Seekofel (2810m) - die imposante Felsmauer am Pragser Wildsee


Publiziert von Daniel87 , 14. April 2015 um 22:32.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 April 2015
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Pragser Wildsee-Ofenscharte-Seekofel-Abfahrt wie Aufstieg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Pustertalstraße E66 zum Pragser Wildsee abbiegen (beschildert). Dort laut Schild kostenpflichtiger Parkplatz (heute wurden keine Gebühren verlangt, auch kein Automat).

Die Gebirgswelt der Dolomiten mit ihren unzähligen zackigen Gipfeln ist verschneit besonders anziehend, eine Wintersaison ohne Skibergsteigen in ebendieser Gegend würde ich kaum als eine solche begreifen. "Heldentaten" müssen es nicht sein. Was zählt ist in erster Linie ein ausgiebiges Skitourenerlebnis und hierfür erscheint der Seekofel schon auf den ersten Blick denkbar günstig und beherrschte schnell meine Gedanken. Der Seekofel ist in jeder Hinsicht ein Musterbeispiel eines Berges, zumindest für eine Winterbesteigung. An seiner abweisenden Nordwand fußt der idyllische Pragser Wildsee, der im Winter eine Verwandlung vom Touristenmagneten hin zur Oase der Stille vollzieht. Die Unternehmung hat einiges zu bieten und ändert ständig ihr Gesicht, glänzt sie doch durch ihre abwechlungsreichen, teils aber auch anspruchsvollen Abschnitte und lässt dabei nur wenige Wünsche offen, am steilen Grat darf man gar das Tragen der Ski "genießen". Obendrein wartet die Tour mit einem umfassenden Einblick ins umliegende Gipfelmeer auf, darunter nicht wenige namhafte Gestalten, allen voran die Drei Zinnen. Am winterlichen und, zumindest für heute, einsamen Gipfel erzeugten die Eindrücke eine surreale und schöne und fast schon meditative Stimmung - Faszination Südtirol.

Los geht's, wie auch der Titel schon vermuten lässt, am beliebten, aber jetzt im Winter verwaisten Pragser Wildsee beim gleichnamigen Hotel. Wenn der See noch über eine tragende, ausreichend dicke Eisschicht verfügt, kann man sich vom Hotel direkt über selbigen an dessen südliches Ende begeben. Jetzt im Frühjahr war ich mir dessen nicht ganz sicher und so folge ich dem Weg der Seeumrundung einfach bis zum Südufer. Hier steht man beinahe unter der steilen und gleichsam beeindruckenden Nordwand des begehrten Ziels des heutigen Tages. Voller Tatendrang folge ich auf teilweise eingeschneiten Latschen in südöstlicher Richtung deutlichen Spuren und steuere eine markante, schon aus der Ferne sichtbare Rinne (Nabiges Loch) an. Diese recht steile Rinne (etwa 35°), deren harschiger und teils vereister Schnee ohne Harscheisen das reine Vergnügen sind, begeht man bis zum Ende. Am Rinnenausgang kommen mir doch tatsächlich schon wieder die ersten Abfahrer entgegen (ich werde noch etwa sieben Stunden brauchen, bis ich wieder hier bin). Hier behält man weiter die Richtung bei, bis man zur eingeschneiten Senke des kleinen Seablsees gelangt (zuvor noch geringfügiger Höhenverlust). Hier zweigt auch östlich die Route zum Großen Jaufen ab, aber das nächste Etappenziel befindet sich nun westlich über einer hier nun rechts oben sichtbaren Steilstufe. Einen kurzen nach Süden ausholenden Bogen und man gewinnt unschwierig diesen Teilerfolg. Später schließt an einer Felswand noch ein kurzer Steilhang an (>35°). Diesen Hang überwinde ich zu Fuß (unausgereifte Spitzkehrentechnik). Schließlich steht man auf einer Hochebene. Man wendet sich westwärts und steigt auf milden Hängen im "Ofen" zur Ofenscharte an. Das Kar wird seinem unheilvollen Namen allerdings nicht gerecht, so kochend heiß, dass man später nicht mehr abfahren könne, wurde es nicht.

Bei der Ofenscharte öffnet sich erstmals auch der Blick nach Süden und alle "wichtigen" Kalkriesen sind aufgereiht, jedenfalls scheint sich bereits jetzt dieser Eindruck einzustellen. Weiter unten liegt die Seekofelhütte (Höhenverlust). Rechts steilt der Südostgrat des Seekofels auf. Es hat den Anschein, als hätte es hier schon sehr lange nicht mehr richtig geschneit, denn der Grat ist heute teilweise schon aper begehbar. Nachdem ich die Ski am Rucksack befestigt habe, komme ich problemlos (ohne Steigeisen oder Pickel) zum kurzen Abschnitt mit den Sicherungen (Eisenkette). Es hat auch hier kaum Schnee, man braucht diese eigentlich nicht. Der Steilabschnitt mündet in den Gipfelhang, hier müssen die Ski nicht mehr getragen werden. Der Gipfelhang hat etwa 30° Hangneigung und wird nach oben hin immer flacher, gleichzeitig sind es aber etwa 400 Höhenmeter ab Scharte bis hinauf, weshalb sich die Ski hier oben auch lohnen. 

Der Schlussanstieg zieht sich ganz gewaltig, aber am großen Gipfelkreuz freue ich mich, nach längerer Zeit wieder einen Dolo-Gipfel unter den Füßen zu haben. Zwar kondensiert der Atem, doch der unangenehme Nordföhn hört just bei Ankunft am Gipfel auf zu blasen und die hochstehende Sonne tut ihr Übriges, so lässt es sich auf fast 3000m auch im Pullover gut aushalten. Auch wurde mir heute das Glück zuteil, den Gipfel völlig für mich allein zu haben. Die Gipfelbuchbox ist womöglich unter einer tiefen Schneeschicht vergraben. Wie bereits erwähnt, erschaffen die vielen "Steine" der Dolomiten eine erstklassige Kulisse, nicht nur am Gipfel. Außerdem kann man zum See am Ausgangspunkt herabblicken (Vorsicht wegen starker Verwächtung).

Abfahrt erfolgt wie Aufstieg.

Schwierigkeiten & Fazit:

Vom Wildsee zur Ofenscharte: ZS (untere Steilrinne "Nabiges Loch" 35°, die obere Steilstufe zum "Ofen" ergab als ungefähren Messwert 37°; 4 Stunden).
Von der Ofenscharte zum Gipfelhang: I (Hochtourenbewertung "L" mit einfachsten Kletterstellen, bei der bei größerer Schneelage Steigeisen sinnvoll sein können; 0,5 Stunden).
Schlussanstieg zum Gipfel: WS (Gipfelhang etwa 30°, sonst problemlos; 0,5 Stunden).

Die Lawinengefahr war an jenem Tag in den Nordalpen recht angespannt, somit ergab sich hie ein passendes Zeitfenster für diese traumhafte Dolomiten-Skitour! Der Spaß kommt nicht zu kurz. Einziger Minuspunkt war heute die mittelmäßige bis schlechte Schneequalität, dafür kaum Lawinengefahr.

Lawinenwarnstufe: 2 (mäßig).

Tourengänger: Daniel87


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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

Menek hat gesagt:
Gesendet am 15. April 2015 um 00:24
die schöne Seekofel...
bellissima la Croda del Becco, un giro meraviglioso.
Menek

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. April 2015 um 01:16
Thanks, you're right, i enjoyed it very much.
It's a very beautiful landscape!
Daniel

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 15. April 2015 um 09:29
Da hast du ja einen dieser Traumtage erwischt - ich gratuliere dir zur schönen Tour!

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. April 2015 um 22:05
Dank dir, jetzt zu dieser Jahreszeit sieht es hier meistens gut aus, aber im Sommer ist das Wetter immer ziemlich unerfreulich und nahezu jeden Tag gewittrig ... :/


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