Über dem hochliegenden Nebel im Jungfraugebiet


Publiziert von ABoehlen , 28. Dezember 2013 um 16:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 7 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 170 m
Strecke:Kleine Scheidegg - Männlichen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kleine Scheidegg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Männlichen LWM
Kartennummer:LK2520 (T) Jungfrau Region

Während unseren Kurzferien in Unterbach blieben wir vom Nebel verschont - er lag bei gut 1000 m und drang nicht bis ins Oberhasli vor. Nach einem stürmischen und teils regnerischen Wochenende hat sich nun erneut eine Hochnebeldecke aufgebaut, deren Obergrenze aber mit rund 2000 m angekündigt wird. Da gibt es nur eines, wenn wir die Sonne sehen wollen: Noch höher hinauf!

Per Intercity geht es frühmorgens nach Interlaken und mit der Berner Oberland-Bahn (BOB) weiter nach Lauterbrunnen. Wie erwartet ist der Himmel grau, denn der hochliegende Nebel dringt bis in die hintersten Täler vor. Nach dem Umsteigen in den totalrevidierten Triebwagen ABDhe 4/4 Nr. 122 von 1970 der Wengernalpbahn (WAB) sind wir gespannt, wie lange es dauern wird, bis wir die Nebelgrenze durchbrechen. Auch wenn wir nicht viel sehen können, ist die Fahrt trotzdem eindrücklich. Wengen wird passiert, es folgt die neue Doppelspurstrecke, dann das ausgedehnte Gebiet des Baawaldes, schliesslich die Wengernalp - bereits über der Baumgrenze gelegen - und noch immer durchpflügen wir die graue Suppe. Erst kurz vor der Endstation Kleine Scheidegg reisst es endlich auf, und wir sehen über uns den blauen Himmel.

Die WAB-Strecke ist hier noch nicht zu Ende, sondern führt weiter nach Grindelwald hinunter und ist damit die längste zusammenhängende Zahnradbahn der Schweiz. Weil aber auf diesen Steilstrecken aus Sicherheitsgründen der Triebwagen immer auf der Talseite verkehren muss, gibt es grundsätzlich keine durchgehenden Züge. Zwar existiert ein unterirdisches Gleisdreieck (Europas höchstgelegenstes), mit welchem Züge entsprechend "gewendet" werden könnten, allerdings wird dies nur in Ausnahmefällen benutzt.

Wir steigen aber nicht nach Grindelwald um, sondern auf die Jungfraubahn (JB), jene weltberühmte Bergbahn also, die letztes Jahr ihren hundertsten Geburtstag feiern konnte. Um 10:22 Uhr erreichen wir nach der langen Fahrt durch den Tunnel den mit 3454 m höchstgelegenen Bahnhof Europas auf dem Jungfraujoch. Für mich ist es erst das zweite Mal, dass ich hier oben bin und wie ich feststellen muss, hat sich seit meinem letzten Besuch vor über 10 Jahren allerhand geändert. Wir steuern als erstes das Selbstbedienungsrestaurant an, wo es um diese Zeit noch viel Platz hat. Gestärkt mit einem Teller Spaghetti geht es anschliessend auf Endeckungsreise durch dieses mehrheitlich unterirdische "Labyrinth", wo aber alles sehr gut beschildert ist. Höhepunkt ist natürlich die Terrasse auf der Sphinx auf 3572 m Höhe. Mit dem Aufzug, der eindrückliche 6 m/sec schnell ist, dauert die Fahrt dorthin nur wenige Augenblicke. Draussen ist es stürmisch und kalt, aber die Sonne scheint und nach Norden schweift der Blick weit über das hochliegende Nebelmeer, welches nur von hohen Gipfeln durchbrochen wird, wie z.B. Niesen, Faulhorn oder Schwarzhorn, während von den Jura- und Schwarzwaldbergen natürlich keine Spur zu erkennen ist. Gegen Süden reicht die Sicht nicht weit, da es im Wallis viele Wolken hat, die durch den starken Wind zudem immer näher heranrücken.

Nach weiteren Erkundungen und einer Kaffeepause mit Ansichtskartenschreiben, geht es um 13:30 Uhr wieder talwärts. Wir wollen noch etwas wandern, und das geht hier oben ohne Hochtourenausrüstung nicht gut. Daher schlagen wir den Weg ein, der von der Kleinen Scheidegg Richtung Männlichen führt. Er steigt stetig leicht an, aber wie wir bald feststellen, macht der Nebel dasselbe und bald sind wir wieder in der grauen Suppe gefangen. Es wird schlagartig kalt, aber dennoch lohnt es sich, denn auf dem Männlichen zaubert die zwischenzeitlich wieder auftauchende Sonne eindrückliche, Glorie genannte Lichterscheinungen in die Nebelwand.

Schliesslich erreichen wir die Bergstation der Luftseilbahn Wengen-Männlichen, wo wir uns ca. um 16:30 Uhr von der Sonne verabschieden und alsbald in den Nebel eintauchen. Längere Zeit sehen wir nun nichts anderes um uns herum als einheitliches Grau. Erst nach der Kreuzung in der Streckenmitte (ca. 1600 m) tauchen wir wieder aus den Wolken auf und können in der verhältnismässig klaren Luft das gesamte Lauterbrunnental überblicken. Dort hinunter geht es nach einem Besuch der Confiserie Vincenz mit dem gut besetzten WAB-Zug. Ab Lauterbrunnen gibt es wieder mehr Platz, und im gemütlichen Einheitswagen der BOB rauschen wir in der einsetzenden Dämmerung Interlaken zu, wo der Intercity nach Bern schon wartet. So endet ein erlebnisreicher Tag mit vielen schönen Bahnfahrten, prächtigen Stimmungen und Aussichten und auch einer kleinen Wanderung.

Tourengänger: ABoehlen


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