Das Blankahorn (3129m) und sein berühmter Nachbar


Publiziert von AIi , 3. August 2014 um 17:51.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum: 1 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über den Arlbergtunnel oder das Stanzertal nach St. Anton
Unterkunftmöglichkeiten:Am Berg: Edmund Graf Hütte (2409m) Im Tal: zahlreiche Hotels

Im Nordosten der Verwallgruppe erhebt sich recht isoliert das Massiv des Hohen Rifflers - der höchste und vermutlich auch bekannteste Verwaller. Den Südgipfel des Hohen Rifflers erreicht dank des T3-Geländes und der Edmund-Graf-Hütte so ziemlich alles was zwei Beine hat.  Doch nur einen Katzensprung entfernt befindet sich das einsame 3129 Meter hohe Blankahorn, welches zwar wesentlich schwieriger zu Besteigen, aber trotzdem kein alpines Schwergewicht ist.  Die meisten Bergsteiger sind vermutlich so auf den Hohen Riffler fokussiert, dass sie das Blankahorn als selbstständiges Gipfelziel nicht wahrnehmen. Dadurch kommen dann auch Besucherzahlen per anno im einstelligen Bereich zu stande. 
Da diese Bergtour eindeutig die eindrücklichste von denen die ich bisher erleben durfte war, gönne ich mir den Luxus, die Ereignisse recht akribisch und hoffentlich nicht allzu langweilig wieder zu geben.

Der Bergtag, der mir so lange in Erinnerung bleiben sollte, begann maximal unspektakulär um 3.30 Uhr mit einem Blick vom Balkon unseres Hotels in St. Anton hinauf zum bewölkten Himmel. Zu diesem Zeitpunkt überlegte ich nochmal, ob ich wirklich aufbrechen sollte, konnte es ja sein dass die gesamte Bergtour im Nebel stattgefunden hätte. Ich packte dann aber doch meine sieben Sachen, mit dem Ziel so weit zu kommen wie es sinnvoll ist. 
Um nicht auf dem Fahrrad einzuschlafen, trank ich noch schnell einen Dosenkaffee und radelte hinein in die schwarze Nacht. Nach fünf Kilometern bergab erreiche ich dann Pettneu am Arlberg und den Wanderparkplatz am Ende des Malfontals.  Hier begegnet mir die erste Kuriosität des Tages in Gestalt eines besoffenen Bergsteigers, der am Parkplatz herum torkelte. Die steile Forststraße schob ich bei völliger Dunkelheit größtenteils hoch, wollte ich meine Kräfte ja sparen. Über die Malfonalpe erreiche ich nach ca. zwei Stunden den Abzweig des Wanderwegs zur Edmund Graf Hütte, wo ich mein Rad stehen lasse. Über mir hielt sich auf ca. 2000m eine Nebeldecke, die einen Blick auf die umliegende Bergwelt verhinderte.  Etwas frustriert wanderte ich also auf gutem Weg in die Nebelschicht hinein, mit der Annahme diese für längere Zeit nicht zu verlassen. Doch ca. 200hm weiter oben bin ich dann das erste Mal wirklich beeindruckt: Ich stehe unter blauem Himmel kurz über der Nebelschicht und blicke auf die vom Morgenlicht angestrahlten Rendlspitzen und die Hochkarspitze. Toll wenn man damit gerechnet hat nichts zu sehen! Voll neuer Hoffnung setze ich meinen Weg zur Edmund Graf Hütte in deutlich höherem Tempo fort. Dort angekommen werfe nur einen kurzen Blick durchs Fenster in die Stube, wo der Wirt das Frühstück vorbereitet. Dann spurte ich, das Blankahorn schon vor mir, weiter zu einem kleinen Grasvorsprung, der den Blick über das vom Nebel verdeckte Stanzertal in die Lechtaler Alpen frei gibt. Es wird immer schöner! So beflügelt merke ich fast gar nicht wie ich den Wanderweg zwischen Blankahorn und Kleinem Riffler hoch hetzte. Bis jetzt ist mir auf der gesamten Tour keine Menschenseele begegnet, die Schlafpelze aus der Edmund Graf Hütte frühstücken noch. Bald ist dann auch der Sattel zwischen dem Kleinen Riffler und den anderen beiden erreicht. Der Blick über den Pettneuer Ferner zu den Lechtalern und Allgäuern machte mich sprachlos. Ganz hinten erkannte mein Auge sogar den Säuling! Bewusst steuerte ich dann das Blankahorn an, der erste Dreitausender in meinem Leben sollte ja ein besonderer sein. Noch vor dem Einstieg, ist der nächste historische Moment gekommen - AliAigner das erste Mal über 3000m.
Jetzt kommt der anspruchsvollste Teil der Tour - Das Blankahorn  Unabsichtlich wurde es sogar eine Überschreitung.
Wie in den Bildern des Blankahorns vom Hohen Riffler gut zu erkennen ist, zieht sich zwischen dem linken Vorgipfel und dem rechten Hauptgipfel eine auffällige Scharte schräg nach rechts unten. Unter dem Ende dieser Scharte befindet sich noch eine Steilstufe. Da mir die Scharte recht freundlich vorkam, entschied ich über diese aufzusteigen. Die untere Steilstufe überkletterte ich auf dem direkten Weg, was für mich schon grenzwertig war, da es wenig Griffe und Tritte gibt und diese sehr klein und oft mit Moos bewachsen sind. Ich kann schlecht sagen es sei eine 2+ oder 3- gewesen, bin ich ja noch keinen Dreier geklettert. Ich kann aber sagen, dass es mir wesentlich schwieriger vorkam als Stellen die allgemein als 2 bewertet werden. Ist dieser Teil überwunden, gehts die Scharte hoch, die deutlich steiler ist als sie aussieht. Hier muss man sich im losen Geröll im Rinnengrund vorwärtswühlen, an einer der Rinnenwände entlang klettern oder im obren Teil die bockhart gefrorenen Schneefelder im Spreizschritt überwinden. Kurz vor der Scharte zwischen Vor- und Hauptgipfel werde ich dann von Steinmännern in einem Rechtsbogen zum Gipfel geleitet.
Mein erster Dreitausender - mit gigantischer Aussicht und Exklusivität. Das Gipfelbuch verrät mir, dass ich der erste 2014 hier oben war, der letzte war vor elf Monaten dort. Der Traum mal einen richtigen Berg als erster hikr zu besteigen, erfüllte sich hier auch wesentlich früher als erwartet.  Nach der ersten Pause des Tages, mache ich mich wieder an den Abstieg über den Normalweg - den Nordgrat. Über die Scharte gehts hinauf zum Vorgipfel und dann über den Grat in Stufen hinab. Kurz vor der Blankascharte muss eine Platte nach links umgangen werden, dann ists vollbracht. Die Kletterei am Grat ist schön fest und überschreitet nie den 2.Schwierigkeitsgrat.
Von der Blankascharte steige ich dann durch loses Gestein zum Südgipfel des Hohen Rifflers auf. Den Hauptgipfel mit Kreuz versuche ich gar nicht erst zu erklettern, da mich nach 2100hm die ersten Krämpfe heimsuchen. Als Zugabe geht aber noch der Kleine Riffler, der vom Sattel zwischen ihm und dem Blankahorn in fünf Minuten oder weniger erreicht ist. Von hier hat man nochmal einen netten Blick auf die zwei anderen. 
Da es im Westen schon schwarz wird und ich noch ganz runter muss, steige ich zügig über die Graf Hütte wieder ins Malfontal ab. Dann genieße ich den Downhill über die Forststraße nach Pettneu. Die 100hm zurück nach St. Anton hab ich dann auch noch auf die Reihe gekriegt. Um 13.30Uhr war ich dann wieder im Hotel - In zehn Stunden konnte ich alle drei besteigen, damit bin ich zufrieden. Es hat sich auch wieder voll ausgezahlt früh zu starten, da gegen 3Uhr die ersten Gewitter umherzogen.

Ein Dankeschön an Manfred Karl von alpintouren. com, dessen Bericht sehr hilfreich wahr!

Tourengänger: AIi


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Kommentare (5)


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quacamozza hat gesagt: Gratulation zum ersten Dreitausender
Gesendet am 4. August 2014 um 08:35
Ein wirklich schöner und zünftiger Berg, den Du Dir da ausgesucht hast (bei mir war's nur der Piz Languard). Die Eindrücke bleiben fürs ganze Leben...

Sportliche Grüße
Ulf

AIi hat gesagt: RE:Gratulation zum ersten Dreitausender
Gesendet am 4. August 2014 um 09:51
Danke, ich musste das Fest auch feiern wie es kam. Es war nämlich schon Wochen vorher klar, dass wir wegen dem Arlberg Giro, ein Rennradrennen, dass mein Bruder gefahren ist, drei Tage in St. Anton sind und den Freitag hatte ich dann "frei". Ich glaub ich hab's beste draus gemacht.

Sportlicher Gruß zurück
Ali

Winterbaer hat gesagt: RE:Gratulation zum ersten Dreitausender
Gesendet am 4. August 2014 um 11:01
Respekt Ali!
Ich hatte schon gedacht, Du seist auch da wieder ganz alleine hin-geradelt/gefahren:-)

Du bist so a wuider Hund und das erst in Deinem jugendlichen Alter! Wo soll das noch hinführen:-)!

Pass auf Dich auf!
Uschi

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 4. August 2014 um 09:44
Auch ich gratuliere dir zu den ersten 3 3000er! Das Blankhorn scheint ja echt ein toller Berg zu sein. Ich habe ihn noch gut Erinnerung als ich im Winter auf dem Hohen Riffler war. Die Zeit reichte aber nicht für eine Besteigung.

Gruss, Andi

Simon_B hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2016 um 17:24
habe mir Deinen Bericht durchgelesen. Es gibt da tatsächlich einige interessante Parallelen zwischen unseren "Riffler-Erlebnissen". Wer weiß, was da vom Verwall-Urgestein für eine mysteriöse Motivations-Strahlung ausgesendet wird ;-). Besonders habe ich mich über die schönen Bilder gefreut, die alte Erinnerungen an meine Tour zurückgerufen haben. Das Blankahorn bietet ja tolle Perspektiven auf den Riffler! Also vielen Dank für den schönen Bericht!

Viele Grüße

Simon


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