Exkurs: Projekt Marathon
|
||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Viel zu suchen hat dieser Bericht auf Hikr zugegebenermassen nicht. Allerdings gibt's ja auch Berichte über Spaziergänge auf dieser Plattform und so können wir uns ja einigen, dass der folgende Bericht von einen ausgiebigen Spaziergang der Limmat entlang handelt... :-)
Prolog (=Vorbereitung / Training)
Der grosse Läufer war ich noch nie. Ab und zu rannte ich in der Vergangenheit 5.5km (+400hm) auf unseren Hausberg, die
Gisliflue - aber auch nur wenn mich das Wetter daran hinderte andere Sportarten (Velo / Bergsteigen) zu betreiben.
Doch irgendwie habe ich mir in den Kopf gesetzt, mal an einem Marathon teilzunehmen, mal selbst zu fühlen was von aussen so unspektakulär aussieht und trotzdem eine Riesen-Leistung ist.
Der Neujahrsmarathon Zürich schien mir bestens geeignet. Nicht irgendein Grossanlass, sondern ein Marathon mitten in der Neujahrsnacht mit rund 250 Startern - beinahe schon familiär.
Nun ging es darum, meine Kondition vom Radfahren und Bergsteigen auf einen 42km-Lauf zu adaptieren und das ging wohl oder übel nur mit Joggen: Das Training begann 3 Monate im Voraus, also Anfangs Oktober. Meine Trainingsstrecke war mein Arbeitsweg: 18km der Aare entlang von Villigen nach Schinznach-Dorf. 2 Mal pro Woche plus einmal die Gisliflue so mein Trainingsplan.
Beim ersten Mal brauchte ich für die 18km sage und schreibe 115min (6:20 / km) doch innert weniger Läufe konnte ich die Zeit auf 108min (6min / km) drücken und bis Mitte November sogar auf 100min (5:30 / km). Nicht weil ich so schnell Muskulatur aufgebaut hätte, sondern vielmehr weil ich meine Körperhaltung optimierte, Schrittlänge und Atmung besser zu kontrollieren lernte.
Doch dann kam der Bruch: Auf einmal hatte ich Schmerzen im rechten Bein: Knie und Sprunggelenk schmerzten bereits nach 1-2km joggen. Mir war klar, dass ich mich auf keinen Fall schädigen wollte - schliesslich bin ich von meiner Postur her sowieso anfällig auf Gelenkschmerzen. So kam ein 1-monatiger Trainings-Unterbruch. Nichts ging mehr bis Mitte Dezember und ich war noch nie mehr als 20km gelaufen bis zu diesem Zeitpunkt.
Vor Weihnachten nahm ich das Training wieder auf. Noch einmal 4 längere Läufe (einer davon 24km) und dann ging's bereits wieder in den Schon-Modus. Mein ursprüngliches Ziel, unter 4h zu laufen lag in weiter Ferne. Unterdessen hatte ich es korrigiert zu "Ins Ziel kommen und ich bin glücklich". So reiste ich am 31. Dezember gegen 22:00 nach Schlieren ohne eine Ahnung zu haben, ob ich überhaupt eine Chance hätte, den Lauf vor Zielschluss (5h) zu beenden - schliesslich war ich in meinem Leben noch nie länger als 24km am Stück gejoggt.
Als ich mich beim Start einfand fielen mir 2 Dinge ziemlich schnell auf: Einerseits war ich mit meinen 2m Körpergrösse und beinahe 100kg Körpergewicht eine gefühlte doppelte Portion von den meisten Marathonläufern und andererseits war sofort klar, dass sich wohl eher wenige "Ich versuchs mal"-Plauschläufer zu diesem Marathon angemeldet hatten.
Hauptteil (=Lauf)
Der Startschuss fiel genau um Mitternacht. Die ersten 4-5h des Jahres sollten also auch gleich die härtesten werden.
Es ging los wie bei der Feuerwehr und ich merkte sofort, dass das angeschlagene Tempo der meisten Läufer viel zu hoch war für mich. So konzentrierte ich mich darauf meine eigene Geschwindigkeit zu laufen: Die viel trainierte 5:40/km (4h/Marathon) versuchte ich anzuschlagen.
Auf den ersten 5km zog so ziemlich alles an mir vorbei und so lag ich bei der ersten Zwischenzeit (4.48km) auf dem 125. Rang von 163 Startern. Doch die Geschwindigkeit stimmte, das wusste ich.
Auf den folgenden 25km hielt ich diese Pace erfolgreich und sehr präzise durch und arbeitete mich so kontinuierlich nach vorne (die ersten Läufer brachen bereits nach 5km tempomässig ein) und lag bei km 30 irgendwo auf Rang 95 - mit dem Gefühl im Bauch, dass es für den 4h-Marathon reichen könnte.
Doch ich hatte am falschen Ort Zeit gespart: Anstatt mich ausreichend zu verpflegen mit Bananen und Flüssignahrung, nahm ich bei den Verpflegungsposten alle 5km jeweils nur 4dl isotonisches Getränk ein und so begegnete ich bei km 30 dem, was man in der Lauf-Szene als Mann mit dem Hammer bezeichnet: Innerhalb weniger Minuten waren meine Beine leer - nichts ging mehr. Akku leer. Kohlenhydrat-Mangel, ein ärgerlicher Anfängerfehler.
Glücklicherweise gab's bei km 31.5 gleich einen Verpflegungsposten. Doch da man die Kohlenhydrate nicht intravenös bekommt, hilft das natürlich nicht sofort ;-) und so verlor ich innerhalb von rund 6 Kilometern sage und schreibe 16min auf meine Zielzeit von 4h. Dabei wurde ich natürlich auch mehrfach überholt da ich kaum mehr rennen konnte. Ab km 37 gab ich mir dann einen psychischen Ruck und fühlte mich auch wieder besser. Was folgte war ein auspumpen meiner Muskeln, wie ich es wohl noch nie getan habe. Ich rannte halb in Trance, einfach nicht anhalten, so das Motto. Und ich war schnell: Ca. 10 Läufer mussten dran glauben und ich arbeitete mich bis zum Ziel auf den 92. Rang vor. 4:14 meine Zeit im Ziel - dabei war ich der 2. jüngste Finisher. Schlussendlich versöhnlich, wenn auch ein wenig ärgerlich.
Doch das kümmerte mich in diesem Moment wenig - ich stand kurz vor dem einknicken, stopfte mich nur noch mit Bananen und isotonischen Getränken voll und ab unter die Dusche. Das ironische an der Sache: Direkt nach dem Marathon schmerzten meine Arme (Schultern) mehr als die Beine. So war ich kaum in der Lage, mich meiner Kleider zu entledigen und ohnehin schon frierend unter die kalte Dusche zu stehen. Das Warmwasser war wohl schon für die 10km- Halbmarathon- und schnelleren Marathonläufer drauf gegangen...
Schluss (= Schmerzen danach)
Natürlich tat mir alles weh. Natürlich konnte ich kaum mehr Treppen gehen. Doch das hatte ich alles so erwartet und es scheint irgendwie zum Mythos Marathon zu gehören. Irgendwie hätte ich mir es sogar durchaus noch schlimmer vorstellen können: Heute, am Tag danach ist es nicht viel mehr als ein starker Muskelkater in den Beinen und Schultern.
Was geblieben ist, ist ein einmaliges Erlebnis - und wer weiss, vielleicht wird's irgendwann einmal für den Jungfraumarathon reichen...
Prolog (=Vorbereitung / Training)
Der grosse Läufer war ich noch nie. Ab und zu rannte ich in der Vergangenheit 5.5km (+400hm) auf unseren Hausberg, die

Doch irgendwie habe ich mir in den Kopf gesetzt, mal an einem Marathon teilzunehmen, mal selbst zu fühlen was von aussen so unspektakulär aussieht und trotzdem eine Riesen-Leistung ist.
Der Neujahrsmarathon Zürich schien mir bestens geeignet. Nicht irgendein Grossanlass, sondern ein Marathon mitten in der Neujahrsnacht mit rund 250 Startern - beinahe schon familiär.
Nun ging es darum, meine Kondition vom Radfahren und Bergsteigen auf einen 42km-Lauf zu adaptieren und das ging wohl oder übel nur mit Joggen: Das Training begann 3 Monate im Voraus, also Anfangs Oktober. Meine Trainingsstrecke war mein Arbeitsweg: 18km der Aare entlang von Villigen nach Schinznach-Dorf. 2 Mal pro Woche plus einmal die Gisliflue so mein Trainingsplan.
Beim ersten Mal brauchte ich für die 18km sage und schreibe 115min (6:20 / km) doch innert weniger Läufe konnte ich die Zeit auf 108min (6min / km) drücken und bis Mitte November sogar auf 100min (5:30 / km). Nicht weil ich so schnell Muskulatur aufgebaut hätte, sondern vielmehr weil ich meine Körperhaltung optimierte, Schrittlänge und Atmung besser zu kontrollieren lernte.
Doch dann kam der Bruch: Auf einmal hatte ich Schmerzen im rechten Bein: Knie und Sprunggelenk schmerzten bereits nach 1-2km joggen. Mir war klar, dass ich mich auf keinen Fall schädigen wollte - schliesslich bin ich von meiner Postur her sowieso anfällig auf Gelenkschmerzen. So kam ein 1-monatiger Trainings-Unterbruch. Nichts ging mehr bis Mitte Dezember und ich war noch nie mehr als 20km gelaufen bis zu diesem Zeitpunkt.
Vor Weihnachten nahm ich das Training wieder auf. Noch einmal 4 längere Läufe (einer davon 24km) und dann ging's bereits wieder in den Schon-Modus. Mein ursprüngliches Ziel, unter 4h zu laufen lag in weiter Ferne. Unterdessen hatte ich es korrigiert zu "Ins Ziel kommen und ich bin glücklich". So reiste ich am 31. Dezember gegen 22:00 nach Schlieren ohne eine Ahnung zu haben, ob ich überhaupt eine Chance hätte, den Lauf vor Zielschluss (5h) zu beenden - schliesslich war ich in meinem Leben noch nie länger als 24km am Stück gejoggt.
Als ich mich beim Start einfand fielen mir 2 Dinge ziemlich schnell auf: Einerseits war ich mit meinen 2m Körpergrösse und beinahe 100kg Körpergewicht eine gefühlte doppelte Portion von den meisten Marathonläufern und andererseits war sofort klar, dass sich wohl eher wenige "Ich versuchs mal"-Plauschläufer zu diesem Marathon angemeldet hatten.
Hauptteil (=Lauf)
Der Startschuss fiel genau um Mitternacht. Die ersten 4-5h des Jahres sollten also auch gleich die härtesten werden.
Es ging los wie bei der Feuerwehr und ich merkte sofort, dass das angeschlagene Tempo der meisten Läufer viel zu hoch war für mich. So konzentrierte ich mich darauf meine eigene Geschwindigkeit zu laufen: Die viel trainierte 5:40/km (4h/Marathon) versuchte ich anzuschlagen.
Auf den ersten 5km zog so ziemlich alles an mir vorbei und so lag ich bei der ersten Zwischenzeit (4.48km) auf dem 125. Rang von 163 Startern. Doch die Geschwindigkeit stimmte, das wusste ich.
Auf den folgenden 25km hielt ich diese Pace erfolgreich und sehr präzise durch und arbeitete mich so kontinuierlich nach vorne (die ersten Läufer brachen bereits nach 5km tempomässig ein) und lag bei km 30 irgendwo auf Rang 95 - mit dem Gefühl im Bauch, dass es für den 4h-Marathon reichen könnte.
Doch ich hatte am falschen Ort Zeit gespart: Anstatt mich ausreichend zu verpflegen mit Bananen und Flüssignahrung, nahm ich bei den Verpflegungsposten alle 5km jeweils nur 4dl isotonisches Getränk ein und so begegnete ich bei km 30 dem, was man in der Lauf-Szene als Mann mit dem Hammer bezeichnet: Innerhalb weniger Minuten waren meine Beine leer - nichts ging mehr. Akku leer. Kohlenhydrat-Mangel, ein ärgerlicher Anfängerfehler.
Glücklicherweise gab's bei km 31.5 gleich einen Verpflegungsposten. Doch da man die Kohlenhydrate nicht intravenös bekommt, hilft das natürlich nicht sofort ;-) und so verlor ich innerhalb von rund 6 Kilometern sage und schreibe 16min auf meine Zielzeit von 4h. Dabei wurde ich natürlich auch mehrfach überholt da ich kaum mehr rennen konnte. Ab km 37 gab ich mir dann einen psychischen Ruck und fühlte mich auch wieder besser. Was folgte war ein auspumpen meiner Muskeln, wie ich es wohl noch nie getan habe. Ich rannte halb in Trance, einfach nicht anhalten, so das Motto. Und ich war schnell: Ca. 10 Läufer mussten dran glauben und ich arbeitete mich bis zum Ziel auf den 92. Rang vor. 4:14 meine Zeit im Ziel - dabei war ich der 2. jüngste Finisher. Schlussendlich versöhnlich, wenn auch ein wenig ärgerlich.
Doch das kümmerte mich in diesem Moment wenig - ich stand kurz vor dem einknicken, stopfte mich nur noch mit Bananen und isotonischen Getränken voll und ab unter die Dusche. Das ironische an der Sache: Direkt nach dem Marathon schmerzten meine Arme (Schultern) mehr als die Beine. So war ich kaum in der Lage, mich meiner Kleider zu entledigen und ohnehin schon frierend unter die kalte Dusche zu stehen. Das Warmwasser war wohl schon für die 10km- Halbmarathon- und schnelleren Marathonläufer drauf gegangen...
Schluss (= Schmerzen danach)
Natürlich tat mir alles weh. Natürlich konnte ich kaum mehr Treppen gehen. Doch das hatte ich alles so erwartet und es scheint irgendwie zum Mythos Marathon zu gehören. Irgendwie hätte ich mir es sogar durchaus noch schlimmer vorstellen können: Heute, am Tag danach ist es nicht viel mehr als ein starker Muskelkater in den Beinen und Schultern.
Was geblieben ist, ist ein einmaliges Erlebnis - und wer weiss, vielleicht wird's irgendwann einmal für den Jungfraumarathon reichen...
Tourengänger:
Mistermai

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (2)