Rotwand (1884 m) - Sensationen, Attraktionen!
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Wenn man nachts auf einer Sitzung am Thron des Rotwandhauses residiert und der mega-moderne Bewegungsmelder das Licht ausknipst, ist das nicht gerade eine Sensation. Auch der hiesige Linseneintopf ist nicht sensationell, sondern fördert unter Umständen eher das Bedürfnis nach Sitzungen der einsamen Art, worüber sich wiederum der schadenfrohe Bewegungsmelder freut. Eine Attraktion ist das Rotwandhaus aber schon, vor allem für die vielen Rodler. Sensationell sind wiederum der Sonnenaufgang auf der Rotwand, die von der Hütte schnell erreichbar ist, und die Ruchenköpfe mit ihrer anmutigen, felsigen Gestalt. Letztere sind im Sommer auch eine Attraktion für Kletterer, was die glattpolierten Routen beweisen. Im Winter herrscht hier dagegen tote Hose und Schicht im Schacht; wenn man also die Ruchenköpfe für sich alleine haben möchte, dann sollte man sie im Winter mit Schneeschuhen besuchen. Sobald man die Hauptroute am Rotwandhaus verlässt, hat man den Trubel hinter sich und kann die landschaftlichen Höhepunkte in Ruhe genießen. Also Manege frei für die Rotwand und ihre Trabanten - Sensationen, Attraktionen und ein wenig Kraxelei!
Am Südufer des Spitzingsees beginnt der Hüttenzustieg zum Rotwandhaus. Dazu folgt man der Teerstraße bis zur Bergwachthütte; hier rechts auf die Schotterstraße, die über die Wildfeldalm auf der Südseite der Rotwand hinüber zum schön gelegenen Rotwandhaus führt. Im Winter dient sie als Rodelbahn und ist entsprechend beliebt.
Der kurze Abstecher von der Hütte zur Rotwand auf dem nicht zu verfehlenden Steig lohnt auf alle Fälle, denn die Aussicht von diesem gutmütigen Voralpengipfel übertrifft alle Erwartungen. Lediglich das noch deutlich höhere Hintere Sonnwendjoch im Süden schirmt die Blicke ein klein wenig ab, fügt sich im Gegenzug aber als Bereicherung in das Gesamtbild ein. Am schönsten ist es auf der Rotwand bei Sonnenauf- oder Sonnenuntergang, auch wenn es dann meist recht zapfig hier oben ist.
Das Highlight der hier vorgestellten Tour ist allerdings der Besuch der Ruchenköpfe über deren Westgrat. Dazu geht's vom Rotwandhaus nach Osten hinunter zur Kümpfelscharte und quer durch den Nordhang des Auerspitz zum tiefsten Punkt zwischen den Ruchenköpfen und dem Auerspitz. Auf dem Rücken hinüber zum markanten Felsblock, dem sogenannten "Brotzeitfelsen", wo man am besten seine überschüssige Ausrüstung deponiert. Eine freigeschnittene Latschengasse führt unterhalb der Südwand nach rechts zum Fels. Auf einem Schrofenband quert man etwas weiter oben ein Stück zurück und trifft auf eine Verschneidung, die bombenfest und kaum abgegriffen nach oben leitet (Einstiegsvariante laut AV-Führer, III-); oben verläuft sie sich und etwas rechts ausweichend, wird bald der Grat an einem tiefen Felsspalt erreicht.
Durch den tiefen Spalt geht's auf die andere Seite des Grats und über steile Grasschrofen wird von der anderen Seite her die Grathöhe erreicht. Ein Stück geht's direkt am Grat weiter, dann zwingt ein Hindernis zum südseitigen Ausweichen. Die Grathöhe wird alsbald wiedergewonnen und nordseitig quert man hinüber zu einem steilen Kamin mit Klemmblock. Durch ihn griff- und trittarm hinauf zu einem bequemen Standplatz (III) (Anmerkung: Der mit II bewertete Normalanstieg führt unter dem Klemmblock hindurch und nicht den ganzen Kamin nach oben "Briefkastl"). Schattseitig unterhalb der Grathöhe über Fels (bis II) bis zu einer Platte, die abdrängend gequert wird ("Weiberschreck") und noch ein kurzes Stück weiter über Fels zum Hauptgipfel der Ruchenköpfe (Kreuz und Buch).
Der Abstieg zum Brotzeitfelsen verläuft entlang der Anstiegsroute, alternativ findet man auch Möglichkeiten zum Abseilen. Vom Brotzeitfelsen folgt man dem deutlichen Steig durch die Nordflanke des Auerspitz hinauf zu dessen höchstem Punkt (mit schönem Gipfelkreuz). Hier zeigen sich die Ruchenköpfe nochmal besonders eindrucksvoll.
Der Rückweg zum Rotwandhaus verläuft auf der bereits bekannten Route. Wer besonders klug ist, hat dort einen Schlitten deponiert und spart sich den langen Hatsch hinunter zum Spitzingsee.
Schwierigkeiten:
Wanderung zum Rotwandhaus: T1 (ohne Probleme; im oberen Bereich latent lawinengefährdet).
Gipfelanstieg zur Rotwand: T2 (meist ohne Schneeschuhe begehbar, da sehr stark frequentiert).
Über Kümpfelscharte zum Gipfelaufbau der Ruchenköpfe: WT2 (im Sommer T2).
Westgratvariante der Ruchenköpfe wie beschrieben: T5, III (eklig abgespeckt, Selbstsicherung zu empfehlen; Normalroute führt im Kamin unter dem Klemmblock hindurch und ist technisch vermutlich deutlich einfacher).
Abstecher zum Auerspitz: WT2.
Fazit:
Eine sehr abwechslungsreiche 4*-Tour in einem Mode-Tourengebiet; an den Ruchenköpfen findet man trotzdem in dieser Jahreszeit die große Ruhe. Die Tour geht auch locker als Tagestour durch, aber eine Übernachtung im Rotwandhaus mit Sonnenaufgang auf der Rotwand erhöht den Reiz der Unternehmung beträchtlich. Wermutstropfen ist der völlig zugepflasterte Skiort Spitzingsee mit seinen überteuerten Privatparkplätzen und einem frechen "Kurzuschlag" auf die DAV-Übernachtungsgebühr am Rotwandhaus.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Der Westgrat der Ruchenköpfe ist eklig glattpoliert und bei Nässe gefährlich. Der "Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol" von R. Goedeke bezeichnet ihn als "geradezu abartig polierte Route" und hat vollkommen recht. Auch der hier beschriebene Kamin (III) ist brutal glatt, wird aber beim Normalanstieg über den Westgrat nicht bis oben begangen.
An neuralgischen Punkten finden sich Bohrhaken, durch Einsatz von mobilen Sicherungen kann die Route aber deutlich besser abgesichert werden.
Der berüchtigte "Weiberschreck" ist überraschend harmlos und war trotz Eisbedeckung gut begehbar.
Kategorien: Bayerische Voralpen, Mehrtagestour, Sonnenaufgangstour, Schneeschuhtour, 4*-Tour, 1800er, T5.
Am Südufer des Spitzingsees beginnt der Hüttenzustieg zum Rotwandhaus. Dazu folgt man der Teerstraße bis zur Bergwachthütte; hier rechts auf die Schotterstraße, die über die Wildfeldalm auf der Südseite der Rotwand hinüber zum schön gelegenen Rotwandhaus führt. Im Winter dient sie als Rodelbahn und ist entsprechend beliebt.
Der kurze Abstecher von der Hütte zur Rotwand auf dem nicht zu verfehlenden Steig lohnt auf alle Fälle, denn die Aussicht von diesem gutmütigen Voralpengipfel übertrifft alle Erwartungen. Lediglich das noch deutlich höhere Hintere Sonnwendjoch im Süden schirmt die Blicke ein klein wenig ab, fügt sich im Gegenzug aber als Bereicherung in das Gesamtbild ein. Am schönsten ist es auf der Rotwand bei Sonnenauf- oder Sonnenuntergang, auch wenn es dann meist recht zapfig hier oben ist.
Das Highlight der hier vorgestellten Tour ist allerdings der Besuch der Ruchenköpfe über deren Westgrat. Dazu geht's vom Rotwandhaus nach Osten hinunter zur Kümpfelscharte und quer durch den Nordhang des Auerspitz zum tiefsten Punkt zwischen den Ruchenköpfen und dem Auerspitz. Auf dem Rücken hinüber zum markanten Felsblock, dem sogenannten "Brotzeitfelsen", wo man am besten seine überschüssige Ausrüstung deponiert. Eine freigeschnittene Latschengasse führt unterhalb der Südwand nach rechts zum Fels. Auf einem Schrofenband quert man etwas weiter oben ein Stück zurück und trifft auf eine Verschneidung, die bombenfest und kaum abgegriffen nach oben leitet (Einstiegsvariante laut AV-Führer, III-); oben verläuft sie sich und etwas rechts ausweichend, wird bald der Grat an einem tiefen Felsspalt erreicht.
Durch den tiefen Spalt geht's auf die andere Seite des Grats und über steile Grasschrofen wird von der anderen Seite her die Grathöhe erreicht. Ein Stück geht's direkt am Grat weiter, dann zwingt ein Hindernis zum südseitigen Ausweichen. Die Grathöhe wird alsbald wiedergewonnen und nordseitig quert man hinüber zu einem steilen Kamin mit Klemmblock. Durch ihn griff- und trittarm hinauf zu einem bequemen Standplatz (III) (Anmerkung: Der mit II bewertete Normalanstieg führt unter dem Klemmblock hindurch und nicht den ganzen Kamin nach oben "Briefkastl"). Schattseitig unterhalb der Grathöhe über Fels (bis II) bis zu einer Platte, die abdrängend gequert wird ("Weiberschreck") und noch ein kurzes Stück weiter über Fels zum Hauptgipfel der Ruchenköpfe (Kreuz und Buch).
Der Abstieg zum Brotzeitfelsen verläuft entlang der Anstiegsroute, alternativ findet man auch Möglichkeiten zum Abseilen. Vom Brotzeitfelsen folgt man dem deutlichen Steig durch die Nordflanke des Auerspitz hinauf zu dessen höchstem Punkt (mit schönem Gipfelkreuz). Hier zeigen sich die Ruchenköpfe nochmal besonders eindrucksvoll.
Der Rückweg zum Rotwandhaus verläuft auf der bereits bekannten Route. Wer besonders klug ist, hat dort einen Schlitten deponiert und spart sich den langen Hatsch hinunter zum Spitzingsee.
Schwierigkeiten:
Wanderung zum Rotwandhaus: T1 (ohne Probleme; im oberen Bereich latent lawinengefährdet).
Gipfelanstieg zur Rotwand: T2 (meist ohne Schneeschuhe begehbar, da sehr stark frequentiert).
Über Kümpfelscharte zum Gipfelaufbau der Ruchenköpfe: WT2 (im Sommer T2).
Westgratvariante der Ruchenköpfe wie beschrieben: T5, III (eklig abgespeckt, Selbstsicherung zu empfehlen; Normalroute führt im Kamin unter dem Klemmblock hindurch und ist technisch vermutlich deutlich einfacher).
Abstecher zum Auerspitz: WT2.
Fazit:
Eine sehr abwechslungsreiche 4*-Tour in einem Mode-Tourengebiet; an den Ruchenköpfen findet man trotzdem in dieser Jahreszeit die große Ruhe. Die Tour geht auch locker als Tagestour durch, aber eine Übernachtung im Rotwandhaus mit Sonnenaufgang auf der Rotwand erhöht den Reiz der Unternehmung beträchtlich. Wermutstropfen ist der völlig zugepflasterte Skiort Spitzingsee mit seinen überteuerten Privatparkplätzen und einem frechen "Kurzuschlag" auf die DAV-Übernachtungsgebühr am Rotwandhaus.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Der Westgrat der Ruchenköpfe ist eklig glattpoliert und bei Nässe gefährlich. Der "Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol" von R. Goedeke bezeichnet ihn als "geradezu abartig polierte Route" und hat vollkommen recht. Auch der hier beschriebene Kamin (III) ist brutal glatt, wird aber beim Normalanstieg über den Westgrat nicht bis oben begangen.
An neuralgischen Punkten finden sich Bohrhaken, durch Einsatz von mobilen Sicherungen kann die Route aber deutlich besser abgesichert werden.
Der berüchtigte "Weiberschreck" ist überraschend harmlos und war trotz Eisbedeckung gut begehbar.
Kategorien: Bayerische Voralpen, Mehrtagestour, Sonnenaufgangstour, Schneeschuhtour, 4*-Tour, 1800er, T5.
Tourengänger:
83_Stefan

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