Auf dem Höhenweg von Einsiedeln zur Ibergeregg (Amselspitz 1491 m, Furggelenstock 1656 m)


Publiziert von Fico , 13. August 2014 um 22:54.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:28 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Alptaler Berge   Nördliche Muotataler Alpen 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1220 m
Abstieg: 680 m
Strecke:Einsiedeln - Friherrenberg - Chälen - Chüeboden - Chli Amslen - Amselspitz - Stockhütte - Bütziflue - Furggelen - Furggelenstock - Schindeleggen - Halbegg - Brünnelistock - Ibergeregg (ca. 18 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Einsiedeln
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Ibergeregg
Kartennummer:1132 (Einsiedeln), 1152 (Ibergeregg)

Bergschuhe oder Gummistiefel? Die Frage stellte sich mir, als ich die Routenbeschreibung zu dieser Tour auf www.wandersite.ch studierte und den Satz las: „Wer kann, wartet am besten eine Trockenperiode ab.“ Wie lange dauert eine „Trockenperiode“? Diesen Sommer meistens ungefähr 24 Stunden, mit etwas Glück einige Tage, manchmal auch nur wenige Stunden. Da könnte man also lange warten, bis die Wege ganz trocken sind!
 
Sobald für einen Tag Sonnenschein angekündigt ist, muss man die Gelegenheit nützen und hinaus in die Natur – sonst ist die Chance vorbei und es regnet wieder... Touren mit dem bekannten Hinweis „Bei Nässe heikel“ kommen ohnehin nicht in Frage. Und besonders hoch hinaus wollen muss man an einem solchen Tag auch nicht, ausser man liebt es, in den Wolken (und damit im Nebel) seinen Weg zu finden. Kurzum, ich liess mich vom besagten Hinweis nicht abschrecken. Notfalls könnte ich die Tour immer noch abbrechen, wenn ich im Morast versinken würde oder ganze Hänge abgerutscht wären. Als passendes Schuhwerk wählte ich – zum Einlaufen sozusagen – meine neuen Wanderschuhe, die ich erste wenige Stunden getragen und mit denen ich noch keine einzige Tour gemacht hatte.

 
Frühmorgens auf dem Weg zum Bahnhof sehe ich, dass die Strassen feucht sind. Offenbar hat es in der Nacht nochmals geregnet und die „Trockenperiode“ ist noch kürzer geworden, als ich gedacht hätte. Die Gesichter der Pendler im Zug nach Zürich an diesem Montagmorgen brauche ich nicht zu beschreiben. Nach dem verregneten Wochenende kann man sie sich leicht ausmalen. Heute Morgen lacht wenigstens die Sonne von einem strahlend blauen Himmel.
 
Wie alle Wege nach Rom, so führen in Einsiedeln alle Wege zum Klosterplatz. Erst dort steht der Hauptwegweiser zu den Wanderwegen. Aus unerfindlichen Gründen werden die Bergwanderer am Klosterweiher vorbei auf die Weiden beim Klosterwald gelotst. Darauf lasse ich mich nicht ein und benütze den hervorragend ausgebauten, trockenen Kreuzweg, der direkt auf den Friherrenberg hinaufführt. Beim P. 1071 treffen beide Routen wieder aufeinander. Der Wanderweg hinunter nach Chälen könnte es mit jeder Finnenbahn aufnehmen, derart grosszügig ist er mit Holzschnitzeln ausgelegt. Und das aus gutem Grund: Oft ist beim Hintreten das glucksende Geräusch des Wassers unter den Holzschnitzeln nicht zu überhören.
 
Das erste Gipfelziel heute heisst Amselspitz. Der Wanderweg dorthin benützt zuerst eine Abkürzung durch den Wald und folgt dann ein Stück, vielleicht 500 m, wieder der Teerstrasse, bevor er über die Weiden des Chüeboden merklich ansteigt. Von nun an ist er weiss-rot-weiss als Bergweg markiert. Die Kühe lassen sich nicht blicken, nur das Bimmeln der Kuhglocken ist von weit her zu hören. Es ist bald elf Uhr, als ich auf dem Gipfel des Amselspitz (1491 m) ankomme. Fast drei Stunden habe ich dafür gebraucht, mehr als ich gedacht hätte. Doch der Weg hat sich, mit dem stetigen Auf und Ab, in die Länge gezogen. Die neuen Wanderschuhe sind bisher erstaunlich sauber geblieben. Mit ein wenig Aufmerksamkeit lässt sich der Morast gut umgehen. Zumindest bis jetzt.
 
Der Weiterweg verläuft sanft über Alpweiden. Auf einmal höre ich hinter mir ein knatterndes Motorengeräusch. Es ist der Senn, der tatsächlich hier oben Motocross fährt. Er ist – abgesehen von einem anderen Wanderer gleich zu Beginn der Tour – der einzige Mensch, dem ich bis zur Ibergeregg begegne. Wer die Einsamkeit sucht, ist hier am rechten Ort. Bei der Stockhütte verlässt der Bergweg die Fahrstrasse, in die er vorher eingemündet ist, und führt längere Zeit durch ein wunderschönes Hochmoor allmählich zur Bütziflue (1601 m) hinauf, dem zweiten Gipfel des heutigen Tages. Bereits vorher könnte man die Tour abbrechen und nach Alpthal hinabwandern – oder von der Bütziflue über den Gschwändistock nach Unteriberg hinunter. Mein Ziel hingegen bleibt die Ibergeregg.
 
Der Abstieg von der Bütziflue ist ziemlich ruppig und nass. Es wird zunehmend schwieriger, dem Morast auszuweichen. Spätestens bei der Alpwirtschaft Furggelen beginnt sich diesbezüglich Resignation breit zu machen. Ohne die massiven Holzstege wären die Wege schlicht unpassierbar. Dasselbe gilt für den Gipfel des Furggelenstock (1656 m). Einzig die Sitzbänke rund um das Gipfelkreuz bieten eine Möglichkeit, im Trockenen zu stehen. Der höchste Punkt der Tagestour ist hier erreicht. Die landschaftlich reizvolle Höhenwanderung führt nun weiter zum Brünnelistock (1594 m). Der Himmel hat sich inzwischen verdüstert. Es fallen einzelne Regentropfen. Zum Glück eine Wolke nur, die sich bald wieder verzieht. Bis ich auf der Ibergergegg ankomme, scheint wieder die Sonne.
 
Eigentlich sind es fast durchwegs angenehme und gut markierte Wege, auf denen die ganze Tour verläuft. Bei den gegenwärtigen Verhältnissen jedoch sind diese, wenn man nicht knöcheltief einsinken will, oft unbenützbar. So wird die ohnehin recht lange Strecke ziemlich mühsam und zu einem dauernden Eiertanz um Wasserlöcher herum. Die Wanderschuhe sind jetzt auch nicht mehr neu, dafür aber gut eingelaufen. Und an diesem Tag bin ich schon zufrieden, dass sich das Wetter einigermassen gehalten hat.
 
Auf der Heimfahrt. Es ist kurz nach Zürich und kurz nach 18 Uhr. Die Leute, die aussteigen, flüchten so hastig unter das schützende Dach der Bahnstation, als würden sie um ihr Leben rennen. Ich beobachte sie wie durch das Glas einer Waschmaschine, dermassen strömend drückt der Regen gegen die Scheiben. Die „Trockenperiode“ hat diesmal nicht einmal 24 Stunden gedauert.
 

Tourengänger: Fico


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 16. Januar 2015 um 16:27
da warst du unterwegs in meiner ehemaligen Heimat - und als Mitglied des SAC Einsiedeln nach wie vor gut mit ihr vertraut. Die Furggelenhütte "gehört" während des Winters unserem Club.

lg Felix


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