Im Leuengrund auf Schwarzspecht-Pirsch


Publiziert von kopfsalat , 4. April 2015 um 16:09.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum: 3 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL 
Strecke:7km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Muttenz, Lachmatt
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Muttenz, Dorf
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Tolles Wortspiel, nicht? Naja, lassen wir das. *

Worum es geht, Gehen ist zur Zeit nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Der "Rheumithismus, Herr Doggter". Nein, der ist's zum Glück (noch) nicht. Eine schlichte Überlastung des rechten Knies hat der Herr Doktor diagnostiziert. Tabletten schlucken, bis die Packung leer ist. Da mir die grossen Sprünge verwehrt sind, bleibe ich eben in der näheren Umgebung.


Von der Tramstation Muttenz Lachmatt (14er) rechts am Schiessstand vorbei bis zu dessen Ende, dabei immer mal wieder auf den linksseitigen Erdwall linsen, dort fliegt so allerlei interessantes Getier herum, auch wachsen einige farbige Blümlein. Bei Pt. 288 auf dem Mergelweg nach links und in der Kurve auf einem Trampelpfad geradeaus über die Wiese bis zu einem frisch erneuerten Wirtschaftsweg. Über das daneben fliessenden Bächlein zu zwei Tümpeln. Der hintere ist am Rand gut mit Laichknollen bedeckt. Aber es hat, wohl aufgrund der Schattenlage, noch keine geschlüpften Kaulquappen.

Nun kraxle ich das Bord zum darüberliegenden Waldweg hinauf, und biege nach rechts ab. Bei der Gemeinde-/Bezirksgrenze folge ich dieser auf einem Pfad/Wildwechsel bis zu einer recht skuril wirkenden Panzermauer, die das kleine, mit Bärlauch überwachsene Tälchen quert. An einer etwas überhöhten Stelle setze ich mich hin und beobachte. Nach einiger Zeit bemerke ich eine Tannenmeise, welche sich mit Moosballen im Schnabel durch einen kleinen Spalt in einen Baumstamm zwängt. Meist benötigt sie mehrere Anläufe bis alles im Inneren ist.

Ich folge dem, von unten, rechten Geländesporn, sturzflugartig überfliegt mich dabei wiederholt ein Mäusebussard. Ob er wohl in der Nähe ein Nest hat? Ich kann keins erspähen. Bei der Wanderwegtafel auf der Asphaltstrasse folge ich für ca. 200m dem Weg nach Nordosten, bis zu einem 4.-Klassweg. Auf dem steige ich nach rechts ins Cholholz auf. Auf der sonnendurchfluteten Wiederaufforstungsfläche tummeln sich die Fliegen, Bienen, Hummeln, Spinnen und komische "Rüsseldinger".

Schon eine Zeit lang höre ich immer wieder den Ruf des Schwarzspechts. Sowohl der krrü-krrü-krrü-Flug- als auch der klijü-klijü-Landeruf sind unverkennbar. Anscheinend ist er dabei, sein Revier zu markieren, welches ja mehrere Quadratkilometer gross sein kann. Die Mulde nördlich Pt. 473 ist mit Jungwuchs bedeckt, umgeben von ein paar hohen Buchen. Ein idealer Ort, um den Schwarzspecht zu beobachten, wenn er denn kommt. Auf ca. 460m  setze ich mich etwas verdeckt zwischen ein paar Büschen auf den matschigen Boden und warte. Nachdem ich den Schwarzspecht immer wieder rufen höre, erscheint er just auf dem Baum, auf dem ich ihn erwartet habe. Fühlt er sich beobachtet, klettert er meist auf der, dem Beobachter abgewandten, Seite des Baumes herum. Da der mich jedoch nicht erspähen kann, präsentiert er sich in seiner ganzen Pracht.

Nach einer Weile ziehe ich weiter zum Gipfel des Cholholz, als es in einem Stechpalmendickicht 10m vor mir plötzlich raschelt. Ich bleibe sofort regungslos stehen. Im Zeitlupentempo nehme ich meinen Feldstecher hoch und äuge ins Gestrüpp. Ein Auge umrahmt von struppigem Feld. Eine Wildsau. Der Wind kommt mir entgegen, die Sau kann mich also nicht riechen. Langsam knie ich mich möglichst geräuschlos nieder und machen den Fotoapparat bereit. Es ist recht schwierig, ein scharfes Bild einzustellen. Gut 20 Minuten vergehen, ohne dass sich etwas tut. Dann, auf einmal und ohne ersichtlichen Grund, stiebt die Sau aus dem Gestrüpp hervor und von mir weg den Hügel hinunter. Die Flucht erfolgt so urplötzlich, dass ich nicht in der Lage bin, ein Foto zu schiessen.

Ich folge dem Weg zu einem ehemaligen Steinbruch, wo ein paar Schwanzmeisen und ein Zaunkönig herumtanzen, begleitet vom "zilp-zalp" des ebenso benamsten Vögelchens. Später erscheint auch noch einmal der Schwarzspecht. Ich nehme den selben Weg zurück bis zur Asphaltstrasse. Unterwegs sitzt ein Bergfink auf einem Zweig. Anscheinend hat er den Anschluss zurück nach Nordeuropa verpasst? Was ihn, im Gegensatz zum immer stärker werdenden Regen, aber nicht weiter zu stören scheint.

Um den Hof Zinggibrunn herum steige ich zu Pt. 384 hinunter und folge dem Bächlein, an einem Tümpel - hier mit geschlüpften Kaulquappen - vorbei nach Muttenz hinunter.

Wie man sieht, muss man gar nicht in die Ferne schweifen. Mit etwas Zeit und Geduld lässt sich das Abenteuer auch "hinter dem eigenen Haus finden". Und knieschonend ist es erst noch.

* Gemäss Flurnamen-Buch BL: "Die Mulde im Besitz der Familie Löw."

NB: Zu Schiesszeiten liegt ein Teil der obigen Tour (leider) im "T" hinter dem Scheibenstand, das heisst, er ist für jeglichen Zugang gesperrt! Auskunft über die Schiesszeiten gibts hier: www.gsa-lachmatt.ch/

Tourengänger: kopfsalat


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Geodaten
 24700.gpx Leuengrund

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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Kik hat gesagt: Wortspielerei ?
Gesendet am 4. April 2015 um 16:27
Die Schwarzspechtpirsch ist die Vorstufe der zu späten "Späckbschteckbschtellig" des Papstes in Spiez.
Gute Besserung Deinen Knien!

Seeger hat gesagt: Deine Augen..
Gesendet am 9. Mai 2015 um 22:19
...haben jedenfalls keinen "Rheumithismus".
Super Tieraufnahmen und präzise Anschrift.
Danke Dir, kopfsalaat, und ja eben:
GUTE BESSERUNG!
Gruss
Andreas


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