Über die Zähne des Vorarlberger Löwen: Überschreitung der Löwenzähne


Publiziert von Alpin_Rise , 13. Oktober 2014 um 15:33.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum: 5 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Motorkutsche oder vom 1. Mai bis 26. Oktober an Wochenenden und während der Ferien mit dem Schuttannen-Wanderbus im Stundentakt!

Warum nicht mal über die Grenze schielen? Die Kalktürme der Löwenzähne sind nur einen Katzensprung von Diepoldsau im St. Galler Rheintal entfernt. Verglichen mit dem Alpstein ist der Zustieg um einiges kürzer und in Sachen Felsqualität können die Löwenzähne problemlos mithalten. Somit ein ideales Ziel für einen Sonntag mit unsicherem Wetter, die Prognosen waren nur im äussersten Osten passabel . Die pessimistische Vorhersage hat andere Seilschaften scheinbar abgeschreckt- so haben wir an diesem sonnigen Traumtag die Löwenzähne ganz für uns!

Die klassische Tour im Gebiet ist die Überschreitung der drei Zähne von West nach Ost. Die Schwierigkeiten übersteigen den vierten Grad nur ganz kurz, die Absicherung ist solide. Und die Traverse hat zwei eindrückliche Höhepunkte: die ausgesetzte Kante der "Nähmaschine" und ein weiter Spreizschritt vom Mittleren zum Grossen Löwenzahn. Trotz der Kürze hat das Unternehmen alpines Flair und darf wegen einigen exponiterten, glatt polierten Passagen nicht unterschätzt werden.


Entspanntes Herbstklettern in den einsamen (!) Löwenzähnen

Die Kletterei über die Löwenzähne ist auf hikr schon in vier Berichten dokumentiert, . Einmal in französischer Sprache, ein anderes Mal ohne Bebilderung oder dann als recht ausführlicher Kurzbericht.
Obwohl er die Überschreitung nicht komplett beging, hat Simba die bisher ausführlichste Doku verfasst . Ich zitiere darum - danke! - teilweise aus seinem Text.

Zustieg: Von Schuttannen, Parkplatz beim Gasthaus Schiheim (erreichbar auf guter, steiler Alpstraße von Hohenems - Emsreute) zu Fuss oder per Bike dem gekiesten Sträßchen folgen bis zur Bergstation des 2. Skilifts (nach Belieben über Pfade abkürzen). Kurz vor der Bergstation links weg und einem breiten Fahrweg folgen bis er aufhört und man direkt vor den Löwenzähnen steht.
Von dort auf einem kleinen Pfad durch ein abgeholztes Waldgebiet absteigend der Nordwand der Löwenzähne entlang. Der Pfad führt um die Westwand herum; da wo er in die Geröllrinne mündet, ist linkerhand der Einstieg, direkt an der rechten Kante (Südwestecke der Löwenzahn). Zeitbedarf ca. 45 Minuten.

Die Überschreitung reiht die Routen Westkante zum kleinen Löwenzahn, die "Nähmaschine" am Mittleren und den "Spreizschritt" zum Großen Löwenzahn aneinander.

1. Sl IV: Vom Boden weg recht steil und abgegriffen (IV) den ersten 3 BH folgen und dann nach links in eine wenig ausgeprägte Verschneidung (III+) immer leichter werdend zum ersten Stand auf einem Absatz (2 BH mit Kette).
2. Sl V-:  Zuerst hoch im senkrechten wenig ausgeprägten Doppelrisskamin mit guten, aber arg polierten Tritten und Griffen (2 BH; V-). Kurz einfacher und erneut durch einen wenig ausgeprägten Kamin (2 BH; IV) nach oben. Zum Stand (BH mit Kette) wieder einfacher.
Wir kletterten nach dem ersten Kamin links entlang der steilen Kante und danach rechts plattig zum Stand, wenige Haken, IV+ bis V-, sehr schöne Kletterei, kaum abgegriffen.
3. Sl III-: Nach links und eine plattige Rinne hoch (III-; 1 NH - ansonsten keine fixen Zwischensicherungen), danach Gehgelände und durch eine breite Rinne rechterhand (II+) auf den Kamm rechts des mit einer Metallfahne geschmückten kleinen Löwenzahn, dort am besten Zwischenstand an Legföhre oder Köpfl. Kurz über den Kamm hinweg Gehgelände zu Stand (RingH) vor dem senkrechtem Turm mit der Nähmaschine.
4. Sl IV+: Direkt an der Kante und diese ausgesetzt ersteigen (IV+; 2 BH - "Nähmaschine"), gute Griffe, aber recht poliert. In wenigen leichten Schritten zum Gipfel des Mittleren Löwenzahns (Kreuz). Diese Seillänge kann auch horizontal links (nördlich) umgangen werden (ca. IV).
5. Sl IV: Vom Gipfel drei Meter an guten Griffen abklettern und durch einen weiten Spreizschritt an den Grossen Löwenzahn hinüber, auf der anderen Seite hoch (IV-) und am Grat entlang und leichter werdend zum Gipfel des großen Löwenzahns (Markierungsstange, grosser Muniring).
Der Spreizschritt ist in der Tat nicht ganz einfach, da die Spalte fast zwei Meter breit ist. Kleine (unter 175 cm) müssen hier dynamisch-mutig agieren oder dann in die Spalte abseilen. Möchten die Nachsteiger den Spreizschritt wagen, tut man ihnen einen Gefallen, wenn man den ersten Borhaken am Grossen Löwenzahn nicht einhängt!

Abstieg: Vom Gipfel an grossem Ring erst senkrecht, dann überhängend über die Südwand die Schlucht abseilen (45m, Doppelseil nötig, Seil verklemmt leicht!). Oder dann mit 50 Meter Einfachseil entlang der Legföhren nach Osten auf einen Absatz abseilen und leicht (I-II) und wenig ausgesetzt in das Joch zwischen Großem Löwenzahn und Stockzahn abklettern.
Zum Einstieg zurück gelangt man durch die grosse Rinne (T4) oder man steigt ostwärts, erst etwas ansteigend auf dem exponierten, aber versicherten Weglein zurück zum Fahrsträsschen (T4+).

Zeitbedarf: 2 bis 4 Stunden inkl. Abseilen; der Einstieg bekommt Anfang Oktober erst ab Mittag Sonne, im Winterhalbjahr bietet sich bei wenig Schnee eine Nachmittagstour an.

Absicherung: gut mit Borhaken und einzelnen Normalhaken. Die schwierigsten Stellen können mit Hakenhilfe zwar etwas entschärft werden, trotzdem sollte der vierte Grad sicher geklettert werden. Die Tour wird oft als "Anfängertour" betitelt, hält aber dennoch einige Knacknüsse in Sachen Seilführung und Orientierung bereit. Für die ersten Versuche am Fels kann ich die Route nicht empfehlen - auch ist eine IV+ in einem polierten Kamin ein anderes Kaliber als an bunten Griffen unter Dach! Ich empfand die Tour als hart bewertet, vor allem an heissen Tagen oder mit Restfeuchtigkeit wirds ziemlich rutschig.

Material: Am besten 50 Meter Einfachseil. Helm, einige Schlingen für Legföhren- und Zackenschlingen. Sonstiges Sicherungsmaterial bei Bedarf oder für die Varianten entlang der Westkante am kleinen Löwenzahn.

Die Löwenzähne bieten darüber hinaus jede Menge andere Routen härteren Kalibers. Man kann die Überschreitung auch mit einer der direkteren Westwand Routen beginnen (ab dem VI. Grad aufwärts) oder sich im fantastischen Fels der Südwände austoben.

Im Allgemeinen erinnerten mich die Löwenzähne stark an die hier bestens bekannten Goggeien im Toggenburg. Klettermässig sind die Löwenzähne ergiebiger, während der Alpinwanderer an den Goggeien mehr Freude haben wird. Welche Spitzen nun schöner sind, liegt im Auge des Betrachters...

Tourengänger: Alpin_Rise, bartli


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