Grünten (1738 m) - Cowboy, Indianer und a boarisches Madl

Zur Skisaison geht's am Grünten so richtig hoch her, denn nicht nur im Wilden Westen spielt man Cowboy und Indianer, sondern eben auch auf der Nordostseite dieses als "Wächter des Allgäu" bezeichneten Berges. Eine Skihütte inklusive Radialbeschallung reiht sich an die nächste und planierte, mit Kunstschnee präparierte Pisten durchziehen die Landschaft wie ein Geschwür die befallene Leber. Wer gerne im Schlager-Schunkeltakt am Rande von Skipisten aufsteigt, ist hier goldrichtig, der Freund von Stille und Einsamkeit fühlt sich aber eher wie ein Fisch auf dem Trockenen. Eines muss man dem Grünten aber zugestehen - er ist ein sensationeller Aussichtsberg und die letzten Meter zum höchsten Punkt bringen durchaus ein wenig Würze in die Unternehmung. Nicht nur beim Aprés-Ski besteht akute Absturzgefahr...

Wir ziehen los mit ganz großen Schritten und zwar von der Talstation der Grüntenbahn in Kranzegg am Rande der Hauptpiste nach oben. Im Sauseschritt düsen wir an einer Reihe Aprés-Ski-Etablissements vorbei, dort spielt man schon Cowboy und Indianer. Gäste sind zwar noch keine da, aber Codo der Dritte wird sie schon noch bringen...

Schließlich erreicht man den Kamm und die Grüntenalpe. Sie liegt etwas abseits der Liftanlagen, aber immer noch direkt im Skizirkus; trotzdem ist sie recht urig und bietet schöne Ausblicke. Zwar suchen wir weder ein Bett im Kornfeld, noch ein Korn im Feldbett, aber eine kurze Stärkung tut gut und gibt Kraft für den Weg zum Gipfel.

Man folgt dem Kamm hinüber zum Gipfelaufbau; auf der Piste des "Gipfellifts" geht's aufwärts, bis man die Piste kurz vor deren Ende nach links verlässt und durch den recht steilen Hang hinüber zum Südostkamm quert. Auf ihm steil hinauf zum Grat und das Skigebiet rückt aus dem Blickfeld.

Das letzte Stück zum Gipfel ist technisch gar nicht so ohne - durch steile Hänge quert man auf der Südseite wenig unterhalb des Grats hinüber in Richtung Gipfel, bis man am oberen Rand einer steilen Rinne versichert zum Grat hinauf steigt. Nordseitig geht's oberhalb steiler Hänge um ein Felseck herum und sodann ist der höchste Punkt mit dem riesigen Gebirgsjägerdenkmal erreicht. Der Rundumblick ist grandios, nicht wenige halten den Grünten für den schönsten Aussichtsberg der Allgäuer Alpen.

Auf dem Anstiegsweg geht's wieder hinunter. Im Skigebiet verheißt uns die Stimme (die hoffentlich nicht nur wir hören) "I bin a boarisches Madl", aber wir finden es nicht. Auch wollen wir keinen Cowboy als Mann und so düsen wir ohne knallrotes Gummiboot wieder möglichst schnell ins Tal, eine musikalische Fortbildungsreise liegt hinter uns...

Schwierigkeiten:
Pistenwanderung zur Grüntenalpe: WT2 (teilweise recht steil, aber ohne alpine Gefahren).
Gipfelanstieg: WT4 (nur auf wenigen Metern; am Gipfelaufbau steile Hänge; die Querung unterhalb des Gipfelgrats erfolgt auf relativ breiter Trasse durch steile Hänge, hier sollte man die Lawinenlage beachten und nicht fallen; meist ist der Anstieg durch die zahlreichen Begehungen allerdings weitgehend entschärft und man findet eine komfortable Spur vor).

Fazit:
Der Anstieg durch das Skigebiet bis zum Gipfelaufbau ist etwa so spannend wie Schäfchenzählen, aber der Übergang zum höchsten Punkt bringt doch noch ein bisschen Würze in die Tour. Die wunderbaren Ausblicke vom Grünten entschädigen für den monotonen Anstieg - insgesamt eine 2*-Unternehmung, die man in dieser Form nicht unbedingt gemacht haben muss.

Mit auf Tour: gero.

Kategorien: Allgäuer Alpen, Schneeschuhtour, 2*-Tour, 1700er, WT4.