Zillerplattenspitze (3147 m) - Aussichtswarte über dem Zillergründl


Publiziert von gero , 18. August 2013 um 10:36.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:16 August 2013
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1790 m
Abstieg: 1790 m
Strecke:Zillergründl (P Bärenbad) - Plauener Hütte (905 Hm, 3 Std) - Zillerplattenscharte - Zillerplattenspitze - Zillergründl (Schönangerl) - Hohenaualm - Bärenbad (24,4 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kurz vor Mayrhofen von der Zillertaler Hauptstraße abfahren: der Beschilderung ins Zillergründl folgen. Es geht durch einen langen Tunnel, der unmittelbar vor der Mautstelle der engen Straße ins Zillergründl endet. 7,60 Euro Maut für deren Benutzung erscheinen angemessen im Hinblick auf ihre Länge. Bis zum Ende der Mautstraße ca. 15 km bei Bärenbad fahren, dort etliche Parkmöglichkeiten (sofern das Zillergründl nicht überfüllt ist - in diesem Fall wird aber an der Mautstelle niemand eingelassen).
Kartennummer:Freytag & Berndt WK 152 (Mayrhofen - Zillertaler Alpen - Gerlos-Krimml))

Ich beginne meine Beschreibung mit der Anfahrt durch das liebliche Zillergründl - zunächst ist das Tal sehr eng und deshalb das Sträßlein ziemlich schmal; etwa nach der Hälfte weiten sich die Talauen etwas, und wenn man nach ca 15 km den Gasthof Bärenbad erreicht, steht man auf einer weitflächigen Almwiese im Angesicht der Staumauer - und des Kleinen Magner, der sich als erster einer Reihe von Gipfeln in einem Kamm erhebt, der bis zum Rauchkofel immer höhere Zacken trägt.


Teil 1: nächtlicher Aufstieg zur Plauener Hütte

Es gibt ein herzhaftes Abendessen, und - solchermaßen physisch und psychisch gestärkt - beschließe ich, meine Tour gleich zu starten und eine Nachtwanderung hinauf zur Plauener Hütte zu machen. Dies umso mehr, als man sie von Bärenbad aus bereits hoch oben am Hang liegen sieht; beschienen von der Abendsonne, funkelt sie zu mir herunter und übt eine magische Anziehungskraft aus.

Um 20 Uhr starte ich also - noch bei Tageslicht - am Gasthof Bärenbad (ca. 1450 m; er ist allerdings nicht mehr in Betrieb, gleich nebenan hat die Bärenbadalm den Wirtsbetrieb übernommen), und gut beschildert und markiert geht es einen Waldsteig (Nr. 502) hinan Richtung Stausee Zillergründl. Als ich den Fuß der Staumauer erreiche, wird es dunkel, und deshalb benutze ich statt des Wanderweges nun die Werkstraße der Talsperre, um weiter anzusteigen. Diese geht sich im Dunkeln etwas bequemer als der Steig; die Straße führt in einem parabelförmigen Bogen durch einen trotz nächtlicher Stunde gut beleuchteten Tunnel (eigentlich für Fußgänger gesperrt), und nach 70 Minuten habe ich die Mauerkrone erreicht (ca. 1850 m). Bis hierher kann man tagsüber ab Bärenbad auch mit Bussen fahren.

Die Werkstraße führt nun noch ein ganzes Stück weiter - genauer gesagt, bis zur Hohenau-Alm am hinteren Ende des Speichersees; von dort werde ich am nächstenTag wieder absteigen. Ab Mauerkrone geht es sogleich durch einen weiteren, ebenfalls beleuchteten Tunnel, danach streng bergauf, und kurz nach dem Kulminationspunkt der Werkstraße (sie führt wieder bergab) erreiche ich die Stelle, wo nunmehr endgültig ein Wanderweg hinauf zur Plauener Hütte abzweigt (Wegweiser; 90 Minuten ab Bärenbad).

Im Dunkeln geht es diesen Steig (weiterhin Nr. 502) hinauf zur Plauener Hütte (2364 m), die ich gegen 23:30 Uhr erreiche, also 3 Std. nach Abmarsch in Bärenbad. Der gesamt Weg ist so gut ersichtlich, daß ich keine Taschenlampe benutzt habe; allerdings lugte der Halbmond gerade noch über den Magnerkamm und bot mir ausreichend Licht, um mich zurecht zu finden.

Natürlich ist um diese Zeit längst Hüttenruhe - ich suche mir ein geeignetes Plätzchen zum Übernachten und finde dieses in Form des Trockenraumes im Keller, wo ich mein Biwakzeug auspacke (ich bin notfalls auch immer für ein Freibiwak gerüstet) und auf einer Holzbank die nicht sonderlich lange Nacht verbringe.


Teil 2: Aufstieg zur Zillerplattenspitze

So still, wie ich abends gekommen war, schleiche ich mich um 4:50 Uhr auch wieder von dannen. Noch wölbt sich ein wunderbarer Sternhimmel über mir, aber er verblaßt innerhalb weniger Minuten und macht der Dämmerung Platz.

Von der Plauener Hütte weg führen Markierung und Beschilderung zur Zillerplattenscharte und damit zur gleichnamigen Spitze entlang des Hannemannweges; dieser Steig (Nr. 502) macht anfangs die Benutzung der Stirnlampe nötig, denn es geht über viel Blockwerk. Er führt nördlich weit oberhalb des Speichersees Zillergründl ohne wesentliche Steigung dahin und bietet einen prächtige Aussicht auf den gegenüberliegenden Magnerkamm, der Erhebungen in Form des Kleinen Magners (2589 m) und des Großen Magners (2873 m), der Magnerkarköpfe (2892 m), der Kleinspitze (3170 m) und schließlich des Rauchkofels (3252 m; auch: Rauhkofel) trägt.

Der Steig erreicht den unscheinbaren Marcherkopf (2378 m), quert danach in langem Bogen das Hohenaukar (Kote 2392 m) und erreicht etwa nach 90 Minuten den Punkt, wo vom Hannemannweg der Anstieg zur Zillerplattenscharte und -spitze abzweigt (Wegweiser; ca. 2450 m).

Nun wird aus der bisher gemütlichen Wanderung eine anstrengende Bergtour: steil geht es bergan, viele Steinmänner und Markierungen führen unfehlbar anfangs über Wiesengelände, später in eine große Geröllhalde (weiterhin Steig Nr. 502). Durch diese gehts hinauf zur Zillerplattenscharte (2887 m, knapp 3 Std. ab Plauener Hütte), welche ein großer Steinmann ziehrt. Von hier aus könnte man ostseitig absteigen in das Windbachtal und zum Krimmler Tauernhaus - für mich aber steht der Schlußanstieg zur Zillerplattenspitze auf dem Programm.

Aber wie sieht der Weiterweg aus! Der Südgrat meines Zielgipfels ist eine 250 m hohe, steile Aufeinanderschichtung grober Felsblöcke. Die folgende Stunde dort hinauf erweist sich deshalb als ziemlich anstrengende Kraxelei über dieses Blockwerk, die stellenweise durchaus den ersten Grad erreicht. Man bewegt sich hier in alpinem Gelände: beidseits teilweise Steilflanken, der Grat kulminiert zweimal in einer Kuppe, wobei die erste Kuppe (gleich oberhalb der Zillerplattenscharte) westseitig in Schuttgelände umgangen werden kann (vgl. die Abstiegsspur meines GPS-Tracks). Im Bereich der zweiten Kuppe folgt man einer auffallenden Quarzader (große, weiß glitzernde Quarzblöcke!), und im übrigen tut man gut daran, mit Ausnahme weniger Stellen möglichst genau am Grat zu bleiben: die Westseite ist sowieso unzugänglich, und die Ostseite haltloses Geröll auf schmierigem Untergrund. Etwa in halber Höhe unterbricht eine Plattenflucht den Blockgrat - an ihrer linken Berandung kommt man weiter, hier ist die Blockkraxelei vorübergehend etwas ausgesetzt. Danach ist das Terrain zusehends weniger steil und anspruchsvoll, und nun ist endlich auch das kleine Gipfelkreuz sichtbar.

Der Südgrat beginnt unmittelbar in der Zillerplattenscharte; hier gibt es keine Markierung und keinen Wegweiser zur Zillerplattenspitze. Nach wenigen Minuten finden sich dann aber Steinmänner, denen man gut bis zum Gipfel folgen kann. Tip: Stöcke in der Scharte zurücklassen, sie sind angesichts der folgenden Block-Kraxelei eher hinderlich.

Die Mühe lohnt sich schlußendlich: um 8:40 Uhr, also 4 Std. nach Abmarsch von der Plauener Hütte, stehe ich droben auf der Zillerplattenspitze (3148 m). Ein Aussichtspunkt der Extraklasse: zum westseitig gelegenen Magnerkamm ist nun in nördlicher Lage die Reichenspitze mit ihren Trabanten gekommen, im Osten wird das Bild von der Venedigergruppe geprägt, und im Süden sind die Dreiherrnspitze und die Rötspitze die Hauptattraktionen.

Der Gipfel präsentiert sich als erstaunlich geräumiger Platz, dessen höchsten Punkt das relativ kleine Kreuz markiert. Nach Süden zieht die im Aufstieg westlich tangierte Blockflanke zur Zillerplattenscharte und zum Eissee (s. Fotos) hinunter, jenseits der Scharte führt ein scharfer Blockgrat weiter zum Keeskarkopf (2923 m). Nach Norden stellt ein mit Scharten und Türmchen besetzter, ziemlich scharfer und insgesamt abweisender Grat den Anschluß hinüber zur nur 15 m niedrigeren Rainbachspitze (3131 m) dar. Ostseitig fällt eine Steilflanke tief hinunter ins Windbachtal und zum Krimmler Tauernhaus ab, und die Westseite des Berges präsentiert sich als zerrissene Plattenflucht, die auf dem kleinen, jedoch spaltigen Hohenau-Kees fußt.

Trotz der blockwerkbedingten Aufstiegsmühe ist die Zillerplattenspitze kein selten bestiegener Berg: das Gipfelbuch ist gut gefüllt mit Einträgen. Ich habe jedoch den Gipfel heute ganz für mich allein; niemand ist mir gefolgt, es ist absolut still, und kein Lüftchen regt sich. So liege ich eine Stunde in der Sonne, genieße mein Dasein und bin zufrieden.


Teil 3: Abstieg und Rückkehr nach Bärenbad

Wie würde sich die nicht ganz triviale Blockkletterei im Abstieg hinunter zur Scharte gestalten? Die Frage zehrt im Unterbewußtsein am Gemüt, aber als es dann so weit ist, zeigt sich die Kraxelei doch wesentlich angenehmer als befürchtet. Ich turne von Block zu Block (wie schon im Aufstieg: Achtung, volle Konzentration, manche Blöcke wackeln, oft sind auch Klüfte dazwischen und darunter - Unfallgefahr!), wobei ich den untersten Gratkopf (unmittelbar über der Zillerplattenscharte) westseitig, auf Steigspuren absteigend, umgehe und kurz unterhalb der Scharte wieder auf den offiziellen Steig Nr. 502 treffe. Flott geht es dann hinunter bis zum Hannemannweg.

Und jetzt - auf kürzestem Weg zurück zur Plauener Hütte oder weiter ins Zillergründl hinein, das Gelände Richtung Heilig-Geist-Scharte (Grenze zu Italien) erkunden und dann im Talgrund absteigen? Ich entscheide mich für die zweite Variante und wandere Auf Steig Nr. 517 noch ein Stück Richtung Süden. Schon nach 10 Minuten zweigt ein  bezeichneter Weg (ebenfalls Nr. 517) ab hinunter in den Zillergrund. Ihm folge ich durch zusehends liebliches Wiesengelände und erreiche den hinteren Zillergrund am Schönangerl (ca. 2200 m), einem Weidegrund mit größeren Felsblöcken. Und wieder erwartet mich ein Wegweiser, er signalisiert weitere 2 Std. Rückweg bis zur Staumauer bzw. 3 Std. Marsch bis Bärenbad. Auf Steig Nr. 517/502 geht es bergab an das hintere Ende des Speichersees Zillergründl; hier ist die Hohenau-Alm (1868 m) ein von Tagestouristen ziemlich stark frequentiertes Ausflugsziel - die Zivilisation hat mich wieder!

Zum Schluß geht es in nunmehr bequemer, aber langer Schlenderei auf der anfangs erwähnten Werkstraße oberhalb des Sees zurück zur Staumauer; im Bereich des Abzweigs zur Plauener Hütte sind nochmals 55 Hm Gegensteigung zu bezwingen, die zusehneds müden Beine protestieren, aber es hilft nichts: hinauf! Von der Mauerkrone ist es dann nicht mehr weit hinunter nach Bärenbad - eine lohnende Bergtour ist Vergangenheit.


Nachwort

- Im Bereich der Tunnel bei der Staumauer hatte ich das GPS ausgeschaltet, da kein Empfang; die Track-Aufzeichnung ist in diesen Bereichen eine gerade Linie.

- Die reine Gehzeit ist nicht ohne weiteres anzugeben, sie beträgt aber natürlich weniger als die 12 Std, die unter "Tourdaten-Zeitbedarf" ausgewiesen ist. Sie könnte aus den Zeitdaten der Fotos zurückgerechnet werden; ich schätze etwa 9 Std.

- Auf der Tour gibt es bis zum Abzweig zur Zillerplattenscharte viel Wasser; die Feldflasche kann also immer wieder aufgefüllt werden, es ist nicht notwendig, einen allzu großen Wasservorrat aus dem Tal heraufzuschleppen.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 17427.gpx Von Bärenbad auf die Zillerplattenspitze

Galerie


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Kommentare (5)


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Tef hat gesagt:
Gesendet am 19. August 2013 um 20:45
Servus Georg,
wie lange ist denn die Fahrtzeit von der Autobahnausfahrt in etwa bei normalen Verkehreverhältnissen? hab immer sbissal Angst vorm Zillertal, weil es sich so zieht....
beste Grüße
Tef

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. August 2013 um 21:58
Also, bei meiner Anfahrt ging es ohne jegliche Behinderung durch das gesamte Zillertal - aber ich war natürlich auch erst gegen 18 Uhr dort unterwegs, da ist nicht viel los.
Ohne auf die Uhr geschaut zu haben - ich schätze mal 20 Minuten von Straß bis Mayrhofen bei gemütlicher Fahrweise. Übrigens fahr ich nicht Autobahn, sondern Holzkirchen-Tegernsee-Achensee.

Gruß, Georg

Felix hat gesagt:
Gesendet am 20. August 2013 um 09:49
gratuliere, lieber Georg

da hast ja wieder eine tolle Tour - bei schönstem Wetter - "hingelegt"; das gefällt!

Herzlich, Felix

Chiemgauer hat gesagt:
Gesendet am 20. August 2013 um 21:51
Servus Georg,
die Tour habe ich auch schon lange auf meiner Liste, aber leider hat es bisher noch nicht geklappt. Zum Glück dauert der Sommer noch etwas an ;-)
Gruß,
Hans

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2013 um 19:24
Hat sich seit heute erledigt ;-)


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