Zigerstöckli im XXL-Format - Spienggenstöckli (2324 m)


Publiziert von PStraub , 9. August 2014 um 15:24.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 8 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Segnas-Vorabgruppe 
Aufstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wichlen - Elm

Wer nicht auf Anhieb weiss, wo er das Spienggenstöckli zu verorten hat, braucht sich nicht zu grämen: Selbst Elmer wissen nicht, dass der höchste Punkt der als "Spienggen" bezeichneten Hänge auf der Landkarte diesen Namen führt. 
Und die Besteigungsliteratur dieses Gipfels ist schnell gelesen: Es gibt keine.
 
Das Spienggenstöckli ist die südwestliche Ecke des eindrücklich hohen und steilen Hanges zwischen Elm und Jetz, der letztlich im Glarner Vorab kulminiert. 
Während es zwischen Elm Untertal und Jetzberg doch den einen oder andern Weg dort hinauf gibt, ist weiter hinten nichts zu finden. Hinten ist der Sockel des Spienggenstöcklis schlicht zu steil und weiter vorn bis weit hinauf mit dichtem Erlen-Tros zugewachsen.
 
Bis vor rund 20 Jahren soll der unterste Hang noch gemäht worden sein. Das erscheint glaubhaft, denn er ist bis heute nicht vergandet. Doch wie die Heuer dort hinauf gekommen sind, ist mir ein Rätsel. Bis zurück in die 50er-Jahre ist auf keiner Karte irgend eine Wegspur eingezeichnet.
 
Gemäss Prognose sollte am 8. August der Sommer 2014 abgehalten werden. Doch eine seit langem anberaumte Sitzung verhinderte, dass ich zeitig starten konnte. So ging es schon gegen Mittag, als ich in Wichlen - immer begleitet vom Donner explodierender Panzerhaubitzen-Granaten - Richtung Panixer aufbrach. Ein kurzer Einblick in die Nordwesthänge hatte mich überzeugt, dass ich mein Glück besser in der Südflanke versuchen sollte.
 
Bei einer Erstbegehung ohne jeden Hinweis, ob, und falls ja, wo und wie ein Berg bestiegen werden kann, versucht man einfach mal die Variante, die von unten als am erfolgversprechendsten aussieht. Manchmal klappts, meist führt das zu einer Anzahl kürzerer oder längerer Verhauer. Doch so krass wie dieses Mal hats mich noch selten erwischt. "Netto" sind es rund 1000 Hm, gebraucht habe ich locker die Hälfte mehr.
 
Der erste Versuch begann kurz nach der Brücke im Jetzloch und folgte dem Bach, der parallel zum Jetzbach verläuft und nach diesem "Sommer" massig Wasser führt. Ergebnis: Abbruch nach recht kurzer Zeit und Ausstieg zum Panixerpassweg, dem ich bis vor P. 1616 folgte.
Dann Traverse zurück ins Gerinne dieses Baches und Aufstieg bis auf ca. 1900 m. Dort oben glaubte ich ein Band gesehen zu haben, das durchgehend begehbar erschien.
Vor Ort sah das anders aus. 
Steil sind die Hänge ringsum sowieso. Doch hier besteht der Grund aus feinblätterigen Schiefer. Tritt man drauf, ist das anfangs recht solide. Doch der Druck lässt Wasser austreten, innert kurzer Zeit hat man nur noch eine schmierige Masse unter dem Fuss. Wer dann nicht bereit ist für den nächsten Griff und Tritt, der hat ein Problem: Tritte mit (manchmal besch-eiden kurzer) Halbwertzeit. 
Nachdem ich mich sukzessive durch diverse T6-Stufen hinaufgearbeitet hatte, musste ich den Rückzug antreten.
 
Für den zweiten Versuch stieg ich auf rund 1650 m ab und querte baldmöglichst zum Gerinne des Baches linkerhand. Dort sah ich nach gut 200 Hm einen "vorteilhaften" Ausstieg, der wiederum zum Fiasko wurde.
Also ein weiteres Mal zurück zum Gerinne und diesem einfach folgen, bis es nicht weiter geht.
 
Und es ging weiter. Und zwar weit einfacher, als man von unten erwarten würde. Manchmal im Bach selber, meist auf einer seitlichen Schulter links oder rechts bis auf knapp 2000 m. Und dann in recht angenehmem Gehgelände hinauf zum grasbewachsenen Westgrat.
Diesem folgte ich, bis der nächste Bach so gequert werden kann, dass der weitere Aufstieg unter dem Gipfelaufbau durch zum Nordwestgrat führt. Wo dieser in Fels übergeht wieder nach rechts und dann die letzten gut 50 m erst etwas kraxelnd, dann über die Gipfelwiese zum höchsten Punkt.
Wer auf Anhieb die optimalen Passagen findet, müsste mit einem guten T5 durchkommen, oben ist es meist sogar T4-Gelände.
 
Das Spienggenstöckli besteht aus verschiedenen Flysch-Formationen. Im Bachgerinne liegt jedoch vorwiegend Kalk, der vom Vorab herunter kam. Darunter sind Brocken bis zu 10 Metern Kantenlänge. Wenn so ein Kamerad runter kommt, bräuchte man schon einen soliden Helm ..
 

Tourengänger: PStraub


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