Gschnitzer Tribulaun (2946m), Schneespitze (3178m) und Innere Wetterspitze (3055m)
Stubaitour 2014 - ohne Seil oder Haken, aber mit der Regenfront im Nacken!
In den südöstlichen Stubaier Alpen treffen Gegensätze aufeinander - Kalk auf Urgestein, Hanseaten auf Italiener, Süd- auf Nordföhn. Insgesamt ergibt das eine auch bei unbeständigem Wetter interessante Mischung, und letzterer sorgt dafür, dass man mit etwas Glück auch mal auf der Sonnenseite des Lebens steht.
Tag 1: Aufstieg zur österreichischen Tribulaunhütte
Vom großen P in Obertal bei Gschnitz steigen wir auf dem markierten Weg auf der linken Seite des Baches ohne Schwierigkeit zur Hütte. Diese glänzt einrichtungsmäßig mit dem Charme der 70er (sehenswerte mit Plastik verkleidete Toilette), aber auch mit hervorragendem Essen zu günstigsten Preisen (Riesenportionen zum Preis eines Bergsteigeressens).
Tag 2: Gschnitzer Tribulaun (2946m) - italienische Tribulaunhütte
Über die ausgedehnten Geröllfelder südlich der Hütte geht es recht mühsam empor zur westlichen Schneetalscharte. Aufgrund der kalten Nacht hat sich eine gefrorene Mischung aus Eis und Geröll verdichtet, die jetzt auftaut. Im Sekundentakt gehen Steine nieder, die mitgebrachten Helme kommen zum Einsatz. Von der Scharte führt dann ein unproblematischer, teils versicherter Steig durch eine Steilstufe auf einen Schuttrücken und von dort zum Gipfel des Gschnitzer Tribulaun. Die Aussicht ist aufgrund leichten Föhns recht gut, dann setzt Schneefall ein und wir treten den Abstieg an.
Der Weg von Süden kommt nicht, wie im AVF beschrieben, in der westlichen Schneetalscharte an, sondern in der östlichen. Da wir aber nicht durch das steinschlaggefährdete Gelände zur östlichen Scharte queren wollen, steigen wir stattdessen weglos durch eine Rinne ab (im oberen Bereich unschwierig, später Stellen II, nicht ausgesetzt). Am Auslauf der Rinne treffen wir auf den Pflerscher Höhenweg.
Dieser windet sich durch eine eindrucksvolle Landschaft mit vielen Bachläufen und ist teilweise nur fußbreit und recht ausgesetzt. Bei Nässe eigentlich weniger zu empfehlen, leider setzte auf halbem Weg Dauerregen ein. Nach der Umgehung eines Ganzjahres-Schneefeldes führt der Weg in vielen Kehren hinauf zur italienischen Tribulaunhütte.
Tag 3: Magdeburger Hütte
Bei 2°C, Schneefall und 10m Sicht wird der Plan, über Hohen Zahn und Weißwandspitze zur Magdeburger Hütte zu gehen, schnell verworfen. Stattdessen steigen wir bei wechselhaftem Wetter ins Tal und anschließend auf dem normalen Hüttenzustieg zur Magdeburger Hütte. Dabei nutzen wir ein Schönwetterfenster zur Einkehr an der schön gelegenen Ochsenalm. Durch schönes Wiesengelände geht es zur Magdeburger Hütte, wobei bald wieder Schneeregen einsetzt, der fast den ganzen Nachmittag andauert.
Tag 4: Schneespitze (3178m)
Ein Zwischenhoch ist angesagt. Von der Hütte gehen wir über einen Moränenrücken zum Gletschersee unterhalb des Stubenferners (augenscheinlich nur noch ein Firnfeld). Anstelle diesen zu betreten, führt der Normalweg über die steile Ostflanke der Schneespitze empor. Auf halbem Weg überholt uns eine Gruppe Südtiroler in Turnschuhen und Unterwäsche. Das Gelände wird steiler und wegen Schneeauflage heikel, die Südtiroler wissen nicht weiter (sie kommen über den Nordostgrat später doch noch zum Gipfelerfolg). Unter Einsatz des Pickels geht's weiter, nach ca. 50 Hm wird das Gelände wieder flacher und der Rest ist einfache Blockkraxelei. Die Aussicht ist leider trotz Hochdruckeinflusses beschränkt, da sich Hochnebel gebildet hat.
Über den Nordostgrat (ähnlich der Route im AVF) steigen wir bis zu einer Scharte im Ier-Gelände ab, bis sich eine Abstiegsmöglichkeit über erdiges Gelände bietet, über die man auf den markierten Normalweg unterhalb dessen steilster Passage zurückkommt. Auf dem Normalweg absteigen, bis dieser wieder auf den Stubenferner trifft, dann auf der - eigentlich viel sinnvolleren - "Gletscher"route (vgl. AVF) zurück zum Gletschersee und auf dem Anstiegsweg zur Hütte.
Tag 5: Bremer Hütte und Innere Wetterspitze (3055m)
Bei Hochnebel steigen wir zur auf dem markierten Steig zur Bremer Hütte (Schrofen, Geröll, Altschnee). Der Hauptkamm wird auf einer unbenannten Scharte überquert. Nördlich geht es über Gletscherschliff und Firn (ehemaliger Simmeringferner) in ein liebliches Hochtal und mit 150 Hm Gegenanstieg zur Bremer Hütte. Dort ist sonniges, aber windiges Wetter - der "Hochnebel" war die Föhnwalze!
Mit leichtem Gepäck gehen wir noch die Inntere Wetterspitze an. Zunächst geht es unschwierig, aber steil zur "Aussichtsscharte". Der Weiterweg führt über den Ostgrat, meist jedoch in der S-Flanke durch stellenweise sehr exponiertes Schrofengelände (fußbreite Tritte in teils senkrechter Neigung). Einige ausgesetzte Stellen sind mit Stahlseilen gesichert, dennoch sind 100% Konzentration, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt, da der Großteil des Weges durch nicht absicherbares Schrofengelände führt. Nach einer gefühlten Ewigkeit (ca. 1h von der Scharte) ist der Gipfel erreicht. Der Abstieg erfolgt mit größter Vorsicht auf gleichem Weg.
Tag 6: Abstieg nach Gschnitz
Mehr als 2 schöne Tage in einer Reihe gibt es dieses Jahr nicht, also wird es nix mit dem Übergang zur Innsbrucker Hütte und dem geplanten Habicht. Stattdessen steigen wir im Nieselregen auf dem Hüttenweg der Bremer Hütte nach Gschnitz ab.
Schwierigkeiten:
Aufstieg von Gschnitz zur österr. Tribulaunhütte: T2.
Gschnitzer Tribulaun über Schneetalscharte: T4-, I (Vorsicht auf Steinschlag!)
Direktabstieg von der westlichen Schneetalscharte nach Süden: T4, II (2 Stellen).
Pflerscher Höhenweg zur ital. Tribulaunhütte: T3+ (bei Nässe anspruchsvoller!)
Über die Ochsenalm zur Magdeburger Hütte: T3 (Stellen, meist leichter).
Schneespitze Normalweg (markiert): T4, I.
Schneespitze NO-Grat: T4-, L (Hochtour, harmloser Gletscher), I.
Übergang zur Bremer Hütte: T3, L (Hochtour, nur Gletscherreste).
Innere Wetterspitze: T5-, I-II (Stellen).
Abstieg auf dem Hüttenweg nach Gschnitz: T2.
Links:
Berichte von
Kireko:
Tag 1 und 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5 und 6
In den südöstlichen Stubaier Alpen treffen Gegensätze aufeinander - Kalk auf Urgestein, Hanseaten auf Italiener, Süd- auf Nordföhn. Insgesamt ergibt das eine auch bei unbeständigem Wetter interessante Mischung, und letzterer sorgt dafür, dass man mit etwas Glück auch mal auf der Sonnenseite des Lebens steht.
Tag 1: Aufstieg zur österreichischen Tribulaunhütte
Vom großen P in Obertal bei Gschnitz steigen wir auf dem markierten Weg auf der linken Seite des Baches ohne Schwierigkeit zur Hütte. Diese glänzt einrichtungsmäßig mit dem Charme der 70er (sehenswerte mit Plastik verkleidete Toilette), aber auch mit hervorragendem Essen zu günstigsten Preisen (Riesenportionen zum Preis eines Bergsteigeressens).
Tag 2: Gschnitzer Tribulaun (2946m) - italienische Tribulaunhütte
Über die ausgedehnten Geröllfelder südlich der Hütte geht es recht mühsam empor zur westlichen Schneetalscharte. Aufgrund der kalten Nacht hat sich eine gefrorene Mischung aus Eis und Geröll verdichtet, die jetzt auftaut. Im Sekundentakt gehen Steine nieder, die mitgebrachten Helme kommen zum Einsatz. Von der Scharte führt dann ein unproblematischer, teils versicherter Steig durch eine Steilstufe auf einen Schuttrücken und von dort zum Gipfel des Gschnitzer Tribulaun. Die Aussicht ist aufgrund leichten Föhns recht gut, dann setzt Schneefall ein und wir treten den Abstieg an.
Der Weg von Süden kommt nicht, wie im AVF beschrieben, in der westlichen Schneetalscharte an, sondern in der östlichen. Da wir aber nicht durch das steinschlaggefährdete Gelände zur östlichen Scharte queren wollen, steigen wir stattdessen weglos durch eine Rinne ab (im oberen Bereich unschwierig, später Stellen II, nicht ausgesetzt). Am Auslauf der Rinne treffen wir auf den Pflerscher Höhenweg.
Dieser windet sich durch eine eindrucksvolle Landschaft mit vielen Bachläufen und ist teilweise nur fußbreit und recht ausgesetzt. Bei Nässe eigentlich weniger zu empfehlen, leider setzte auf halbem Weg Dauerregen ein. Nach der Umgehung eines Ganzjahres-Schneefeldes führt der Weg in vielen Kehren hinauf zur italienischen Tribulaunhütte.
Tag 3: Magdeburger Hütte
Bei 2°C, Schneefall und 10m Sicht wird der Plan, über Hohen Zahn und Weißwandspitze zur Magdeburger Hütte zu gehen, schnell verworfen. Stattdessen steigen wir bei wechselhaftem Wetter ins Tal und anschließend auf dem normalen Hüttenzustieg zur Magdeburger Hütte. Dabei nutzen wir ein Schönwetterfenster zur Einkehr an der schön gelegenen Ochsenalm. Durch schönes Wiesengelände geht es zur Magdeburger Hütte, wobei bald wieder Schneeregen einsetzt, der fast den ganzen Nachmittag andauert.
Tag 4: Schneespitze (3178m)
Ein Zwischenhoch ist angesagt. Von der Hütte gehen wir über einen Moränenrücken zum Gletschersee unterhalb des Stubenferners (augenscheinlich nur noch ein Firnfeld). Anstelle diesen zu betreten, führt der Normalweg über die steile Ostflanke der Schneespitze empor. Auf halbem Weg überholt uns eine Gruppe Südtiroler in Turnschuhen und Unterwäsche. Das Gelände wird steiler und wegen Schneeauflage heikel, die Südtiroler wissen nicht weiter (sie kommen über den Nordostgrat später doch noch zum Gipfelerfolg). Unter Einsatz des Pickels geht's weiter, nach ca. 50 Hm wird das Gelände wieder flacher und der Rest ist einfache Blockkraxelei. Die Aussicht ist leider trotz Hochdruckeinflusses beschränkt, da sich Hochnebel gebildet hat.
Über den Nordostgrat (ähnlich der Route im AVF) steigen wir bis zu einer Scharte im Ier-Gelände ab, bis sich eine Abstiegsmöglichkeit über erdiges Gelände bietet, über die man auf den markierten Normalweg unterhalb dessen steilster Passage zurückkommt. Auf dem Normalweg absteigen, bis dieser wieder auf den Stubenferner trifft, dann auf der - eigentlich viel sinnvolleren - "Gletscher"route (vgl. AVF) zurück zum Gletschersee und auf dem Anstiegsweg zur Hütte.
Tag 5: Bremer Hütte und Innere Wetterspitze (3055m)
Bei Hochnebel steigen wir zur auf dem markierten Steig zur Bremer Hütte (Schrofen, Geröll, Altschnee). Der Hauptkamm wird auf einer unbenannten Scharte überquert. Nördlich geht es über Gletscherschliff und Firn (ehemaliger Simmeringferner) in ein liebliches Hochtal und mit 150 Hm Gegenanstieg zur Bremer Hütte. Dort ist sonniges, aber windiges Wetter - der "Hochnebel" war die Föhnwalze!
Mit leichtem Gepäck gehen wir noch die Inntere Wetterspitze an. Zunächst geht es unschwierig, aber steil zur "Aussichtsscharte". Der Weiterweg führt über den Ostgrat, meist jedoch in der S-Flanke durch stellenweise sehr exponiertes Schrofengelände (fußbreite Tritte in teils senkrechter Neigung). Einige ausgesetzte Stellen sind mit Stahlseilen gesichert, dennoch sind 100% Konzentration, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt, da der Großteil des Weges durch nicht absicherbares Schrofengelände führt. Nach einer gefühlten Ewigkeit (ca. 1h von der Scharte) ist der Gipfel erreicht. Der Abstieg erfolgt mit größter Vorsicht auf gleichem Weg.
Tag 6: Abstieg nach Gschnitz
Mehr als 2 schöne Tage in einer Reihe gibt es dieses Jahr nicht, also wird es nix mit dem Übergang zur Innsbrucker Hütte und dem geplanten Habicht. Stattdessen steigen wir im Nieselregen auf dem Hüttenweg der Bremer Hütte nach Gschnitz ab.
Schwierigkeiten:
Aufstieg von Gschnitz zur österr. Tribulaunhütte: T2.
Gschnitzer Tribulaun über Schneetalscharte: T4-, I (Vorsicht auf Steinschlag!)
Direktabstieg von der westlichen Schneetalscharte nach Süden: T4, II (2 Stellen).
Pflerscher Höhenweg zur ital. Tribulaunhütte: T3+ (bei Nässe anspruchsvoller!)
Über die Ochsenalm zur Magdeburger Hütte: T3 (Stellen, meist leichter).
Schneespitze Normalweg (markiert): T4, I.
Schneespitze NO-Grat: T4-, L (Hochtour, harmloser Gletscher), I.
Übergang zur Bremer Hütte: T3, L (Hochtour, nur Gletscherreste).
Innere Wetterspitze: T5-, I-II (Stellen).
Abstieg auf dem Hüttenweg nach Gschnitz: T2.
Links:
Berichte von

Tag 1 und 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5 und 6
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (6)