Wildes Maggiatal: Riveo – Rinsc di Sotto – Crasc

Vor knapp 3 Monaten versuchte ich, von Rinsc di Sotto nach Riveo zu gelangen. Im Farn verlor ich den Weg. Von oben unauffindbar. Von unten?
Genau – deshalb bin ich heute bei schönstem Sonnenschein in Riveo 387m, ausgerüstet mit der Landeskarte und dem Höhenmesser. Bei der Häusergruppe unterhalb der Kirche beginnt rechts ein anfänglich schwer erkennbarer Weg, welcher nach ein paar Kurven zu einem breiten Säumerweg mutiert.
Vorerst mit wenig Steigung, dann in einer Linkskurve an verlassenen Rebenkulturen vorbei steil zu einem gut erhaltenen Stall mit der Jahreszahl 1686 über dem Eingang eingemeisselt. In gleicher Richtung weiter bis auf  480m, dann nach rechts entlang einer Felswand zum Fluss hinunter. Die Traversierung ist einfach, da wenig Wasser. Hübscher Wasserfall und „Pozzo“ würden zum Bade laden, wenn es nicht um die 0°C wäre. Auf der andern Seite führt ein etwas heikler Einschnitt (T4) aus dem Graben hinaus über einen bewaldeten Rücken auf eine ehemalige Wiese. Wiese – das war. Heute schulterhoch mit Farn überwachsen. Wegspuren und Steinmännchen helfen den „mageren“ Pfad aufzuspüren, welcher ich das letzte Mal von oben her nicht finden konnte. Im Zick-Zack-Kurs und mit einigen Felsbänder in den Wald hinauf. Dort führt ein Steinmauer gesäumter Weg nach links direkt auf  Rinsc di Sotto 703m.
Mittagessen bei den Ruinen an der Sonne mit Menü 1, Ragusa-Schokolade und Birne zum Dessert. Durch die Bäume hindurch den Blick auf die Maggia und den verschneiten Madone di Camedo, links davor der Eingang ins Val Bosco/Rovana mit dem Piz Alzasca. Vis-à-vis der Cramalina.
Rechts an den Ruinen vorbei zum Fluss hinunter auf knapp erkennbarem Weg. Auf der andern Seite steige ich zu den ersten Häuser von Crasc und bin erstaunt, dass diese zerfallen sind. Der Anstieg nach Crasc 804m ist wegen viel umgefallenen Bäumen nicht leicht auszumachen. Doch mit Karte und Höhenmesser sind auch diese ehemals stolzen Alpgebäude mitten im Wald zu finden.
Crasc muss sicher einst mit dem zweiten Weg ab Riveo direkt verbunden gewesen sein. So suche ich in diesem zerrissenen Gelände mit Gräben, Abschüssen und Felsbrocken einen möglichen Weg. Ich meinte, einige Relikte zu entdecken. Zuerst steige ich auf etwa 840m in gleicher Richtung weiter und suche die erst beste Möglichkeit, den darunter liegenden etwa 20m hohen Felsriegel zu umgehen. Dies gelingt mir tatsächlich durch einen Graben hinab. Unter der Felswand nach links hindurch auf eine Rippe, welche mich zum Bildstöckchen in der Gegend Corona leitet. Rauer und nicht ungefährlicher Abstieg. Eine horizontale Traverse zum Weg weiter oben scheint noch schwieriger zu sein.
Auf dem „Hauptweg“ steige ich gemütlich die letzten 300hm nach Riveo 387m hinunter.
Den ganzen Weg begleitet mich Musik. Ohne Walkman. Einfach im Innern. Ich komme von der Orgel-Improvisation eines jungen Holländers nicht los:
Dankt dankt nu allen God
Improvisation, wenn Gott dabei ist.