Lichtenfelser Steig - Piz Lech Dlacè (3009 m ) - Piz Boè (3152 m) - Val Mezdi
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Dass der Piz Boè, der höchste Gipfel im Sellastock, kein einsames Ziel ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Wer einen weniger frequentierten Auf- und Abstieg sucht, der findet mit dem Lichtenfelser Steig und dem beeindruckenden Val Mezdi lohnende Alternativen. Freilich nicht ganz anspruchslose.
Eine Hochzeitsfeier in unserem Hotel beschert uns ein erhebliches Schlafdefizit, so sitzen wir gähnend im Lift hoch zum Vallon und holen die verlorene Zeit auf. Wir wandern zum Rifugio Kostner und wenden uns dann nach Westen zum Lichtenfelser Steig (Weg Nr. 672). Viele Bergfreunde folgen uns nicht, die meisten gehen zum Vallon Kettersteig oder begnügen sich mit den Wanderwegen um die Hütte. Der Steig führt in einen Kessel und überwindet gesichert eine Steilstufe, bevor er nach Süden schwenkt. An der Vallonspitze entlang bietet sich bereits jetzt ein wunderschönes Panorama. Etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist nötig aber ansonsten ist der Weg problemlos machbar.
Das Gelände lehnt sich zurück und wir sehen nun bereits unser erstes Ziel, die Eisseespitze, Piz Lech Dlacè. Von Osten erklimmen wir den Gipfel, die Markierungen sind gut zu sehen, einen auf Anhieb ersichtlichen Pfad hat's jetzt nicht mehr, hin und wieder sind die Hände im Einsatz und kontaktieren den gut gekühlten Fels.
Der Gipfel an sich ist recht unspektakulär, ebenso wie sein Namensgeber, der ihm östlich zu Füßen liegt. Also geht's weiter, runter nach Süden zum Sattel, ein Firnfeld querend, und wieder hoch zur Cresta Strenta. Das Gekraxel am Grat ist hin und wieder etwas mühsam, ausgesetzt ist es kaum. Frisch ist's halt und einige Felslein sind mit Eis überzogen, Vorsicht ist angebracht.
Wir sehen bereits den riesigen Reflektor, die Hütte und viel Volk auf dem Gipfel des Piz Boè. Das heißt, vielleicht kommt uns dies auch nur so vor, wir sind seit der Kostnerhütte einsam unterwegs, an der Eisseespitze hat sich uns ein netter Mitstreiter aus Hamburg angeschlossen. Mittlerweile ist Bewölkung aufgekommen, aber die Sicht und das Panorama sind mehr als passabel.
Beim Abstieg zum Rifugio Boè (Bamberger Hütte) wird es am gesicherten Steig wieder ein bisschen eisig. Nun folgt das eigentliche Schmankerl der Tour, der Abstieg durch das Val Mezdi. Wir folgen dem Wegweiser 651 nach Norden und sind schlagartig allein. Der Grund dürfte in dem spektakulären Anblick von steilem Fels und Firn liegen, der wahrscheinlich einen Großteil der Wanderer schreckt. Dabei geht's zunächst zwar steil, aber am Fels per Draht gesichert bergab, immer oberhalb eines Firnfeldes. Hin und wieder darf man auch ungesichert Hand anlegen, diese Passagen sind aber nur wegen der eisigen Auflage etwas spannend.
Viel spannender wird es, als das Drahtseil endet. Entweder hangelt man sich im Fels nach rechts (Osten) oder begibt sich in das Firnfeld, das allerdings hier recht steil ist, ca. 45°. Dabei ist die Steilheit weniger das Problem, sondern die Konsistenz, es ist bockhart gefroren. Wir entscheiden uns, vorsichtig über den Firn abzusteigen, womöglich nur die zweitbeste Idee. Meine Frau und ich rutschen dabei aus und nehmen sofort Fahrt auf, mühsam können wir bremsen. So kann man auch Höhenmeter zurücklegen.
Einzig und allein unser neuer Freund ("so etwas Schweres habe ich noch nie gemacht") bleibt ohne Ausrutscher. Soviel zum Thema Erfahrung. Im Schotter angekommen, sind wir ganz froh, diese Stelle gemeistert zu haben. Die Nachmittagssonne ("Der Gipfel wär jetzt wieder frei von Wolken") bescheint die felsige Szenerie im Val Mezdi, großes Kino. Senkrechte Wände und Türme in allen Farben, im Talschluss ein golden schimmernder Bach. Immer wieder bleiben wir stehen und staunen, natürlich sind wir ganz allein.
Nach dem Abzweig zur Ütia Piscadiu wird's dann nochmal ziemlich steil, bevor man bei Colfosco wieder ebenes Gelände betritt. Nun ist es nur noch ein Katzensprung nach Corvara zurück.
Fazit: Wunderschöne Tour, wobei Auf- und Abstieg die Gipfelerlebnisse toppen.
Hinweise:
Der Lichtenfelser Weg ist ein gesicherter Steig, der Begriff Klettersteig erscheint uns zu mächtig, außerdem bewegt man sich nicht mal eine halbe Stunde am Draht. Wir sind ohne Helm und Set gegangen, wie bereits beschrieben war der Verkehr überschaubar. Beim Abstieg ins Val Mezdi nutzt ein Set nichts, die Verankerungen sind viel zu weit voneinander entfernt und teilweise ausgerissen. Auch auf Spleiss sollte man aufpassen. Grödel (Leichtsteigeisen) können im Firn hilfreich sein. Also eher würde ich zum Helm raten als zum Set.
Eine Hochzeitsfeier in unserem Hotel beschert uns ein erhebliches Schlafdefizit, so sitzen wir gähnend im Lift hoch zum Vallon und holen die verlorene Zeit auf. Wir wandern zum Rifugio Kostner und wenden uns dann nach Westen zum Lichtenfelser Steig (Weg Nr. 672). Viele Bergfreunde folgen uns nicht, die meisten gehen zum Vallon Kettersteig oder begnügen sich mit den Wanderwegen um die Hütte. Der Steig führt in einen Kessel und überwindet gesichert eine Steilstufe, bevor er nach Süden schwenkt. An der Vallonspitze entlang bietet sich bereits jetzt ein wunderschönes Panorama. Etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist nötig aber ansonsten ist der Weg problemlos machbar.
Das Gelände lehnt sich zurück und wir sehen nun bereits unser erstes Ziel, die Eisseespitze, Piz Lech Dlacè. Von Osten erklimmen wir den Gipfel, die Markierungen sind gut zu sehen, einen auf Anhieb ersichtlichen Pfad hat's jetzt nicht mehr, hin und wieder sind die Hände im Einsatz und kontaktieren den gut gekühlten Fels.
Der Gipfel an sich ist recht unspektakulär, ebenso wie sein Namensgeber, der ihm östlich zu Füßen liegt. Also geht's weiter, runter nach Süden zum Sattel, ein Firnfeld querend, und wieder hoch zur Cresta Strenta. Das Gekraxel am Grat ist hin und wieder etwas mühsam, ausgesetzt ist es kaum. Frisch ist's halt und einige Felslein sind mit Eis überzogen, Vorsicht ist angebracht.
Wir sehen bereits den riesigen Reflektor, die Hütte und viel Volk auf dem Gipfel des Piz Boè. Das heißt, vielleicht kommt uns dies auch nur so vor, wir sind seit der Kostnerhütte einsam unterwegs, an der Eisseespitze hat sich uns ein netter Mitstreiter aus Hamburg angeschlossen. Mittlerweile ist Bewölkung aufgekommen, aber die Sicht und das Panorama sind mehr als passabel.
Beim Abstieg zum Rifugio Boè (Bamberger Hütte) wird es am gesicherten Steig wieder ein bisschen eisig. Nun folgt das eigentliche Schmankerl der Tour, der Abstieg durch das Val Mezdi. Wir folgen dem Wegweiser 651 nach Norden und sind schlagartig allein. Der Grund dürfte in dem spektakulären Anblick von steilem Fels und Firn liegen, der wahrscheinlich einen Großteil der Wanderer schreckt. Dabei geht's zunächst zwar steil, aber am Fels per Draht gesichert bergab, immer oberhalb eines Firnfeldes. Hin und wieder darf man auch ungesichert Hand anlegen, diese Passagen sind aber nur wegen der eisigen Auflage etwas spannend.
Viel spannender wird es, als das Drahtseil endet. Entweder hangelt man sich im Fels nach rechts (Osten) oder begibt sich in das Firnfeld, das allerdings hier recht steil ist, ca. 45°. Dabei ist die Steilheit weniger das Problem, sondern die Konsistenz, es ist bockhart gefroren. Wir entscheiden uns, vorsichtig über den Firn abzusteigen, womöglich nur die zweitbeste Idee. Meine Frau und ich rutschen dabei aus und nehmen sofort Fahrt auf, mühsam können wir bremsen. So kann man auch Höhenmeter zurücklegen.
Einzig und allein unser neuer Freund ("so etwas Schweres habe ich noch nie gemacht") bleibt ohne Ausrutscher. Soviel zum Thema Erfahrung. Im Schotter angekommen, sind wir ganz froh, diese Stelle gemeistert zu haben. Die Nachmittagssonne ("Der Gipfel wär jetzt wieder frei von Wolken") bescheint die felsige Szenerie im Val Mezdi, großes Kino. Senkrechte Wände und Türme in allen Farben, im Talschluss ein golden schimmernder Bach. Immer wieder bleiben wir stehen und staunen, natürlich sind wir ganz allein.
Nach dem Abzweig zur Ütia Piscadiu wird's dann nochmal ziemlich steil, bevor man bei Colfosco wieder ebenes Gelände betritt. Nun ist es nur noch ein Katzensprung nach Corvara zurück.
Fazit: Wunderschöne Tour, wobei Auf- und Abstieg die Gipfelerlebnisse toppen.
Hinweise:
Der Lichtenfelser Weg ist ein gesicherter Steig, der Begriff Klettersteig erscheint uns zu mächtig, außerdem bewegt man sich nicht mal eine halbe Stunde am Draht. Wir sind ohne Helm und Set gegangen, wie bereits beschrieben war der Verkehr überschaubar. Beim Abstieg ins Val Mezdi nutzt ein Set nichts, die Verankerungen sind viel zu weit voneinander entfernt und teilweise ausgerissen. Auch auf Spleiss sollte man aufpassen. Grödel (Leichtsteigeisen) können im Firn hilfreich sein. Also eher würde ich zum Helm raten als zum Set.
Tourengänger:
Max

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Kommentare (2)