An der Schwelle zum Paradies: Auf dem "Oberen Bergeller Höhenweg" von Casaccia nach Soglio

Der Sentiero Panoramico Bregaglia von Casaccia nach Soglio wird als einer der schönsten Wanderwege Graubündens gepriesen. Kann es da noch eine Steigerung geben? Ich meine ja - denn der sogenannte "Obere Bergeller Höhenweg", welcher von Casaccia durch das Val Maroz ins Val da Cam und anschliessend in einer langen Traversierung unter den Südabstürzen des Piz Duan auf einer Höhenlage von über 2100 m Richtung Soglio führt, ist in diesem Gebiet -aus meiner Sicht- das Nonplusultra für den Bergwanderer. Neben dem grossartigen Panorama mit den berühmten Bergeller Gipfeln der Sciora- und Bondascagruppe beeindruckt vor allem das einsame Hochtal des Val Cam mit seinem Hochmoor und dem von Edelweiss umrahmten Lägh da Cam. Wer von dort noch den Abstecher auf den Piz Cam (2634 m) macht, geniesst ausserdem einen einzigartigen Blick ins Oberengadin mit seinen Seen.
 
Da die Route dieses beliebten und vielbegangenen Klassikers bereits andernorts im Netz oft und gut beschrieben wurde und sich aufgrund der durchgängigen Beschilderung und Markierung keine Wegfindungsschwierigkeiten ergeben, erübrigt sich eine detaillierte Schilderung. Ich erlaube mir lediglich folgende Anmerkungen:
 

• Die hier angegebene Schwierigkeit von T2 ist -nach objektiven Kriterien- definitiv nicht zutreffend. In einem längeren Abschnitt zwischen Plan Lo und Cadrin führt der Wanderweg als schmaler Bergpfad durch abschüssige Hänge, wo ein Fehltritt durchaus fatale Folgen haben könnte (T3). Speziell die Querung einer Runse, wo der Pfad seit einiger Zeit abgerutscht ist, erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
  
   

• Der Abstecher auf den Piz Cam ist vor allem wegen des schönen Blicks ins Oberengadin und des atemberaubenden Tiefblicks auf Vicosoprano lohnend. Am einfachsten erreicht man den Gipfel direkt vom Lägh da Cam über die Westflanke. Die Grasflanke ist zwar ziemlich steil, aber gut gestuft und bietet somit keinerlei Schwierigkeiten (T3). Schöner, aber auf den letzten Metern etwas anspruchsvoller bzw. exponierter ist die Verfolgung des gesamten Nordgrats (auf den letzten 100 m des Grats T4, ansonsten T2-T3) mit andauernden, herrlichen Ausblicken sowohl ins Oberengadin als auch auf die Bergeller Gipfelprominenz. Auf der kargen Hochfläche des Vorgipfels blühten einige Edelweiss.

• Bei der angegebenen Gehzeit von insgesamt 6,5 h handelt es sich um die reine Netto-Zeit ohne irgendwelche Pausen. Ich empfehle aber ausdrücklich, deutlich mehr Zeit einzuplanen: Die einzigartige Umgebung und die Schönheit der Landschaft laden förmlich dazu ein, immer wieder zu verweilen - zahlreiche Fotosujets "zwingen" zu vielen Pausen. Wir haben für die gesamte Tour (incl. dem Abstecher auf den Piz Cam) knapp 8 h benötigt.