Val Chironico


Publiziert von Ibex , 16. August 2013 um 13:54.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:11 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Campo Tencia   Gruppo Madöm Gross   Gruppo Pizzo Barone 
Zeitbedarf: 2 Tage 9:00
Aufstieg: 2600 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:Chironico - Rifugio Alpe Sponda - Alpe Gardiscio - Rifugio - Bassa del Barone - Rifugio - Passo di Ghiaccaione - Pizzo Forno - Alpe Sponda - Chironico
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus nach Chironico
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Alpe Sponda (SAT Chiasso)

Auf Einladung eines ehemaligen Kommilitonen aus Basler Studienzeiten, ging es nach einer gefühlten Ewigkeit für mich mal wieder über den Gotthard hinweg ins Ticino. Genauer: Ins malerische Val Chironico. Der Hüttenaufstieg war steil und auf dem "offiziellen" Weg, via Piano del Ör, lag der Pfad an ein paar Stellen unter relativ frischen Hangrutschungen und mächtigen Fichten begraben. Durch tendenziell eher hangäufwartiges Umgehen, kam man aber trotzdem gut durch und so erreichte ich nach 2,5h ab dem Busaustieg in Chrionico das Rifugio Alpe Sponda (1997m). Am sonnigen Südhang hoch über dem Ticinetto gelegen, bekam es letztes Jahr eine Renovierung der Dämmung inkl. Fenster und der Sänitaranlagen, sowie eine großzügigere Terrasse im Innenraum. Man fühlt sich sofort sehr wohl und gut aufgenommen, nicht zuletzt durch die netten Hüttenwarte. Nach dem Cena streunerte ich noch etwas um die Hütte herum und fand dann auch zeitig, nach der sehr langen Anreise (nicht zuletzt bis nach Chironico selbst) den Weg ins Bett.

Am Samstag (10.08.) war es dann Zeit für ein paar Erkundungen in der näheren Umgebung. Zunächst in Richtung Norden, zur Alpe Gardiscio. Man folgt dafür am besten bis Töira dem weiss-rot-weiss markierten Weg gen Ghiacciaione und schwenkt dann nach Westen ab. Spuren sind eindeutig vorhanden, nicht dass ich selbige gebraucht hätte: Einer der vier Border Collies von der Alpe Sponda (kurz unterhalb des Rifugio gelegen) war gleich als ich aus der Tür trat mit mir hoch gelaufen und zeigte mir den Weg ganz von alleine ;-) Laut Hüttenwart läuft er gerne mit Wanderern bis zum Ghiacciaione und dann wieder zurück. Nach einer längeren Pause ging es dann wieder hinunter, um mich mit dem eintreffenden Studiekollegen und seinen mitgereisten Freunden zu treffen. Einem gemeinsamen Mittag folgte dann noch ein kurzer Ausflug auf die andere Seite des Ticinetto. Über die Alpen Vedle und Campioni musste selbiger Strom allerdings auch überquert werden, was zu einer spannenden Angelegenheit wurde, weil noch ein mächtiges Schneefeld die Standardroute blockierte. Etwas das so spät im Sommer nur selten vorkommen dürfte, wette ich, dieses Jahr aber irgendwie logisch ist. Trotz "später" Stunde war der Schnee noch relativ hart, was ich als angenehm empfand. An der gefühlt dicksten Stelle (einige Löcher war schon zu sehen, so auch am offiziellen, markierten Weg) gingen wir auf den Steilhang der Campioni Alpe über. Nun wurde es, wegen der sehr steilen Wegführung und der tiefstehenden Sonne, bedeutend schwerer die weiss-rot-weissen Markierungen zu finden und der abfliessende Regen der letzten Tage machte das ganze auch nicht einfacher. Nach etwas balancieren und abkürzen hier und da, gelangten wir letztlich aber doch zur grossen Geröllwüste direkt unterhalb des Pizzo Barone. Hier ändert die Markierung auf weiss-blau-weiss und führte uns über die letzten Schneefelder in steilem Gras und Geröll bis zum Bassa del Barone (2585m). Der äußerst starke Wind verscheuchte uns allerdings zeitig. Wieder durch das Meer aus Bächen wandelnd, in diesem wunderbar wilden Winkel des Val Chironico, kamen wir nach vielen Fotostops zum Abendessen zurück auf der Hütte an.

Nach ein paar Gläsern herrlichem aber "kräftigem" Tessiner Wein zu viel, kamen wir am nächsten Tag nicht mehr ganz so leicht aus den Federn ;-) Aber zwei starke Tassen Kaffee später ging es kopftechnisch wieder erstaunlich gut - und die frische Bergluft tat ihr übriges. Als ich kurz vor meiner Abreise am Freitag die Wetterprognosen angeschaut hatte, war neben einem schönen Sa auch ein bis zum Nachmittag ebenbürtig klarer So angesagt worden. Leider Pustekuchen, denn viele hohe Quellwolken waren in den Morgenstunden aufgezogen. Aber so lange es trocken blieb, wollten wir auf unser großes WE-Ziel, den Pizzo Forno, an jenem 11.08. nicht verzichten. Also auf gleichem Weg wieder bis zum Laghetto auf ca. 2500m und von dort dann direkt und sehr steil den Hang hinauf zum Passo di Ghiacciaione. Gerade im letzten Teil, wo der den gesamten Pizzo Forno (2907m) durchziehende Felsgürtel zu überwinden ist, verdient der Pfad meiner Ansicht nach einen ebensolchen Markierungswechsel wie am Bassa del Barone, denn die feuchten und abschüssigen Granitplatten empfanden wir als nicht ganz ohne. Auf dem Pass angekommen, querten wir dann in dünnem Gras und Schotter bis zur großen Geröllhalde die den SW-Hang des Forno bildet. Ab hier hieß es dann meinem Kollegen zu vertrauen, der den Berg seit er Acht Jahre Alt ist mindestens einmal pro Saison gelaufen ist und somit die beste Route durch die großen Blöcke kannte. Ansonsten müsste man sich an den von unten nicht immer klar hervorstechenden Steinmannli orientieren. Die Kletterei ist unschwierig, wenn man wie mein Kollege die lockeren und beweglichen Steine bereits auswendig kennt. Das letzte Stück gingen wir dann auf dem Grat, bis zu einem kleinen Felsturm. Diesen könnte man direkt überklettern (II) - oder auf einem Geröllband, mit wunderbarem Tiefblick auf die 1200m unter den Füssen gelegene Alpe Piumognia, umgehen. Selbiges taten wir und standen schließlich auf dem höchsten Punkt, ohne Kreuz aber mit dafür mit Steinmannturm und Gipfelgamelle. Großartige Fernsicht hat man theoretisch vom Pizzo Forno, weshalb ich ursprünglich schon immer mal dort hinauf wollte. An klaren Tagen umfasst sie alle wichtigen Gebirgsgruppen der Schweiz mitsamt ihrer "Stars", wie etwa Dufourspitze, Finsteraarhorn, Dammastock, Tödi, Rheinwaldhorn und Piz Bernina. Wir mussten uns mit deutlich weniger begnügen, der Tiefblick auf die Leventina war aber unerwartet eindrücklich.

Nach etwa einer halben Stunde machten wir uns wieder an den Abstieg. So richtig in die Knie gingen am Ende vor allem die Höhenmeter von der Hütte nach Chironico. Der deutlich schönere aber auch ausgesetztere Zustieg über Piano Cassina di Sotto (auf dem Wegweiser bei P.1828 ist Chironico offenbar aus Sicherheitsgründen überklebt worden, es waren ein paar neuere Kreuze für abgestürzte am Weg), ist in jedem Fall zu empfehlen. Über Cala und Sgnoi landeten wir dann endlich beim Auto der Kollegen am Parkplatz Valle, von wo aus sie mich noch auf den Zug in Faido brachten. Alles in allem ein tolles Weekend im viel zu selten besuchten Tessin, das im nächsten Jahr ein Revival erfahren wird. Dann wird auch mindestens einer der großen Gipfel rund um das Val Chironico besucht - mit Vorliebe, da ich die Hütte gerne wieder nutze, der Campo Tencia via Passo Soveltra.

Tourengänger: Ibex


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