Erzgebirgsvorland zwischen Seidewitztal und Müglitztal


Publiziert von lainari , 15. Februar 2015 um 13:52.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:14 Februar 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 505 m
Abstieg: 505 m
Strecke:17,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Nentmannsdorf - Laurich (Nähe A17 Ausfahrt Bahretal)
Kartennummer:1:20.000, SK Nr. 37 Gemeinde Müglitztal und Umgebung

Alt wie ein Baum…
 
Der bisherige Verlauf des Winters erfordert von mir ein Umsteuern. Hatte ich in den vergangenen Jahren die eher bewegungsarme Zeit mit Schnee schippen, Holz machen und nur einzelnen Touren überbrücken können, fällt diesmal die Aktivitätsbilanz deutlich schlechter aus. Zwar lege ich auch in der Arbeitswoche konsequent alle möglichen Wege zu Fuß zurück, das aber dürfte eher ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Weitgehend schneefreies Gelände und Hochdruckwetter luden daher dieses Wochenende zu einer Extratour ein. Leider schränkten die Nachteile des Hochdrucks die Tourenwahl deutlich ein. Das böhmische Becken füllt sich bis Anfang nächster Woche noch mit Nebel, der in Verbindung mit schneidendem Böhmischem Wind auch die angrenzenden Gebiete wie das Erzgebirge, die Sächsische Schweiz und das Lausitzer Bergland beeinträchtigt. Auf für das Frühjahr bereits fertig vorbereitete Touren konnte ich deshalb nicht zurückgreifen und musste bei Gebiet und Thema kurzfristig improvisieren.
 
Und das ist das Ergebnis:
Am heutigen Morgen fuhr ich nach Laurich, einem kleinen Ortsteil von Nentmannsdorf, der sich um ein einstiges Gasthaus gebildet hat. Von hier aus lief ich an der Straße südwärts bis zum Kursächsischen Viertelmeilenstein der alten Poststraße. Der dort über das Feld abzweigende Wanderweg ist in der Realität im Gegensatz zu meiner Karte (Stand 2006) umverlegt und nicht mehr markiert. Ich nutzte den Flurweg dennoch. Nach einem kurzen Stück wurden Halden des einstigen Kalksteinabbaus sichtbar. Links des Weges fand ich den Rest eines Kalkschnellers vor. Die Gewölbe waren zugemauert und eine massive Kontrolltür war mit roher Gewalt (evtl. Kreuzhacke) geöffnet worden. Innen sah ich die Hinterlassenschaften von Kabeldieben, die hier versteckt, ihre Beute in Ruhe abisoliert hatten. Weitergelaufen, wurde links eine größere Halde sichtbar. Am Rand fanden sich alte Gebäudereste und der aus Ziegeln gemauerte Schacht eines weiteren Kalkofens. Entlang einer Wiese ging ich weiter talwärts, da der ursprüngliche Weg rechts davon durch ein früheres Unwetterereignis zwischen 3 und 5 Metern tief auserodiert war. Später entdeckte ich rechts das Mundloch des Stollens der Augusta Fundgrube. Hier wurde von 1820-1850 ein recht ergiebiges Roteisensteinlager abgebaut. Durch das Unwetterereignis hatte sich das Erscheinungsbild des Stolleneinganges gegenüber früheren Abbildungen stark verändert. Vorbei an der unterhalb liegenden Halde und den Gebäuden einer kleinen einstigen Bergarbeiterkolonie erreichte ich den Talboden des Seidewitztales. Hier lief ich am Straßenrand talaufwärts. Später zweigte die als Wanderweg markierte Alte Eisenstraße nach rechts ab und erklomm den Talhang.
 
Die Schleifen der historischen Wegverbindung am Talhang waren durch tausende Wagenfuhren tief eingekerbt. Auf dem Weg über die Hochfläche wurde ich erneut vom eisigen Böhmischen Wind attackiert. Die Kapuze der Jacke war deshalb heute ein unverzichtbares Hilfsmittel. Im Verlauf kreuzte der Weg eine Straße. Am Wanderwegweiser war ein Hinweis angebracht, dass der Weg nach Schlottwitz nicht durchführend sei. Einen Wegzeiger dorthin gab es trotzdem, so dass ich geradeaus weiterwanderte. Die alte Eisenstraße endete nach einer Weile unvermittelt an einem Querweg, eine Markierung fand ich nicht mehr. Nach meiner Karte sollte der Wanderpfad in etwa gerade weitergehen. Im Gedanken an den Umleitungshinweis suchte ich beidseitig etwa 500 Meter nach einem Anschluss, fand jedoch nichts. Zurück an der Einmündung konsultierte ich noch einmal die Karte. Mit viel Phantasie konnte ich einen Weidezugang und einen kleinen Teich aus der Realität dem Kartenbild und dem einstigen Wanderwegverlauf zuordnen. Ich beschloss kurzerhand dem Abfluss des Teiches talwärts durch den Wald zu folgen. Tritt- oder Pfadspuren gab es nicht. Verbuschung erschwerte das Vorankommen. Ich blieb rechts des Bächleins am Hang des Grabens. Sonne und Windstille machten sich positiv bemerkbar, der Untergrund wechselte jedoch auf Blockschutt (kurzzeitig T3). Als links ein Pfadansatz sichtbar wurde, querte ich hinüber, fand kurz darauf eine letzte alte Markierung und konnte auf den neuen Wanderweg einbiegen. Wo er jedoch oberhalb seinen Ausgang hatte, blieb für mich unklar. Auf jeden Fall sollte der Nachahmer am Ende der Eisenstraße nach links laufen. Vielleicht sind auch Gemeinde- und Zuständigkeitsgrenzen für den Markierungsunterbruch ursächlich.
 
Kurz vor dem Erreichen des Talbodens schwenkte ich nach rechts auf den Mittelweg ein. Der Forstweg ist in Hanglage kunstvoll trassiert. Unterwegs rastete ich auf einer besonnten Bank. An seinem Ende teilte sich der Mittelweg in zwei Pfade auf, von denen ich den unteren benutzte. Der obere Pfad, Edelmannsteig genannt, verlangt förmlich nach einem weiteren Besuch. Das Gelände bekam herrlichen Alpincharakter mit Fels- und Blockschutthängen, lockerer Bewaldung mit extrem kurzstämmigen Eichen, einzelnen Kiefern, Birken und Eiben. Der Hang hat den größten Eibenbestand Sachsens. So gelangte ich in der Folge zur 1000-jährigen Eibe. Diese war eher von gedrungener Gestalt und ihr Stamm schien aus einzelnen Adern zu bestehen. Was dieser Baum wohl alles erzählen könnte? Was sich an seinem Fuße im Laufe der Jahre wohl alles ereignet hat? An alte Geschichten denkend, kam ich danach zur Hirschsteigkoppe. Ein Jäger des Dohnaer Burggrafen soll hier um 1500 auf fremdem Grund einem Hirsch nachgestellt haben. Dabei wurde er von Weesensteiner Rittern entdeckt und bei der folgenden Hatz stürzte er mit seinem Pferd über die Klippe in den Abgrund. Bei der Anlage eines Weges wurden später unterhalb die Überreste gefunden und man stellte zur Erinnerung ein Sühnekreuz auf. Um diesem Zusammenhang zu folgen, stieg ich nun über den Wanderpfad zum Talboden ab, wo das Kreuz neben der Straße steht. Nach der Besichtigung mühte ich mich wieder hinauf.
 
Am Waldrand nahm ich den rechten unmarkierten Weg nach Großröhrsdorf, da ich direkt im Ort noch etwas suchen wollte. An einer durch ein Waldstück windgeschützteren Stelle legte ich meine Mittagsrast ein. Im Anschluss schaute ich noch zu den Felsen des Totensteins hinauf, der am Ende des Waldstücks lag. Danach stellte ich fest, dass die zwei zwischen Pferdekoppeln Richtung Ort führenden Wege durch Laufschneisen, welche die Weiden miteinander verbanden, versperrt waren. Zwar hatten die Weidedrähte die üblichen Griffe zum Anfassen und Aushängen, aber pro Seite mit drei stromführenden Drähten gleichzeitig zu jonglieren, schien mir zu gewagt. Auch das Risiko hier unbeabsichtigt Pferde freizusetzen war zu hoch. So beschloss ich, rechter Hand leise pfeifend durch das Gehöft zu marschieren. Dahinter auf der Straße angekommen, zeigte ein Wegweiser mit dem Zusatz „50 m rechts“, dass das genau so vorgesehen war. Nun lief ich durch Großröhrsdorf abwärts und fand wie geplant zwei alte Mord- oder Sühnekreuze vor. Im unteren Ortsdrittel nahm ich eine Anliegerstraße hinauf auf den rechten Talhang, um über einen Flurweg nach Biensdorf zu laufen. Dies ersparte mir den Marsch am Straßenrand. In Biensdorf ging ich bis zu einem Teich und bog links in den Ort hinauf. Nach späterem zweimaligem Rechtsabbiegen folgte ich der Wanderwegmarkierung durch den Dürrleitengrund ins Seidewitztal hinunter. Dort wollte ich ursprünglich talwärts bis zur nächsten Brücke gehen, um dann den Uferweg talaufwärts zu nutzen. Nur sah ich hier gegenüber nichts, was ein Weg hätte sein können. Da ich heute mit Wegaufhebungen und -umverlegungen bereits vorbelastet war, ersparte ich mir diesen Versuch und wanderte wie markiert am Straßenrand aufwärts. Über eine Brücke gelangte ich später oberhalb ans andere Ufer und legt an einer Sitzgruppe eine letzte Pause ein. Bergwärts gegangen, kam ich auf der Hochfläche zum Ausgangspunkt Nentmannsdorf - Laurich zurück.
 
Die Gehzeit betrug pausen- und verirrungsbereinigt 5 h 15 min.
Die Rundtour hat die Schwierigkeit T2, bei teilweise mangelnder Ausschilderung und Markierung.

Tourengänger: lainari


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