Bleispitze (2225 m) - weglos über NW-Grat


Publiziert von ju_wi , 1. November 2008 um 13:47.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:26 Oktober 2008
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:12,9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Bichlbach - P am Ortsausgang Ri Berwang
Unterkunftmöglichkeiten:Lähn - Haus Bleispitze (:-)
Kartennummer:WK 352 freytag&berndt (LEIDER)

Die Bleispitze (oder auch Pleisspitze) ist ein schöner Steilgrasberg mit riesigen glatten Lawinenhängen, der schön über dem Tal Zwischentoren (Reutte - Ehrwald) aufragt. Sein Normalaufstieg vom Sommerbergjoch ist recht beliebt  - auch im Frühsommer als Blumentour und als Skitour im Winter. Wir haben uns hingegen für den weglosen, langen NW-Grat als Aufstiegsroute entschieden.

Am Vortag bei unserer langen Gartnerwand-Tour hatten wir sie noch umrundet, die Bleispitze, die für den Sonntag wegen Rückfahrt als etwas kürzere Tour gerade passte. 2 von 3 im AV-Führer Lechtaler Alpen beschriebenen Aufstiegsrouten führen über das Sommerbergjöchle hinauf, dem Normalanstieg. Daneben ist eine dritte Variante über den NW-Grat beschrieben, den wir am Vortag auch vom Abstieg Bichlbächler Jöchle bewundert hatten. Allerdings ist im AV-Führer der weglose Anstieg zu diesem Grat vom Weiler Bichlbächle also von S beschrieben - während unsere f&b-Karte einen Serpentinenweg (richtig als Forstweg) von Bichlbach von N eingezeichnet hat, der bis kurz unter den Grat führt. Diesen Weg gibt es jedoch nicht !!! Ich glaube auch nicht, dass es ihn in der dortigen Zeichnung jemals gab, da wir keinerlei Indikationen im Gelände dafür vorfanden.

Schon am Einstieg (angeblich beim Parkplatz am Ortsausgang) suchen wir vergeblich nach einem Weg und stolpern einen steilen Grashang, der etwas von Skipiste hat, hinauf. Gut 50 Hm später stoßen wir tatsächlich auf einen Forstweg und folgen ihm nach links, aber der hört schon 100 m später an einem Wasserbehälter auf. Also den Forstweg wieder hinab. Am Abzweig desselben von einem anderen Forstweg führt ein Weg hinauf in ungefähr unsere Richtung - nur ein Wegweiser "Klein-Stockach" irritiert uns ein wenig, denn das liegt ja im Tal. Wie auch immer, der Weg sieht erstmal gut - wenn auch sehr matschig - aus und führt uns tatsächlich den Hang hinauf, der laut Karte der Zustieg sein soll. Wir wähnen uns also richtig - wenn auch die Führung nicht ganz zur Karte passt. Aber dann: Abrupt ist mit dem breiten Weg Schluß  - auf knapp 1400 m Höhe, also mehr als 300Hm über dem Ort. Außerdem befinden wir uns in einem sehr steilen Hanggelände, das zudem auf erdig, grasig-krautigem Boden kaum gangbar ist. Wir haben keine Lust wieder abzusteigen und beschließen es zu versuchen.

Es folgt eine echte Tortur! Die nächsten 300 Hm erklimmen wir in praktisch ungangbarem Gelände, in dem wir - schon nach wenigen Metern übel keuchend - bei jedem 2. Schritt wieder zurückrutschen und mit den Stöcken nur mühsam das Gleichgewicht halten. Gerade im ersten Teilstück ist daneben der Hang auch dermaßen steil, dass wir uns nicht sicher sind, ob wir bei einem richtigen Abrutscher bremsen könnten... Also auch psychisch ein blödes Stück. Am meisten helfen uns bei all der Sauerei noch Trittspuren von Tieren, in die wir in dem weichen Boden immer hart unsere Schuhe rammen und die vor allem bei Querungen etwas Halt geben. Wir fragen uns ob sie von Rehwild oder - wie Margit meint und ich mir kaum vorstellen kann bei dem Gelände - von Wildschweinen stammen. Immer wieder das Gelände absuchend halten wir uns etwas rechts. Nach 200 Hm - für die wir mehr als eine Stunde (!) brauchen - stossen wir auf ein Waldstück und fürchten schon, dass wir da nicht durchkommen - denn es sieht recht dicht aus. Aber mit etwas Mühe krabbeln und klettern wir auch durch das Unterholz dieses kurzen Wegstücks und freuen uns dann als wir auf knapp 1700 Metern auf Grashügel und in die Sonne treten. Über einen kleinen Grashügel ist von hier in 5 Minuten der herrliche NW-Grat erreicht und wir stoßen am Grasgrat sogar auf eine gut erkennbare Trittspur, die von S kommt - jetzt bräuchten wir sie am Grat freilich nicht mehr...

Der restliche Aufstieg ist nun zum Genießen. Immer genau den Gratverlauf entlang, der zunächst auf gut 1900m ansteigt und dann im Mittelteil nach rechts biegt in ein horizontales Stück. Er führt durchweg über Gras mit ein paar schrofigen Stücken und ist gut gehbar - nirgends besonders scharf oder ausgesetzt. Nach dem Mittelteil wendet sich der Grat dann wieder in einer Kurve nach links und nun geht es nochmals gut 200Hm sehr steil und anstrengend hinauf. Aber auch dieses Stück ist nicht anspruchsvoll. Nach gut 1 Stunde Gehzeit am Grat stehen wir am Gipfelkreuz der Bleispitze (2225 m) und genießen an diesem herrlichen, wolkenlosen Spätsommertag vor allem den Blick auf Zugspitze, Mieminger Kette und Karwendel.

Vom Gipfel steigen wir auf dem Normalanstieg zum Sommerbergjöchle ab, von dem auch ein anspruchsvoller Steig (II) zur Gartnerwand hinaufführt. Am Jöchle wenden wir uns nach rechts und steigen durch Gras und dann Wald zur Hüttengruppe der Bichlbächler Alpen (ca. 1600m) und weiter nach Bichlbächle ab. Wir kehren kurz ein in einer urigen Gaststube im Weiler und folgen dann dem Sträßchen, das uns an Klein-Stockach vorbei zur Straße Bichlbach-Berwang bringt. Mit dem Panoramaweg spazieren wir im Tal zurück nach Bichlbach, wo unser Auto steht.

Fazit: Falls jemand diese schöne Tour gehen will, besser für das erste Stück nicht dem GPS-Track hier folgen, sondern von Bichlbächle den zwar ebenfalls steilen, aber wesentlich gehbareren Grashang zum NW-Grat wählen.


Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 290.gpx Bleispitze - NW-Grat

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