Plasteikopf (2356 m) - Demmerahöhi (2302 m) - Hinter Grauspitz (2574 m)
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Vom Bergmassiv der Drei Schwestern zieht ein langer Grat nach Süden bis zum quer dazu verlaufenden Grenzgrat zwischen Naafkopf und Falknis und teilt das "Ländle" förmlich in zwei Hälften. Den abwechslungs- und aussichtsreichen Gratabschnitt zwischen der tiefsten Einsattlung beim Übergang nach Steg und dem grenzbildenden Massiv von Vorder- und Hinter Grauspitz (mit 2574 m bzw. 2599 m das "Dach" Liechtensteins) habe ich bereits in verschiedenen Wanderungen (hier und hier) begangen. Man bewegt sich praktisch durchgehend auf markierten Wanderwegen. Ungleich wilder und spannender ist die Fortsetzung des Grats zwischen Hochspeler und dem Hinter Grauspitz mit Überschreitung von Plasteikopf (2356 m) und Demmerahöhi (2302 m), letztere ist erstaunlicherweise auf Hikr.org bis dato noch nicht dokumentiert - ein Projekt, das schon lange auf meiner Wunschliste stand. Im schmalen Schönwetterfenster, welches der Ostschweiz an diesem Vormittag beschert war, sollte es endlich klappen.
Start an der Bushaltestelle
Steg FL, Tunnel um kurz vor 8 Uhr. Noch ist es angenehm kühl, der Himmel leicht bedeckt, die (Fern-)Sicht dennoch gut - perfekte Wanderbedingungen also!
Nach Durchschreiten des Valünatals auf dem etwas öden Fahrweg zweige ich nach ca. 1 h beim Wegweiser an P. 1652 auf den Trampelpfad Richtung Notzhalda ab. Dort, wo der Trampelpfad entlang einer Vieheinzäunung nach links den Rasensporn hinaufführt, gehe ich weiter geradeaus, überquere wenig später den Bachlauf und steige geradewegs über Alpweiden und Grashänge zur markanten Geröllhalde bei P. 2090 (stellenweise etwas mühsamer Untergrund, T3).
Von der Geröllhalde blickt man direkt auf die abweisende Ostflanke unter dem Hauptgipfel des Plasteikopfs - ein Direktanstieg erscheint nicht ratsam, also quere ich aufsteigend hinüber zum Ostgrat, der unten über die sog. Rot Wand abbricht. Steil, aber gut gestuft geht es auf Gras und Blockwerk bis zur Scharte nördlich des Gipfelgrats des Plasteikopfs und über diesen -anfangs leicht nach Westen in die Steilflanke ausweichend- auf den Vorgipfel (T5, eine kurze Passage auf dem Grat sehr ausgesetzt über Felsblöcke). Vom Vorgipfel in einfacher, aber etwas luftiger Gratwanderung zum Hauptgipfel mit Steinmann und Buch (T4+). Dort hat sich gerade ein Steinadler, der zuvor noch knapp über meinen Kopf geflogen war, majestätisch niedergelassen. Als ich den Gipfel betrete, erhebt er sich und segelt in beeindruckender Manier mit wenigen Flügelschlägen Richtung Valünatal.
Das Gipfelbuch weist pro Jahr im Schnitt kaum mehr als 10 Einträge auf, diese stammen nahezu alle von Einheimischen. Ein äusserst selten besuchter und einsamer Gipfel hoch über den Tälern der Valüna im Osten und der Lawena im Westen!
Der Abstieg vom Plasteikopf nach Süden und die folgende Überschreitung des Grats bis auf den Hinter Grauspitz/Schwarzhorn sieht von oben "gfürchig" aus, entpuppt sich dann aber als weit weniger grimmig. Wie so oft, hält man sich am besten so weit es irgendwie geht, an die Gratschneide, Umgehungen sind zwar (in der Westflanke) möglich, wären aber wohl mühsam und würden einen unnötigen Zeit- und Höhenverlust bedeuten. Selbst der felsige Gratabbruch im Abstieg vom Plasteikopf nach Süden lässt sich erstaunlich gut abklettern, in einem kurzen Abschnitt weiche ich dennoch in die steile, aber (vermutlich durch Steinwild) sehr gut gestufte Grasflanke westlich davon aus. Der ganze Grat ist übrigens mit Edelweiss übersät, die derzeit in voller Blüte stehen, herrlich!
Im folgenden Gratabschnitt finden sich entlang der Schneide immer wieder Wegspuren, kurz vor dem höchsten Punkt der Demmerahöhi (2302 m) folge ich einem deutlich ausgeprägten Schafpfad, welcher sich unterhalb der Gratschneide durch die Westflanke schlängelt. Um nicht zuviel Höhe zu verlieren und den "Gipfel" der Demmerahöhi nicht zu verpassen, steige ich allerdings irgendwann wieder zur Gratschneide auf, was überall unproblematisch ist. Auf dem höchsten Punkt der Demmerahöhi hat es weder Gipfelsteinmann noch -buch, ein eindrücklicher Gratzacken ist es aber allemal.
Weiter auf dem sehr schönen und spannenden Grat auf bald wieder deutlicheren Wegspuren im typischen Gemisch aus Schiefergestein und Schutt bis hinauf zum Grenzkamm, den man kurz unterhalb des Gipfels des Hinter Grauspitz (2574 m) erreicht (T4, ein steilerer Aufschwung). Kurz vor dem Gipfel überrasche ich noch ein Rudel Schneehühner, die -mit ihrer grauen Farbe im Geröll gut getarnt- ohne Eile vor mir herwatscheln. Am Gipfelkreuz mache ich bei noch immer freundlichem Wetter eine ausgiebige Rast und geniesse die erstaunlich gute Fernsicht. Im Südosten dominieren natürlich die vergletscherten Gipfel der Silvretta, im Süden ist die Berninagruppe gut auszumachen.
Durch den auffrischenden Südwestwind ist es augenblicklich gefühlte 10 Grad kälter, so dass ich bald wieder aufbreche. Da ich den höchsten Liechtensteiner, den Vorder Grauspitz (2599 m), bereits letzen Herbst einmal besucht hatte und sämtliche Wetterberichte für den frühen Nachmittag eine Regenfront angekündigt hatten, verzichte ich auf den kurzen, unschwierigen Abstecher auf das "Dach" des Fürstentums und steige auf dem Normalweg zum Ijesfürggli (2348 m) ab (T3, eine Stelle knapp oberhalb des Ijesfürggli T4).
Abstieg vom Ijesfürggli in ca. 1,5 h via Alp Valüna (dort obligatorische Einkehr, die hausgemachten Joghurt und Glacé-Spezialitäten sind sehr zu empfehlen) nach Steg, wo es just mit meiner Ankunft leicht zu nieseln beginnt. Perfektes Timing!
Auf der gesamten Runde (mit Ausnahme der Fahrstrasse im Valünatal) keine Menschenseele getroffen, und das am Wochenende im Sommer!
Fazit:
Der Gratabschnitt zwischen Plasteikopf und Hinter Grauspitz via Demmerahöhi ist eine echte Entdeckung: Landschaftlich schön, einsam, spannend und wild, dennoch bleiben die Schwierigkeiten im moderaten Bereich, so dass die Begehung geübten Alpinwanderern nur empfohlen werden kann.
Start an der Bushaltestelle

Nach Durchschreiten des Valünatals auf dem etwas öden Fahrweg zweige ich nach ca. 1 h beim Wegweiser an P. 1652 auf den Trampelpfad Richtung Notzhalda ab. Dort, wo der Trampelpfad entlang einer Vieheinzäunung nach links den Rasensporn hinaufführt, gehe ich weiter geradeaus, überquere wenig später den Bachlauf und steige geradewegs über Alpweiden und Grashänge zur markanten Geröllhalde bei P. 2090 (stellenweise etwas mühsamer Untergrund, T3).
Von der Geröllhalde blickt man direkt auf die abweisende Ostflanke unter dem Hauptgipfel des Plasteikopfs - ein Direktanstieg erscheint nicht ratsam, also quere ich aufsteigend hinüber zum Ostgrat, der unten über die sog. Rot Wand abbricht. Steil, aber gut gestuft geht es auf Gras und Blockwerk bis zur Scharte nördlich des Gipfelgrats des Plasteikopfs und über diesen -anfangs leicht nach Westen in die Steilflanke ausweichend- auf den Vorgipfel (T5, eine kurze Passage auf dem Grat sehr ausgesetzt über Felsblöcke). Vom Vorgipfel in einfacher, aber etwas luftiger Gratwanderung zum Hauptgipfel mit Steinmann und Buch (T4+). Dort hat sich gerade ein Steinadler, der zuvor noch knapp über meinen Kopf geflogen war, majestätisch niedergelassen. Als ich den Gipfel betrete, erhebt er sich und segelt in beeindruckender Manier mit wenigen Flügelschlägen Richtung Valünatal.
Das Gipfelbuch weist pro Jahr im Schnitt kaum mehr als 10 Einträge auf, diese stammen nahezu alle von Einheimischen. Ein äusserst selten besuchter und einsamer Gipfel hoch über den Tälern der Valüna im Osten und der Lawena im Westen!
Der Abstieg vom Plasteikopf nach Süden und die folgende Überschreitung des Grats bis auf den Hinter Grauspitz/Schwarzhorn sieht von oben "gfürchig" aus, entpuppt sich dann aber als weit weniger grimmig. Wie so oft, hält man sich am besten so weit es irgendwie geht, an die Gratschneide, Umgehungen sind zwar (in der Westflanke) möglich, wären aber wohl mühsam und würden einen unnötigen Zeit- und Höhenverlust bedeuten. Selbst der felsige Gratabbruch im Abstieg vom Plasteikopf nach Süden lässt sich erstaunlich gut abklettern, in einem kurzen Abschnitt weiche ich dennoch in die steile, aber (vermutlich durch Steinwild) sehr gut gestufte Grasflanke westlich davon aus. Der ganze Grat ist übrigens mit Edelweiss übersät, die derzeit in voller Blüte stehen, herrlich!
Im folgenden Gratabschnitt finden sich entlang der Schneide immer wieder Wegspuren, kurz vor dem höchsten Punkt der Demmerahöhi (2302 m) folge ich einem deutlich ausgeprägten Schafpfad, welcher sich unterhalb der Gratschneide durch die Westflanke schlängelt. Um nicht zuviel Höhe zu verlieren und den "Gipfel" der Demmerahöhi nicht zu verpassen, steige ich allerdings irgendwann wieder zur Gratschneide auf, was überall unproblematisch ist. Auf dem höchsten Punkt der Demmerahöhi hat es weder Gipfelsteinmann noch -buch, ein eindrücklicher Gratzacken ist es aber allemal.
Weiter auf dem sehr schönen und spannenden Grat auf bald wieder deutlicheren Wegspuren im typischen Gemisch aus Schiefergestein und Schutt bis hinauf zum Grenzkamm, den man kurz unterhalb des Gipfels des Hinter Grauspitz (2574 m) erreicht (T4, ein steilerer Aufschwung). Kurz vor dem Gipfel überrasche ich noch ein Rudel Schneehühner, die -mit ihrer grauen Farbe im Geröll gut getarnt- ohne Eile vor mir herwatscheln. Am Gipfelkreuz mache ich bei noch immer freundlichem Wetter eine ausgiebige Rast und geniesse die erstaunlich gute Fernsicht. Im Südosten dominieren natürlich die vergletscherten Gipfel der Silvretta, im Süden ist die Berninagruppe gut auszumachen.
Durch den auffrischenden Südwestwind ist es augenblicklich gefühlte 10 Grad kälter, so dass ich bald wieder aufbreche. Da ich den höchsten Liechtensteiner, den Vorder Grauspitz (2599 m), bereits letzen Herbst einmal besucht hatte und sämtliche Wetterberichte für den frühen Nachmittag eine Regenfront angekündigt hatten, verzichte ich auf den kurzen, unschwierigen Abstecher auf das "Dach" des Fürstentums und steige auf dem Normalweg zum Ijesfürggli (2348 m) ab (T3, eine Stelle knapp oberhalb des Ijesfürggli T4).
Abstieg vom Ijesfürggli in ca. 1,5 h via Alp Valüna (dort obligatorische Einkehr, die hausgemachten Joghurt und Glacé-Spezialitäten sind sehr zu empfehlen) nach Steg, wo es just mit meiner Ankunft leicht zu nieseln beginnt. Perfektes Timing!
Auf der gesamten Runde (mit Ausnahme der Fahrstrasse im Valünatal) keine Menschenseele getroffen, und das am Wochenende im Sommer!
Fazit:
Der Gratabschnitt zwischen Plasteikopf und Hinter Grauspitz via Demmerahöhi ist eine echte Entdeckung: Landschaftlich schön, einsam, spannend und wild, dennoch bleiben die Schwierigkeiten im moderaten Bereich, so dass die Begehung geübten Alpinwanderern nur empfohlen werden kann.
Tourengänger:
marmotta

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