Jagd eröffnet: Gufelstock (2438 m), Plattenstock (2074 m), Fessisstock (1934 m)

Heute begann im Kanton Glarus - und in andern Gebirgskantonen - die Hochjagd, also die Jagd auf Gams, Steinbock und Murmeltier. Während der nächsten zwei Wochen bewegt sich der vorsichtige Wanderer besser auf den ausgeschilderten Pfaden. Man weiss ja nie ..

Als ich in Engi Vorderdorf losmarschiere, ist mir das oben Stehende allerdings nicht präsent; allenfalls hätte ich sogar eine Route in einer anderen Region gewählt. 

Nicht, weil ich befürchte, an- oder gar abgeschossen zu werden, sondern aus Rücksicht auf die Jäger.

 

Vorerst auf dem markierten Weg Richtung Widersteiner Furggel bis knapp vor das Widersteiner Hüttli. Unterwegs treffe ich einen Jäger, der seinen ersten Bock schon hatte und es darum eher locker angehen liess.

Bei einem Weidezaun beginnt der Aufstieg durch die Chüebüüch. Ich wusste, dass das eine eher anspruchsvolle Skiabfahrt ist, bin aber noch nie da hinauf. Umso erstaunter war ich, dass es da durchgehend rote Markierungspunkte und Steinmänner hat. Der Aufstieg wird von Lokalen also durchaus genutzt. 

Er ist auch attraktiv: Auf breiten Bändern quer durch eine recht steile Flanke. Immer wieder einmal hat es einen kleinen Sumpf, einen Bach oder ein paar Platten. Auf jeden Fall gewinnt man so rasch an Höhe, und wenn man oben im grosszügig offenen Plattengelände immer eher nach Norden hält, kommt man einfach und abwechslungsreich an den östlichen Gipfelaufbau des Gufelstocks.

 

Über die meisten Platten fliesst Wasser, es muss die letzten Tage hier oben doch heftig geschüttet haben.

Unterwegs scheuche ich sechs Schneehühner auf - vermutlich ein Paar mit vier Jungen. Vier Junge flügge zu bekommen, das würde auf einen guten Sommer hindeuten.

 

Vom Gufelstock gerade hinunter zu den magischen Fessisseen. Von oben würde man meinen, es sei eine Seenplatte, erst im Vorbeigehen sieht man, dass zwischen den einzelnen Seen jeweils eine Geländestufe liegt.

 

Beim untersten liegt die Erhebung P. 2168, von dem aus die weiteren Ziele zu sehen sind. Zuerst gehts über offenes, wenn auch völlig vergandetes Gelände zum Plattenstock (2074 m), dann durch etwas steilere und noch mehr zugewachsene Hänge zum Fessisstock (1934 m).

"Vergandet" heisst hier Zwergstrauch-Vegetation, also Alpenrosen, Heidelbeeren und Wachholder. Und zwischendurch flächendeckend Erika / Heidekraut. Was hier noch hübsch aussieht.

 

Der Fessisstock-Grat besteht aus zerborstenen Verrucanoblöcken. Oben durch gibts kein Durchkommen, die Spalten sind eindrücklich. Die Besteigung des mittleren wäre noch anspruchsvoll, alle Griffe und Tritte sind abfallend. Ich habe es mir auf jeden Fall geschenkt.

 

Abgestiegen bin ich in der Mulde, die Richtung Risenen führt. Das ist recht steil und total zugewachsen, bei keinem Schritt sieht man den Boden; gute Stöcke sind ein Muss.

 

Dafür findet man hier Heidelbeeren mit einem Durchmesser von bis zu einem Centimeter. Fast wie die Blueberries, die uns der Handel als Heidelbeeren verkauft. So grosse Dinger habe ich 'in freier Wildbahn' bis dato noch nie gefunden.

 

Schon recht weit oben trifft man auf eine Wegspur, die auf der Karte nicht eingetragen ist und die sehr angenehm zum Weg Richtung Gheistberg hinunter führt.

Dort folge ich nicht dem markierten Weg nach Sool, sondern der nicht markierten aber meist gut zu findenden Spur Richtung Höfli. 

Erst ab Höfli nehme ich den markierten Weg Richtung Engi Vorderdorf, was mir noch etliche zusätzliche Höhenmeter beschert.

 

Ein Bier gibts in Engi allerdings nicht: Beiz geschlossen ..

 

Das ganze Gebiet um den Gufelstock ist prächtiges, gutgängiges Wanderland mit schönen Aussichten und viel Wild.
Doch den meisten scheinen die Zu- und Aufstiege einfach zu weit zu sein - die Chance, Steinböcke zu sehen ist grösser als die, Leute zu treffen.