Pulverträume am Rossgrat und Sangigrat


Publiziert von Bergamotte , 24. Februar 2014 um 15:16.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:22 Februar 2014
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-SZ 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Kartennummer:246S (R. 633a, 634a)

Bei Rossgrat und Sangigrat handelt es sich um eigentlich unbedeutende Tourenziele auf der Westseite des Bisisthals. Doch die beiden Gräte bieten ideal geneigte Nordhänge. Die Krux: Das (eher kurze) Abfahrtsvergnügen muss mit dem langen, wenig aufregenden Gwaggel auf die Galtenäbnet verdient werden. Es macht deshalb Sinn die Ziele miteinander zu verbinden. Wobei, wenn dabei wie heute noch Spurarbeit zu verrichten ist, verkommt das Ganze schnell zur Ochsentour. Sangi- und Rossgrat lassen sich übrigens auch ab Sali erreichen, der Zustieg ist aber ebenfalls weit.

In einem kleinen Pulk von einheimischen Türlern, die gehörig Tempo bolzen, starte ich um 8:00 in Schwarzenbach (950m). Der Aufstieg über den Forstweg hat wenig zu bieten. Dies ändert sich schlagartig, sobald man die Galtenäbnet erreicht - einfach ein friedliches Plätzchen Erde. Hier öffnet sich der Blick auf die Felsbastionen Wasserbergfirst und Alpler Horn. Beim Hüttenboden (1836m) verabschiedet sich das Gros der Türler Richtung Firsthöreli, ein beliebtes Erheblich-Ziel der Region.

Ich hingegen ziehe zur nahen Gander Fur (2016m) weiter, einem Pässchen zwischen Bisisthal und Hürital. Der Blick auf die jungfräuliche, ideal geneigte NE-Flanke des Rossgrats lässt mein Herz höher schlagen. Zum Glück mühen sich bereits zwei Vorgänger den tief verschneiten Hang hoch. Sowohl Sangi- als auch Rossgrat anzuspuren wär mir dann zu viel des Guten. Nachdem die Grathöhe erreicht ist, gönne ich mir als notorischer Gipfelsammler noch die paar Meter rüber zur Kote Rossgrat (2282m), wobei dies keinen Mehrwert bietet.

"Mehrwert" bietet hingegen die Abfahrt über die gut 30° steile Flanke durch knietiefen Pulver, der unbestrittene Höhepunkt des Tages. Um den Wiederaufstieg zum Sangigrat zu verkürzen, könnte man natürlich auch direkt unterhalb vom Horngrätli ostwärts traversieren. Doch für eine solche Traumabfahrt zahle ich gerne in Form von ein paar Höhenmetern. Wobei "ein paar Höhenmeter" so harmlos klingt, die Realität bei der folgenden Spurarbeit durch Unmengen Pulver sieht anders aus. Vom Riedboden ziehe ich also die Nordmulde Richtung Sangigrat hoch, die Steilwand des Alpler Horns bedrohlich über mir. Vorsicht, man erreicht hier auf etwa 60 Metern bis 35° und bewegt sich in noch steileren Ausläufern. Davon zeugt auch ein kleinerer Rutsch. Zuletzt vom namenlosen Pässchen P. 2217 (im Sommer-Führer "Furggeli" genannt) einfach auf die Grathöhe und - ein paar Wechten ausweichend - zum höchsten Punkt vom Sangigrat (2279m).

Eigentlich wollte ich durch die verlockende Nordmulde auch wieder abfahren, doch eine Rundtour macht mehr Spass. Also zunächst rüber zu Sangigrat P. 2275, ein paar heikle Wechten südseitig umgehend. Von dieser Seite des Grats geniesst man übrigens einen lohnenden Blick auf Höch Turm und Ortstock. Vom tiefsten Punkt zwischen den beiden Gratkoten dann Direktabfahrt über den NW-Hang zum Riedboden, wobei ich mich an einer intelligent angelegten Aufstiegsspur orientiere. Nun bin ich doch froh, auf die alten Bretter gesetzt zu haben, die Flanke ist im obersten Bereich dürftig eingeschneit. Bald aber wieder Pulver vom Feinsten. Ein kurzes Wiederanfellen bringt mich zurück zum Hüttenboden (1836m). Natürlich könnte auch - anspruchsvoller - durch den engen Durchschlupf direkt nach Gandli bzw. Stäfeli abgefahren werden. Nach der flachen Galtenäbnet finden sich bis zum Stäfeli nochmals sanft geneigte Pulverhänge.


Exkurs: Ich schätze den SAC-Führer "Zentralschweizer Voralpen und Alpen" als gut recherchiertes, umfassendes Tourenlexikon. Doch beim Sangigrat unterlief dem Autor gleich eine Reihe von Fehlern. Erstens, der Aufstieg beträgt nicht 1430Hm, sondern 100 Meter weniger. Zweitens wäre ein Hinweis auf die Steilstelle am Fusse des Alpler Horns angebracht, hier kann gut was ins Rutschen kommen. Drittens fällt die Einschätzung der Alternativabfahrt gegen NW mit "ZS" klar zu hoch aus. Engpässe sowie exponierte Stellen fehlen und nur beim Einstieg erreicht man für wenige Meter >30°.


Zeiten
3:10  Rossgrat
1:40  Sangigrat P. 2275 (gespurt)
1:05  Schwarzenbach
 

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 4. März 2014 um 18:20
wunderschöne Tour!

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. März 2014 um 18:23
Danke, hat mir auch sehr gut gefallen. Und sobald man den Hüttenboden hinter sich gelassen, geht es sehr ruhig zu und her.


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