Klettern am Falknis


Publiziert von Gecko , 9. November 2013 um 23:59.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Calanda
Tour Datum:26 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VIII- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 1260 m
Abstieg: 1260 m
Unterkunftmöglichkeiten:(Enderlinhütte)

Schon öfters bin ich unter den markanten "Falknistürm" beim Wandern vorbei gekommen und habe mir überlegt, wie wohl die Felsqualität an diesen Türmen sei. Dasselbe hat sich auch mein Seilpartner gefragt, und bestimmt sind wir damit nicht alleine. Vermutlich aber sind wir die einzigen, die sich die Mühe machten und die Bohrausrüstung an den Einstieg dieser Türme schleppten...

Hier folgt somit eine kurze Beschreibung für alle, die schon mal mit dem Gedanken gespielt haben, hier zu klettern.

Etwas skeptisch steigen wir am 26. Oktober 2013 mit schwerem Gepäck von der St. Luzisteig via Enderlinhütte unter die Falknistürm hoch. Ziemlich zentral oberhalb der Hütte steht der "Simmelturm" (ich lasse mich gerne belehren falls man diesen Namen anders schreibt). Der gelbe und stark strukturierte Fels lässt überhängende Henkelkletterei vermuten und somit stellt sich nicht unbedingt die Frage der Kletterbarkeit als viel mehr ob es sich lohnt.
Wir verlassen den Wanderweg und steigen etwas rechts vom angepeilten Einstieg in Richtung einer Grasrinne*, welche als willkommene "Schwachstelle" durch einen Felsriegel hindurch zum Einstiegsband leitet. Unter dem Felsriegel angekommen bemerken wir aber wenige Meter rechts ums Eck herum eine deutlich einfacher aussehende Felsrinne und steigen daher dort hoch (ca. T5). Auf dem Band queren wir nach links an den Einstieg unserer geplanten Route.

*Die Grasrinne haben wir am zweiten Bohrtag ausprobiert und schätzen die Anforderungen auf T6 (somit zwar machbar, dennoch kaum empfehlenswert da es rechts einfacher geht). 

Die erste Seillänge begeistert uns mit festem, gut kletterbarem Fels. Da über weite Strecken einfach und ausserdem teilweise mit Camalots absicherbar, kommen wir mit drei Bohrhaken gut und zügig durch. Nur der letzte Meter zum Stand ist etwas heikel (Gras und Bruch).

Die zweite Seillänge ist schon deutlich schwieriger und braucht einiges an Zeit. Da wir inzwischen aber vom guten Fels überzeugt sind reut es uns nicht, hier etwas weniger sparsam mit den Haken umzugehen. Dank einigen guten Placements für die Klemmgeräte gehen dann zumindest die letzten Meter zum Stand zügig. Der Fels ist hier oft sehr griffig und rau (Tropflöcher).

Die dritte Seillänge sieht - wie übrigens auch bereits die zweite - von unten gesehen eher "gfürchig" und unlohnend aus, stellt sich dann aber als weitgehend schöne Kletterei heraus, zumindest für Falknisverhältnisse. Einzig die letzten Meter vor dem Stand sind wegen grossen Blöcken etwas heikel, dafür ist die Absicherung gut. Wegen Seilzug sollten unbedingt lange Schlingen verwendet werden, ausserdem hilft Halbseiltechnik. 

Inzwischen ist es Zeit, ans Abseilen zu denken, der Tag neigt sich dem Ende zu und Haken haben wir auch fast keine mehr. 

Zwei Wochen später sind wir wieder in der Route, mit dem Plan, diesmal den Gipfel zu erreichen. Leider scheitert der Plan in der vierten Seillänge. Der Fels ist brüchig und es wird immer schwieriger, kompakte Felszonen zum Bohren zu finden. Der kalte Wind trägt auch nicht unbedingt zur Motivation bei, und da kaum Aussicht auf besseren Fels besteht breche ich die Übung nach knapp dreissig Metern ab.

Bestimmt könnte man die noch fehlenden ca. 50m zum Gipfel irgendwie "erzwingen", und wer möchte darf das gerne tun.
Für mich ist das Projekt abgeschlossen, empfehlen kann ich die Seillängen 1 bis 3. Die erste Seillänge haben wir noch etwas besser abgesichert und oberhalb der Zustiegsrinne einen Abseilhaken gesetzt. Ob sich eine Begehung angesichts des nicht ganz kurzen Zustiegs lohnt muss natürlich jeder selber entscheiden.

Erwähnt sei noch, dass die Kletterei - trotz Bohrhaken und meist gutem Fels - keine Plaisirtour ist. Der achte Grad (UIAA) sollte genauso beherrscht werden wie das Legen von Klemmgeräten (Camalots 0.5 bis 3, Grösse 0.5 doppelt, siehe Topo) oder das Prüfen von Griffen. Einige lose Blöcke wurden ausgeräumt und es sollte möglich sein, die Route zu klettern ohne Steinschlag auszulösen (wie sich gezeigt hat bleiben Wanderer gerne genau in der Schusslinie stehen und schauen den Kletterern zu). Die Seillängen 2+3 hängen leicht über, mit Express einhängen und 2x50m Seilen sollte das Abseilen aber kein Problem sein. Kurz, es handelt sich um eine alpin angehauchte Sportkletterroute mit langem Zustieg in schönem Ambiente.



Tourengänger: Gecko


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