Guffert (2196 m) - Paradeberg im Rofan


Publiziert von Nic , 1. Dezember 2014 um 11:04.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Rofangebirge und Brandenberger Alpen
Tour Datum:30 November 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Steinberg - Guffert - Guffertstein - Luxeggalm - Vordersteinberg - Steinberg
Kartennummer:Kompass Nr. 27

Guffert - Der Paradeberg im Rofangebirge.  Ein Perfekter Saisonabschluss! Dachten wir uns...Leider war dem nicht so. Nach der Gipfelfreude folgte ein tragisches Erlebnis. Der tödliche Absturz eines vorausgehenden Bergkameraden hat uns diesen schönen Bergtag gründlichvermießt. Dem Hochgefühl folgt tiefe Betroffenheit und die Erkenntnis, dass ein Augenblick der Unachtsamkeit ein Leben auslöschen kann...

Start bei eisigen Temperaturen in Steinberg. Der Wetterbericht meldet Sonne um die Mittagszeit. Perfekte Bedingungen für einen schönen Bergtag. Im Sommer hoffnungslos überlaufen, bietet sich der Guffert besonders zur späten Jahreszeit an.

Über den markierten Normalanstieg erreichen wir nach ca. 3 Stunden den aussichtsreichen Gipfel mit Premium Weitblick. Direkt am Grat Kraxelei bis I+. Unten Nebel, oben Sonne. Toll!

Nach ausgedehnter Gipfelpause machen wir uns wieder an den Abstieg. Kurz vor dem Sattel dann der Schock. Wir sehen wie ein vorausgehender Bergsteiger auf dem Rücken über ein Schneefeld den steilen Nordwesthang hinabrutscht. Zuerst dachte ich noch es wäre nur Spaß. Doch wenige Augenblicke später wurde mir bewusst, dass es keineswegs Spaß war, sondern bittere Realität. Nachdem er sich ein paar mal überschlagen hatte, verloren wir ihn aus dem Blickfeld. Das darunter liegende Gelände war für uns nicht einsehbar und daher schwer einzuschätzen. Mir war aber dennoch sofort klar, dass dieser Absturz nicht glimpflich ausgehen konnte...

Da wir leider keinen Empfang hatten, schrie ich anderen sich im Abstieg befindenen Berggehern zu sofort die Bergwacht zu alarmieren. Leider sollte dieser Notruf am Ende nichts mehr nützen. Wie ich im nachhinein erfahren habe, konnte die alarmierte Bergrettung nur noch den Tod des Verunglückten feststellen. Wie tragisch! Kurze Zeit vorher saßen wir noch zusammen am Gipfel.

Geschockt und den Tränen nahe machen wir uns an den Abstieg via Guffertstein und Luxegg zurück nach Steinberg.

Fazit: Lohnende Rundtour mit tragischem Ausgang. Mein Beileid gilt der Familie und den Freunden des Verunglückten.

Ruhe in Frieden Bergkamerad!




Tourengänger: Nic, Lisa_


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Kommentare (12)


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Ovidam hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2014 um 11:57
Hallo Ihr beiden, Euer Bericht hat bei mir gleich wieder die Erinnerung geweckt. Ich hatte vor ziemlich genau 20 Jahren mit meiner Frau auch so ein schreckliches Erlebnis an der Lamsenspitze, als direkt hinter uns ein Bergkamerad tödlich abgestürzt ist. Das hatten wir lange "in den Knochen", es hat mich aber auch zu einem Bergsteiger gemacht, der wirklich immer auf Nummer Sicher geht, wenn es irgendwie möglich ist. Dem verstorbenen Bergsteiger kann man nur wünschen, daß er jetzt an einem guten Ort ist. Euch wünsche ich, daß Ihr das bald verkraften könnt und dann wieder genau so viel Spaß am Bergsteigen haben werdet wie vorher! Viele Grüße und alles Gute von Jürgen.

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2014 um 12:21
Hallo Nic,

Ist ja schrecklich was du erlebt hast. So Schneefelder können echt heimtückiscgh sein. Vo Jahren am Finsteraarhorn war beim Hüttenaufstieg ein Kollege auf einem nur 15m langen Schneefeld ausgerutscht und sich am Kopf schwer verletzt. Dank schneller Rettung hatte er es glücklicherweise überlebt. Seitdem lege ich die Steigeisen eher einmal zu viel an. Dennoch wünsche ich viel Freude und keine Unfälle mehr auf deinen weiteren Touren.

Gruss, Andrej

Erdinger hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2014 um 12:26
Ich bin schon immer beunruhigt, wenn ich es "nur" in der Zeitung lese. Bisher habe ich so etwas gottlob noch nie selbst miterleben müssen, wobei natürlich immer die traurige Möglichkeit besteht, dass es einmal so sein wird.
Ich wünsche euch, dass ihr das Erlebte schnell und gut verarbeiten könnt.

Beste Grüße - Alex

Nic hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2014 um 13:15
Danke für euere aufmunternden Kommentare. Wir werden auch weiterhin in die Berge gehen. Wenn auch mit noch größerer Vorsicht. Tragisch ist das der Unfallhergang wohl nie vollständig geklärt werden kann. Das Schneefeld lag ja gar nicht auf dem Weg. Einzig logische Erklärung ist ein versuchter Abstieg über den Nordsteig. Bei diesen Verhältnissen ohne entsprechende Ausrüstung ein Himmelfahrtskomando...

Grüße Nico

Ovidam hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Dezember 2014 um 08:11
Hallo Nic, in der Zeitung stand ja etwas von einer abgebrochenen Spur? Kam der Bergsteiger denn von oben oder von unten? Der Nordsteig ist jedenfalls schon bei guten Bedingungen und im Aufstieg sehr abenteuerlich, jetzt quasi undenkbar, zumindest ohne Steigeisen und Pickel. Beste Grüße Jürgen.

scan hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2014 um 13:30
Hallo Ihr Beiden,

das ist natürlich ein schreckliches Erlebnis und Ihr Beide werdet wohl noch etwas daran zu knabbern haben. Letztendlich macht uns das doch klar, daß der Tot überall allgegenwärtig ist und man selber davor nicht bewahrt ist.

Vielleicht hilft es euch, durch diese Erfahrung daran erinnert zu werden, wie kostbar und schön das leben sein kann und man es bewußt leben sollte.

Ich hoffe, der Verunglückte lebte sein Leben genau in diesem Sinne und hinterläßt keine Kinder oder Frau. Euch beiden wünsche ich vom ganzen Herzen, dieses Unglück gut verarbeiten zu können und trotzdem die Schönheit der Berge nicht aufzugeben, sondern bewußter wahrzunehmen.

Liebe Grüße

Simon

Vielhygler hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2014 um 14:44
Hallo, Nico und Lisa,

mich hat der Bericht sofort sehr betroffen gemacht, Gut, daß er erschienen ist, ich finde ihn auch sehr angemessen.
Wenn man bei so einem Unfall Zeuge ist, wäre es wohl das verkehrteste, den Vorfall einfach beiseite zu schieben, damit man den Schrecken gleich wieder weghat.
Kann man so etwas überhaupt "gut verarbeiten", auch wenn der Schock tief sitzt?
Vielleicht entsteht ja tiefer drinnen auch etwas, das euch beschützt auf den weiteren Touren..

Machts gut,

Andreas


maxl hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2014 um 16:04
Meine Güte, Du hast es ja echt schlimm erwischt mit Unfällen diese Zeiten. Immer schlimm, sowas, das bleibt hängen!

Hoffe, dass Ihr Euch den Spaß an den Bergen erhalten könnt, wenn auch vielleicht mit gesteigerter Vorsicht (das muss ja kein Nachteil sein...!)

Hade hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2014 um 22:25
Jetzt ist die Sache im Kaiser noch nicht so lange her und dann das... Man meint immer, dass solche Unfälle nur auf den wildesten Touren vorkommen und dann merkt man, dass es überall geschehen kann. Natürlich weiß jeder, dass in den Bergen immer etwas passieren kann. Man meint sich dessen bewusst zu sein, aber wenn wenn man einen tödlichen Absturz vorgeht realisiert man wohl erst wirklich, dass es so schnell gehen kann... Ich kann mir nicht vorstellen, in einer solchen Situation zu sein... Ich wünsche euch, dass ihr das verarbeiten könnt und wieder Spaß in den Bergen haben könnt!

Viele Grüße
Daniel

scan hat gesagt: Medien
Gesendet am 2. Dezember 2014 um 07:19
Hallo,

meine Mutter schickte mir heute den "Zeitungsbericht" via Mail zu, weil sie meinte es könnte mich interessieren. Darin berichtet kurz die "Bildzeitung" über den Unfall

www.bild.de/regional/muenchen/bergsteiger

Hab grad gegoogelt, auch auf anderen Medien wird etwas darüber berichtet, dann aber offenbar falsch wie auf der TZ:

[www.tz.de/muenchen/region/muenchner-tot-tirol-berge-4496747....]

Simon

(Hinweis in eigener Sache: Ich lese weder die Bild"zeitung" noch die TZ. Meine Mutter eigentlich auch nicht.)

Nic hat gesagt: RE:Medien
Gesendet am 2. Dezember 2014 um 08:19
Der Unfallhergang wird meines Erachtens bei allen Berichten falsch dargestellt. Der Absturz ereignete sich nicht im Anstieg, sondern im Abstieg. Leider habe ich ihn erst auf dem Schneefeld abrutschen sehen und kann daher nicht sagen wie das passieren konnte. Wollte er nach Norden absteigen? Ist er auf dem Weg gestolpert? Wäre er aber beim Stolpern nicht mit dem Kopf voraus gestürzt? Ich habe gesehen wie er beim Rutschen auf dem Rücken lag. Und warum ist er dann links den Schneehang hinab und nicht auf dem recht breiten Ostrücken liegen geblieben!? Im übrigen wird in keinem der Berichte erwähnt das jemand das Unglück beobachtet hat. Wir in diesem Fall. Leider mussten wir auf Grund der bereits vorangeschrittenen Uhrzeit nach eintreffen der Bergrettung bald absteigen. Somit konnte ich meine Beobachtungen bisher nicht schildern.

MariaW hat gesagt: RE:Medien
Gesendet am 2. Dezember 2014 um 15:23
Hallo Nic,
Danke Dir, dass Du Euer Erlebnis hier geschildert hast! Ich bin eine Freundin von Jan und mag es noch nicht begreifen. Es tut gut eine Augenzeugen Geschichte zu lesen und sich nicht auf die Zeitungen verlassen zu müssen. Schön, dass ihr noch zusammen am Gipfel saßt! Passt auf Euch auf! Liebe Grüße! Maria


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