Hintere Gufelspitze Ostgipfel, 2572m und Medriolkopf, 2664m

Der Wetterbericht hat für den ganzen Tag Niederschläge vorhergesagt. Also ziehen wir Regenklamotten an und gehen trotzdem los. Wenn man mit dem Schlimmsten rechnet, freut man sich über jede halbe Stunde, in der es nicht regnet. Immerhin planen wir für heute keine alpinistischen Großtaten, sondern wollen einfach rüber zum Württemberger Haus, morgen soll das Wetter ja wieder etwas besser werden. 

Auf der Steinseehütte, 2069m, hatten wir ein Lager für uns alleine, haben alle gut geschlafen und sind dank des selbst mitgebrachten Müslis in ausreichenden Mengen auch alle satt geworden. Nach etwa einer halben Stunde hört es auf zu regnen, außer uns sind ganze drei andere Leute unterwegs auf dem Lechtaler Höhenweg, Wanderweg Nr. 601 bzw. dem E4 alpin. Im Roßkarschartl, 2400m, kommt sogar kurz die Sonne heraus und wir beschließen, die Hintere Gufelspitze mitzunehmen. Auf den etwas höheren Westgipfel, 2617m, kommt man von hier nicht so ohne Weiteres, die Schrofen sind zu steil und brüchig, ist sicher T7-, also nichts für uns. Auf den Ostgipfel der Hinteren Gufelspitze, 2572m hingegen ist es zwar recht steil, aber unschwierig. Man folgt einfach weglos dem grasigen, stellenweise leicht schrofigen Südostrücken, der vom Schartl die 170 Höhenmeter direkt zum Gipfel führt (Gipfelsteinmann). Leider spült uns ein Gipfelschauer schnell wieder zurück zum Rucksackdepot oberhalb der Scharte. 

Der Abstieg auf der Westseite des Roßkarschartls hinunter ins Roßkar ist überraschend alpin: erst Drahtseilversicherungen und Eisenklammern, dann ein Fixseil zum Abseilen (sich raufziehen) über den steilen Schotterhang.  Uns soll's recht sein, schließlich habe ich der Jugend ja "alpin-action" versprochen, nicht Rentnerwandern. Es folgt eine lange Querung, erst durch das Roßkar, dann durch den Steinigen Boden, bis man schließlich in steilem Zick-Zack zum Gebäudjöchl, 2452m, aufsteigt. Ein Schild warnt vor Alpinen Gefahren und weist auf die für den Abstieg notwendige Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hin. Noch einmal gibt es ein paar Drahtseilversicherungen, spektakuläre Tiefblicke und nasse, kalte Finger. Das Württemberger Haus, 2220m, leuchtet uns mit mehrfarbig gestrichenen Fensterläden und tibetischen Gebetsfahnen einladend entgegen.  

Kurz oberhalb der Hütte gibt es eine Dusche: ein Stück Gartenschlauch zweigt Wasser aus dem Bach ab, der vom oberhalb der Hütte gelegenen See Auf der Lacke, 2294m, gespeist wird. Am Ende des Gartenschlauches befindet sich ein Brausekopf, über die Höhe der Wassertemperatur lässt sich streiten, erfrischend ist diese Dusche auf jeden Fall. Die beiden jungen Damen lassen sich dieses Brause-Event natürlich nicht nehmen.

Mein Sohn und ich ziehen es vor, statt dessen lieber noch auf den Hausklapf zu gehen, den Medriolkopf. Man folgt von der Hütte aus dem markierten Wanderweg Nr. 631, der bis auf eine Höhe von 2409m ansteigt, dann über Platten leicht in den Schafhimmel hinunter abfällt und schließlich ins Leiterjöchl, 2516m, hinaufführt. Vom Jöchl folgt man den roten Markierungspunkten entlang des Nordgrates und gelangt teils auf Trittspuren, teils im Schrofengelände ohne Orientierungsprobleme zum von der Hütte aus sichtbaren Gipfelsteinmann auf dem Medriolkopf, 2664m; stellenweise Kraxelei, aber nie schwieriger als I. Die Aussicht lässt zwar etwas zu wünschen übrig, aber wer schon in Schottland und Norwegen war, der ist Gipfelschauer bzw. -nebel gewohnt. Das stört keinen großen Geist, wie die Kinder Karlsson vom Dach zitieren. 

Steinseehütte - Roßkarschartl: 1,5 Std, T2
Roßkarschartl - Hintere Gufelspitze Ostgipfel: 25 min, T4-
Abstieg wie Aufstieg: 15 min
Roßkarschartl - Gebäudjöchl - Württemberger Haus: 2 Std 10 min, T3
Württemberger Haus - Medriolkopf: 1 Std 10 min, bis zum Joch T2, danach T3+/T4-
Abstieg wie Aufstieg, 1 Std

Tour zu viert mit meinem ältesten Sohn, 19, mitsamt seiner Freundin und meiner Tocher, 17