Wiggis (2282m)
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Jeden Morgen sehen wir bei Madame – sofern wir nicht längst unterwegs sind – wie die Sonne an den riesigen Felswänden von Wiggis und Rautispitz aufgeht. Letzteren haben wir diesen Winter etwas mühsam mit Ski bestiegen, nun war die Reihe am Wiggis. Von unten sieht das Unterfangen recht gefürchig aus, entpuppt sich letztlich aber als einfache, doch ausdauernde Bergtour.
Mit dem Velo fuhren wir nach Riedern zu P. 582, wo wir auf Fussbetrieb wechselten. Von dort ging's um 9 Uhr zunächst gemütlich durch den Wald in den Grund, wo wir uns die vielen Erdbeeren schmecken liessen. Mit dem Lärm des Feldschiessens in den Ohren und ziemlich wenig Ausblick vor den Augen ging's Schritt für Schritt in die Höhe. Das Gute an so mancher Glarner Tour ist, dass nicht lange gefackelt wird: keine Flachlatschereien, sondern hoch, hoch und nochmals hoch.
Irgendwann tauchte im Nebel der Unter Stafel, danach der Mittler Stafel auf. Kurz danach gabelte sich die kaum sichtbare Wegspur, was uns im Nebel etwas Orientierungsschwierigkeiten bereitete. Doch siehe da: Auf 1800m lichtete sich der Nebel endlich. Das war gut so, denn dadurch stieg einerseits unsere Motivation, andererseits vermied die bessere Sicht ein Fiasko. Kaum waren wir in den Steilhang des Oberen Bützi eingestiegen, rumpelte aus der Höhe beträchtlich. Full speed kam uns ein riesiger Felsbrocken entgegen – dä Unspunneschtäi isch ä Säich dägägä. Da hätte auch ein Helm nichts genutzt. Im Schlepptau des Brockens sausten weitere Brocken in die Tiefe und einige schnelle Schritte in die richtige Richtung behüteten uns vor Schaden. Bei Nebel hätte die Sache ziemlich unlustig ausgehen können.
Danach quälten wir uns den noch vom Winter geprägten, doch angeblich auch sonst nicht wirklich guten Wanderweg hoch zu P. 2143. Rutschig, steil, mühsam. In der Querung unter der überhängenden, bröckligen Felswand wollten wir uns auch nicht lange aufhalten. Nach P. 2143 kam endlich mal der Vorgipfel in Sicht. Um diesen zu erreichen, mussten zunächst zwei harmlose Schneefelder gequert werden. Für alle Fälle hatten wir Pickel dabei – zum Einsatz kamen sie nie. Aufgrund der Feuchte benötigte die Traverse zum Vorgipfel noch etwas Konzentration.
Nach dem Vorgipfel, der höher ist als der Gipfelkreuz-Gipfel, folgte ein kurzer Abstieg, ein letztes Schneefeld und nach 3h 10min erreichten wir pünktlich zur Mittagszeit den Wiggis. Hier oben schien die Sonne und es zeigte sich, dass wir mit dem Wiggis den richtigen Gipfel gewählt hatten. Leider nur blies der Wind etwas unangenehm, weshalb es nach dem Gipfelgemampfe bald in den Abstieg ging.
Beim Mittler Stafel trafen wir einen jungen Älpler bei den letzten Vorbereitungen für den Alpsommer. Spontan offerierte er uns zwei Panache. Falls wir wiederkämen, sagte er uns während der einstündigen Gesprächspause, wünsche er sich nicht etwa eine Kiste Bier, sondern eine aktuelle Zeitung.
Nach der Stärkung holperten wir talwärts. Mit meinem zwei- oder dreimonatigen Fersensporn war das nicht wirklich lustig, ging aber ganz gut. Allerdings wünschte ich mir ca. alle 10 Sekunden Pulverschnee und Tourenski. So ein 1700hm-Abstieg ist halt schon nicht lustig. Immerhin trafen wir ob Riedern wieder auf unsere Drahtesel, welche uns die Schlusslatscherei nach Hause ersparten.

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