Mädelegabel mit Wildengundkopf als Abstiegsvariante


Publiziert von maxl , 19. September 2011 um 02:16.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:16 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach Oberstdorf. Dort der Beschilderung "Fellhornbahn" folgen und bis zum Parkplatz in Faistenoy (2.50€). Günstig mit dem Radl nach Einödsbach
Unterkunftmöglichkeiten:Waltenberger Haus

Endlich mal wieder eine Gelegenheit, das gute Wetter auszunutzen. Letzten Freitag ging's auf die Mädelegabel im Allgäu, ein leider ziemlich überlaufener Gipfel, dafür aber auch ein phantastischer Aussichtspunkt und immerhin 4.-höchster Allgäuer Gipfel. Weit begehrenswerter wäre für mich zwar die benachbarte Hochfrottspitze, doch im Alleingang traute ich mir diese nicht zu und auch sonst zweifele ich daran, ob dieser Berg für meine bescheidenen Fähigkeiten geeignet ist. Aber mal sehen.

Start um halb neun in Faistenoy. Von dort aus erst mal mit dem Radl die ersten 200hm nach Einödsbach hinaufstrampeln, zwar nur mäßig steil, im zweiten Teil aber doch schon ziemlich anstrengend. Die Mitnahme des Fahrrads erspart einem auf dem Rückweg einen knapp 1-stündigen Hatscher, das lohnt sich gerade mal so eben. Radldepot dann in Einödsbach und hier nach links dem breiten Weg richtung Waltenberger Haus folgen. Der Weg wird schon bald zum Steig, der da und dort etwas glitschig ist (schattseitige Exponation). Ich musste mich durch Herden von Kühen schlängeln, meisterte aber auch diese Herausforderung gekonnt und kam so recht bald ins Bacherloch. Der Steig steilt mächtig auf, verläuft für lange Zeit genau richtung Talschluss (das Schneeloch), zweigt irgendwann aber nach links ab und gewinnt die östliche, schrofig-grasige Begrenzung des Bacherlochs. Hier gibt es ein paar durchaus ausgesetzte, jedoch üppig versicherte Passagen, wohl mit T3 zu bewerten. Für einen Hüttenzustieg auf jeden Fall schon recht anspruchsvoll. Bald wird das Gelände wieder einfach, und das Waltenberger Haus, das im letzten grasigen Abschnitt des Hanges liegt, kommt in Sicht, direkt darüber der westliche Berg der guten Hoffnung. Die kleine, gemütliche Hütte erreiche ich gute zwei Stunden nach dem Start in Einödsbach, allerdings mit wenigen Pausen. An der Hütte mache ich erstmal ausgiebig Rast.

Bald jedoch wirds mir hier zu laut: eine min. 10-köpfige Rentnergruppe sitzt vis a vis auf der Terrasse und lässt sichs ausgesprochen gut gehen. Es sei ihnen gegönnt, sicher, aber es ist doch bemerkenswert, zu was für animalischen Geräuschen sich mehrere Männer in den besten Jahren (65+) hinreißen lassen, sobald sie in Rudeln in die Berge gehen. Sobald auch nur eine Frau dabei ist, ist im Normalfall freilich Ruhe, aber männliche single-sex-Gruppen finde ich oft ziemlich unerträglich. Macht ja nix, so hab ich einen Grund, weiterzugehen und wieder in friedlichere Umgebung hineinzugelangen. Vom Waltenberger Haus kann man zwischen dem ziemlich ruppigen Anstieg durchs Hintere Bockkar in die Socktalscharte und dem zivilen Steig durchs Vordere Bockkar in die Bockkarscharte wählen. Ich nehme den letzteren, und habe nun etwa 300hm Anstieg durchs Geröll vor mir. Blickfang während dieses Anstieges sind die beiden Berge der Guten Hoffnung, markante Gratausläufer der Hochfrott. Zudem treffe ich mal wieder auf Steinböcke, was für ein Glück!!! Nach dem Geröll kommen noch etwa 100hm durch schrofiges Felsterrain, mit künstlichen Tritten und Seilsicherungen versehen. Klettern muss man allerdings nicht. Eine Stunde nach der Hütte etwa bin ich in der Bockkarscharte und kann nun auch die andere Seite der Bergwelt, nämlich mitunter die Lechtaler Alpen, bewundern.

Hier trifft man auf den Heilbronner Höhenweg, ein bei gutem Wetter selbst werktags und ferienfrei gut frequentierter Steig über den Allgäuer Hauptkamm. Dieser zieht von rechts vom Bockkarkopf herunter, ich verfolge ihn nach links, steige etwa 50hm um den Gipfelkörper der Hochfrott ab und erreiche die traurigen Reste des Schwarzmilzferners (knöcheltiefer Schneematsch), den ich nun ohne größere Spaltengefahr:-) durchschreite. Danach wieder ein Stückchen bergauf um den Fuß der Mädelegabel herum, die es über den Ostgrat zu gewinnen gilt. Dieser ist äußerst zahm, wenige Stellen I, auch moderat ausgesetzt, lediglich wegen dem speckigen, abgeriebenem Fels muss man aufpassen (m.E. T4-). Etwa eine Stunde nach der Bockkarscharte erreiche ich den Gipfel und raste dort ein Stündchen - es ist nicht zu viel los und die Leute oben sind auch sehr nett. Ein jüngerer Bergkamerad meinte, einen Steinadler gesehen zu haben - anscheinend nisten in der Gegend wirklich gerade ein paar. Ein anderer Bergsteiger kam vom Mädelegabel-SW-Grat, er trieb sich vorher auf der Hochfrottspitze rum - er war leider etwas wortkarg. Die Gipfelschau war schier unendlich, schöne klare Luft und reinstes AKW.

Bis zum Waltenberger Haus stieg ich auf dem gleichen Weg wieder ab (das Vordere Bockkar eignet sich im oberen Teil übrigens ganz gut zum Abfahren, was irgendwie trotzdem kaum einer macht). Von dort allerdings entschloss ich mich, noch eine kleine Extrarunde zu drehen und bog an der Hütte auf dem zwar markierten, aber nicht offiziellen Steig richtung Wildengundkopf (nicht zu verwechseln mit den Wildgundköpfen im vorderen Teil des Himmelschrofenzugs) ab. Dieser startet direkt hinter der Hütte (am Schild "privat" vorbeigehen) und quert die N-Flanken von Hochfrottspitze und Trettachspitze. Ein Stelle, die auch etwas ausgesetzt ist, ist inzwischen vorbildlich versichert. Es geht etwas ruppig dahin, auch einige Höhenmeter sind in den Hangquerungen noch zu bewältigen, bevors dann endlich zum Wildengundkopf geht. Dieser ist die erste Graskuppe in den Ausläufern der Trettachspitze, der letzte Gipfel im Himmelschrofenzug. Eigentlich gar kein echter Gipfel, sondern ein Doppel-Gras-Buckelchen, das man weglos ein paar Meter abseits des Steiges mitnehmen kann, nichtsdestotrotz ein super Aussichtspunkt gerade für das östlichere Allgäu. Besonders die Höfats zeigt sich hier schön. Vom Wildengundkopf nun recht steil bergab zum Spätengundkopf (ein noch unbedeutenderer Gratpunkt), von dem aus man nun scharf nach links abbiegt und auf steilem Pfad richtung Hinterer Einödsbergalm absteigt. Dort ist die Wegfindung nicht mehr ganz einfach, Markierungen gibt's schon lange keine mehr und das Gelände ist von dem Vieh sehr schlammig. An der Alm tendenziell links halten und bald schon wieder auf guten Spuren durch den Wald bergab. Man kommt schließlich auf dem Weg von Einödsbach ins Bacherloch wieder raus, und zwar ganz kurz hinter Einödsbach. Wählt man diesen Weg als Anstieg, so muss man etwas suchen, weder Beschilderung noch Markierungen sind vorhanden. Er zweigt aber von dem beschriebenem Anstiegsweg in sehr großem Winkel (fast 180°) ein kurzes Stück nach dem Weidezaun ab und wird nach wenigen Metern recht deutlich. Als Variante zum Bacherloch durchaus zu empfehlen, ist doch die Schau über den Himmelschrofenzug schon sehr schön. Als eigenständige Gipfeltour sind Wildengundkopf und Spätengundkopf vielleicht etwas mau, aber als Anstiegsalternative zum Waltenberger Haus sicher nicht zu verachten. Schwierigkeit T3.

So hatte ich also eine schöne, aber recht ausgedehnte Rundtour. Als ich wieder in Einödsbach ankomme, fängts schon langsam an zu dämmern, und ich freue mich, dass ich jetzt nur noch mit dem Radl rauszurollen brauche. Geht man diese Tour nach, bitte Vorsicht, genügend Zeit einplanen. Sonst uneingeschränkt zu empfehlen!

Tourengänger: maxl


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Kommentare (2)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 19. September 2011 um 13:31
Interessant, für den Höhenweg vom Waltenberger Haus zum Wildengundkopf hatte ich mich früher auch mal interessiert, hatte aber damals nur schlechtes darüber gelesen (z.B hier: http://www.alpic.net/forum/index.php/topic,1142.0.html), aber das scheint sich ja gebessert zu haben. Ich behalte es mal auf dem Radar, falls ich irgendwann mal wieder im Westallgäu unterwegs bin.

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. September 2011 um 15:22
jo, den Artikel hatte ich auch gelesen. Aber da scheint sich einiges getan zu haben. Es ist zwar hin und wieder etwas abschüssig, aber an der einzig etwas heiklen Passage sind frische Seile, also kein Problem. Man muss nur wiegesagt wegen der Zeit etwas aufpassen, ich hab an der Einödsbergalm den Weg verloren, ihn zwar gottseisank bald wiedergefunden, aber da wars auch schon etwa halb sieben, ein längerer Versteiger also nicht mehr drin.


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