. Für die fast 400 Höhenmeter benötige ich nicht einmal eine Viertelstunde. Wenn's nur aufwäts so einfach gienge...
Nach dem Bärentritt verschwindet der Wanderweg noch das eine oder andere Mal im Schnee, daher geht's durch die - zum Glück trockene - Botanik runter. Etwas anspruchsvoller als der Wanderweg, mit sicherem Tritt jedoch gut machbar. Unterhalb der mächtigen Felsbänder ist der Weg danach komplett schneefrei, über den Schuttkegel führt dieser runter zum Bergetenseeli. Dank kräftiger Sonneneinstrahlung ist dieses nicht eiskalt sondern angenehm kühl. Da weit und breit keine Menschenseele ausgemacht werden konnte gibt's nur eins: Raus aus den Klamotten, rein ins kühle Nass! Die perfekte Erfrischung nach dem Abstieg an der prallen Mittagssonne. 
Nach dieser kurzen Pause geht's erfrischt das letzte Stück hinunter nach Braunwald und durch das langezogene Dörfchen zur Braunwaldbahn. Um 13:44 sitze ich im Glarnersprinter (aka S25) nach Zürich.
 
Fazit
Eine schöne Tour bei perfektem Wetter, vor allem am ersten Tag schon fast mit Hochtouren-Feeling und ein paar Herausforderungen, jedoch ohne übermässiges Risiko. In den Sonnenexponierten Bereichen (Glatten, Glattalp) wird sich der Schnee nicht mehr lange halten und vor allem nicht mehr lange gut begehbar sein. Auf der Glarner Seite der Furggelen und vor allem in der Inner Brüechälen  dürften aber noch einige Zeit Schneefelder anzutreffen sein. 
Im Sommer als T3+ bewertet würde ich die Tour mit dem Schnee als T5 einstufen, da der Einsatz technischer Hilfsmittel (Pickel/Steigeisen) notwendig ist.

Tourengänger: cygro


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