Schafläger 2023m via Chrisegg, Hächlenstock 2317m via Hächlengrat, Gufelstock 2435m


Publiziert von Ororretto , 4. August 2023 um 17:56.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:31 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe   Spitzmeilengruppe 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2330 m
Abstieg: 2020 m
Strecke:20.0km

Mein letztes Jahr begonnenes Projekt der "Jahreszahl-Gipfel" (*mehr Infos), bei welchem ich jedes Jahr insbesondere diejenigen Gipfel besteigen möchte, deren Höhe genau der aktuellen Jahreszahl entsprechen, bringt dieses Jahr den Schafläger 2023m in den Fokus meiner geplanten Touren. Ausgehend von diesem Gipfelziel habe ich eine tagesfüllende Tour zusammengestellt. Auf den Geheimtipp des Hächlengrates bin ich durch Hikr-Berichte gestossen - herzlichen Dank an die Autoren! Abgerundet wird die Wanderung mit dem meist einfachen aber sehr schönen Grat zwischen Heustock und Gufelstock, und anschliessendem Abstieg über den wbw markierten Weg nach Engi.

Meine Tour beginne ich am Talboden in Mitlödi, getreu dem Motto, dass wenn ich die ganze Aussicht geniessen möchte, ich mir auch die ganze Aussicht verdienen muss. Wem diese Tour aber zu viele Höhenmeter beinhaltet, der kann mit der Äugstenbahn (Ennenda-Äugsten) fast 1000 Hm einsparen. Von Mitlödi folge ich den markierten Wanderwegen via Holzbort und Achseli zur Alp Chüewald / P. 1731 unter dem Schafläger. Die Wege sind meist ziemlich steil aber damit auch sehr effizient. Vom P. 1731 folge ich dem unmarkierten, aber auf der aktuellen LK eingetragenen Pfad, welcher in wenig steilen Serpentinen gegen das südliche Ende des SW-Grates des Schaflägers aufsteigt. Bei einer baumgesäumten Weidefläche verliert sich der Weg. Weglos geht es unproblematisch über Wiesen und ein paar Felsen auf die Grathöhe hoch - genauere Angaben zu diesem Teil der Route bilden der GPS-Track und die Bildstrecke. Der SW-Grat des Schaflägers, auch Chrisegg genannt, ist meist nicht sehr ausgesetzt und man kann meistens in beide Flanken ausweichen, wenn der Grat etwas zu knifflig wird. Das Haupt-Hindernis auf der Grathöhe sind Bäume, die einen den Gang zuoberst auf dem Grat stellenweise erschweren. Einige Kraxel-Stellen im 1. Grad sind auf der Grathöhe zu finden, aber stets kurz und bei Bedarf umgehbar. Die Umgehungen und sonstigen Gehgelände-Abschnitte übersteigen nie ein T4. Anregend und aussichtsreich erreiche ich so meinen ersten Jahreszahl-Gipfel dieses Jahres, den Schafläger 2023m (Höhe gemäss aktueller LK, das Gipfelkreuz beziffert den Gipfel auf 2024m).

Vom Schafläger gelangt man auf einer guten Wegspur (T3) in nur 5 Minuten zurück zum markierten Weg beim namenlosen Sattel P.1973. Von hier aus folge ich dem markierten Weg abwärts Richtung Alpeli. Auf ca. 1840m, wo das Gelände wenig steil genug ist, um angenehm traversieren zu können, verlasse ich den Weg in Richtung der gut erkennbaren, steilen Wiese, die auf den Hächlengrat hinaufführt. Während die Traverse im Wiesengelände weglos ist, finden sich in den Heidelbeer-Büschen stellenweise Trampelspuren, bei welchen sich das Buschgelände etwas einfacher queren lässt. Leider ist die Beeren-Ernte heute nur mager, aber munden tut die Ausbeute dennoch.

Die Aufstiegsrampe zum Hächlengrat stellt sich von Nahem als nicht mehr ganz so senkrecht heraus, wie sie noch von weiter weg erscheint. Sie ist dennoch steil genug, dass man sich hier mMn im gehobeneren T4 befindet. Gegen oben kann man sich entscheiden, ob man durch die markante Scharte auf der rechten Seite aufsteigt, oder lieber nach links auf die Grathöhe traversiert. Ich wähle erstere Variante, was sehr gut klappt. Auf den Felskopf auf der linken Seite der Scharte kann von hinten einfach gestiegen werden, und bildet einen der vielen schönen Aussichtspunkte am Hächlengrat.

Im weiteren Verlauf des Hächlengrats folgen insgesamt drei Erhebungen, 1., 2. und 3. Turm, die man umgehen, besteigen oder auch überschreiten kann. Ich hoffe, mein Verständnis, welche Erhebung welcher Turm-Nummer entspricht, passt zu den Auffassungen der Vorschreiber ;-).



Der 1. Turm kann relativ einfach bestiegen werden, T4. Der Abstieg auf der nördlichen Seite ist allerdings deutlich anspruchsvoller. Im Aufstieg vielleicht eine gehobenere II, im Abstieg aber für mich und vermutlich für einige andere mangels Erfahrung im Abklettern aber nochmals ein markantes Stück anspruchsvoller - vgl. Bildstrecke. Ich besuch den ersten Turm, steige dann wieder auf der südlichen Seite ab und umgehe ihn (T4) - auch so ein lohnenswerter Abstecher.

Der 2. Turm kann von der "unteren" Gratseite nicht oder nur mit anspruchsvoller Kletterei bestiegen werden - das Gelände dort ist sehr zerklüftet und unübersichtlich. Von der anderen Seite ist es aber nur eine kleine Felsstufe, die von Gehgelände aus überwunden werden muss (I).

Der 3. Turm wird über Gehgelände erreicht (T3). Der Abstieg ist hauptsächlich mangels Abkletter-Erfahrung etwas knifflig, im Aufstieg wäre es ein T4/I - es hat immer Grasbändchen, die gute Tritte bieten. Diesen Abstieg wage ich und übersteige somit den dritten Turm. Eine Umgehung ist aber auch möglich.

Unmittelbar nach dem 3. Turm folgt eine lustige, kurze schmale und felsige Stelle am Grat, und man steht vor der Schlüsselstelle der Tour: Eine ca. 20 Meter hohe Felsstufe versperrt den Weg auf den einfachen zweiten Teil des Grates. Neben einer relativ weiträumigen Umgehung (T5, vgl. andere Berichte) besteht die naheliegendste Route aus einer sehr exponierten Kletterei im 2. Grad. Nahe der unteren Kante der Felsstufe ist eine deutliche Gras"spur" erkennbar, die sich durch die Felsstufe hinaufzieht. Entlang dieser Grasspur finden sich gute Griffe und Tritte. Die Kletterei ist allerdings sehr exponiert und liess auch mich kurz leer schlucken. Nachdem ich mir sicher war, dass ich die richtige Route über die Schlüsselstelle identifiziert habe (ich wollte unbedingt vermeiden, dass ich danach oben am falschen Ort rauskomme und wieder zurückklettern muss), gehe ich diese Kletterei sehr langsam und vorsichtig an. Insbesondere ein Tritt auf die "äussere" Seite der Felskante, unmittelbar über senkrechtem Abgrund, lässt das Adrenalin hochkochen. Gut konzentriert wird die Schlüsselstelle aber zu einem sehr tollen Erlebnis, insbesondere als ich sie dann erfolgreich abschliessen konnte.

Danach wird der Grat einfacher. Grosse Erhebungen auf der Grathöhe gibt es nicht mehr, und ausser ein paar kurzen, optionalen Kraxeleien ist alles Weitere Gehgelände (T3), wenn auch weiterhin anstrengend steil. Für den gesamten Grat inklusive der Besteigung aller drei Türme habe ich ab Alpeli etwas mehr als 2 Stunden benötigt, bis ich auf dem Hächlenstock 2317m stand.

Vom Hächlenstock gibt es eine Wegspur entlang des weiteren Gratverlaufs und danach in der Bergflanke, welche zum markierten Weg bei der Heustockfurggel führt (T3). Von hier könnte man über den wenig steilen Westgrat direkt zum Heustock aufsteigen. Ich entscheide mich aber, den kurzen Umweg entlang der markierten Wege via P. 2317 zu nehmen. Einerseits geniesse ich es, nach den längeren weglosen, steilen und anspruchsvollen Routen wieder mal auf einem super einfachen und flachen Weg etwas zu entspannen, andererseits interessieren mich die Wegzeitangaben auf den Wegweisern. Leider werde ich in Letzterem enttäuscht, beim Beginn des wbw-Weges zum Gufelstock gibt es keinen Hinweis auf die benötigte Wanderzeit.

Der durch den Via Glaralpina Sponsor als "Schoggigrat" bezeichnete Gratweg ist zwar wbw markiert, bewegt sich aber meistens in einem T2, und nur selten in einem T3, aber nie wirklich höher. Dies schmälert aber keineswegs, dass die Route wirklich schön und genussreich ist, insbesondere auch, da der Weg fast nie konditionell anstrengend ist. So fliege ich zügig über die kleinen Gipfelchen und erreiche schliesslich den geomorphologischen Höhepunkt meiner heutigen Tour, den Gufelstock 2435m

Für den Abstieg gibts nun zwei Optionen: Den etwas direkteren wrw-Weg via Gufeli Oberstafel, oder den wbw-Weg Richtung Widersteiner Hüttli. Da mich erfreulicherweise weder Kondition noch Fahrplan dazu nötigen, so schnell wie möglich die Wanderung abzuschliessen, entscheide ich mich, einen weiteren der mich magisch anziehenden wbw-Wege zu besuchen. Denn meistens haben diese irgendeine Besonderheit in petto. Die erste Überraschung lässt auch nicht lange auf sich warten: Wenige Meter hinter dem Gufelstock begegne ich einer grösseren Herde Steinböcke - erst das zweite Mal dass ich diese eindrücklichen Tiere live sehe. Der Weg selbst beginnt ziemlich flach und führt danach in interessantes Gelände mit vielen felsigen Platten. Meist auf Reibung, und bei steileren Stellen auch mal unter Zuhilfenahme der Hände geht es angenehm abwärts, ein wirklich schöner Weg für einen Abstieg, nicht zu schwierig, nicht zu steil und trotzdem kommt man vorwärts. Später geht der Weg dann in einen "normalen" Weg über Wiesen über, manchmal etwas nass von den vielen angrenzenden Bächlein. Schon fast zuunterst stosse ich auf eine auf der LK nicht eingetragene Wegverzweigung. Die Markierungen machen klar, welches die richtige Spur ist, aber aus irgendeinem Grund wird der Weg, der bisher wirklich angenehm war, schlagartig enorm mühsam. Über längere Strecken ist der Weg mehr Bach als Weg, manchmal hat es auch recht wenige Zeichen, so dass ich mir hin und wieder unsicher bin, ob es sich hier nur noch um "Bach" handelt und ich den Weg verpasst habe. Steilstufen sind im Abstieg knifflig, gute Tritte fehlen mehrfach, der Weg ist überwuchert. Immer noch ein T4, aber von der mühsamen Sorte. Zum Glück betrifft dies nur ca. den unteren Viertel des Weges und so gelange ich dann doch bald zur Wegverzweigung unter dem Widersteiner Hüttli, wo der Alpinwanderweg endet. Für dieses Stück habe ich etwas länger als am Gufelstock angegeben gebraucht (1 h 25 statt 1 h 15) obwohl ich meistens ziemlich zügig unterwegs war.

Auf anfangs etwas zertrampeltem und "gut gedüngtem" Weg gehts technisch wenig schwierig (T2) via markiertem Weg ins Üblital hinunter. Leider gibts auch hier wieder mal keine Zeitangabe. In einer halben Stunde würde ein Bus in Engi fahren, reicht das? Ich schätze mit der Karte und der benötigten Zeit des letzten Wegstücks ab und komme zum Schluss, dass es mit viel Pressieren gerade so reichen könnte. Da es mir konditionell nach rund 11 Stunden unterwegs immer noch überraschend gut geht, lege ich das letzte Wegstück also im Laufschritt zurück, und komme, wie es sich ja in der Schweiz gehört, 5 Minuten vor Abfahrt des Busses in Engi an.

Zeiten und Schwierigkeiten
Hinweis: Die Wegzeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf die Strecke zwischen dem Checkpoint der vorhergehenden Zeile und dem Checkpoint der eingetragenen Zeile.

Zeit Checkpoint Höhe Angegebene Wegzeit Meine Wegzeit Pause Schwierigkeit
07:20 Mitlödi 503m        
09:10 Achseli 1410m - 1 h  50 min 20 min T3
11:20 Schafläger 2023m - 1 h  50 min 30 min T4 / I
12:10 Alpeli 1850m - 20 min   T2
14:30 Hächlenstock 2317m - 2 h  20 min 30 min T5 / II
16:20 Gufelstock 2435m - 1 h  20 min 10 min T3+
17:55 Widersteiner Hüttli 1810m 1 h 15 min 1 h  25 min   T4
18:45 Üblital 1190m - 50 min   T2
19:10 Engi, Weberei 812m - 25 min   T1
Wegzeit Total: 10 h  20 min
Pausen Total: 1 h  30 min
Zeitaufwand Total: 11 h  50 min


Ausrüstung
- Wanderschuhe
- Helm für Hächlengrat empfehlenswert, insb. wenn man nicht Solo unterwegs ist. Man ist oft nicht auf der Grathöhe

Tourengänger: Ororretto
Communities: ÖV Touren


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Geodaten
 60740.kml Manuell eingetragener Track

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Kommentare (3)


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Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2023 um 10:47
Tolle Runde, gratuliere dir dazu, gab sicher einige Hm und Laufschritte ;-)

Lg
Priska

Ororretto hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. August 2023 um 20:29
Dankeschön! Ja, war auch ein bisschen als Kondi-Tour gedacht, möchte wissen, dass ich nach meiner längeren Pause die 2000 Hm rauf und runter wieder abliefern kann - war sehr zufrieden mit meiner Leistung :)

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. August 2023 um 20:45
das ist tiptop, ich könnte dies nicht, meine Knie machen solche Touren nicht (mehr) mit ;-))


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