Zen(ji)-Meditation in den weiten, unberührten Pulverhängen über dem Sapün


Publiziert von marmotta , 19. Januar 2014 um 23:29. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum:18 Januar 2014
Ski Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Bhf Langwies GR - Unter Wis - Langwies - Sapün Dörfji - Heimeli - Inner Haupt - See (P. 2091) - Haupter Alp - P. 2568 - Zenjiflue retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Langwies GR
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Langwies GR
Kartennummer:Skitourenkarte 248 S "Prättigau" (1:50.000)

Dieser "Winter" macht es dem (Ski-)Tourengänger nicht leicht: In den Voralpen liegen die Schneemengen weit unter dem Durchschnitt, die permanente Südwestlage sorgt im Norden für fast frühlingshafte Verhältnisse, während der Süden im Schnee versinkt. Scheut man die längere Reise in die Zentral- und Südalpen, bleiben nur die höher gelegenen Ausgangsorte in Nord- und Mittelbünden. Blöderweise verharrt genau dort die Lawinenwarnstufe nun bereits seit rekordverdächtigen 25 (!) Tagen auf "erheblich", was die Tourenauswahl weiter einschränkt.
 
Eine gute Alternative zu den überlaufenen "Erheblich-Klassikern" bietet dieser Tage das weitläufige Gebiet westlich des Weissfluhjochs, das man bei günstigerer Schnee- und Lawinensituation wegen des Freerider-Stroms aus dem Skigebiet Davos-Parsenn besser meidet. Heute herrschte für einmal eine paradiesische Ruhe - die weiten Pulverhänge unter Weissfluhjoch und Haupter Horn lagen völlig unberührt da, ausser uns war im gesamten Gebiet keine Menschenseele unterwegs. Ein seltenes Bild!
 
"Dank" eines Missgeschicks gleich zu Beginn befanden wir uns erst um kurz vor 11 Uhr am Parkplatz bei P. 1373, wo die Strasse nach Arosa in einer 180 °-Kurve den Plessur-Bach überquert und wo die Alpstrasse (Schlittelweg) ins Sapün beginnt. Im Frühjahr pflegt man bisweilen um diese Zeit bereits wieder auf dem Heimweg zu sein, im Januar ist´s hingegen nicht allzu dramatisch.
 
Durch eine tief verschneite Winterlandschaft geht es zunächst auf dem Schlittelweg der Plessur entlang zur idyllisch am oberen Talende gelegenen, alten Walsersiedlung Sapün Dörfji (1725 m), wenig später ist das urige Gasthaus Heimeli (1830 m) erreicht (ca. 1 h ab Parkplatz). Ab hier war Spuren angesagt - durch gut 30-40 cm gesetzten, stellenweise windbearbeiteten Pulverschnee ging es durch das weitläufige und aufgrund der vielen Geländekuppen und -senken etwas unübersichtliche Gelände der Haupter Alp hinauf ins Tälchen unter der Südwestflanke der Weissfluh. Hier erinnerte ein altes, überschneites Schneebrett, das bis auf die (Sommer-)Route abgegangen war, daran, dass in den letzten Tagen doch einiger Schnee in die Flanken dieser Exposition eingeblasen worden war! Über die Schwerzi, dem Sattel (P. 2568) zwischen Zenjiflue und Weissfluh, gelangten wir auf den langgestreckten Ostgrat der Zenjiflue. Hier hatte der Wind ganze Arbeit geleistet: Die Flanke unter dem Sattel wie auch der gesamte Grat war auf der Südseite abgeblasen und hart bis eisig. Dummerweise hatten wir beide die Harscheisen zuhause gelassen, so wurde die Traversierung des Grats mit den Skiern doch etwas mühsam. Kurz vor dem Gipfel deponierten wir daher die Skis, eine ausgesetzte und sehr abschüssige Passage, wo der Grat zudem nach Norden stark überwächtet war, liess sich zu Fuss einfacher und gefahrloser bewältigen. Eine Abfahrt vom Gipfel über die bis auf die Felsen abgeblasene Nordwestflanke kam für uns ohnehin nicht in Betracht.
 
Über einen schmalen und steilen Schneegrat erreichten wir glücklich den höchsten Punkt der Zenjiflue (2686 m), wo wir die fantastische Föhnstimmung über dem Prättigau genossen. Während es ringsrum schon ziemlich dunkel aussah, profitierten wir noch immer von dem bereits den ganzen Tag andauernden Föhn-Schönwetterfenster. Von Süden drückten hingegen eindrücklich die Wolken herein.
 
Der Föhnwind und die weit vorangeschrittene Uhrzeit (der gesamte Aufstieg hatte uns durch die Spurarbeit fast 4 h gekostet!) liessen uns dennoch nicht lange auf dem Gipfel verweilen. Zurück am Skidepot fuhren wir vom Grat zunächst vorsichtig die steile, fast pistenmässig harte Flanke zur grossen, in die Zenjiflue eingebettete Südostmulde hinunter. Anschliessend in schön zu fahrendem Pulver durch die weite Ebene der Haupter Alp (hier besteht die Kunst darin, möglichst ohne Gegenanstieg zu den rassigen Hängen über dem Haupttälibach hinauszukommen) hinunter zum Gasthaus Heimeli und von dort über die Schlittelpiste zurück zum Parkplatz bei P. 1373. Von dort unvermeidliche Tragepassage entlang der Landstrasse bis zur Kirche von Langwies (1377 m), wo die Ski für eine letzte Abfahrt über die Unter Wis bis auf´s Perron der RhB noch einmal angeschnallt werden können. Auf dieser Höhenlage war der Schnee dann allerdings bereits ziemlich nass und schwer…aber: schliesslich haben wir erst Januar und der Winter kommt ja erst! ;-)  

Tourengänger: marmotta, Becks


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