Zanaihorn 2821m


Publiziert von Bergmuzz , 21. Oktober 2014 um 19:01.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:19 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 2320 m
Strecke:Pizolhütte - Wildseeluggen - Zazol P.2767 - Zanaihorn - Alp Tersol - Gigerwald - Vättis 15.8km
Kartennummer:247T Sardona 1:50000 Gelbe Wanderkarte von Swisstopo

Geröllrausch am Brösmelihorn

Nach unserem missglückten Versuch am 08.09.2012 das Zanaihorn zu besteigen. Stand heute ein weiterer Versuch an. Das Zanaihorn ist ein Gipfel der mich seit jeher völlig fasziniert hat. Schon zu Beginn meiner Alpinwanderkarriere bin ich auf diesen Traumberg aufmerksam worden und er hat mich bis heute nicht mehr losgelassen. Ein wunderschöner und gleichzeitig abweisender Zacken. Dazu die Abgelegenheit des Taminagebirges kombiniert mit viel Schutt, Geröll und steilen einsamen Aufstiegen. Ein Gipfel voll nach meinem Geschmack. Heute war es nun also soweit, Versuch Nr.2.

Pizolhütte - P.2767 (Zazol)
Um 08:15 ging es mit so ziemlich der ersten Gondel hinauf zur Pizolhütte. Danach folgte der Aufstieg zur Wildseeluggen. Hinter uns zog sich eine richtige Prozession von Fünfseenwanderern und Pizolaspiranten den Hang hinauf. Aber das war ja zu erwarten wenn am letzten Betriebstag solches Wetter herrscht. Von der Wildseeluggen ging es wie auch bereits das letzte Mal auf dem Wanderweg Richtung Pizol. Kurz vor P.2712 der Wildsandköpfe haben wir den Wanderweg verlassen und haben den flachen Übergang auf dem Geländerücken angesteuert. Auch heute haben wir das ausgesetzte Band unterhalb der Wildsandköpfe getestet aber dann wieder umgekehrt. Seit unserem letzten Besuch hat der Steinschlag das Band noch mehr erodiert und es sind kaum mehr sinnvolle Tritte vorhanden. Wir haben uns dann für die Umgehung unterhalb der Felsen im Geröll entschieden. Doch auch der Abstieg vom Geländerücken in den Geröllkessel ist nicht gerade ohne. In der steilen und mit feinem Kies übersäten Flanke muss man seine Tritte schon sehr gezielt setzen. Der Abstieg bewegt sich im T5 Bereich (je nach Routenwahl). Unten ging es dann über Geröll einfacher (T4-) unter den Felsen hindurch in den Kessel hinein nördlich vom Zazol. Aus diesem kann man dann einfach aber anstrengend über Geröll und Blockschutt zum Zazol aufsteigen. Hier liegt die Herausforderung darin einen möglichst kräftesparenden Aufstieg zu finden.
 
Zazol - Zanaihorn
Von P.2767 (Zazol) sind wir dann über weitere Schutthänge in die Westflanke des Zanaihorns abgestiegen. Dort traversierten wir über noch mehr Geröll zur markanten Westrinne die von der Scharte zwischen Zanaihorn und Chli Zanaihorn herunter zieht. Kurz vor der Rinne wird die Westflanke kurz etwas grasiger und man kann bequem über Rasentritte an Höhe gewinnen. Doch in der Rinne war dann definitiv Fertig mit Energiesparen. Zum guten Glück lag die Rinne um diese Jahres- und Tageszeit noch im Schatten. Schon heute war der Aufstieg sehr schweisstreibend. Ich möchte ja nicht wissen wie es hier im Sommer ist wenn die Sonne voll hinein brennt. Die Rinne ist auf der ganzen Breite begehbar. Mit Vorteil hält man sich im unteren Teil in der Mitte und im oberen Teil direkt auf der linken Seite der Felsen die es in der Mitte der Rinne hat. Dort steigt zwar die Schwierigkeit gegen T5. Dafür kann man sich an den Felsen auch besser halten was etwas Energie spart. Steigt man direkt so wie ich an den Felsen hoch müssen auch einige Steinblöcke erkraxelt werden. Von der Höhenkurve 2500m bis zur Schichtstufe auf dem Südgrat muss man etwa eine Stunde rechnen. Den Südgrat des Zanaihorns betritt man direkt unterhalb der Schichtstufe. Vom Südgrat sieht man dann auf die Südostseite von wo die Route 265 herauf kommt. Nun geht es wieder flacher über Geröll beladene Platten hinauf zum Gipfel. Kurz unterhalb des Gipfels wird es dann für 15m wieder etwas ausgesetzter. Doch auch das absolvieren wir und stehen endlich auf dem Zanaihorn. Ein erhabenes Gefühl auf diesem Berg zu stehen. Endlich endlich endlich…. So lange habe ich mir das gewünscht und nun endlich ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen.
 
Zanaihorn - Gigerwald - Vättis
Leider ist es etwas windig auf dem Gipfel und unsere Gipfelrast fällt kurz aus. Nach dem Eintrag in das bereits etwas mitgenommene und schimmlige Gipfelbuch steigen wir wieder ab. Lustigerweise hat es zwei Gipfelbücher auf dem Zanaihorn. Eines befindet sich am Kreuz und ein zweites etwa 1m daneben am Boden unter einem Felsen. Wieso? Keine Ahnung. Der Abstieg zur Schichtstufe hinunter ist rasch absolviert und nun steht uns ein absoluter super Geröllrausch bevor. Für die nächsten 400Hm benötigen wir gerade einmal 20min. Diese Rinne ist ein wahres Gerölldorade. Am Fuss des Zanaihorns machen wir dann nochmals eine ausgiebige Pause um uns für den langen Abstieg nach Vättis zu stärken. Über Oberboden steigen wir teilweise auf Wegspuren zum Säss auf der Alp Tersol ab. Im Tersol treffen wir dann auf den Wanderweg der vom Pizolsattel nach Gigerwald führt. Dieser ist einfach zu begehen und auch gut weiss-blau-weiss markiert aber einer der wilderen Sorte. Schwierigkeit T3 sofern man den Weg nicht gerade nach einer starken Niederschlagsperiode begeht. Dank der imposanten Schlucht und der spannenden Wegführung merkt man kaum, dass man hier nochmals 800Hm absteigt bis nach Gigerwald. Als wir in Gigerwald ankommen stellen wir mit Freuden fest, dass das Berggasthaus geöffnet ist und wir kehren natürlich ein.  Nach einer längeren Pause und aufgefülltem Flüssigkeitsspeicher absolvieren wir noch den Rest hinunter nach Vättis. Der Einfachheit halber laufen wir auf der Strasse. In Vättis erreichen wir punktgenau das Postauto um 19:44. Das nenne ich perfektes Timing. Einsteigen, Türe zu und abfahren. In Sargans genehmigen wir uns bei Janine im Bahnhof Buffet einen ausgiebigen Znacht.
 
Fazit
Mit der Besteigung des Zanaihorns habe ich mir einen persönlichen Traum erfüllt. Klar ist auch hier war ich nicht das letzte Mal. Dafür lässt sich das Zanaihorn auf zu vielen Routen besteigen. Hier kann man also noch viel erkunden und erleben. Dazu gibt es eine gehörige Prise Abgelegenheit und Einsamkeit die man so richtig geniessen kann. Wir sind auf der Route 261 aufgestiegen. Die Schwierigkeiten würde ich über alles gesehen wie auch im Führer mit T5 angeben. Es ist nicht direkt schwierig und hat auch keine eigentliche Schlüsselstelle. Aber der Aufstieg durch die Westflanke ist auch nicht ganz ohne und je nach Routenwahl schon im T5 Bereich. Man muss unbedingt die Gefahr durch Steinschlag beachten ausgelöst durch die Steinböcke. Die fühlen sich hier in einem eidgenössischen Jagdbanngebiet sichtlich wohl und toben sich auch aus. Achtung! Egal von wo man startet die Unternehmung Zanaihorn ist immer mit viel Höhenmeter und Distanz verbunden. So und nun schwelge ich noch etwas in schönen Erinnerungen beim Betrachten der tollen Bilder.

Bergmuzzä Tourenbericht
http://www.bergmuzzae.ch/wp4/?p=127

Tourengänger: Bergmuzz, Robi


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Kommentare (5)


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marmotta hat gesagt:
Gesendet am 21. Oktober 2014 um 19:14
Herzliche Gratulation zur Besteigung des Zanaihorns! Beachtlich, dass dieser abgelegene und selten begangene Gipfel innert einer Woche gleich zweimal (Hikr-)Besuch erhält...

Erstaunt hat mich, dass Ihr vom "Zazol" nicht der logischen (und direkten) Route über den NW-Grat gefolgt seid, sondern den mühsamen und kraftraubenden Umweg über die Westflanke auf Euch genommen habt! Der NW-Grat ist in dieser Richtung eigentlich gut zu machen - und (aus meiner Sicht) wesentlich lohnender und spannender als die Westflanke, die sich (wie Du ja bemerkt hast) ideal für einen flotten Abstieg eignet.

G.
marmotta


Bergmuzz hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Oktober 2014 um 22:47
Hi Marmotta
Vielen Dank. Ja das habe ich mir auch gedacht als im am letzten Donnerstag deinen Bericht gelesen habe. Aber dieser Berg darf auch zweimal in einer Woche von Hikrn beehrt werden. ;-)

Ja das kann ich gut verstehen. Wir hatten den NW-Grat als Option im Hinterkopf. Wir haben uns dann aber beim ersten Mal für die Normalroute entscheiden um Mal alles etwas auszukundschaften. Und nächsten Sommer komme ich bestimmt wieder. Es gibt ja noch viele Routen am Zanaihorn.

Weisst du weshalb es zwei Gipfelbücher hat?

Gruss Bergmuzz

marmotta hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Oktober 2014 um 19:10
> Weisst du weshalb es zwei Gipfelbücher hat?

Dass es noch ein zweites Gipfelbuch neben dem in der Kassette am Gipfelkreuz hat, war mir -ehrlich gesagt- gar nicht bekannt. Aber, doppelt hält besser - falls das dicke Buch mal komplett verschimmelt ist, gäbe es ja dann noch ein Ersatzbuch...

Und, ja: Das Zanaihorn ist auf jeden Fall einen weiteren Besuch wert! Mir "fehlt" ja noch das Teilstück Zazol-Pizolsattel... :-)

G.
marmotta


Bergmuzz hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Oktober 2014 um 11:03
Uf ausgrechnet dieses Teilstück? Das hat sich bei mir mitlerweilen zu einem Hassabschnitt entwickelt. Aus irgendeinem Grund turne ich immer mal wieder am und um die Wildsandköpfe herum. Teilweise in recht absurden Varianten.

Aber es gibt auch tolle Varianten vom Zazol zum Pizolsattel. Vor allem ist dieser Abschnitt in diese Richtung besser zu begehen als umgekehrt.

Gruss Bergmuzz

Roald hat gesagt: Zanaihorn
Gesendet am 10. Februar 2017 um 17:37
Ganz toller Bericht mit super detaillierter Beschreibung, GPS Daten, und schönen Fotos! Absolut perfekt für die Tourenplanung! Habe mich diesen Gipfel für den Sommer vorgemerkt.
Beste Grüsse, Roald


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