Über das Simelihorn auf das Reeti


Publiziert von Bergmax , 20. Juni 2022 um 21:20.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:12 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:First Bergstation - Bachalpsee - nicht ganz bis zur Reetihütte - Esel - Simelihorn - Reeti - Wegkreuzung Spitzen - unterer Bachalpsee - First Bergstation
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Grindelwald, mehrere Parkplätze unweit der Firstbahn, die aber auch mal voll sein können, ca. CHF 1 pro Stunde
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Das Simelihorn ist mal ein Horn, das auch wirklich wie ein Horn aussieht. Bestimmt wird es oft fotografiert, gerade vom Bachalpsee aus, auch wenn die meisten Fotografen wohl nicht einmal wissen, wie ihr Motiv denn eigentlich heißt. Um dem Horn aufs Haupt zu steigen, bietet sich eine nicht allzu anstrengende Überschreitung an.

Rückblickend wird es eine klasse Bergtour gewesen sein. Aber am Anfang sieht es gar nicht danach aus: Autobahn gesperrt, Umweg gefahren, den anvisierten Zug in Wilderswil nicht erreicht, nach Grindelwald gefahren, Parkplatz suchen müssen, den Wanderstock in der Bergbahn liegen gelassen. Die Vorfreude auf die Überschreitung lässt den Ärger schnell verfliegen. Aber hoffentlich gibt es keine Schneefelder mehr, wo ich den Stock vermissen könnte!

Der breite Wanderweg vom First (2166 m) zum Bachalpsee (2266 m) ist zwar nicht gerade spannend zu gehen, dafür aber umso aussichtsreicher. Im See spiegelt sich sehr schön das Simelihorn. Ähnlich lässig wandere ich weiter Richtung Faulhorn. In dem Tälchen zwischen Simelihorn im Süden und Faulhorn im Norden hält sich der Schnee recht hartnäckig. Anfangs ist das kein Problem, doch im Sattel mit versperrt der Schnee scheinbar den Zustieg zum Esel. Also biege ich schon kurz nach der kleinen Burgihütte (2439 m) vom Wanderweg ab und erreiche die recht steile Nordflanke des Esels über etwas rutschiges Geröll. Dort bemerke ich, dass der Schnee bequemer auf der Westseite hätte umgangen werden können. In der Steilflanke selbst gibt es vereinzelt Wegspuren und bei einigermaßen sinnvoller Routenwahl braucht man die Hände kaum aus den Tasche zu nehmen (T4-).

Obwohl der Esel (2687 m) als Gipfel unspektakulär ist, bietet er eine interessante Aussicht und einen hübschen Tiefblick zur Bussalp. Bedrohlich steil und abweisend dagegen präsentiert sich das Simelihorn. Aber ich habe ja genügend Berichte gelesen und lasse mich nicht von diesem Anblick abschrecken. Die Kraxelei (maximal T5) findet dann meistens in der Nordflanke statt. Anfangs habe ich immer den Eindruck, dass es gleich nicht mehr weitergeht, aber das täuscht. Tatsächlich lassen sich die einzelnen Felsbänke immer im I. Grad ersteigen. Den Grat selbst betrete ich eigentlich nur einmal kurz vor dem Gipfel. Dort befindet sich die in manchen Berichten erwähnte ausgesetzte Stelle, welche ich aber nicht also besonders problematisch empfinde. Kurz danach ist auch schon der wirklich riesige Steinmann auf dem Simelihorn (2749 m) erreicht.

Dort ist Platz genug für eine gemütliche Pause. Die schwarzen Felsen sind von der Sonne sehr angenehm vorgewärmt. So lässt sich die ausgezeichnete Aussicht perfekt genießen.
Der Abstieg in Richtung Reeti beinhaltet keine wirkliche Kletterei, ist aber etwas abschüssig und verlangt konzentriertes Steigen (T4-). Nach dem Sattel zwischen Simelihorn und Reeti muss wieder mehr gekraxelt werden (T5-), wobei der Fels überall gut gestuft ist. Im oberen Teil, wo der Grat ausgeprägter wird, scheint die Felsqualität abzunehmen, was eher untypisch ist. Vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor. Schwierigeren Kletterstellen als - naja, etwa I+ - weiche ich immer ohne Zeitverlust aus.

Auf dem Reeti (2757 m) mache ich nochmals eine längere Pause, um die Aussicht zu genießen. Obwohl das Wetter sehr schön ist, muss ich diesen eigentlich recht bedeutenden Gipfel mit keiner Menschenseele teilen. Unnötig zu sagen, dass mir auch während der Überschreitung niemand begegnet ist.

Für den Abstieg vom Reeti benutze ich den Normalweg über den Südostgrat. Zuoberst gibt es einer Wegspur östlich unterhalb des Grates, welche mir aber nicht besonders lohnend vorkommt. Also bleibe ich direkt am Grat, der nur sehr leichte Kletterei (T4 / I) erfordert. Eine kleine Gemeinheit erwartet mich bei P. 2652, der normalerweise nördlich umgangen wird. Aber dort liegt noch ein steiles Schneefeld. Also erklettere ich den Gratzacken direkt, was zwar auch keine extremen Probleme bereitet, aber ganz schön ausgesetzt ist (T4+). Der weitere Abstieg ist dann ziemlich einfach. Bei der Fernandeshütte (2402 m) treffe ich auf den markierten Bergweg, dem ich bis kurz vor den Bachalpsee folge.  Dort versuche ich etwas abzukürzen, indem ich den unteren Bachalpsee östlich umgehe. Aber ach - da ist ja der Bach im Weg. Ich überwinde dieses letzte Hindernis an geeigneter Stelle, aber Zeit spart diese Variante nicht. Danach benutze ich wieder die "Wanderautobahn" zum First und  gondele gemütlich hinunter nach Grindelwald.


Gehzeiten & Schwierigkeiten

First - Bachalpsee - Burgihütte: 1 h 15 min; kaum über T1
Burgihütte - Esel: 35 min; T4-
Esel - Simelihorn: 20 min; T5- / I
Simelihorn - Reeti: 30 min; T5- / I und leichter
Reeti - Sattel Spitzen: 45 min; oberer Südostgrat und bei P. 2652 T4 / I, sonst meist T3
Sattel - Bachalpsee - First: 1 h; bis Bachalpsee T2, dann T1

Fazit - hübsche Gipfel, perfekte Aussicht, abwechslungsreiche Tour - also genau richtig für verwöhnte Alpinwanderer

Tourengänger: Bergmax


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