Neuenalpspitz (1816 m): Zwischen Herbst und Winter

Der Winter rückt bedrohlich näher, doch noch gibt sich der Herbst nicht geschlagen. Dank milder Temperaturen und nur geringen Schneemengen kann die Wandersaison noch etwas verlängert werden - während es im Flachland um diese Jahreszeit meist ganztags grau, trüb und kalt bleibt, locken in den Bergen Sonne und Wärme!
 
Auf den Spuren des Suppenkaspers zog es mich heute auf den Neuenalpspitz (1816 m), der im Vorwinter ein ideales Ziel darstellt (danke für die Steilvorlage, Polder!). Während Schneelage und Sonnenstand nordseitige Touren momentan uninteressant machen, verspricht der südexponierte Kamm zum Neuenalpspitz wenig Schnee und eine maximale Ausbeute an Sonne - im November bekanntlich ein rares Gut.
 
Start im frostigen Stein (838 m) um ca. 8.15 Uhr. Den Wanderweg-Markierungen folgend, steige ich über die noch schattigen Weidehänge des Steiner Bergs bis zum Wegweiser bei P. 1224 an der Alp Rueboden. Ab hier auf der Alpstrasse, die über den Tritt zur Alp Rotenstein führt. Ich zweige jedoch bereits bei P. 1327 in den Rotensteiner Wald ab, durch den ein markierter Pfad steil zu P. 1516 leitet. Ab einer Höhe von ca. 1400 m treffe ich -zumindest ausserhalb des Waldes- auf eine geschlossene Schneedecke, die mit zunehmender Höhe rasch anwächst. Zum Glück haben bereits ein paar fleissige Gämsen vorgespurt, so dass ich ohne Mühen den Schlofstein (1600 m) in direkter Routenwahl -die Wegkehre lässt sich durch lichten Wald gut abkürzen- erreiche.
 
Oberhalb des Schlofsteins folge ich dem Kamm Richtung Neuenalpspitz, dort liegt verhältnismässig wenig Schnee, auch die zahlreichen Kalkfelsen sind noch nicht richtig eingeschneit. Ab und zu sinke ich zwar etwas ein, da der Schnee jedoch sehr ungleichmässig verteilt ist (die Schneehöhe variiert von 5 bis 20 cm), hätte der Einsatz von Schneeschuhen (so ich sie denn dabeigehabt hätte) kaum Sinn gemacht. Auf einem kurzen, felsigen und auch etwas abschüssigen Abschnitt knapp unterhalb des Gipfels ist die Sache ziemlich rutschig - eine Gedenktafel für einen im Jahr 2002 dort tödlich verunfallten Wanderer mahnt zur Vorsicht.
 
Angesichts der in der Höhe für die Jahreszeit aussergewöhnlich milden Temperaturen (am Wochenende soll es auf 1500 m bis zu 15 Grad geben!) ist davon auszugehen, dass zumindest die südexponierten Flanken und Kämme noch einmal bis auf eine Höhe von 2000 m ausapern.  
 
Nach knapp 2 h habe ich den Gipfelwegweiser auf dem Neuenalpspitz erreicht. In der dort angebrachten Schatulle befinden sich neben dem Gipfelbuch folgende Gegenstände: 1 optische Brille, 1 Hundekotbeutel (ob mit oder ohne Inhalt, habe ich nicht untersucht…), 1 Brotmesser und mehrere Stifte…
 
Nach einer längeren Pause bei Sonnenschein und sehr angenehmen Temperaturen trete ich den Abstieg an. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen, dafür eine Gams, die mich unterhalb des Gipfelgrats fast über den Haufen rennt!
 
Vom Beginn des Gipfelgrats steige ich nun im weichen Schnee direkt über die grasige Südostflanke zur Alp Hoor (1487 m) ab, wo ich mich an der geschützten Holzwand der schönen Alphütte bestimmt eine Stunde in der Sonne braten lasse. Irgendwann wird es mir dann aber dort tatsächlich zu heiss, so dass ich den restlichen Abstieg auf dem Aufstiegsweg hinunter nach Stein unter die Füsse nehme. Nach ca. 45 min treffe ich dort fast punktgenau für das Postauto nach  Nesslau-Neu-St. Johann ein.