Wildes Maggiatal – Der alte Alpweg von Rinsc di sotto


Publiziert von Seeger , 25. September 2013 um 00:11.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:24 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo delle Pecore 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 964 m
Abstieg: 134 m
Strecke:6.55km: Sassello 1230m – Rinsc di sotto 703m – Sasso di Carpognone – Kantonsstrasse – Riveo 387m – Visletto 413m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Anschluss an Tour oder Wanderweg von Someo nach Sassello (2 Std.)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:FART von Riveo oder Visletto nach Locarno
Kartennummer:Maggia 1292

Beflügelt vom gestrigen Erfolg des Gred Finale fieberte ich einem neuen Unternehmen entgegen. Doch heute wollte es nicht nach Plan verlaufen. War es der brusthohe Farn? War es der abgerutschte Weg? Wie auch immer: Ich habe den Talboden, sprich die Kantonsstrasse, erreicht!
Nach guter Übernachtung mit Unterbruch durch den niedlichen Siebenschläfer „Maxli“ (MAXimale Nachtaktivität), welcher am liebsten Humane Wesen hänselt und trotz seinem jugendlichen Alter beachtliche Warnschreie ausstösst, mache ich mich nicht allzu früh an den speziellen Abstieg von Sassello 1230m. Wunderschönes und warmes Wetter. Ich in kurzen Hosen, nicht ahnend, was auf mich noch zukommen wird.
Den Weg nach Someo kenne ich in- und auswendig und so habe ich den Anfang der Rippe nach Rinsc di sotto 703m bei der Linkskurve vor Sinda 870m absolut im Griff. Und dennoch: Karte und justierter Höhenmesser sind auch für einen alten Hasen von Vorteil. Vor 50 Jahren als Weg eingezeichnet, kann nur die relativ einfache Topographie als Richtungsweiser dienen. Die ganze Rippe weist nur sporadisch Wegspuren auf. Und trotzdem stehe ich ohne wesentlichen Schwierigkeiten unverhofft vor den drei Ruinen der ehemals  stolzen Alp. Vom Wald verschlungen. Düster. Doch ein einfacher Tisch mit Granitplatte und Granitfüsse, daneben eine Feuerstelle verraten, dass Rinsc di Sotto doch, wenn auch bescheiden, nicht ganz vergessen ist.
So geht es auch dem Weg, welcher in der aktuellen Landeskarte eingetragen ist. Die ersten 50m bestehen aus einer ausgeprägten „Strasse“ mit beidseitigen Mäuerchen. Dann wird es dürftiger, jedoch begangen. Im Zick-Zack hinunter auf 620m – dann horizontal nach rechts. Die Wegspuren gehen links.
Ja nu! Bin ich mir im Tessin ja gewöhnt. Höhenmesser – 610m – traversieren. Schnell gesagt. Denn hier beginnt die von brusthohem Farn überwucherte Weide. Ich kämpfe mich durch und erreiche die Schlüsselstelle, welche von der Karte als „ohne Weg“ gekennzeichnet ist. Aber die erhofften Spuren führen senkrecht hinunter. So begnüge ich mich mit dem fantastischen Blick auf den Wasserfall des Ri di Sponda und kehre mühsam zu den Wegspuren zurück.
Mittagessen Schokolade und Butterli. Zum Glück habe ich genug Tee.
Eigentlich müsste ich den Weg zurück hinauf zum Wanderweg. Doch da kommt der Blitzgedanke: Wohin könnten die Wegspuren führen? Ich konsultiere die LK und sehe eine gut zu orientierende Variante unterhalb eines Felsriegels mit anschliessend „sicherem“ Gelände zur Kantonsstrasse hinunter.
Gedacht – getan: Tatsächlich führen mich die Wegspuren zu ausgeprägten alten Alpwegabschnitten unterhalb des Sasso di Carpognone. Mit Tritten und seitlichen Mauern. Interessant, dass genau dieser noch vorhandene Weg nicht auf der LK eingezeichnet ist. Kritisch ist der unterste Felsriegel über der Doppelkurve der Kantonsstrasse. Also weit nach links hinaus. Der Lärm der Autos kommt immer näher. Die alte Stützmauer der ehemaligen Maggia-Bahn ist teilweise recht hoch. Doch genau am tiefsten Punkt bin ich gelandet – bei der Einführung eines Bächleins. In meinem Eifer habe ich nicht bemerkt, dass meine Waden eher fürs Gruselkabinett geeignet sind als nicht. Ja, diese Brombeeren wären ja schon fein ohne Kratzer…
So erreiche ich den gelb-markierten Wanderweg und marschiere Richtung Riveo 387m , kehre im Steinbruch-Restaurant ein (Habe meine Lieblingssteine für die marode Mauer zuhause gefunden!) und wandere gemütlich nach Visletto 413m zurück.
Und die Moral von der Geschicht‘: Mache nie einen schwierigen Weg zuerst von oben.
Und die Folgerung: Wann steige ich von Riveo nach Rinsc di sotto hinauf? 
Nachtrag: Per Zufall habe ich einige Tagen später festgestellt, dass auf der alten Siegfried-Karte dieser Weg eingetragen ist.

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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