Vormittags auf die Saldeiner Spitz


Publiziert von maxl , 30. Juli 2014 um 23:51. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:26 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Am westlichen Ortsausgang von Stanzach nach Vorderhornbach abbiegen. Im Ort bald nach rechts weg und bis zu den letzten Häusern. Dort Abstellmöglichkeiten für den PKW und Beginn des Fahrwegs
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Inzwischen scheint es ja schon fast Pflicht zu sein für den durchschnittlichen emanzipierten hikr dieser Regionen, einmal auf die Saldeiner Spitze zu gehen. Gleichwohl dieser Berg nun wirklich nicht als überlaufen bezeichnet werden kann, wird er in den letzten Jahren recht regelmäßig von mit-hikrn unter die Sohlen genommen. Ein Dank gebührt denen, die die Routen auf diesen tollen Gipfel so gut beschrieben haben, dass man sie inzwischen ohne größere Probleme finden kann - dieses Jahr waren immerhin schon Andy sowie Ulf und Nic oben. Wir nehmen uns natürlich die Überschreitung vor, allerdings von West nach Ost. Schließlich will das kleine Schönwetterfenster möglichst unterhaltsam und abwechslungsreich genutzt werden.

Los geht's frühmorgens um halb sechs im kleinen Vorderhornbach. Zunächst halten wir uns auf der flachen Schotterstraße, die aus dem Ort herausführt, bald steigen wir aber nach rechts weg auf einen Weg, der recht schnell an Höhe gewinnt. Einmal wird noch kurz ein Fahrweg tangiert, danach halten wir uns stetig auf dem noch reichlich nassen Steigerl, die Hosenbeine sind inzwischen durch und durch getränkt. Immerhin ein Vorteil hat das ganze, die Alpensalamander nämlich, zuhauf flankieren sie den Weg und lassen sich bereitwillig ablichten, eitel eitel... Der Weg führt bald aus dem Wald heraus und hält sich an der linken Seite eines recht tief eingeschnittenen Grabens. Jenseitig kann man schon das Gipfelziel studieren, auch der gut ausgeschnittene Weg durch die Latschen zur abgelegenen Jöchlehütte, den wir im Abstieg benutzen (dieser zweigt übrigens an einem deutlichen Steinmann vom Weg ab, im Aufstieg lassen wir diese Stelle noch deutlich hinter uns), ist schon deutlich einzusehen. Wir verfolgen also den Wanderweg, der auch kurz über kleine Felsstufen führt (gerade T3) und verlassen ihn kurz nachdem der Graben rechterhand die Höhe des Weges fast erreicht hat (noch deutlich vor dem Sattele).

Jetzt beginnt also der weglose Teil der Unternehmung. Die Westroute auf die Saldeinerspitze ist freilich völlig unproblematisch zu finden. Etwas rechts unterhalb vom Weg befinden wir uns also in einer kleinen grasigen Mulde zwischen den Latschen, die es erstmal in gleicher Richtung auf schwachen Trittspuren weitergeht - Stoamanndln bestätigen, dass man richtig ist. Bald zweigt nach rechts hinauf eine gut ausgeschnittene Latschengasse ab, die nun eine Weile lang verfolgt wird. Nur zweimal muss man sich kurz durch die Latschen hindurchrobben, ansonsten geht's tadellos. Sieht man nicht ständig Schnitte bzw. wird's unbequem, ist man ziemlich sicher falsch. Die Gasse führt an die ersten Felsen heran, wo man auch auf schwache rote Markierungen trifft. Diese findet man nun im weiteren Wegverlauf durch die Flanke immer wieder. Es geht nun an ein paar Rinnen vorbei und im steilen Schrofenterrain bergauf, falsch machen kann man hier nicht viel (T4-). Kurz vor dem Gipfel trifft man dann auf den Westgrat, den man nun entweder direkt übersteigt (hier und da recht unangenehm und ausgesetzt), oder an den heikleren Passagen einfach bequem rechts umgeht (höchstens T4-). Höchst anregend geht's hier oben also noch dahin, bis wir auf den schönen, aussichtsreichen Gipfel mit dem netten Kreuz und dem alten Buch kommen. Eine Premium-Aussichtsloge für's Lechtal, und bestens geeignet für Tage wie diese, denn die Nahblicke sind aller Ehren wert, für Tage mit toller Fernsicht ist der Berg hingegen weniger was... Wir sind die erste Partie seit 5 Wochen, offenbar führen die Berichte auf hikr nicht dazu, dass dieser Berg von Touristenscharen überflutet wird. Um so besser. Drei recht gemütliche Stunden haben wir ab Vorderhornbach gebraucht, die Schwierigkeiten gehen bei richtiger Routenwahl nicht über T4- und gerade so I hinaus.

Während unserer ausführlichen Gipfelrast beraten wir über den weiteren Verlauf des Tages. Obgleich andere verlockende Gipfel in der Nähe nach einer Erstürmung rufen (Haldenspitz oder die Grubach), erscheint eine Ausdehnung der Tour nicht ratsam - die ersten Tropfen zurück am Auto später bestätigen diese Entscheidung. Aber zumindest die Überschreitung können wir ja noch angehen, denken wir uns, und stapfen wohlgemut den Ostgrat hinab. Steiles, bisweilen ziemlich rutschiges Gehgelände führt zunächst genau gen Osten abwärts (T4), nach ein paar Felszacken bietet sich eine schöne Grasrinne für den Abstieg an. Eine Weile lang geht's auch ganz gut, man ahnt den weiteren Wegverlauf, von oben ist er allerdings nicht leicht zu finden, denn ein steiler Felsriegel mit üppigem Latschenbestand drumherum stellt sich uns in den Weg. Zwei, drei Versuche incl. anstrengendem Latschengewühl brauchen wir, schließlich entdecken wir aber eine kleine trittarme und sau-bröselige Rinne (T5-), die einen passablen Durchschlupf gewährt. Die Ideallinie ist das wohl nicht, aber was solls, wir haben die Steilstufe hinter uns. Unterhalb kann man dann einige hm knieschonend durch kleine Geröllreißen abfahren, bis man wieder in flacheres Gelände gelangt. Hier stößt man wiederum auf einen ausgeschnittenen Pfad, hier und da etwas undeutlich, aber alles in allem immer noch gut zu verfolgen. Er führt durch einige breite Grasmulden und gelangt schließlich zur urigen Jöchlehütte, an der wir uns eine weiter Pause genehmigen. Haben wir uns aber auch verdient, finden wir einmütig, nach dem beschwerlichen Abstieg - ca. 75 min. warns, Schwierigkeit T5-, I, allerdings nicht auf der Ideallinie. In Aufstiegsrichtung ist diese vermutlich besser zu finden.

Ein Fußbad und eine Jausn später machen wir uns also an den finalen Abstieg. Von der Jöchlehütte führt ein nun deutlicher Pfad recht eben durch die Flanke und erreicht nach dem Queren einer sanften Mulde an einem deutlichen Steinmanndl bei oben schon erwähnter Stelle den markierten Wanderweg von vorher. Diesen müssen wir jetzt nur noch zurück nach Vorderhornbach verfolgen. Wie schon gesagt - dort fallen die ersten Tropfen, es ist kalt und ungemütlich, wir dafür um so glücklicher, denn diese paar Stunden haben wir wirklich gut genutzt, mit dem Besuch eines phantastischen Bergerls, dessen Besteigung jedem (fast) vorbehaltlos empfohlen werden kann. 7h waren wir unterwegs, freilich mit reichlich Pausen und diversen Wegfindungsproblemen - wegen dem weglosen Charakter sollte man 6h wohl schon für die Tour einplanen...

Tourengänger: maxl, AIi


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Kommentare (2)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 31. Juli 2014 um 09:54
Gratulation zu diesem hübschen Gipfel, der ja streng genommen auf der Allgäuer Seite liegt :)
LG, Sven

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Juli 2014 um 22:46
Danke! Ja, die Zuordnung hatten wir auf der Fahrt schon diskutiert gehabt... ist eigentlich eindeutig, aber der Fehler unterläuft mir immer wieder, weil man halt ausm Lechtal losgeht...:-)


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