Bichlbächler Runde – Gartnerwand (2377 m) und Bleispitze (2225 m)


Publiziert von jhnns , 7. August 2021 um 13:30.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:29 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:10,1 km
Kartennummer:AV 4/1 - Wetterstein- und Mieminger Gebirge West 1:25 000

Ende Dezember 2019 saß ich in der Sesselbahn im Skigebiet Lermoos und dachte nur: Was ist denn das für ein genialer Berg? Und nachdem ich etwas recherchierte, stellte sich heraus, dass es die Bleispitze ist, welche solche wie aus dem Ganzen geschnittene, glatte Hänge besitzt. So entstand die erste Idee für eine Bergtour und als ich in die Karte sah, fiel mir eine völlig logische, wie schöne Runde auf. Man startet in Bichlbächle, steigt von dort über das Mähbergjoch zur Bleispitze hinauf, bevor man die Gartnerwand über den Nordgrat besteigt und über den Westgrat zum Bichlbächler Jöchle absteigt.
Im letzten Jahr sollte zumindest, nach dem Besteigen der Bleispitze über den Normalweg, die Überschreitung der Gartnerwand dran sein, doch es regnete so plötzlich und heftig, das daraus leider nichts wurde.
Nun wagte ich einen neuerlichen Versuch und die Erwartungen die ich an diese Tour hatte wurden definitiv erfüllt.


Noch kurz vorweg: Ja es gibt bereits einige Tourenberichte zur Bleispitze via Mähbergjoch und auch zur Gartnerwand via Nordgrat, allerdings keinen der die gesamte Tour beschreibt und da es zudem an der Gartnerwand aktuelle Informationen gibt, beschreibe ich die Runde auch ausführlich.



Los ging es an einem schönen, sonnigen Morgen etwas später als geplant, wie das oft so ist, im verschlafenen Örtchen Bichlbächle (1278 m). Etwas unterhalb der Häuser gibt es eine verhältnismäßig große, kostenfreie Parkmöglichkeit. Von hier aus sah man bereits Wegspuren im Gras, welche in Richtung des Mühlwaldköpfles führten. Man folgt nun kurz den Wegweisern zur Bleispitze und direkt nach dem Gasthof, sollte es eigentlich linkerhand hinauf gehen. Wenn das nun mal so einfach wäre. Auch wenn ich durch den *Bericht von sven86 vorgewarnt war, dass die Begehung dieses Anstieges im (Hoch-)Sommer wohl nur für die Botaniker unter uns etwas wäre, rechnete ich nicht damit, dass das Gras teils hüfthoch sein würde. Hinzukam noch, dass es sich nicht wirklich um Gras handelte, sondern um diverse andere Pflanzen und dass diese noch ganz schön nass vom Regen der vergangenen Tage waren. Naja sei's drum, heute wollte ich mir die Tour nicht nehmen lassen. Und so ging ich weglos den steilen Hang hinauf. Die Orientierung ist einfach, da man sich immer am Waldrand auf der linken Seite halten kann. Da meine Schuhe bereits nach 250 hm nass waren, entschied ich mich in dem besagten Wald weiterzusteigen, was ich für diese Jahreszeit und oder Nässe auch jedem empfehlen würde, der die Tour geht. Im Wald finden sich immer wieder Wegspuren, doch richtig angenehm ist das Gehen hier aufgrund enorm vieler herumliegender Äste auch nicht. Nach einer Stunde stand ich dann endlich auf dem Mühlwaldköpfl (1719 m), wo sich erste schöne Blicke hinunter in's Tal und auf die Bleispitze ergeben.
Es geht leider weiterhin durch hohen Bewuchs, jedoch unschwierig und aussichtsreich weiter. Bergauf und auch mal kurzzeitig bergab geht es dem Mähbergjoch (1931 m) entgegen. Nach diesem geht es kräftezehrend steil zur Bleispitze (2225 m) bergan. Wie auch vor gut einem Jahr ist die Aussicht von diesem vermeintlichen Aussichtsberg bescheiden. Nur ganz kurz zeigt sich mal der Danielkamm und der bisherige Aufstiegsweg. Dann heißt es eben Socken auswringen und was essen, denn das Hauptziel des Tages wartet ja noch.

Der Abstieg zum Sommerbergjöchle (2001 m) ist zwar etwas rutschig, aber im Allgemeinen einfach und schnell erledigt. Unten angelangt treffe ich noch auf eine größere Gruppe von Wanderern, bevor ich in den Nordgrat der Gartnerwand einsteige. Die ersten 100 hm sind noch Gehgelände, bevor es dann die ersten Kletterstellen gibt. Danach beginnt dann der versicherte und anspruchsvollste Abschnitt mit diversen Kletterstellen, welche die I+ zumindest im Aufstieg jedoch nicht überschreiten. Auch die Ausgesetztheit hält sich in Grenzen. Angekommen auf gut 2260 m geht es wieder gehend dem Gipfel der Gartnerwand (2377 m) entgegen welchen man dann auch bald erreicht.

Aktuelle Infos zum und Bewertung des Nordgrates

Wie schon von palang in seinem Kommentar von 2019 angekündigt, ist der gesamte Nordgrat mit neuen Sicherungen versehen worden, welche den Grat doch um einiges entschärfen. Eine T5, II Bewertung ist bei Benutzung der Versicherungen nicht mehr vertretbar. Bei der Neuausstattung wurde auch auf die wohl früher vorliegende Gummiummantelung der Seile verzichtet, wodurch die Nutzung eines KS-Sets auch denkbar wäre (ich bin allerdings kein KS-Experte, sollte ich falsch liegen bitte ich um Korrektur!). Die ein oder andere Stelle ist auch überversichert worden, insgesamt macht der Grat aber weiterhin Laune und ist für einen jeden der gerne und sicher T5-Touren geht eine schöne Aufwärmübung und für alle T4-Geher eine kleine Herausforderung.



Auch wenn ich mit dem Wetter an diesem Tag nicht so viel Glück hatte ist der Blick von der Gartnerwand hervorragend: Die Mieminger-Kette, Lechtaler, Ötztaler und auch die Wildspitze zeigt sich. Erfreulicherweise kommt hinzu, dass ich seit dem Sommerbergjöchle ganz alleine bin, was ich auch bis zum Ende der Tour nicht mehr ändern wird. Nach einer schönen Rast auf diesem traumhaften Gipfel geht es nun den Westgrat hinab. Dieser ist etwas weniger schwierig als der Nordgrat (T4, I), stellenweise jedoch plattig und mit feiner Splitt-/Schutt-Auflage versehen, wodurch die auch hier erneuerten Versicherungen gut tun. Im mittleren Bereich geht es durch leichtes Schrofengelände und weiter unten dann über einen Schutthang zum Bichlbächler Jöchle (1943 m) hinab.
Dort angekommen raste ich nochmal und genieße die Einsamkeit, bevor ich den unspektakulären Abstieg nach Bichlbächle (1239 m) antrete.


Eine hervorragende Tour, die meine Erwartungen voll erfüllt hat und nach einer Wiederholung bei vorzugsweise besserem Wetter und früher oder später im Jahr ruft, wenn das Gras nicht ganz so hoch steht.


Start Ziel Gehzeit Schwierigkeit
Bichlbächle Mühlwaldköpfle 1:00 T3+
Mühlwaldköpfle Mähbergjoch 0:20 T3
Mähbergjoch Bleispitze 0:40 T3
Bleispitze Sommerbergjöchle 0:20 T3
Sommerbergjöchle Gartnerwand 0:45 T4+, I
Gartnerwand Bichlbächler Jöchle 1:05 T4, I
Bichlbächler Jöchle Bichlbächle 0:45 T3
    4:55 T4+, I

Tourengänger: jhnns


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Kommentare (4)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2021 um 17:47
Danke für diesen schönen Bericht. Diese Tour/Runde habe ich genauso schon länger geplant, werde sie hoffentlich im Spätherbst gehen können.
Von den Auswirkungen nassen Grases bzw hohen feuchten Bewuchses innert kürzester Zeit kann ich ein Liedchen singen. :D

jhnns hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2021 um 21:46
Servus Nyn,

gerne doch! Es ist wirklich eine tolle Tour und für dich sicher mehr Genußtour als Herausforderung.
Es gibt doch schöneres als eine solche Nässe in den Schuhen, aber eben auch schlimmeres. Dennoch wünsche ich dir für deine Tour schon mal trockenes, aussichtsreiches Wetter!

Viele Grüße
Johannes

Nyn hat gesagt: RE: trockenes, aussichtsreiches Wetter
Gesendet am 13. November 2022 um 13:38
Hallo Johannes,
Letztes Jahr sollte es mit Bleispitze und Gartnerwand nimmer sein, dafür passte es dieses Jahr im September - und es wurde aber so was von ne tolle TOUR!
Da ich an dem Tag ab ~2 Uhr morgens meine Zeitungs-und Postrunde sowie gut 2h Anfahrt hatte, wurde meine Kondition am Berg trotz für mich moderater technischer Anforderungen auf eine ziemlich harte Probe gestellt. DAFÜR hat es sich aber mehr als gelohnt!

VG Markus

jhnns hat gesagt: RE: trockenes, aussichtsreiches Wetter
Gesendet am 14. November 2022 um 17:05
Hallo Markus,

sehr schön. Es ist schon eine feine Runde und wenn ich mir deine Bilder so ansehe, ist sie wohl für den Spätsommer / Herbst besser geeignet als im Hochsommer.

Viele Grüße
Johannes


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