Salitritt ... Jegerstöck ... Signalstock - da ist ganz schön 'was los


Publiziert von Mueri , 15. August 2014 um 17:02.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum: 6 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   CH-UR   Ortstockgruppe 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Urnerboden - Mättenwang - Sali - Salitritt - P. 2441 - Jegerstöck - P. 2584 - Signalstock - Rot Nossen - Roten Eggen - Alpeli - Urnerboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW zum Urnerboden

Massenandrang auf der Salitritt-Route hoch zu den Jegerstöck - Fehlanzeige! Stark frequentiert scheint der Salitritt auch heute noch nicht zu sein, wie das aus dem Jahre 1976 stammende Gipfelbuch auf dem Salytritt zeigt. Erwartungsgemäss trafen auch Justus und ich während unserer Tour auf keine anderen Berggänger. Und doch war da oben ganz schön 'was los: namentlich das Gestein. Immer wieder galt es, sich zu versichern, dass das Gestein hält. Trotz des elendiglich brüchigen Gesteins begeistert die Salitritt-Route und die anschliessende Überschreitung der Jegerstöck und des Signalstocks: geniale Kulisse, jede Menge imposanter und urchiger Passagen, Spannung vor dem zu Erwartenden ... und Ruhe (mal abgesehen von dem Gestein, das sich gerne verselbständigt und in die Tiefe donnert).

Ab dem Urnerboden steigen wir um ca. 06.00 Uhr über Mättenwang zur Alp Sali (1706) auf. Bis ca. P. 1755 folgen wir in östlicher Richtung dem quasi horizontal verlaufenden Weg und steigen sodann weglos hoch zum Einstieg in die Salitritt-Route. Dieser findet sich im Couloir rechts (östlich) von jenem Couloir, das einen vom Urnerboden gut sichtbaren Lawinenkegel aufweist. Je nach Jahreszeit können beide Couloirs von harten Schneefeldern bewacht werden. Es lohnt sich entsprechend, allenfalls Steigeisen oder zumindest einen Pickel bei sich zu haben, um nicht bereits hier umkehren zu müssen oder sich in eine gefährliche Lage zu manövrieren. Für das Zweitere bieten sich noch genügend Gelegenheiten an...

Ist man unten am Couloir angelangt, so erkennt man auf der rechten Seite dessen eine robuste Kette. Ist die erste etwas steilere Stufe überwunden, wird das Gelände wieder flacher. Nach dieser eher flacheren Passage steigen wir über weitere Felsstufen und Blöcke durch das teils sehr enge, aber auch reizvolle Couloir hoch, vorbei an imposanten Türmchen. Unmittelbar nach dem markanten Klemmblock, unter dem man durchschreitet, steigen wir rechts hinauf (eine Kette weist den Weg) und von dort in ein Grasband ein, das vorerst noch schmal und abschüssig, bald aber grosszügig nach Osten führt.

Dieser untere Teil des Salitritts ist meines Erachtens eine wahre Delikatesse. Dank der relativ neuen Ketten wird nicht nur der Weg gewiesen. Man kann dadurch den Aufstieg durchs Couloir auch als nicht so versierter Kletterer geniessen. Wer aus welchen Gründen auch immer auf die Benutzung der Ketten verzichten möchte, sollte bereits hier darauf achten, dass das Gestein hält. Bei mir löste sich ein Stein und liess meinen Adrenalinspiegel für den Bruchteil einer Sekunde rasant in die Höhe schnellen. Glücklicherweise konnte ich nachfassen... Juuu, so lernt man immer wieder, wie schnell es gehen könnte und dass gelegentlich auch Dinge passieren, die man bei sich selber nicht mehr zu sehen wünschte.

Via Grasband erreichen wir, um eine Felsnase herum gehend, eine markante Schlucht und gelangen so in ein weiteres Couloir. Es gilt, auf der rechten Seite einige Meter steil hochzuklettern (keine Kette vorhanden, ca. III, relativ solider Fels) und sodann das Couloir auf dem Grasband, das nach links (westwärts) wegführt, zu verlassen. Damit ist der Spass im zweiten Couloir auch schon vorbei. Nun steigen wir ohne Schwierigkeiten über gut gestuftes Gras hinauf zum Grat, den wir zwischen P. 2367 und P. 2441 erreichen.

Bevor wir die Jegerstöck in Angriff nehmen, erstatten wir dem Salytritt (P. 2441) einen kurzen Besuch und tragen uns dort ins Gipfelbuch ein, das dort oben schon fast 40 Jahre Besucher willkommen heisst. Über den Grat steigen wir wieder westwärts hinab. Über den Grat - so unser geheime Plan - wollen wir zu den zentralen Jegerstöck voranschreiten. Gesagt - getan. Im Aufstieg stellt sich uns alsbald ein mächtiger Felskotz in den Weg. Was nun? Sprengen, gemäss Führer rechts umgehen, oder übersteigen? Wir versuchen es mit der dritten Variante. Der Weg führt über eine Rinne, deren Qualitätsmerkmal unzuverlässiges Gestein und jede Menge Schutt ist. Oben an der Rinne angelangt, können wir von der Ostwand auf die Südseite ausweichen und so, noch immer ausgesetzt und brüchig, aber weniger haarig als zuvor, dessen Plateau erreichen. Eine nachträgliche Recherche legt die Vermutung nahe, dass es sich dabei um den Felsklotz handelt, den auch TeamMoomin auf seiner Tour bestiegen und dessen Aufstieg er dort ausführlich dokumentiert hat. Das Prädikat 'empfehlenswert' hat dieser Aufstieg meines Erachtens aber in keinster Weise verdient.

Während der Nebel immer wieder die Südwände der Jegerstöck einhüllt und sich gelegentlich auch mal über die Kantonsgrenze nach Norden erstreckt, steuern wir die zentralen Jegerstöck an. Bei dieser grossen Auswahl an Türmen und Türmchen gilt es, exemplarisch vorzugehen; und so entscheiden wir uns für einen besonders schönen, hoffentlich den höchsten (sofern das Auge dies beurteilen konnte).

An Steinmännchen vorbei erreichen wir schon bald den Steilhang, der zu P. 2582 und damit zum Signalstock hochführt. In der durch den Nebel mit beeinflussten Annahme, noch längst nicht so weit zu sein, steigen wir gemäss GPS-Track über den Steilhang, der sich gemäss SAC-Führer nur mit beträchtlichem Aufwand direkt begehen lässt, nahe am Grat hoch zu P. 2582. Es wird am Nebel gelegen haben, dass wir uns kaum noch an diesen Aufstieg erinnern können...

Unschwierig gelangen wir zum Signalstock und von dort in die Scharte bei P. 2471 hinab. Vor uns steht eine ausgebauchte Felserhebung, die sich steil und brüchig anmutet. Naja, nichts Neues unter der Sonne. In der Annahme, nun zu P. 2582 hochzusteigen, klettern wir, nunmehr am Seil, hoch auf diese namenlose Felserhebung. Ohne Seil wäre mir das zu kritisch gewesen.

Über Karrenfelder erreichen wir sodann den Rot Nossen: Zeit zu lunchen. Kurz danach muss auf dem Weg zum Roten Eggen in eine tiefere Scharte abgestiegen werden. Hier dämmert es uns allmählich, dass wir bereits viel weiter sind als angenommen. Schon bald müsste der Abstieg zum Läckipass kommen. Und so kommt es denn auch. Der Abstieg zum Läckipass erfolgt über Schrofengelände. Vom Läckipass steigen wir sodann durch eine Schuttkehle hinab und queren sodann über Schutt und später Rasen nach Nordosten bis hin zu einem mit Bohrhaken gesicherten Seil. Diesem entlang überwindet man die zweite Felsstufe und gelangt zum Alpeli. Sehr zum Leidwesen unserer Bergschuhe gönnen wir uns dort, östlich von P. 1998 vorbei, Geröllsurfen hinunter zum Zingel. Über einen Wanderweg erreichen wir schliesslich den Urnerboden.

Tour mit Justus. Danke für die tolle Begleitung und die beigesteuerten Pics. Es ist mir immer wieder eine Ehre, mit dir unterwegs zu sein.

Fazit: anspruchsvolle und abwechslungsreiche Tour in einer wilden und einsamen Gegend, die herrliche Tief- und Ausblicke bietet und überdies nicht nur mit der Gratwanderung zu überzeugen vermag, sondern ebenso mit dem tollen Aufstieg über den Salitritt. Auf dieser Tour ist ganz schön 'was los: einerseits die Steine, andererseits die Spannung, weil man sich immer wieder einen Weg durchs Gelände suchen muss und nicht einfach nur auf einem bestens markierten Trampelpfad zum Gipfel hochsteigt.

PS. Eine tolle Beschreibung des Aufstiegs über den Salitritt findet sich auf der Privathomepage von Alpinist.


Tourengänger: justus, Mueri


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Kommentare (7)


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Schlomsch hat gesagt: Toller Bericht ..
Gesendet am 15. August 2014 um 20:40
.. einer sehr schönen Tour, und mit besten Fotos! Über den Salitritt will ich auch schon lange. Dank Euch weiss ich jetzt im Detail, was mich da erwartet. Vielen Dank!

Selber hätte ich wohl ein bis zwei trockene Tage vor der Tour abgewartet. Vom "Sommer" 2014 ist das aber wohl zu viel verlangt...

Gruss Schlomsch

3614adrian hat gesagt: sali, sali
Gesendet am 16. August 2014 um 11:41
Freut mich, dass es nun auf hikr eine erneute Begehung des Salitritt gibt.
2008 gab's noch keine Bohrhaken und keine Dokumentation im Internet. Die Tour habe ich deshalb recht abenteuerlich/pionierhaft in Erinnerung.

Lg Adrian

Mueri hat gesagt: RE:sali, sali
Gesendet am 16. August 2014 um 14:33
Abenteuerlich und pionierhaft fühlte sich für uns vor allem die Gratüberschreitung über die Jegerstöck und Signalstock an; dazu standen uns kaum detaillierte Berichte zur Verfügung, und so galt es immer wieder, das Gelände zu studieren und Routen zu finden (es sei denn, man wolle darauf verzichten, auf dem Grat zu bleiben). Die Salitritt-Route ist inzwischen wirklich gut dokumentiert und weitgehend abgesichert.

Gruess, Armando

justus hat gesagt: merci
Gesendet am 16. August 2014 um 16:31
danke nochmals fuer die tourenidee, die planung und dann die tour. war mir ein freude. mit weniger nebel haetten wir sicher auch oefter gewusst, wo wir gerade sind :)

ciao
/justus

TeamMoomin hat gesagt: Schöne
Gesendet am 20. August 2014 um 10:37
Gesamtüberschreitung habt Ihr da gemacht! Ja die Kante müsste auch die von mir gewählte gewesen sein, und wie Ihr sagt empfehlenswert ist vielleicht übertrieben aber wenn man direkt auf dem Grat bleiben will gibts kaum bessere Alternativen.
Euer Abstieg finde ich echt Chapeau!

Lg Oli und Moomin

Fraroe hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2014 um 19:33
Tolle Tour, Gratulation.

Franz

Mueri hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2014 um 23:23
Danke, Franz, für das Kompliment. Den Salitritt kann ich dir nur empfehlen, auch wenn ich bei der Überschreitung der Jegerstöck zukünftig wohl gelegentlich nach alternativen Aufstiegen Ausschau halten würde.

Weiterhin schöne Touren! Ich freue mich, von dir zu lesen...

Gruess

Armando


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