Drusenfluh, 2827 m - Überschreitung


Publiziert von roko , 16. Februar 2014 um 12:43.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:17 September 1989
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:St. Antönien
Zufahrt zum Ankunftspunkt:St. Antönien
Unterkunftmöglichkeiten:Carschinahütte SAC
Kartennummer:Swiss Map online

Früher, als es noch keine Klettersteige auf die Drusenfluh gab, sah man nur vereinzelt Leute auf dem Gipfel stehen. Die Anstiege waren mühsam und lang und durch die extremen Routen der Südwände fand nur die Elite den Weg zum Gipfel. Allein für die Überschreitung der Drusenfluh vom Drusator zum Schweizertor, ohne Zu- und Abstieg, rechnete man 8-10 Stunden für eine Seilschaft.
Mich reizte in jungen Jahren diese Tour als ich eine Geschichte im Buch "Meine Berge" aus dem Jahre 1931 von Luis Trenker las.
Er schrieb:
Einen der eigenartigsten Unfälle enthüllte ein schauerlicher Fund in den Ostwänden der Drusenfluh im Rhätikon. Eine Partie, die auf dem Ostweg den Berg bestieg, entdeckte seitlich in den Steilwänden einen anscheinend in der Luft hängenden menschlichen Körper. Eine von ihnen veranlasste Bergungsexpedition gelangte einige Tage später zu der vor einer etwa 40 Meter hohen Wand über dem "Verborgenen Kar" hängenden Leiche, und zwar bis an ein Felsköpfchen, von dem sich der Alleingänger, es handelte sich um einen seit einem Jahr vermissten Stuttgarter Bergsteiger namens Fahrion, abgeseilt hatte. Die Ursache der schauerlichen Katastrophe steht in der Chronik der alpinen Unfälle wohl einzig da; sie ist entsetzlich: Fahrion wollte sich aus unbekannten Gründen, vermutlich hatte ihn ein Wetterumschlag oder einfallender Nebel, der ihm die Übersicht über den leichtesten Durchstieg auf einer allerdings sehr verwickelten Route nahm, dazu veranlasst, über die Steilwand auf ein abschüssiges Band abzuseilen. An einem guten Felsblock hing er das Seil ein und seilte sich ab und als er schon glaubte festen Boden unter den Füssen zu haben, machte er die schrecklich Entdeckung, dass das Seil zu kurz war, dass mehr als drei Meter bis zum möglichen Stand fehlten. Welches entsetzliche Drama sich nun in der Wand, in der der Einsame hing, abgespielt haben mag, davon wissen wir nichts. Sicher hat Fahrion das Menschenmögliche versucht...usw. usw. Der Prusikknoten, der ihm den Wiederaufstieg ermöglicht hätte, wurde leider erst 1931 erfunden. 
Walter Flaig schrieb in seinem alten Rätikonführer über die "Gesamtüberschreitung des Drusenstockes ohne Abseilen":
Ungleich lohnender und interessanter scheint uns die Gesamtüberschreitung mit Hilfe der Führe durchs "Verborgene Kar". Sie hat den Vorteil, dass der IV Grad nie überschritten, ja kaum erreicht wird, je nach Führe und Verhältnissen.
Dies war für mich Grund genug, mir diese "historisch, mystische Route" durchs "Verborgene Kar" anzusehen...und es war immer wieder ein Erlebnis! Landschaftlich etwas vom Schönsten was der Rätikon zu bieten hat. Macht man sie Solo, so wie ich es gemacht habe, spart man sich wertvolle  Zeit und kann die Überschreitung von St. Antönien aus an einem Tag durchführen. Es handelt sich um eine Tour, für die man genug Reserve zum Abstieg gegen das Schweizertor einplanen sollte. Dieser Abstieg (wie auch der Aufstieg) ist nicht leicht zu finden und es bedarf Spürsinn und Kenntnis. Gute Sicht und gutes Wetter sind Voraussetzung. In älteren Führern von Flaig ist der Auf- und Abstieg noch ausführlich beschrieben und sollte genau beachtet  werden (vor allem die Stelle, an der man in die Südwand absteigen und über ein Band wieder auf den Grat zurück muss).
Einmal hatte ich einen Fotoapparat bei mir mit dem ich ein paar Bilder schiessen konnte. Leider ging durch das Einscannen der alten Dias viel an Qualität verloren.
  

Tourengänger: roko


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

paul_sch hat gesagt: IV oder II ?
Gesendet am 23. Juli 2020 um 16:47
Lt. meinem alten Flaig (8. Auflage, 1982) ist der Aufstieg durchs Verborgene Kar lediglich mit II (Stellen) bewertet. Kommt der IVer durch den Aufstieg von der Schweizer Seite?
LG, Paul

roko hat gesagt: RE:IV oder II ?
Gesendet am 23. Juli 2020 um 19:52
Die Bewertung von Flaig durchs Verborgene Kar wurde früher von ihm bewertet: erreicht kaum den IV Grad. Ich würde sagen etwa III. Ist aber schon lange her die Überschreitung. Im Verborgenen Kar wurden früher Steigeisen und Pickel benötigt, heute wahrscheinlich nicht mehr. Die Orientierung ist das grössere Problem, vor allem bei schlechter Sicht. Heute kann man auch vom Gipfel über den Klettersteig absteigen, welcher oft begangen wird, aber nicht annähernd so schön ist. Früher war dieser Gipfel sehr einsam, heute wird er oft über den Klettersteig bestiegen.
Gutes Gelingen und Gruss
Robert

roko hat gesagt: RE:IV oder II ?
Gesendet am 23. Juli 2020 um 19:57
Es gibt keine offizielle Route, man muss sie selber suchen. Je nach Wahl ist sie mehr oder weniger schwer...


Kommentar hinzufügen»