Mädelegabel 2645m - Ein Kreis schließt sich


Publiziert von georgb , 8. August 2013 um 21:40.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:18 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Oberstdorf-Faistenoy-Parkplatz Renksteg

Einst war die Mädelegabel meine allererste ernsthafte Bergtour überhaupt, mit 15 Jahren, naiv und ohne alpine Erfahrung, dafür voll im Saft und mit elastischen Gelenken. Grund genug, es Jahrzehnte später mit mehr Erfahrung, aber weniger Saft nochmal zu versuchen.
Eine Deutsch-Südtiroler Vierer"seilschaft" und ein Labradudel machen sich auf den Weg. Den Bus nach Birgsau um 5 Minuten verpasst, gehen wir die gesamte Strecke bis Einödsbach aus, noch sind wir ja frisch. Doch bald fordern die extremen Temperaturen (im Radio haben sie vor sportlichen Aktivitäten gewarnt!) die ersten Opfer, 2 Mitstreiter lassen sich zurückfallen im Aufstieg durchs Bacherloch, das in diesen Tagen eher einem tropischen Urwald gleicht, mit blutsaugenden Vampiren in Form von Bremsen! 
Am Waltenberger Haus angekommen, schweißgebadet, weigern sich auch Herrchen und Hund mich weiter zu begleiten. Doch nach der langen Anfahrt kann ich nicht einfach aufgeben und so ists wie beim erstenmal: alleine weiter Richtung Gipfel. So richtig alleine ist man natürlich in dieser Gegend nie, zu beliebt ist der nahe Heilbronner Weg und zu bekannt die Berge drumherum. Zurecht ein gut besuchtes Stück deutscher Alpen, drüben, die Rappensee- und die Mindelheimer Hütte platzen regelmäßig aus allen Nähten.
So gesehen ist es heute eher einsam, dem Wetter oder auch der fortgeschrittenen Tageszeit zu verdanken. Ich stapfe weiter, mit schleppendem Schritt hinauf über ein paar seilgesicherte Aufschwünge zur Bockkarscharte und weiter auf den Schwarzmilzferner. Der zeigt sich heuer wegen des langen Winters sogar relativ schneereich und trittfest. Am anderen Ende dann der schöne, wohltuend eisenfreie Grat, der in Kürze in angenehmer Kraxelei (I)  zum Gipfel führt. Erschöpft, aber glücklich und berührt, ziehen die letzen 30 Jahre an mir vorbei, Quatsch: wenn ich ehrlich bin, kann ich mich kaum noch an das erste Mal erinnern und außerdem bin ich viel zu müde für irgendwelche Sentimentalitäten.
Schnell lass ich mich ablichten und zurück, die Kollegen warten schließlich auf der Hütte. Von der Scharte aus sind noch genug Schneereste zum lustigen Abfahren und dabei hätte ich um ein Haar zwei in der Sonne gelangweilt dösende Steinböcke übersehen! Es klopft das Herz, nicht nur vor Anstrengung.
Zurück auf dem Waltenberger Haus schmeckt mir die Apfelschorle gut wie selten, meine Freunde sind schon fast verbraten und haben sich durch die halbe Speisekarte gefuttert beim Warten, aber es hat sich mehr als gelohnt. Mit weichen Knien schleichen wir zu Tal, zum Glück jetzt ohne fliegende Monster und bei angenehmeren Temperaturen.

Tourengänger: georgb


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