Castellaz (2333 m) und Travignolo-Gletscher


Publiziert von gero , 21. September 2013 um 21:26.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:18 September 2013
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 865 m
Abstieg: 865 m
Strecke:Rollepaß - Castellaz - Baita Segantini - Travignolo-Gletscher - Rollepaß (14,2 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Norden (Predazzo) kommend über den Kulminationspunkt des Rollepasses fahren; gebührenfrei parken unmittelbar östlich unter der Paßhöhe am Beginn des Weges zur Baita Segantini.
Kartennummer:Tabacco 022 (Pale di San Martino)

Mein heutiger Tourenbericht nimmt Dich mit auf einen leicht erreichbaren Aussichtspunkt über dem Rollepaß, den Castellaz - und danach unmittelbar in die wilde Nordflanke des Cimon della Pala.


Teil 1: Castellaz

Der Castellaz ist ein Berg, der vom Rollepaß in kurzer Zeit leicht erreichbar ist - und eine Aussichtskanzel erster Güte auf die drei höchsten Berggestalten der Pala darstellt. Er kann auch bei unschönen Wetterverhältnissen problemlos erstiegen werden.

Als ich um 7 Uhr am Rollepaß (1989 m) losgehe, hängen noch ziemlich dichte Wolken über Südtirol - aber der Wetterbericht hat Besserung versprochen, und so wird es später blauen Himmel geben.

Zunächst geht es auf dem beschilderten Sträßlein hinauf zum Rifugio Capanna Cervinio (2082 m); kurz danach zweigt der südwestseitige Steig hinauf zum Castellaz ab. Er führt in eine Wiesenmulde und danach etwas steiler durch ein Geröllfeld aufwärts; in einem kleinen Sattel stehe ich - in unmittelbarer Nachbarschaft eines auffallenden Türmchens - kurz unter dem Gipfel. Bis zu diesem sind es dann nochmals 15 Minuten; bereits 75 Minuten nach Abmarsch habe ich den Castellaz (2333 m) erklommen.

Der Gipfel besteht aus einem längeren Felskamm mit etlichen mehr oder weniger großen Kreuzen. Am markantesten ist jedoch eine große Christus-Skulptur, die schon während des Anmarsches zu erkennen ist.

Und bemerkenswert ist natürlich die einmalige Rundsicht: weit im Westen funkelt die Brenta in der Morgensonne, aber gewaltig ist vor allem der Blick auf die Höchsten der Pala, die unmittelbar gegenüber aus den Matten des Val Venegia in den Himmel streben: Mulaz, Bureloni, Vezzana und der Cimon, der dem Matterhorn große Konkurrenz macht. - Ich beschließe, später dort noch ein Stück hinaufzukraxeln zum Beginn des Travignolo-Gletschers.

Zunächst mal geht es südostseitig den Trekking del Cristo Pensante hinunter; er ist als R01 ausgewiesen und führt bequem über leichte Schrofen, später auf Wiesen um die Kuppe des Costazza herum zur Baita Segantini (2170 m).

Es ist jetzt kurz vor 10 Uhr, ich habe also 3 Stunden für diesen kleinen Rundweg gebraucht, die Wolkenlücken werden größer und der (fast) immerblaue Himmel Südtirols beginnt sich durchzusetzen.

Mein Entschluß, noch die Nordseite des Cimon zu erkunden, steht fest. Der zweite Teil der heutigen Tagestour wird zu geros Adventure Trail.


Teil 2: durch wilde Landschaften hinauf zum Ghiacciaio del Travignolo

Lieber Bergkamerad, ich habe lange überlegt, ob ich die nachfolgende Beschreibung veröffentlichen soll. Aber sie ist sowieso in der Literatur zu finden, und wer diesen Weg geht, muß ein nicht unerhebliches Maß an alpiner Erfahrung haben. Und bitte unbedingt einen Helm und Steigeisen dabei haben. Das Gelände hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem von mir beschriebenen Anstieg über die Schusterlahn, ist jedoch wesentlich steinschlaggefährlicher - und auch etwas anspruchsvoller, da es keinen richtigen Steig gibt. Also: neben Kondition und Trittsicherheit ist auch "Geländeblick" nötig!

Gleich hinter der Baita Segantini findet sich ein kleines Sträßlein, das in gemütlicher Steigung aufwärts zur Punta Rolle leitet. Ihm folge ich ein Stück, um dann auf einem (von Rindviechern unglaublich zertrampelten) Wiesenweg die Ostflanke der Punta Rolle zu queren. An seinem Ende stehe ich ziemlich direkt am Einstieg der Cimon-Nordkante.

Der Wiesenweg findet seine Fortsetzung in einem Steig, der in nahezu gleichbleibender Höhe die Geröllflanke quert, welche sich unter den Nordabbrüchen des Cimon della Pala ausbreitet. Über mir erheben sich nun wilde Türme und Wände, die immer wieder durch scharf eingeschnittene Schluchten unterbrochen sind. Einmal kann man steil hoch droben den Becco del Cimon (3129 m) erkennen - dies ist der von Norden so markante Felskopf am oberen Ende des Cimon-Nordgrates.

Je weiter ich in östlicher Richtung auf den Ausgang des vom Travignolo-Gletscher herunterkommenden, namenlosen Tales quere, desto wilder ist der Anblick des Campanile del Travignolo (2965 m). Etwas unterhalb ist die Cima Silvano (2559 m) zu erkennen - der einzige Berg im Reigen dieser Größen, der für einen Normalbergsteiger der schärferen Richtung überhaupt erreichbar ist. Ich überlege noch, wie man dort hinaufkommen könnte - da knattert aus einer der zahlreichen Schluchten des Campanile eine Steinsalve herunter. Nur gut, daß ich weit genug davon entfernt bin!

Das besagte, namenlose Tal ist im untersten Teil durch eine weithin sichtbare Felsbastion zweigeteilt; sie gilt es zu erreichen, was wahlweise links oder rechts geschieht. Ich wähle für den Anstieg die orographisch linke Mulde (der Abstieg wird später orographisch rechtsseits erfolgen); hartgefrorener Moränenschutt zieht bergauf, es geht gerade noch ohne Steigeisen. Obwohl unschwierig, ist doch das Gelände steiler als zunächst gedacht.

Auf diese Weise erreiche ich das untere Ende des Ghiacciaio del Travignolo (etwa 2470 m); steil zieht er hinauf zum Passo del Travignolo (2925 m), auf dem ich anläßlich meiner Besteigung der Cima della Vezzana bereits stand und in diesen Schlund hinunterschauen konnte. Welch eine Faszination geht von dieser urgewaltigen Landschaft aus - meine Fotos zeugen hoffentlich eindrucksvoll davon!

Achtung: der Gletscher hat durchaus Spalten - sie sind aber momentan offen und sehr leicht zu umgehen!

Bereits wieder absteigend, erklimme ich noch den bereits erwähnten auffallenden Felsbuckel, der das Tal zweiteilt, und steige dann orographisch rechts über steilen, harten Schnee ab - Steigeisen anlegen!

Der Rückweg erfolgt wie der Aufstieg; vorbei an der Baita Segantini geht es hinunter zum Rollepaß.

Anmerkungen:

- Der GPS-Empfang ist im Tal des Travignolo-Gletschers schlecht, deshalb mein Track sehr ungenau. Darauf kommt es aber sowieso nicht an - wer sich hier herumtreibt, muß auch ohne GPS zurechtfinden.
- Nochmals: wer meinem Weg folgt, soll unbedingt einen Helm aufsetzen. Es knallt zwar nicht ständig, aber die Gefahr auch nur mäßigen Steinschlags ist latent vorhanden.
- Steigeisen sind obligatorisch - ohne selbige wäre mir das Risiko eines Ausrutschers im hartgefrorenen Steilschutt zu hoch.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 17991.gpx Vom Rollepaß auf den Castellaz - und wildromantisch zum Travignolo-Gletscher

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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2013 um 20:40
einmal mehr: wild unterwegs - in malerischer Landschaft und atemberaubender Bergwelt!

lg, Felix


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