Zillerplattenspitze 3148m - Groß-Tibet

Zum erstenmal überhaupt gehe ich vom Heilig-Geist-Jöchl weiter nach Österreich als nur zum Brunsn ;-) Dieses Mal steige ich hinab ins Nordtirolische, bis nach Tibet. Unten im Zillergrund befindet sich nämlich das sogenannte Klein-Tibet, eine grandiose Landschaft, buddhistisch angehaucht. Ich bleibe ein Stück oberhalb, in nicht weniger grandiosem Ambiente in "Groß-Tibet"
Meine Runde ist weit, sehr weit, schon der Abstieg vom Jöchl bringt mich in ungeahnte Tiefen. Erst auf 2470m, nach einem langen Marsch unterm Seekarkogel herum, zweigt die Markierung zur Zillerplattenscharte ab und ich gewinne wieder Höhe.
Und ich gewinne sie sehr mühsam, schon jetzt spüre ich erste Ermüdungserscheinungen, die Sonne bletzt unbarmherzig und die 400 Höhenmeter bis zur Scharte tun weh. Oben angekommen öffnet sich der Blick auf den herrlichen Eissee und links zieht der Grat zur Zillerplattenspitze, den Gipfel kann ich nicht auslassen. Angeblich alles im Einsergelände machbar, aber schon leiten mich die Steinmänner zu einem ersten 2er-Wandl. Vermutlich könnte man auch im Schotter nebenan ausweichen, eleganter und sicherer sind die Felsen nahe am Kamm.
Die Route ist gut mit Steinen markiert und sie zeigen die beste Linie zum Gipfelkreuz. Das Panorama ist gewaltig, heute herrscht glasklare Fernsicht wie selten. Doch noch mehr als all die Gipfel am Horizont zieht der Eissee die Blicke auf sich, ein außergewöhnlich schöner, tiefblauer Bergsee.
Nicht zuletzt wegen der sengenden Hitze zieht es mich bald wieder in die Tiefe dem kühlen Nass entgegen. Mit der notigen Vorsicht steige ich ab zur Scharte und folge der großzügigen roten Markierung zum Eissee. Ich kann nicht wiederstehen, es braucht dringend Abkühlung, ich reiße mir die Kleider vom Leib und teste die Wassertemperatur.
Bestens erfrischt gehe ich die letzte, schwere Etappe über den Krimmler Tauern an. Bis auf 2360m muss ich absteigen, bevor ich die 300 Höhenmeter zum Übergang unter die Beine nehmen kann. Die Schritte werden schwer, am Tauern brauch ich eine schöpferische Pause mit Apfel. So schaffe ich die letzten Kilometer nach Hause, zurück von meiner Reise nach Groß-Tibet.